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Popkultur

Dracula, eine Marionette und Quentin Tarantino: 5 Dinge, die ihr über Bela B. noch nicht wusstet

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Bela B.
Foto: Joshua Sammer/Getty Images

Schlagzeug im Stehen, schwarz-weiße Haare und das vielleicht frechste Grinsen Deutschlands: Bela B. von den Ärzten gehört zur Popkultur unserer Nation wie der Strand zu Westerland. Diese fünf Dinge über den Berliner wusstet ihr vielleicht noch nicht. Spoiler: Es gibt ihn auch als Puppe.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Dunkel von Die Ärzte anhören:

1. Seinen Künstlernamen entlieh er einem berühmten Dracula-Darsteller und einer Zeichentrickfigur.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es vor allem zwei bekannte Horror-Schauspieler: Boris Karloff, der als Frankensteins Monster in die Filmgeschichte einging, und Bela Lugosi, der mit seiner Rolle als Vampirgraf Dracula von sich reden machte. An Zweiterem scheint Dirk Albert Felsenheimer aus Berlin in seiner Jugend besonderen Gefallen zu finden, denn den ersten Teil seines zukünftigen Künstlernamens entleiht er dem Darsteller des wohl bekanntesten Blutsaugers aller Zeiten. Bleibt noch das B hinter Bela. Dafür stand Barney Geröllheimer Pate, der sympathische, aber leicht dümmliche Freund des steinzeitlichen Cartoon-Helden Fred Feuerstein aus The Flintstones.

2. Bela B. begann eine Ausbildung zum Polizisten und war danach Schaufensterdekorateur bei Hertie.

Auch Rockstars fangen einmal klein an — in Belas Fall als Polizei-Azubi. Vor seiner Zeit auf den größten Bühnen Deutschlands beginnt der Berliner nämlich eine Ausbildung zum Gesetzeshüter. Von großem Erfolg ist dieses Vorhaben nicht gekrönt, „weil Verbrecher interessanter waren“, wie er im Interview mit Circus HalliGalli einräumt. Bela sattelt um und beginnt eine Lehre als Schaufensterdekorateur bei Hertie. Hier eckt er allerdings mit seinen gefärbten Punk-Haaren an und muss seinen Hut nehmen. Sein neuer Job: Verkäufer in einem Damenbekleidungsgeschäft. Auf der Bühne ist er vermutlich besser aufgehoben.

3. Bela B. ist ein großer Fan von Quentin Tarantino, durfte den Regisseur einmal interviewen und hat einen Aufritt in einem von Tarantinos Filmen.

Dass Bela B. eine große Vorliebe für B-Movies, Comics und Schundliteratur (engl.: „pulp fiction“) pflegt, ist in der Kunst des Musikers kaum zu übersehen. So betreibt Bela bis 2006 zum Beispiel den Comicverlag Extrem Erfolgreich Enterprises, veröffentlicht mit den Ärzten Songs wie Pro-Zombie und Anti-Zombie und bringt 2017 die Western-Parodie Bastard raus. Bei diesen Vorlieben liegt es nur nahe, dass Bela B. ein Faible für den texanischen Regisseur Quentin Tarantino hat, der die gleichen Hobbys teilt wie der Ärzte-Trommler. Als Tarantino 2007 seinen Grindhouse-Beitrag Death Proof veröffentlicht, darf Bela den Filmemacher sogar für die Welt interviewen. Und nicht nur das: In Tarantinos Streifen Inglorious Basterds ist Bela mit einem kurzen Auftritt zu sehen.

4. Bela B. gründete quasi die Turbojugend.

Kaum ein Fanclub ist kultiger: Seit mehr als 25 Jahren sammeln sich sie Anhänger*innen der norwegischen Punk’n’Roll-Gruppe Turbonegro in der sogenannten Turbojugend. Wie viele Mitglieder dazugehören, ist nicht ganz klar. Auch die Entstehungsgeschichte wird je nach Erzähler unterschiedlich wiedergegeben. Eine Version lautet, dass Bela B. im Jahr 1996 das erste sogenannte „Chapter“ der Vereinigung gegründet hat, die „Turbojugend St. Pauli“. 15 Aufnäher mit der Aufschrift „TJ St. Pauli“ soll er damals unter die Leute gebracht haben. Die Idee an sich stamme allerdings von Turbonegro, wie Gitarrist Euroboy in einem Interview erklärt: „Wir dachten darüber nach, dass Kiss ihre Kiss Army haben, also fanden wir, dass Turbonegro ihre eigene Navy brauchen. Das Ganze begann 1995 als Witz in Happy Toms [Bassist] Wohnung. Wir haben seine Adresse auf die Albumhülle gepackt und fanden das einfach nur lustig. Die Jugend wurde zu etwas viel größerem, als wir jemals gedacht hätten.“ Bela B. scheint dabei mindestens eine wichtige Rolle als „Early Adopter“ gespielt zu haben.

5. Es gibt eine Bela-B.-Marionette von der Augsburger Puppenkiste.

Haben wir nicht alle schonmal darüber nachgedacht, wie es wäre, in die Rolle eines Cowboys oder Cowgirls zu schlüpfen? So geht es offenbar auch Bela B., denn in seinem Song Einer bleibt liegen träumt der Musiker davon, wie es wäre, als arbeitender Vater aus dem Alltag auszubrechen und stattdessen als Protagonist in einem Western mitzuwirken. „Kaffee und Whiskey, manchmal Bohnen mit Speck / Mein Körper riecht nach grundehrlichem Dreck“, malt sich die Hauptfigur das Leben als Viehtreiber aus. Im Musikvideo zu dem Song ist Bela deshalb passenderweise als Cowboy zu sehen, allerdings nicht in echt, sondern als Marionette der Augsburger Puppenkiste. „Es ist auch irgendwie so, dass ich mir bei meiner Sache immer meine Jugendträume erfülle“, verrät Bela im Interview mit metal1.info. „Jetzt endlich auch ein Video mit der Puppenkiste. Das wollte ich schon Mitte der Neunziger mit den Ärzten machen, was damals leider nicht geklappt hat — aber jetzt hab’ ich es endlich verwirklicht.“ Kooperiert hatte Bela B. schon zuvor mit der Augsburger Puppenkiste — und zwar als Synchronsprecher des Blechmann in Der Zauberer von Oz.

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