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Popkultur

Zeitsprung: Am 15.12.1944 verschwindet Glenn Miller.

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Foto: Hulton Archive/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 15.12.1944.

von Timon Menge und Christof Leim

Wer den Namen Glenn Miller nicht kennt, hat zumindest seine bekanntesten Songs schon einmal gehört. Mit Hits wie Moonlight Serenade, In The Mood und Chattanooga Choo Choo spielt er sich in den Jahren 1939 bis 1942 in die Champions League der Musikwelt. Am 15. Dezember 1944 verschwindet der Posaunist spurlos.

Hier könnt ihr euch die größten Hits von Glenn Miller anhören: 

Zur Welt kommt Alton Glenn Miller am 1. März 1904 in Clarinda, Iowa. Seine erste Posaune kauft er mit etwa elf Jahren, finanziert durch das Melken von Kühen. Das Interesse an Big-Band-Musik entwickelt er während seiner letzten High-School-Jahre. Gemeinsam mit Klassenkameraden gründet er sein erstes Ensemble und beschließt, dass er professioneller Musiker werden möchte.

Das funktioniert im Anschluss ziemlich gut. Muss es auch, denn wegen seiner Leidenschaft zur Posaune und seiner fehlenden Leidenschaft für Vorlesungen fliegt Miller von der Uni. Seinen ersten großen Hit landet er 1938 mit My Reverie. In den Folgejahren veröffentlicht er 16 Nummer-eins-Singles und 69 Top-Ten-Hits, zum Beispiel seinen vielleicht bekanntesten Song, eine Interpretation von In The Mood. Mit diesen Zahlen übertrumpft er sogar Elvis und die Beatles.

1942 befindet sich Miller auf dem Zenit seiner Karriere. Zeitgleich tobt der Zweite Weltkrieg, und der Superstar möchte trotz des Erfolgs sein Land unterstützen. Mit 38 Jahren ist er zu alt für den Kriegsdienst, kann die US Army aber davon überzeugen, ihm eine „modernisierte Armee-Band“ anzuvertrauen. Seine zivile Gruppe spielt am 27. September 1942 ihr letztes Konzert. 

„Amerika bedeutet Freiheit.“

Während seiner Zeit als Militärmusiker bringt Miller es so weit, dass er schließlich eine 50-köpfige Armee-Band gründen darf, mit der er ab Sommer 1944 etwa 800 Konzerte in England gibt. Zu jener Zeit spielt er in den Abbey Road Studios auch einige Propaganda-Aufnahmen für die Alliierten ein. Später äußert Miller im Radio: „Amerika bedeutet Freiheit, und es gibt nichts, was die Freiheit so gut ausdrückt wie die Musik.“

In England werden Miller und seine Musiker zunächst in einem Londoner Büro des Senders BBC Radio untergebracht. Als etwa drei Blocks entfernt eine Bombe einschlägt, siedelt er nach Bedford um. Nur einen Tag nach seiner Abreise wird sein ehemaliges Büro von einer Fliegerbombe getroffen. Mindestens 70 seiner Kollegen verlieren dabei ihr Leben.

Am 15. Dezember 1944 fliegt Miller von England nach Paris, wo er seine Band zukünftig unterbringen soll. Während das Flugzeug den Ärmelkanal überquert, verschwindet die Maschine spurlos. Bis zum 24. Dezember wird das geheim gehalten. An jenem Tag verkündet die Nachrichtenagentur Associated Press, dass Miller nicht an der AEF Christmas Show teilnehmen kann, die am Folgetag in der BBC ausgestrahlt wird.

Verschwörungstheorien

Klar, dass so ein Verschwinden nicht ohne Verschwörungstheorien auskommt. Davon gibt es sogar mindestens zwei. Zum einen wird behauptet, Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower habe Miller auf eine Geheimmission geschickt, um einen Friedenspakt mit Nazi-Deutschland zu schließen. Die zweite Theorie lautet, Millers Flug sei von den Geschossen einiger Kampfflugzeuge der Alliierten getroffen worden. Diese hätten einen Luftangriff auf Deutschland abgebrochen und seien anschließend über den Ärmelkanal zurückgekehrt, wo sie ihre explosive Ladung ausrangiert hätten.

Viel wahrscheinlicher und bis heute die glaubhafteste Theorie: Miller sitzt an jenem Abend in einer C64 Norseman. Dieses Flugzeug genießt trotz seines Namens den Ruf, dass der Vergaser bei kalten Temperaturen gerne mal streikt. So könnte es sich auch bei Millers Tod zugetragen haben: Der Vergaser friert während des Flugs ein, die Maschine verliert an Kraft und landet in der eiskalten Nordsee. Jeder Insasse wäre nach etwa 20 Minuten an Unterkühlung gestorben. Genau kennt man die Umstände seines Todes aber bis heute nicht. Im Jahr 2019 gibt die TIGHAR (The International Group For Historic Aircraft Recovery) bekannt, dass sie Millers Tod auf den Grund gehen wolle. So oder so: Rest in peace!

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