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Popkultur

40 Jahre „Battle Hymns“: Über die unerreichte Qualität des Manowar-Debüts

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Manowar
Foto: Paul Natkin/WireImage/Getty Images

1982 sind Manowar noch weit von ihrer Rolle als größenwahnsinnige True-Metal-Gralshüter entfernt. Ihr Einstand Battle Hymns ist ein erfrischendes, rohes, herrlich unschuldiges Debüt, das auch 40 Jahre später nichts von seiner urwüchsigen Kraft verloren hat. Und noch immer einen der besten besten Metal-Songs aller Zeiten enthält.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr Battle Hymns hören:

Ronnie James Dio ist Schuld. Als der Anfang der Achtziger gerade mit seinem neuen Brötchengeber Black Sabbath durchs Vereinigte Königreich tourt, um das furiose Comeback Heaven And Hell zu supporten, ermutigt er zwei seiner Huldiger kurzerhand, ihre eigene Band zu gründen. Dabei handelt es sich ausgerechnet um Ross Friedman (aka Ross The Boss), den Gitarristen der Sabbath-Vorgruppe Shakin‘ Street. Und Joey DeMaio, Bass-Techniker und Feuerwerksexperte von Sabbath. Die fackeln nicht lange und gründen mit Manowar eine Band, die bis heute niemanden kalt lässt. Was man eben so macht im langen Schatten der Heavy-Metal-Legenden Black Sabbath.

Ob Dio wusste, was er damit anrichtet? Wahrscheinlich nicht. Und eines muss man Manowar lassen: Bei wenigen Bands hält sich die Waage zwischen absoluten Klassiker-Platten und furchtbarem Fremdschämen so ausgewogen. Das muss man auch erst mal schaffen. Der Grundstein für eine lange Karriere wird noch Ende 1980 gelegt – mit DeMaios altem Nebensitzer Eric Adams und einem Drummer namens Donnie Hamzik. 1982 entsteht ein Demo, das gleich zu einem Deal mit Liberty Records führt, sonst eher für Country-Aufnahmen bekannt. Damals unterschrieb man noch mit Tinte, doch schon 1983 nahm man lieber Blut dafür. Jeder nach seiner eigenen Façon und so.

Geprägt von Rainbow und Deep Purple

Aber die Sache ist ja die: Schon das erste Manowar-Album Battle Hymns ist ein absoluter Klassiker und ein frühes Referenzwerk des Heavy Metal. Von den testosterongeplagten, eingeölten, Drachen tötenden, Frauen verschlingenden, Poser vertreibenden Manowar ist damals noch keine Spur. Stattdessen benennt man sich nach einem Vorschlag ihres Instrumente-Designers nach dem britischen Kriegsschiff Man-of-war und nimmt acht Songs auf, die im Kanon der Band bis heute eher untypisch sind.

Man könnte eben auch sagen: deutlich weniger peinlich. Deutlich weniger glorifizierend. Stattdessen präsentiert sich Battle Hymns als Lehrstunde in Sachen früher Heavy Metal, hörbar geprägt von der englischen Schule. Rainbow, Deep Purple, Judas Priest stehen Pate für ein zackiges, erfrischendes, herrlich rudimentäres Metal-Album, das vor allem durch das starke Engagement von Ross The Boss einerseits eine sehr rockige Note hat und sich andererseits mit Themen auseinandersetzt, die die Band seit 40 Jahren nicht angefasst hat. Wieso über den Vietnamkrieg singen, wenn man über Schlachten zwischen Dämonen und Engeln schwadronieren kann?

Blaupause für Epic Metal

Dennoch: Allein der Quasi-Titeltrack Battle Hymn darf als Blaupause für die Zukunft der Band und den Epic Metal an sich gelten. Viel besser geht ein Heavy-Metal-Song bis heute nicht: Monumental, hymnisch, nicht sparsam mit Pathos und großen Melodien – die Marschrichtung nach diesem Song ist klar. Auch das ahnungsvolle, fast doomige Dark Avenger mit einer Sprechrolle von Orson Welles persönlich darf in Sachen Fantasy-Metal-Narrativ eine Pionierrolle einnehmen. Es geschieht aber eben alles deutlich niederschwelliger und mit weniger Silberrücken-Gehabe. Bestes Beispiel dafür ist die erste Bandhymne Manowar: Jahre vor Kings Of Metal erzählen die New Yorker die Geschichte, wie sie sich kennengelernt haben. Ganz ohne Hokus Pokus und gottgleiche Herkunft. Geht eben auch. Und ist bis heute fester Teil der Live-Setlist.

Was bleibt, ist ein untypisches, gerade dadurch aber bis heute fesselndes Frühwerk. Viele Tugenden nehmen hier ihren Anfang, manches hätte man aber vielleicht besser nicht weiter getrieben als auf diesem frühen Klassiker.

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