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Popkultur

Zeitsprung: Am 26.10.1965 erhalten die Beatles Orden von der Queen & kiffen im Palast (sagt Lennon).

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The Beatles
Die Beatles und ihre „MBEs“ vor dem Buckingham Palace. (Foto: Hulton Archive/Getty Images)

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.10.1965.

von Christof Leim

1965 sollen die Beatles einen Orden bekommen, überreicht von der Königin höchstselbst. Das sorgt für Verärgerung in der „ehrenwerten Gesellschaft“. Wie üblich nehmen die Jungs alles mit Humor – und rauchen bei der Zeremonie am 26. Oktober 1965 sogar einen Joint auf dem Palastklo. Das behauptet zumindest John Lennon. Stimmt aber nicht. Behauptet zumindest George Harrison.

Hier könnt ihr die Beatles auf Rubber Soul hören:

Damals sind die Beatles Superstars. Die Jugend der Welt ist längst der Beatlemania anheimgefallen, die Lieder der „Fab Four“ definieren die Popmusik neu, ihr Auftreten verschiebt gesellschaftliche Konventionen. Premierminister Harold Wilson nominiert sie sogar für eine der höchsten Auszeichnungen des Landes: Die vier Mittzwanziger sollen in den „Most Excellent Order of the British Empire“ aufgenommen werden, einen britischen Ritterorden, den König Georg V. 1917 gestiftet hatte, um unter anderem Verdienste in Kunst und Wissenschaft zu ehren.

Die Hochkultur protestiert

Doch in Teilen der „feinen Gesellschaft“ und „erhabenen Kreisen“, der „höheren Kultur“ sozusagen, sieht man Rock’n’Roll weiter mit Herablassung. Für den Rest der Bevölkerung, insbesondere den älteren Teil, trägt die wilde neue Musik ebenfalls nicht selten eine negative Note. Deshalb hagelt es Beschwerden, als bekannt wird, dass die vier blutjungen Krachmacher den „MBE“ erhalten sollen, das Ehrenzeichen, das sie als „Member“, also Mitglieder, des Order of the British Empire“ ausweist.

Etliche früher Geehrte geben entrüstet ihre Orden ab, ein hochdekorierter Militärveteran namens Colonel Frederick Wagg (74) schickt sogar ganze zwölf Medaillen zurück, die er in zwei Weltkriegen verdient hatte, tritt aus der Labour Party von Premier Wilson aus und streicht auch den Nachlass, den er der Partei in Aussicht gestellt hatte. „Die Beatles auszuzeichnen“, wird er in der Zeitung Knickerbocker News zitiert, „zieht alles ins Lächerliche, wofür dieses Land steht. Ich habe sie singen und spielen gehört, und ich finde sie fürchterlich.“

Beeindruckend & beeindruckt

Die Zeremonie findet trotzdem statt, und mitnichten nur für unsere pilzköpfigen Helden: 189 Menschen sollen vor Königin Elizabeth II. treten, um aus ihrer Hand das sternförmige Silberkreuz an rotem Band zu erhalten. Dabei gilt selbstredend ein genaues Protokoll, wie Paul McCartney in Anthology berichtet: „Ein Gardeoffizier hat uns zur Seite genommen und erklärt: Geht immer wie folgt auf ihre Majestät zu, dreht ihr niemals den Rücken zu und redet nicht mit ihr, wenn sie euch nicht anspricht. Für vier Typen aus Liverpool war das schon abgefahren, aber auch lustig.“

Die vier Rockstars fahren in John Lennons Rolls-Royce zum Palast, wo sie von einer Schar von 4.000 Fans begrüßt werden. Die Zeremonie beginnt um 11 Uhr im großen Thronsaal. Als ihre Namen verlesen werden, treten die Musiker vor und verbeugen sich. Elizabeth II. schüttelt ihnen die Hand, spricht kurz mit ihnen und heftet dann mit den Worten „Es ist mir eine Freude, ihnen dies zu überreichen“ die Medaillen ans Revers. „Die Queen war großartig“, wird Ringo Starr später zitiert. „Natürlich bin ich jetzt ein großer Fan. Sie hat sich offensichtlich darum bemüht, das alle entspannt bleiben und niemand zu nervös wird.“ John Lennon drückt das 1970 ähnlich aus: „Wir glauben zwar nicht an die königliche Familie, aber man ist natürlich beeindruckt, ob man will oder nicht, wenn man im Palast vor der Königin steht. Mir kam das vor wie ein Traum, es war schön. Historisch, wie in einem Museum.“

Locker bleiben

Aber Superstars bleiben Superstars: Der sehr förmliche Charakter der Veranstaltung bewahrt die Beatles allerdings nicht davor, Autogramme für etliche ihrer Mitgeehrten schreiben zu müssen. „Sie waren alle nett“, erzählt McCartney auf einer anschließenden Pressekonferenz. „Bis auf einen Kerl. Der sagte: ‚Ich hätte das gerne für meine Tochter. Ich weiß nicht, was die in Ihnen sieht.’“

Bei gleicher Gelegenheit beweisen die Vier erneut ihre Schlagfertigkeit und machen sich lustig über den im Vergleich zu Rock’n’Roll-Aktivitäten fast untragbar frühen Beginn. Lennon: „Ich wusste gar nicht, dass solche Uhrzeiten existieren. Aber ich habe meine Schwiegermutter gebeten, mich zu wecken.“ Solche Späße und Lockerheiten täuschen jedoch nicht über die Tatsache hinweg, dass sich die vier Arbeiterklassejungs aus Liverpool geehrt und vor allem beeindruckt fühlen, der Monarchin gegenübergetreten zu sein.

Haschgift auf dem Klo

Und was war jetzt mit dem Kiffen? Lennon erzählt fünf Jahre später: „Anfangs haben wir über die Sache gelacht. Aber wenn es einem selbst passiert, wenn man ausgezeichnet wird, lacht man nicht mehr. Wir allerdings haben gekichert wie bescheuert, weil vorher auf einem Klo im Buckingham-Palast einen Joint geraucht hatten. So nervös waren wir.“ Wenn das stimmt, dann wäre das ganz schön frech, minimal respektlos und ein bisschen cool (wie es sich für Popstars gehört).

The Beatles

„Damals waren wir alle Raucher“: George und Ringo 1964 (Foto: Getty Images)

Doch George Harrison räumt später mit dieser Geschichte auf: „Wir haben bei dieser Veranstaltung kein Marihuana geraucht. Folgendes ist passiert: Beim Warten mit Hunderten von anderen Leuten waren so nervös, dass wir in eine Toilette gegangen sind. Da haben wir eine Zigarette geraucht, denn wir waren damals alle Raucher. Jahre danach hat John bestimmt daran gedacht, und dann wurde daraus eben ein Joint. Denn was könnte das Schlimmste sein, dass man vor einem Zusammentreffen mit der Königin tun könnte? Kiffen. Aber das haben wir nicht.“ Oh. Fast schade, was? Allerdings dürfen wir uns ja aussuchen, ob wir John oder George glauben…

Zeitsprung: Am 4.11.1963 wird John Lennon frech gegenüber der Queen Mum.

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Zeitsprung: Am 1.4.2008 feuern Velvet Revolver ihren Sänger Scott Weiland.

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Header-Bild Credit: Kreepin Deth/Wiki Commons

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.4.2008.

von Christof Leim

Das sah schon nach „Supergroup“ aus, was sich da 2002 zusammenbraute: Drei Musiker von Guns N’ Roses und der Sänger von den Stone Temple Pilots gründen Velvet Revolver. Doch sechs Jahre später ist der Ofen aus und Scott Weiland raus. Vorher gab es noch eine lahme Platte, Streit im Internet und die ganz kalte Schulter.

Hört euch hier das Velvet-Revolver-Debüt Contraband an:

Natürlich hat die ganze Welt mit Spannung zugehört, als Slash, Duff McKagan und Matt Sorum zusammen mit dem Gitarristen Dave Kushner und dem Frontmann der Stone Temple Pilots, Scott Weiland, eine Band gründen. Beim Debüt Contraband von 2004 kommen nicht ganz unerwartet zwei musikalisch benachbarte Welten zusammen: Classic Rock und alternative-lastiger Grunge-Sound. Die Scheibe wird zum Erfolg, doch der Nachfolger Libertad bleibt 2007 weit hinter den Erwartungen zurück.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Velvet Revolver live 2007. Foto: Kreepin Deth/Wiki Commons.

Den weltweiten Touren der Band tut das keinen Abbruch, diverse Aufenthalte in Entzugskliniken, Visa-Probleme und kurzzeitige Verhaftungen durchkreuzen einige Pläne allerdings schon. Als Velvet Revolver im Januar 2008 ihre Rock’n’Roll As It Should Be-Tour durch Europa starten, hängt der Haussegen bereits schief. Am 20. März 2008 verkündet Weiland sogar auf offener Bühne in Glasgow: „Ihr seht hier etwas Besonderes: Die letzte Tour von Velvet Revolver.“

Längt beschlossene Sache

Was er nicht weiß: Seine Kollegen haben da längst beschlossen, ohne ihn weiterzumachen, wie Slash später in einem Interview eröffnet. Das liegt unter anderem daran, dass Weiland ständig die Fans ewig lang warten lässt, und das können die Guns N’ Roses-Jungs nach dem Dauerdrama mit dem notorisch verspäteten Axl Rose nicht mehr akzeptieren. Slash, der zottelhaarige Gitarrengott, berichtet auch, dass die Bandmitglieder während der UK-Shows so gut wie kein Wort mit ihrem Sänger wechseln. „Wir haben ihm die kalte Schulter gezeigt, dass es nur so eine Art hatte.“

Kein einfacher Zeitgenosse: Scott Weiland. Credit: CRL.

Nach dem Debakel von Glasgow, das in einer halbherzigen Performance gipfelte, tragen die Musiker zudem ihren Zank in die Öffentlichkeit: Drummer Matt Sorum veröffentlicht ein Statement, das ohne Namen zu nennen deutlich mit dem Finger auf Weiland zeigt. Der wird in seiner Antwort ein gutes Stück bissiger und ziemlich persönlich. Dass das alles nicht weitergehen kann, liegt auf der Hand. Am 1. April 2008 schließlich verkünden Velvet Revolver offiziell, dass Scott Weiland nicht mehr zur Band gehört.

Wie sich rausstellt, endet damit auch die Geschichte dieser Supergroup, sieht man von einer einmaligen Live-Reunion am 12. Januar 2012 bei einem Benefizkonzert ab. Denn leider können die Herren jahrelang keinen geeigneten Nachfolger finden, obwohl Könner wie Myles Kennedy von Slashs Soloband und Alter Bridge, Sebastian Bach (ehemals Skid Row), Lenny Kravitz und Chester Bennington (Linkin Park) als Kandidaten gehandelt werden. Slash und McKagan kehren schließlich zu Guns N’ Roses zurück, während Weiland bis 2013 bei den Stone Temple Pilots singt und anschließend mit seiner eigenen Band The Wildabouts unterwegs ist. Am 3. Dezember 2015 wird er tot in deren Tourbus gefunden. Rest in peace.

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Zeitsprung: Am 15.5.1995 klicken bei Scott Weiland zum ersten Mal die Handschellen.

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Popkultur

„The Record“: Was kann das Debüt der Supergroup Boygenius?

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Boygenius HEADER
Foto: Noam Galai/Getty Images

Supergroups kennt man ja eher von Männern. Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus, die drei prominenten Damen hinter Boygenius, ändern das. Ihr Debüt The Record klingt zumeist sanft, verträumt, melancholisch, bricht aber manchmal wie entfesselt los. Indie-Album des Jahres? Gut möglich.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr euch The Record anhören:

Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus sind jede für sich Ikonen, einflussreiche Künstlerinnen, die es mit unter 30 zu prominenten Figuren gebracht haben. Bei Boygenius bündeln die drei ihr kreatives Genie in einem Trio, das es in der Indie-Welt so noch nicht gegeben hat – und das ist angenehmerweise mal keine hohle PR-Übertreibung. Jede von ihnen kann als Stimme ihrer Generation gewertet werden, jede von ihnen gehört zu einer neuen Ära von selbstbestimmten Künstlerinnen, die auf ihre Weise den Boys-Club der Rockmusik unterwandern, aushöhlen, obsolet machen wollen.

Wie einst Nirvana

Das tun Boygenius auf ihrem Debüt The Record nicht etwa laut, schrill, wütend. Sondern mit Sanftmut, melancholischer Ruhe und bockstarken Songs. Ist doch eh cleverer und nachhaltiger, das geballte Talent sprechen zu lassen, das die drei Künstlerinnen auch im Verbund auf wundersame Weise zu kanalisieren wissen. Und dann sind da eben noch die subtilen kleinen Spitzen, die Hinweise: Auf dem Cover ihrer ersten EP, die bereits 2018 erschien und ein langes Schweigen einläutete, sitzen sie genau so da wie Crosby, Stills & Nash auf ihrem Debüt. Und auf dem Rolling-Stones-Cover Anfang des Jahres stellen sie die Pose des Nirvana-Covershoots von 1994 nach. Kurt Cobain hätte das gefallen.

Warum wir eine reine Girl-Supergroup gebracht haben, wird schnell klar: Wo männliche Supergroups dann eben doch irgendwann an den exorbitanten Alpha-Male-Egos zerschellen wie Hagelkörner auf Asphalt, gehen Bridgers, Baker und Dacus die Sache beeindruckend egalitär und basisdemokratisch an. Niemand drängt sich in den Vordergrund, weil alle gleichberechtigt sind. Keine Frontfrau, keine Divaallüren. „Wir ziehen uns gegenseitig hoch“, so sagte Bridgers damals dem Rolling Stone. „Wir sind alle Leadsängerinnen und feiern uns gegenseitig dafür.“ Männer bekommen das eben irgendwie deutlich schlechter hin, ist einfach so.

Die Avengers der Indie-Welt

Das alles wäre natürlich nicht viel wert, wenn The Record nicht alle hohen Erwartungen spielend überflügeln würde. Es ist ein Album, um es kurz zu machen, das einem den Glauben an die Zukunft der Gitarrenmusik zurückbringt. Es ist mal laut, mal ahnungsvoll, mal zart, mal ruppig. Vor allem aber ist es ein homogenes, reifes Werk, das in seiner Lässigkeit die Jahrzehnte transzendiert. Offenkundig sind die Einflüsse der „Avegners der Indie-Welt“, wie eine enge Freundin der Band das mal auf den Punkt brachte: Classic Rock, die Laurel-Canyon-Szene, Grunge, der Folk von Crosby, Stills & Nash, von denen sie gleich auch die verschiedenen Gesangsharmonien haben.

Eins der ganz großen Highlights ist $20, ein furioser Rocker mit schroffer Lo-Fi-Gitarre, der sich plötzlich öffnet und von allen drei Stimmen ins Ziel getragen wird. Die Mehrheit des Materials ist ruhig, verträumt, am ehesten trifft es wohl lakonisch. Emily I’m Sorry etwa oder das kurze Leonard Cohen, inspiriert von einer unfreiwilligen Geisterfahrt der Drei auf einer kalifornischen Interstate. Die Ausbrüche wie Anti-Curse, in denen Baker von einer Nahtoderffahrung im Pazifik singt, läuten deswegen umso lauter, dringlicher. Dynamik ist König, das wissen die drei. Oder besser Königin.

Musste Rick Rubin draußen bleiben?

Sie wissen eh sehr viel. Wie schwer sie es haben würden, zum Beispiel. So kamen sie überhaupt erst auf ihren Namen Boygenius: Nach zahlreichen schlechten Erfahrungen mit vor Selbstbewusstsein nur so strotzenden männlichen Kollaborateuren, die von der ganzen Welt gefeiert werden, nannten sie sich selbst so, um sich Mut zuzusprechen. Ob das auch für Rick Rubin gilt? Aufgenommen haben sie zumindest in dessen Shangri-La Studio in Malibu. Aber er hat keinen Recording Credit und durfte vielleicht nur kiffend im Garten sitzen. Vorstellbar.

The Record ist ein geniales Debüt. Es ist aber mehr, ein Instant-Klassiker, ein Album, das sich einreiht in die großen Singer/Songwriter-Momente der letzten 50 Jahre. Es ist radikal ehrlich, direkt, ungefiltert, unaufgesetzt und das Testament großen Willens. Alle Songs hätten auch auf den jeweiligen nächsten Alben der drei Solitärinnen auftauchen können. Aber dann würde ihnen etwas fehlen. The Record ist ein Album voller Risse, durch die das Licht hineingelangt, um bei Leonard Cohen zu bleiben. Ein heilsames Stück Musik, durchwirkt von Insider-Jokes, kleinen Hieben geben das Patriarchat und jeder Menge Beweise für diese besondere Freundschaft. Das wird Grammys hageln.

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boygenius: Wer steckt hinter der Indie-Supergroup?

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Popkultur

Zeitsprung: Am 31.3.1958 veröffentlicht Chuck Berry „Johnny B. Goode“.

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Chuck Berry Johnny B Goode Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.3.1958.

von Christof Leim

Das sind die Grundlagen des Rock’n’Roll, liebe Brüder und Schwestern. Hier kommt viel der großartigen Krachmusik her, die wir im Zeitsprung feiern: Am 31. März 1958 veröffentlicht Chuck Berry den Klassiker Johnny B. Goode. Keine drei Minuten lang ist das Ding, Bluesschema in A, dazu ein flotter Backbeat und eine heiße Leadgitarre, und ab geht die Revolution. Bei Songs wie diesem haben sie alle zugehört, die Beatles, die Stones und AC/DC.

Geschrieben hatte Chuck Berry die Nummer bereits 1955 über einen „country boy“, einen Jungen vom Lande, der nicht richtig lesen und schreiben kann, aber so mühelos Gitarre spielt, als müsse er nur eine Glocke läuten. Und eines Tages wird sein Name auf allen Plakaten stehen… Wie sich später herausstellt, singt Berry hier über sich selbst. Darauf weist alleine schon der Titel hin, denn der Musiker wurde in der Goode Avenue in St. Louis geboren. Nur anfangs diente sein Pianist Johnnie Johnson als Namenspate für den Song. Der spielt jedoch nicht mal mit; bei den Aufnahmen am 6. Januar 1958 in den Chess Studios in Chicago haut Lafayette Leake in die Tasten. Den Bass bedient der nicht ganz unbekannte Blueser Willie Dixon. Das markante Eingangslick leiht sich Chuck Berry vermutlich bei Ain’t That Just Like A Woman, einer Nummer von Louis Jordan aus dem Jahr 1946, und zwar Note für Note, wie man hier hören kann. Die Originalversion der Single samt Text findet ihr hier.

Urvater des Rock’n’Roll: Chuck Berry

Aus dem Stand ein Hit

Johnny B. Goode wird zum Hit beim Publikum, und zwar unabhängig von der Hautfarbe, was Ende der Fünfziger keinesfalls als selbstverständlich gesehen werden kann. Der Track erreicht Platz zwei in den Billboard Hot R&B Sides Charts und Platz acht in den Hot 100 Charts. Wo der Unterschied zwischen diesen Hitparaden liegt, wissen wir nicht, aber fest steht: Mit der Nummer ging was. Um das zu erreichen, muss Berry eine kleine Änderung im Text vornehmen: Ursprünglich singt er von einem „little coloured boy“, ändert das aber in „little country boy“, um auch im Radio gespielt zu werden. Keine einfachen Zeiten für einen Schwarzen als Rockstar.

Die Goldene Schallplatte an Bord der Raumsonde Voyager. Johnny fliegt mit.

Heute gilt Johnny B. Goode als der wichtigste Chuck-Berry-Song. Er wird mit Preisen geehrt und in Bestenlisten aufgenommen, nicht zuletzt wird er 1977 mit der Voyager in den Weltraum geschossen. An Bord dieser Raumsonde befindet sich nämlich eine goldene Schallplatte mit Audioaufnahmen von der Erde, etwa der Stimme eines Kindes, Klassik von Johann Sebastian Bach – und eben Rock’n’Roll von Chuck Berry.

Da kommt noch mehr

Vier weitere Stück schreibt der Sänger und Gitarrist im Laufe der Jahre über den Charakter Johnny B. Goode: Bye Bye Johnny, Go Go Go, Johnny B. Blues und Lady B. Goode. Außerdem nennt er ein Album und dessen 19-minütiges instrumentales Titelstück danach: Concerto In B. Goode. Einen weiteren Popularitätsschub erhält das Lied 1985 durch Film Zurück in die Zukunft mit Michael J. Fox.

Die Liste der Coverversionen ist endlos und streift alle möglichen Genres, sie reicht von Jimi Hendrix, AC/DC und Judas Priest über NOFX und LL Cool J bis zu Motörhead und Peter Tosh. Und vermutlich fetzt noch heute irgendwo eine halbstarke Nachwuchskapelle bei ihrer dritten Probe durch das Bluesschema in A.

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Zeitsprung: Am 7.9.1955 macht Chuck Berry den „Duck Walk“. Später freut sich Angus.

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