Popkultur
Zeitsprung: Am 8.1.1935 kommt Elvis Presley zur Welt
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 8.1.1935.
von Timon Menge und Christof Leim
Er trägt den Titel „King Of Rock’n’Roll“ oder schlicht: „The King“. Jahrelang ebnet er den Weg für die Beatles, die Rolling Stones und andere Größen des Genres. Gemeinsam mit seinem Manager Colonel Tom Parker definiert er den Begriff „Rockstar“. Heute hätte Elvis Presley Geburtstag gefeiert. Eine Verneigung.
Hier könnt ihr euch Elvis’ größte Hits anhören:
Elvis Aaron Presleys viel zu kurzes Leben beginnt am 8. Januar 1935 in Tupelo, Mississippi. Seine Begeisterung für Musik entdeckt er in der Kirche, traut sich aber noch nicht so recht: „Ich habe meine Gitarre genommen, anderen Leuten zugeschaut und gelernt, ein bisschen zu spielen“, erinnert er sich in einem Interview. „Ich habe aber nie öffentlich gesungen. Dafür war ich zu schüchtern.“
Starker Start
Im Alter von 13 Jahren siedelt er mit seiner Familie nach Memphis, Tennessee um, wo auch Sam Philipps lebt und arbeitet, der Inhaber von Sun Records. Der möchte afroamerikanischer Musik zu größerer Bekanntheit verhelfen. Mehrfach soll er gesagt haben: „Wenn ich einen Weißen finde, der die Musik der Schwarzen richtig rüberbringen kann, werde ich Milliardär.“ Auch Elvis begeistert sich für die Musik der schwarzen Bevölkerung der USA, also Blues und R&B. Die beiden lernen sich kennen.
Am 7. Juli 1954 feiert Elvis’ erste offizielle Sun-Single That’s All Right ihre Radiopremiere. Die Nummer, die im langsamer und jazziger gespielten Original von Blueskünstler Arthur Crudup stammt, zündet sofort. Noch in derselben Nacht fährt Elvis zum Sender und gibt sein erstes Interview. Moderator Dewey Phillips fragt den jungen Künstler unter anderem, auf welche High School er gehe — und stellt damit die Frage nach seiner Hautfarbe, ohne die Frage tatsächlich zu stellen.
Der erste Rockstar
Etwa ein halbes Jahr später weckt Elvis die Aufmerksamkeit eines Mannes, der die Karriere des zukünftigen „King Of Rock’n’Roll“ entscheidend prägt und bis zu dessen Tod an seiner Seite bleibt: Colonel Tom Parker. Der Musikmanager verschafft dem Nachwuchskünstler einen dicken Plattenvertrag, Engagements in zahlreichen Filmen und etabliert die Merchandise-Marke „Elvis“. Gäbe es eine Blaupause für den Aufbau eines Rockstars: Parker hätte sie erfunden.
Rock’n’Roll, Baby: Der frühe Elvis – Pic: Sony BMG Archive
Durch die Zusammenarbeit brechen alle Dämme: Presley verkauft Millionen von Platten, flimmert mit großem Erfolg über die Kinoleinwände des Landes und kann sich vor Fans kaum retten — vor allem vor weiblichen. Das liegt einerseits an seiner nie da gewesenen musikalischen Ausrichtung (schwarze Musik, neu interpretiert von einem Weißen), andererseits an seiner Rolle als Sexsymbol. Insbesondere sein legendärer Hüftschwung sorgt unter Konservativen für Aufregung.
Der „King“ wird eingezogen
Im März 1958 muss Presley einen Rückschlag verdauen: Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wird er von der U.S. Army eingezogen und muss seinen Dienst in Deutschland ableisten. „Die Army kann mit mir machen, was immer sie möchte“, verkündet er damals und meint damit, dass er nicht anders behandelt werden möchte als seine Kameraden. Damit er während seiner Abwesenheit nicht in Vergessenheit gerät, lässt sich Manager Parker etwas einfallen und veröffentlicht in Presleys Abwesenheit Stück für Stück neues Material.
Im August 1958 erhält Presley einen Anruf aus der Heimat und wird darüber informiert, dass seine Mutter schwer krank ist. Er bekommt Sonderurlaub und darf nach Hause fliegen. Kurze Zeit später stirbt Gladys Love Presley an Herzversagen. Für Elvis geht die Welt unter, denn bis ins Erwachsenenalter hinein pflegt er eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter.
So wohnte ein König: Elvis’ Villa Graceland – Pic: Sony Music
Seine zukünftige Ehefrau Priscilla lernt Presley während seiner weiteren Zeit bei der Armee kennen, bis zur Hochzeit dauert es siebeneinhalb Jahre. Dazwischen hält sich das Paar gemeinsam in Deutschland auf, überbrückt mehr als zwei Jahre hauptsächlich am Telefon und wohnt gemeinsam auf Graceland, Elvis’ prächtiger Residenz, die man noch heute als Museum bewundern kann.
Elvis auf Abwegen
Auch einen seiner schlimmsten Dämonen lernt Presley beim Militär kennen: Er entwickelt eine starke Aufputsch- und Schlafmittelabhängigkeit. Wieder zu Hause, verändert er sich menschlich und lässt eine Menge Druck an seinem Umfeld ab, ob an seiner Partnerin Priscilla, seinem Vater Vernon oder seinen langjährigen Freunden und Mitmusikern Scotty Moore und Bill Black.
Während der Sechziger verlagert sich seine Karriere vor allem ins Kino. Musikalisch erobern andere Künstlerinnen und Künstler den Planeten, wie zum Beispiel die Beatles, die Rolling Stones, Led Zeppelin oder The Who. Ernsthafte Musikliebhaber meiden Elvis, seine alten Fans wenden sich nach und nach ab. Der schwindende Ruhm setzt ihm zu, auch über Einsamkeit klagt er.
Das Comeback
Am 1. Februar 1968 kommt Lisa Marie Presley zur Welt, Elvis’ einzige Tochter. Wenig später tütet er einen Deal mit dem US-Fernsehsender NBC ein. Im Juni beginnen die Dreharbeiten für ein Fernseh-Special namens Elvis, das später als The ’68 Comeback Special in die Geschichte eingeht. Der „King“ ist wieder da, bleibt weitestgehend nüchtern, findet zu alter Stärke zurück und hat wieder Spaß an der Musik. Jon Landau vom Magazin Eye schreibt damals: „Es hat etwas Magisches, wenn man einem Mann zuschaut, der sich selbst verloren hat und dann wieder nach Hause findet. Er sang mit einer Kraft, die das Publikum von einem Rock’n’Roll-Sänger nicht mehr erwartet hat. Er bewegte seinen Körper so entspannt und ohne Anstrengung, dass Jim Morrison wahrscheinlich grün vor Neid wurde.“
Anschließend geht es noch einmal bergauf. Presley spielt zahlreiche Shows, allein 636 ausverkaufte Abende in Las Vegas. Am 21. Dezember 1970 trifft er sogar den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon. Die ganz großen Erfolge halten allerdings nicht lange an. Am 1. August 1972 erscheint Presleys letzte US-Top-Ten-Single Burning Love. Auch seine Ehe mit Priscilla geht zu jener Zeit in die Brüche, ab dem 9. Oktober 1973 sind die beiden geschieden.
Das traurige Ende
Im selben Jahr erleidet Elvis gleich zweimal eine Medikamentenüberdosis. Die Drogen haben ihn wieder eingeholt, außerdem nimmt er stark zu. Dennoch spielt er 168 Konzerte — mehr als jemals zuvor. Auch 1974 reist Presley intensiv durch die Vereinigten Staaten. Währenddessen entwickelt er sich zum Schatten seiner selbst. Bei einer Show im September wird sein Elend deutlich sichtbar. „Er ist aus der Limousine auf seine Knie gefallen“, erinnert sich Keyboarder Tony Brown. „Einige Leute eilten ihm zur Hilfe, aber er schubste sie weg und sagte: ‘Helft mir nicht.’ Er ging auf die Bühne und hat sich die ersten 30 Minuten am Mikrofon festgehalten. Wir haben uns angeschaut und uns gefragt, ob die Tour überhaupt stattfinden würde.“ Auch weitere Konzerte zeigen Elvis als Karikatur des Jugendidols, das er einmal war.
Am 16. August findet seine damalige Freundin Ginger Alden ihn regungslos in einem Badezimmer. Alle Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos. Um 15:30 Uhr wird er für tot erklärt. Die Todesursache: Herzstillstand. Zwei Tage später findet seine Beerdigung auf dem Forest Hill Cemetery in Memphis statt. (Im Oktober wird Elvis’ Leichnam nach Graceland verlegt, weil die Gefahr besteht, er könne geklaut werden.)
Trotz seiner letztlich tragischen Geschichte geht Elvis Presley als „King Of Rock’n’Roll“ und als erster großer Rockstar in die Geschichte ein. Noch heute weiß man um seine Bedeutung. Ohne ihn hätte es möglicherweise keine Beatles gegeben und auch keine Rolling Stones. Er war es, der die afroamerikanische Musik in den Mainstream gebracht hat. Seinen Beitrag zur Entwicklung der Rockmusik kann man also nicht unterschätzen. Elvis has left the building. Rest in peace, King!
Elvis Aron Presley, 8.1.1935-16.8.1977
Zeitsprung: Am 15.12.1956 heißt es zum ersten Mal „Elvis has left the building“.

Popkultur
„Monsters Of California“: Alles über den UFO-Film von Blink-182-Sänger Tom DeLonge
Blink-182-Fans wissen: Frontmann Tom DeLonge hat nicht nur ein Faible für Rock, sondern auch für Roswell. Schon seit vielen Jahren interessiert er sich für UFOs, außerirdische Lebensformen und alles, was damit zu tun hat. Mit Monsters Of California bringt er bald seinen ersten Film raus. Und darin geht es natürlich um …
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Nine von Blink-182 anhören:
… genau. In Monsters Of California hängt der Teenager Dallas Edwards am liebsten mit seinen verpeilten Freund*innen herum. Eines Tages findet die südkalifornische Clique zufällig einige Unterlagen von Dallas’ Vater, die darauf schließen lassen, dass er beruflich mit mysteriösen und paranormalen Ereignissen zu tun hat. Die Jugendlichen verknüpfen ihre Erkenntnisse miteinander, stellen Theorien auf — und werden auf einmal von uniformierten Männern mit Maschinengewehren umstellt. Spätestens jetzt wissen sie, dass etwas Großem auf der Spur sind. Doch sie haben natürlich noch keine Ahnung, wie groß ihre Entdeckung wirklich ist …
Tom DeLonge: Pop-Punk-Ikone und UFO-Fan
Die meisten kennen Tom DeLonge als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Pop-Punks Blink-182. Doch der Kalifornier ist auch ein ausgewiesener Alien-Fan, der sich in seiner Freizeit ausgiebig mit UFO-Sichtungen, Area-51-Theorien, außerirdischen Lebensformen und paranormalen Aktivitäten beschäftigt. (Mit dem Song Aliens Exist vom Blink-182-Album Enema Of The State brachte er DeLonge beiden Leidenschaften 1999 unter einen Hut — und genau diese Nummer ist natürlich auch im Trailer von Monsters Of California zu hören.) Immer wieder hinterfragt und forscht er im Namen der Wissenschaft nach Aliens und sucht Erklärungen für diverse Verschwörungstheorien. Schräg, oder?
DeLonges Engagement geht so weit, dass er am 18. Februar 2017 zum Beispiel den „UFO Researcher of the Year Award“ von OpenMindTV verliehen bekam. 2015 erzählte er in einem Interview von einer mutmaßlichen Begegnung mit Außerirdischen — während eines Camping-Trips nahe der sagenumwobenen Area 51. „Mein ganzer Körper hat sich angefühlt, als sei er statisch aufgeladen gewesen“, versicherte der Sänger. Auch Freunde von ihm könnten über Begegnungen mit Aliens berichten. Außerdem verfüge er über Regierungsquellen und auch sein Telefon sei aufgrund seiner Forschungen schon abgehört worden. Wenn er meint …
Monsters Of California: Wann startet der erste Film von Tom DeLonge?
In den USA läuft Monsters Of California am 6. Oktober 2023 an, doch wann der Streifen in Deutschland erscheinen soll, ist bisher nicht klar. So oder so: Der Trailer verspricht mindestens einen unterhaltsamen Kinobesuch — nicht nur für Blink-182-Fans.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 29.9.1986 trumpfen Iron Maiden erneut auf mit „Somewhere In Time“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.9.1986.
von Christof Leim
In den Achtzigern stürmen Iron Maiden von einem Triumph zum nächsten. Dabei reiben sie sich fast bis zur Überlastung auf, halten aber konsequent Kurs und Niveau und entdecken neue Sounds. Am 29. September 1986 erscheint Somewhere In Time – und Eddie wird zum Cyborg.
Hier könnt ihr das Album hören:
Die Geschichte von Somewhere In Time beginnt mit völliger Erschöpfung. Kann nach einer Welteroberung schon mal passieren: 1984 hatten die fünf Briten auf der World Slavery Tour elf Monate lang in 28 Ländern auf vier Kontinenten gespielt – und zwar satte 193 Shows vor geschätzten 3,5 Millionen Fans. Der Preis: Bruce Dickinson (Gesang), Steve Harris (Bass), Dave Murray (Gitarre), Adrian Smith (Gitarre) und Nicko McBrain (Schlagzeug) sind fix und fertig. Deshalb fordern die Musiker sechs Monate Pause. Daraus werden zwar nur vier, doch zum allerersten Mal seit Jahren steht die Maiden-Maschine ein Weilchen still.
Neues Spielzeug
Die Konsequenzen hört man: Harris, Smith und Murray experimentieren mit Gitarrensynthesizern, mit denen sich Keyboardsounds über die Gitarre und den Bass erzeugen lassen. Dickinson indes zweifelt an seiner Motivation und will musikalisch in eine andere Richtung. Er komponiert vor allem akustisches (also stromloses, ruhiges) Material, das von den Kollegen und dem Produzenten aber abgelehnt wird. Der Sänger zeigt sich verletzt, freut sich aber darüber, für eine Weile „nur“ singen zu müssen. Für ihn springt Adrian Smith in die Bresche und liefert im Alleingang mehrere fertige Tracks, die auf einhellige Begeisterung stoßen und Somewhere In Time maßgeblich prägen sollten.
Futuristische Fahrzeuge, klassische Patronengurte: Iron Maiden auf dem Pressefoto für „Somewhere In Time“ – Foto: Aaron Rapoport/Promo
Erst im Januar 1986 geht es zurück ins Studio, genauer: in mehrere Studios. Drums und Bass nehmen Iron Maiden in den Compass Point Studios auf den Bahamas auf, in dem auch AC/DC Back In Black eingespielt hatten. Gitarren und Gesänge bringen die Musiker in den Wisseloord Studios im niederländischen Hilversum auf Band, abgemischt wird schließlich in den Electric Lady Studios in New York. Damit wird Somewhere In Time nicht nur zum teuersten Album der bisherigen Bandkarriere, sondern auch zum technisch ambitioniertesten. Wie für die Beständigkeit in der Maiden-Welt der Achtziger typisch, ändert sich an der sonstigen Formel wenig. Die Produktion übernimmt ein weiteres Mal Stammproduzent Martin Birch.
Fünf Minuten mindestens
Somewhere In Time erscheint am 29. September 1986 und steigt in Großbritannien auf Platz drei ein. In den USA schafft die Band mit Platz elf ihre bis dato beste Platzierung. Auf dem Cover prangt natürlich das unvergleichliche Iron Maiden-Monster Eddie in einem aufwändigen Science-Fiction-Gemälde. Schon im Intro der ersten Nummer, dem vom Film Blade Runner inspirierten Quasi-Titelstück Caught Somewhere In Time aus der Feder von Steve Harris, hören die Fans die besagten Gitarren-Synthesizer. Doch am grundsätzlichen Stil von Iron Maiden hat sich nichts geändert. Es galoppiert der Bass, wie es sich gehört, die Gitarren riffen, und Dickinson lässt seine Sirenenstimme aufheulen. Wo Iron Maiden drauf steht, ist Heavy Metal drin, vermutlich bis ans Ende aller Tage. Allerdings klingt Somewhere In Time insgesamt weniger rau, sondern bei gleichem Energieniveau erwachsener, vielschichtiger und, wenn mal so will, futuristischer.
Von den acht Songs fällt keiner kürzer aus als fünf Minuten aus, das Gros stammt von Steve Harris, drei Beiträge kommen von Adrian Smith. Dazu gehört die erste Single Wasted Years, in der Maiden so eingängig klingen wie es nur geht, ohne ihren eigenen Sound zu verlieren. Der Text erzählt von Heimatlosigkeit und Entfremdung – ein klarer Kommentar zur endlosen World Slavery Tour. Als Wasted Years drei Wochen vor dem Album als Single ausgekoppelt wird, sieht man auf dem Cover das Cockpit einer Zeitmaschine, in deren Armaturenbrett sich der Kopf von Eddie spiegelt. Der Grund: Sein neues Aussehen sollte nicht vor Erscheinen des Albums verraten werden, schließlich hat das Maskottchen mittlerweile Kultstatus erreicht.
Auf der Vorabsingle durfte Eddie sich noch nicht ganz zeigen…
Filme und Bücher als Inspiration
Das folgende Sea Of Madness, ein dramatischer Uptempo-Banger, stammt ebenfalls von Smith, setzt aber keine besonderen Akzente. Für Heaven Can Wait, einen Harris-Song über eine Nahtoderfahrung, rekrutieren Maiden die Gäste einer Kneipe, um die „Oh-Oh“ -Fußballchöre im Mittelteil einsingen zu lassen.
Das ebenso harte wie vertrackte The Loneliness Of The Long Distance Runner basiert nicht nur im Titel auf einer Kurzgeschichte des britischen Autoren Alan Sillitoe. Stranger In A Strange Land hingegen geht direkt ins Ohr und wird deshalb als zweite Single ausgekoppelt. Inspiriert wurde Adrian Smith hierfür durch ein Gespräch mit einem Arktisforscher, der einen gefrorenen Körper im Eis gefunden hatte. Vom gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Robert A. Heinlein hingegen leiht sich Smith lediglich den Titel.
Egal, wo und wann: Eddie ist immer cool
Die Credits für Deja-Vu teilt sich Harris mit Dave Murray, der im Schnitt für jedes zweite Album einen Song beisteuert. Alexander The Great stammt vom Bassisten alleine und reiht sich mit einer Spielzeit von achteinhalb Minuten in den Reigen der großen Maiden-Epen ein, diesmal mit explizit historischem Bezug.
Ein Cover wie ein Bildband
Ein sicherer Hit ist zweifelsfrei das Artwork der Platte: Hier steht Eddie als Weltraum-Terminator mit Cyborg-Auge und Laserpistolen in einer futuristischen Stadt, die vor Details nur so überquillt. Der Künstler Derek Riggs, der Künstler hinter diesem Werk, erinnert sich an den Arbeitsauftrag: „Wir haben uns eigens in Amsterdam getroffen und drei Tage lang über das Cover gesprochen. Sie wollten eine Kulisse wie in Blade Runner, eine Science-Fiction-Stadt.“ Um das zu erreichen, erschafft Riggs eine Skyline mit Werbeslogans und Firmennamen, die er größtenteils erfindet, um Copyright-Probleme zu vermeiden. Dabei dreht er richtig auf und auch ein wenig durch.
Immense Detailfülle und jede Menge versteckte Späßchen: Das Artwork aus der Feder von Derek Riggs
Wer genau hinguckt, kann unter anderem erkennen: den Sensenmann und die Katze mit Heiligenschein von Live After Death, den abstürzenden Himmelsstürmer aus Flight Of Icarus, ein Flugzeug über der „Aces High Bar“ , das „Ancient Mariner Seafood Restaurant“, ein Straßenschild zur „Acacia Avenue“ , ein Konzertposter mit dem Ur-Eddie, die Dame aus Charlotte The Harlot, die Tardis aus Doctor Who, Batman, eine Uhr, die zwei Minuten vor Mitternacht anzeigt, das „Phantom Opera House“ , den Ruskin Arms Pub (eine der ersten Spielstätten der Band) sowie die exakt gleiche Straßenlaterne wie auf dem Cover des Debüts. Irgendwo steht sogar auf Japanisch „Pickelcreme“ , auf Russisch „Joghurt“ und in Spiegelschrift „Dies ist ein sehr langweiliges Gemälde“. Drei Monate sitzt Derek Riggs an dem Werk, mitgezählt eine mehrwöchige Zwangspause, weil er irgendwann Halluzinationen bekommt und aussetzen muss. Kurzum: Das Cover ist Wahnsinn. Und absolut großartig.
…und die Rückseite ist genauso bombastisch.
Auf die Straße. Natürlich.
Natürlich geht es für die fünf Musiker umgehend auf Konzertreise: Der Somewhere On Tour getaufte Trek zieht von September 1986 bis Mai 1987 um die Welt, mit dabei ein überdimensionaler Cyborg-Eddie, der über die Bühne spaziert, zwei riesige Podeste rechts und links in Form von Monsterkrallen, eine aufwändige, sehr helle Lightshow sowie ein pulsierendes Leuchtherz als Teil von Bruces Bühnenoutfit.
Somewhere On Tour: Dave Murray schreddert, Eddie guckt kritisch – Foto: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images
So stressig und geradezu selbstmörderisch wie zwei Jahre zuvor auf der World Slavery Tour sollte es jedoch nicht mehr werden, auch die Zeiten, in denen Iron Maiden jedes Jahr ein Album und eine Welttour hinlegen, sind mit Somewhere In Time vorbei. Doch die Metal-Weltherrschaft der Achtziger haben Iron Maiden da längst inne.
Zeitsprung: Am 28.4.1988 starten Iron Maiden ihre Welttournee in einem Kölner Club.
Popkultur
„Wicked Game“ von HIM: Wie eine Coverversion den Finnen alle Türen öffnete
Mit ihrer Coverversion des Chris-Isaak-Hits Wicked Game legten HIM so ziemlich alle Grundsteine für ihre einzigartige Erfolgsgeschichte. Im Folgenden lest ihr, welchen Stellenwert der Song in der HIM-Historie einnimmt und warum die Finnen das Stück mindestens viermal in unterschiedlichen Versionen aufgenommen haben.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Greatest Lovesongs Vol. 666 von HIM anhören:
Es ist der Song, der HIM ins Rampenlicht befördert. Schon für ihre Demo This Is Only The Beginning nehmen Ville Valo und seine Bandkollegen eine Coverversion des Chris-Isaak-Klassikers Wicked Game auf und schinden damit jede Menge Eindruck — zum Beispiel bei BMG-Mitarbeiter Asko Kallonen, der die Newcomer sofort unter Vertrag nimmt. Am 19. Oktober 1996 veröffentlichen HIM ihre erste EP und geben der Welt damit einen Vorgeschmack auf eine der letzten großen Karrieren der Rock’n’Roll-Geschichte. 666 Ways To Love: Prologue heißt das gute Stück und die junge Band arbeitet für die Veröffentlichung mit Produzent Hiili Hiilesmaa zusammen, der laut Ville Valo maßgeblich an der Entwicklung des typischen HIM-Sounds beteiligt ist. Auch Wicked Game ist auf der EP zu hören — doch es handelt sich noch lange nicht um die letzte Version des Songs.
Wicked Game: ein melancholischer Love-Song mit großer Bedeutung für HIM
Im Sommer 1997 starten HIM mit der Produktion ihres Debütalbums Greatest Lovesongs Vol. 666. Einmal mehr spielen sie dafür Wicked Game ein, und zwar in der Version, die am 28. September 1998 als Single erscheint und die für viele Rock-Fans der erste Berührungspunkt mit HIM sein dürfte. Wüsste man nicht, dass es sich um eine Komposition von Chris Isaak handelt: Das Stück könnte auch ein Ville-Valo-Eigengewächs sein. Melancholie, Fatalismus, Liebe: Wicked Game enthält alle Trademarks des Finnen, weshalb HIM die Nummer auch bloß nachspielen müssen, um sie sich zu eigen zu machen. Damit heben sie sich von vielen anderen Bands und Musiker*innen ab, denn nur wenige Stücke werden so oft gecovert wie Wicked Game. Das britische Lifestyle-Magazin Dazed bezeichnet den Hit sogar mal als „möglicherweise einflussreichsten Love-Song in der modernen Musik“.
Auf die Idee für das Stück kommt Chris Isaak laut eigener Aussage nach einem Telefonat. So möchte eine Frau damals ein spontanes Treffen mit dem Musiker arrangieren, doch der hat gemischte Gefühle. In einem Interview verrät er: „Ich habe den Song zwischen dem Telefonat und dem Besuch geschrieben. Ich habe mich gefragt, was passiert, wenn man sich stark zu einer Person hingezogen fühlt, die nicht unbedingt gut für einen ist. Ich glaube, dass ich damit einen Nerv getroffen habe, denn viele von uns fühlen sich stark zu anderen Menschen hingezogen, die uns nicht unbedingt gut tun.“ Genau jene Hin- und Hergerissenheit zwischen Liebe und Düsternis ist es, die den Eindruck erweckt, es handele sich um einen Song aus der Feder von HIM-Frontmann Ville Valo. Manchmal passt es einfach.
Wicked Game: Der Song, mit dem HIM ihren Sound fanden
Noch heute hat Wicked Game seinen festen Platz in der HIM-Geschichte. „Das war einer der ersten Songs, die wir als Band zusammen gespielt haben, und er hat uns sehr dabei geholfen, unseren Sound zu finden“, erklärt HIM-Sänger Ville Valo Jahrzehnte später in einem Interview. „Das fällt in der Regel leichter, wenn man die Songs von jemand anderem spielt. Man muss nicht über den Text nachdenken oder so. Man kennt das Lied sowieso auswendig und das macht es einfacher.“ Ihr typischer Sound ist es auch, der HIM ab Ende der Neunziger in die Rock-Champions-League katapultiert. Schon mit ihrem zweiten Langspieler Razorblade Romance (1999) gelingt ihnen der große Durchbruch. Und wieder ist auf dem Album eine neue HIM-Aufnahme von Wicked Game zu finden. Die Jungs mögen den Song echt.
Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!
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