Popkultur
Zeitsprung: Am 9.10.1940 erblickt John Lennon in Liverpool das Licht der Welt.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 9.10.1940.
von Jana Böhm und Christof Leim
Was John Lennon als Beatles-Mitglied und Solokünstler für die Musikwelt bedeutet, wissen wir alle. Dieser Einfluss ist und bleibt gigantisch. Am 9. Oktober jährt sich sein Geburtstag. Ein Rückblick auf sein Leben in Geschichten – und was danach geschah.
Hört hier das letzte Album, das John Lennon zu Lebzeiten veröffentlicht hat:
Fangen wir ganz vorne an: John Winston Lennon wird am 9. Oktober 1940 in der Arbeiterstadt Liverpool geboren. Seinen zweiten Vornamen verdankt er dem damaligen britischen Premierminister Winston Churchill. In seinem fünften Lebensjahr trennen sich seine Eltern, der Kontakt zu seinem Vater bricht abrupt ab. Seine Mutter Julia erwartet das Kind eines anderen Mannes und will mit diesem eine neue Familie gründen. Deshalb gibt sie John in die Obhut ihrer Schwester Mimi.
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Frühe Jahre
Lennon entdeckt sein künstlerisches und musikalisches Talent und beginnt, Mundharmonika zu spielen. Seine Mutter, zu der er mit der Zeit doch eine innige Beziehung aufbauen kann, bringt ihm das Banjospielen bei. Sie stirbt 1958 auf tragische Weise bei einem Autounfall. Lennon widmet ihr später einen herzergreifenden Song, der den Namen seiner Mutter trägt: Julia.
Das Liverpool der Fünfziger hat einem jungen talentierten Menschen nicht viel zu bieten, also gründet John 1955 kurzerhand mit ein paar Schulkameraden die Band The Quarrymen. 1957 lernt er bei einem Auftritt Paul McCartney kennen, beide sind große Elvis-Presley-Fans und begabte Musiker. Zusammen legen sie den Grundstein für The Beatles. Der Rest ist tolle Musikgeschichte.
Die Beatles
Es mag weltweit kaum jemanden geben, der die Beatles nicht kennt. Mit über eine Milliarden verkauften Tonträgern sind sie die erfolgreichste Band des 20. Jahrhunderts. Zum Vergleich: Die Zweitplatzierten Abba folgen mit „nur“ 360 Millionen Tonträgern. Zwar sind solche Zählungen immer mit Vorsicht zu genießen, aber eines steht fest: Die Beatles waren die wichtigste Band der Populärmusik. Sie haben künstlerische Grenzen verschoben, gesellschaftliches und musikalisches Neuland entdeckt und für unfassbar viel Begeisterung gesorgt, Beatlemania inklusive. Man könnte sagen, die Beatles haben nicht nur die Spielregeln geändert, sie haben das Spiel neu definiert.
Das musikalische Herzstück bilden Lennon und McCartney. Sie schreiben keine grundlegend politischen Songs, doch Lennon verarbeitet mit seiner intelligenten und zynischen Art Dramen der Sechziger wie den Vietnamkrieg, gesellschaftliche Bewegungen an den Universitäten, Rassenunruhen und Attentate. Er bringt Tiefgang in die Popmusik. Der Komponist Leonard Bernstein sagte einmal: „Lennons Musik wird bestimmt so lange bestehen wie die Werke von Brahms, Beethoven und Bach.“ Gleichzeitig wissen die vier Rock’n’Roll-Fans sich zu amüsieren und sorgen schlicht für Spaß und Freude.
Zeitsprung: Am 24.6.1965 veröffentlicht John Lennon völligen Quatsch – als Buch.
John & seine Muse Yoko
1962 heiratet John seine schwangere Freundin Cynthia Powell heimlich, er will seine weiblichen Fans nicht enttäuschen. Im nächsten Jahr kommt Sohn Julian zur Welt. 1967 trifft John Lennon bei einer Kunstausstellung in London auf die japanische Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono und ahnt nicht, dass sie sein Leben grundlegend verändern wird.
Zeitsprung: Am 20.3.1969 heiraten John Lennon & Yoko Ono. Ein Song entsteht auch.
Die sieben Jahre ältere Ono gilt als intellektuelle Frau, die keine Tabus scheut und von ihrer konservativen Familie deshalb verleugnet wird. Sie findet Gefallen an Lennon und wirbt um ihn, man kann fast sagen, sie drängt sich mit allen Mitteln in sein Leben. 1968 gehört er ihr, ein Jahr später heiraten die beiden.
Zeitsprung: Am 21.11.1968 machen John Lennon & Yoko Ono krasse Aufnahmen für ein Avantgarde-Album
Ihre Flitterwochen inszenieren sie als öffentliche Ereignisse in Wien, Amsterdam und Montreal. Dabei empfangen sie eine Woche lang ausgewählte Medien im Hotelbett und werben mit ihrer Aktion für den Weltfrieden.
Zeitsprung: Am 1.6.1969 nehmen John & Yoko „Give Peace A Chance“ auf – im Bett.
In Montreal antwortet Lennon auf die Frage eines Reporters nach dem Sinn dieses so genannten „Bed-Ins“: „Alles, was wir sagen, ist: Gebt dem Frieden eine Chance.“ Spontan und mit allen Anwesenden, darunter Allen Ginsberg und „LSD-Papst“ Timothy Leary, entsteht Give Peace A Chance. Während Lennon und Ono auf dem Bett sitzen und singen, tanzten Mitglieder des kanadischen Radha-Krishna-Tempels durch ihr Zimmer.
Neue Welten
Für Lennon bedeutet die Beziehung zu Yoko Ono einen Wendepunkt in seinem Leben, sie wird seine Muse und zu einem Funken, der seine künstlerische Energie zur Explosion bringt. Innerhalb der Beatles allerdings gehen die musikalischen Interessen mehr und mehr auseinander, bis sich die Band 1970 endgültig trennt.
Zeitsprung: Am 9.1.1975 endet die Geschichte der Beatles offiziell
Erschütterte Fans werfen Yoko Ono bis heute vor, sie habe Lennon verhext und die „Fab Four“ entzweit. Das Paar veröffentlich die experimentelle Platte Two Virgins und löst damit einen Skandal aus, denn beide posieren für das Cover splitterfasernackt. Das gute Stück geht damals nur in braunem Papier verpackt über den Ladentisch. Später erscheint Lennons erstes Soloalbum John Lennon/Plastic Ono Band, gefolgt von der politisch motivierten Single Power To The People.
Zeitsprung: Am 11.11.1968 ziehen John und Yoko für „Two Virgins“ blank.
Das neue und kurze Leben in New York
1971 erscheint Lennons zweites Soloalbum Imagine, der gleichnamige Titelsong wird sein bekanntestes Solostück. Im gleichen Jahr ziehen Yoko und John nach New York, experimentieren mit Drogen und engagieren sich politisch. Das bringt das FBI auf den Plan, das die beiden fortan bespitzelt.
Zeitsprung: Am 16.11.1974 wird ein Wetteinsatz von John Lennon & Elton John fällig.
Irgendwann lernt Lennon David Bowie kennen, die beiden werden enge Freunde und erzählen sich gegenseitig ihre Geschichten vom Ruhm, was er ihnen gebracht oder genommen hat. Bowies wundervolle Beschreibung dieser Beziehung findet ihr hier. Gemeinsam schreiben sie Fame, der zu einem der bekanntesten Bowie-Songs wird. John Lennon singt bei dem Stück die Background-Vocals und spielt Gitarre.
Zeitsprung: Am 24.4.76 kommt es um ein Haar zu einer Lennon-McCartney-Reunion im TV.
1973 trennt er sich von Yoko Ono. Er beginnt eine Affäre mit ihrer Sekretärin und startet mit Phil Spector die Arbeit an seinem Album Rock’n’Roll, doch verschiedene Zwischenfälle verzögern das Ganze. Diese Zeit bezeichnet Lennon später als „Lost Weekend“. Nach 18 Monaten versöhnen sich John und Yoko und ziehen wieder zusammen, ihr gemeinsamer Sohn Sean Ono Taro Lennon wird zum 35. Geburtstag seines Papas geboren.
Zeitsprung: Am 18.4.1975 tritt John Lennon zum letzten Mal auf
Dieser zieht sich für einige Zeit zurück, um ganz Familienvater zu sein. 1980 besingt das Paar seine symbiotische Beziehung auf dem Comeback-Album Double Fantasy. Drei Wochen nach der Veröffentlichung wird John Lennon am Abend des 8. Dezember vor seinem Haus in New York von dem geisteskranken Fan Mark Chapman erschossen. Eine Tragödie.
Zeitsprung: Am 3.10.2000 bittet Lennon-Mörder Mark Chapman um Begnadigung.
Unvergessen: Was danach geschah
1981 erscheint Yoko Onos Album Seasons Of Glass. Darauf zu sehen ist ein halb volles Glas Wasser, daneben liegt John Lennons blutbespritzte Brille. Seit seinem Tod widmet sich die Witwe dem Erhalt des musikalischen Erbes ihres Mannes und veröffentlicht stetig unbekanntes Material. 1984 kommt Milk and Honey auf den Markt, das schon zu Lebzeiten als Nachfolgealbum von Double Fantasy geplant war. Es folgen Liveaufnahmen und Videofilme.
Auch der Rest der Welt erweist John Lennon seine Ehre: An seinem 45. Geburtstag wird ein Teil des New Yorker Central Parks Strawberry Fields getauft. Yoko Ono eröffnet in diesem Areal einen dreieinhalb Hektar großen Garten, den sie mit 500.000 US-Dollar finanziert. Es werden Blumen, Bäume und Sträucher aus der ganzen Welt gepflanzt. In seiner Mitte liegt ein Denkmal, ein Mosaikkreis mit dem Wort „Imagine“. An Lennons Todestag, dem 8. Dezember, versammeln sich dort jedes Jahr unzählige Fans und legen Blumen nieder. Sogar die Deutsche Bundespost bringt 1988 eine John-Lennon-Sonderbriefmarke heraus.
Zum 60. Geburtstag erscheint das Buch Lennon Remembers. Es enthält alle Interviews mit dem Rolling Stone-Magazin. Außerdem eröffnet in Japan das John Lennon Museum. Zehn Jahre später verlangt Yoko Ono die Schließung, damit der Geist ihres verstorbenen Mannes in Bewegung bleiben kann. 2010 versiegelt die Rock And Roll Hall Of Fame zu Ehren des Sängers drei Zeitkapseln mit Fanbeiträgen und Aufnahmen aus der Zeit nach den Beatles. Die Kapseln sollen erst am 9. Oktober 2040 geöffnet werden.
Zeitsprung: Am 12.12.2007 wird eine Locke von John Lennon für 24.000 Pfund versteigert
1992 kickt die Sportmarke Nike das Lennon-Stück Instant Karma! mit einem Werbespot zu einer erneuten Top-Ten-Position in den Charts. Im Jahr 2005 stellt Yoko Ono der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Bearbeitungsrechte für alle Solotitel ihres Mannes zur Verfügung. „Johns Musik war immer darauf angelegt, Veränderungen herbeizuführen. Wenn wir für die Menschenrechte eintreten, können wir die Welt zum Besseren verändern“, kommentiert sie.
Zeitsprung: Am 27.1.1970 entsteht John Lennons „Instant Karma!“ – an einem Tag.
2019 melden sich die beiden noch lebenden Beatles Ringo Starr und Paul McCartney zu Wort, um ihren Freund und Mitmusiker zu ehren. Gemeinsam nehmen sie Grow Old With Me auf, ein Song, den Lennon eigentlich für das Album Double Fantasy geschrieben hat. Die Demoversion erschien posthum auf Milk And Honey (1984). Die McCartney/Starr-Kollaboration ist auf Ringo Starrs 20. Soloalbum What’s My Name zu hören.
John Lennon hat etwas geschaffen, das die Pop- und Rockmusik geprägt hat. Zu seinem 80. Geburtstag erscheint die Kollektion Gimme.Some.Truth. The Ultimate Mixes, die das Leben dieses Ausnahmekünstlers feiert. Das Werk hat Yoko Ono gemeinsam mit ihrem Sohn Sean produziert. Der Titel basiert auf einem gleichnamigen Stück von 1971, mit dem Lennon „heuchlerischen Politikern, Scheinheiligen und der Kriegsmaschinerie eine klare Absage erteilte.“
Eine Welt ohne die Beatles? 10 Dinge, die heute anders wären

Popkultur
Zeitsprung: Am 20.3.2000 veröffentlichen Metallica „No Leaf Clover“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 20.03.2000.
von Christof Leim
Neue Songs gab es von Metallica um die Jahrtausendwende wenige. Eine der Ausnahmen taucht 1999 bei der Orchesterkollaboration S&M auf: No Leaf Clover. Am 20. März 2000 erscheint die Single dazu.
Hier könnt ihr euch S&M anhören:
Endlich neuer Stoff: Als Metallica im November 1999 unter dem Titel S&M den Mitschnitt ihrer Auftritte mit dem San Francisco Symphony Orchestra veröffentlichen, liegt Reload schon zwei Jahre zurück, Garage Inc. von 1998 enthält nur Coverversionen. Auf S&M ballert die Band im Wesentlichen ihre sattsam bekannten Hits und ein paar „deep tracks“ unverändert runter, während das Orchester unter der Leitung von Michael Kamen dazu spielt, quasi „draufgeflanscht“ wurde. Dabei schafft das klassische Ensemble manchmal mehr emotionale Tiefe und Spannung, oft genug sucht es aber auch vergeblich die Lücken im Riffgeknatter. (Wie das alles so kam, erzählen wir ein andermal bei einem Zeitsprung über S&M.)
Zwei Welten
Metallica-Freaks weltweit können sich dabei über zwei unveröffentlichte Stücke freuen: den Godzilla-gleichen, recht einfachen Stampfer – Human (ausgesprochen: „Minus Human“) und ein Lied namens No Leaf Clover. Beide sollen Überbleibsel der Load/Reload-Sessions sein, und das hört man. Damals hatten Metallica unter viel Wehklagen der Szenewächter den Pfad des „Stählernen“ verlassen und sich für ein paar Jahre von Metal und Thrash allgemein Richtung Rock orientiert.
Metallica und Michael Kamen (l.) im Dezember 1999 bei den Billboard Music Awards – Foto: Brenda Chase Online USA, Inc./Getty Images
Im Rahmen des S&M-Projektes funktionieren die beiden neuen Songs deshalb gut, da hier Orchester und Metallica eben nicht nur nebeneinander spielen, sondern weil die beiden Welten sich ergänzen. No Leaf Clover beginnt mit einem dramatischen Intro mit Pauken, Streich- und Blasinstrumenten, das die Band heute noch vor Liveeinsätzen des Stückes laufen lässt. Es folgen unverzerrte Akkorde von Meister Hetfield, über die sich fast so etwas wie Filmmusik spinnt. Natürlich lassen die harten Riffs nicht lange auf sich warten, und für die Strophen bräuchten Metallica und der Song das Orchester nicht mehr. Im Laufe von 5:43 Min. wechseln sich laut und leise, hell und dunkel, rockig-direkt und klassisch-umspielt immer wieder ab und machen aus No Leaf Clover ein kleines Schätzchen aus der zweiten Reihe der Metallica-Werke.
Keinblättriges Kleeblatt
Textlich scheint sich James Hetfield hier mit den Fallstricken von Ruhm und Reichtum zu beschäftigen: Ein Protagonist spürt seine Chance („feels right this time“) auf einen Durchbruch („crash course with the big time“), ignoriert aber Warnungen („pay no mind to the distant thunder“). Doch das scheint zu kurz gedacht zu sein („sucker for that quick reward“), denn im Chorus stellt sich heraus, dass hinter dem „beruhigenden Licht am Ende des Tunnels“ doch nur ein Zug steckt. Dazu passend verbirgt sich die schwarzmalerische Aussicht schon im Titel, der auf ein „four leaf clover“ anspielt, ein vierblättriges Kleeblatt also. Damit meint ein No Leaf Clover also alles andere als einen Glücksbringer.
Abgesehen davon, dass die abgenutzte Licht/Tunnel/Zug-Metapher für Hetfields Verhältnisse ziemlich schwach daherkommt, schlägt No Leaf Clover damit in eine ähnliche Kerbe wie The Memory Remains. Dass sich ein sensibler Texter wie der Metallica-Frontmann noch eine knappe Dekade nach dem unfassbaren Erfolg des Black Album mit Ruhm, Erfolg und ihren Nachteilen beschäftigt, verwundert nicht. Nachzulesen sind die Textzeilen hier.
Kunstanalystische Tresengespräche
Der Blog Toilet Ov Hell (heißt wirklich so, cooler Name) schreibt in einem gelungenen Kommentar, dass No Leaf Clover womöglich „der letzte Windstoß echten künstlerischen Wachstums“ für Metallica gewesen sein könnte, bevor sie sich in ihre „enttäuschende, aber verdiente“ Rolle als so genannter „Legacy Act“ zurückgezogen haben. So bezeichnet man üblicherweise eine Gruppe, die vor allem von ihrer und durch ihre gewaltige Geschichte lebt. Verständlich wäre es im Falle unserer Helden, denn die glorreichen Zeiten der ebenso innovativen wie alkoholgetränkten Ballerei auf Großtaten wie Ride The Lightning (1984) und Master Of Puppets (1986) ist mit dem Jahreswechsel 1999/2000 schon anderthalb Dekaden her.
T-Shirt-Motiv zum Titel
Ob das so stimmt, kann man diskutieren, und das machen wir auch gerne an jedem Festivaltresen der Welt, aber ganz Unrecht haben die Leute von Toilet Ov Hell nicht. Und zwar aus folgendem Grund: Man darf die lärmige Therapiestunde St. Anger (2003) und die unfassbar unerträglich beschissene Kollaboration mit Lou Reed auf Lulu (2011) zwar als künstlerische Statements bezeichnen, aber unstreitbar Großes wie in den ersten zehn Jahren ihrer Geschichte haben Metallica damit wohl nicht geleistet. Auf Death Magnetic (2008) und Hardwired…To Self-Destruct (2016) liefert das Quartett zwar guten Stoff, wiederholt aber bekannte Formeln und Formate. Ob das reicht, muss die Headbangerschaft noch am Tresen klären.
Liveeinsätze
Als erste Single von S&M wird zeitgleich Nothing Else Matters ausgekoppelt, No Leaf Clover folgt erst vier Monate später am 20. März 2000. Mit der Nummer erreichen Metallica einen Platz 74 in den allgemeinen US-Charts und sogar die Spitze der Mainstream Rock Charts. In Deutschland reicht es für Platz 40.
Für die Konzerte packen sie den Song immer mal wieder auf die Setlist, bis März 2020 insgesamt 125 Mal, wie etwa beim Konzert in Köln im Sommer 2019 (vollständiger Bericht hier). Die andere neue Nummer – Human bringt es nur auf vier Einsätze. Zum Vergleich: Das Stück Master Of Puppets haben die Burschen schon 1671-fach gespielt. Auch bei der einmaligen Neuauflage des Orchesterprojektes im Jahr 2019 unter dem Titel S&M2 gehört die Nummer natürlich zum Aufgebot. Für ein Schätzchen aus der zweiten Reihe ist das schon in Ordnung.
Popkultur
Zeitsprung: Am 19.3.1955 kommt Sänger & Schauspieler Bruce Willis zur Welt.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 19.3.1955.
von Timon Menge und Christof Leim
Er hat Hochhäuser gesichert, als Preisboxer um sein Leben gefürchtet und mehrfach den Planeten gerettet, zumindest auf der Kinoleinwand. Was die meisten nicht wissen: Action-Star Bruce Willis kann auch Blues. Heute feiert er Geburtstag.
Hier könnt ihr euch The Return Of Bruno anhören:
Alles beginnt in Rheinland-Pfalz, denn Walter Bruce Willis kommt am 19. März 1955 in Idar-Oberstein zur Welt. Das liegt daran, dass sein Vater David als US-Soldat in Deutschland arbeitet und dort Marlene kennenlernt, die Mutter von Bruce. 1957 zieht die Familie wieder in die USA und lebt ihr Arbeiterleben weiter; Mutter Marlene arbeitet bei einer Bank und Vater David als Schweißer, Mechaniker und Fabrikarbeiter.
Vom Stotterer zum Schulsprecher
Als Willis auf die High School kommt, entwickelt er ein Stotterproblem, und zwar so stark, dass seine Mitschüler ihm den Spitznamen „Buck-Buck“ verpassen. Das ändert sich, als er der Schauspiel-AG beitritt. Er bekommt das Stottern in den Griff, sammelt erste Schauspielerfahrung und arbeitet an seinem Selbstbewusstsein. Schließlich wird er sogar zum Schulsprecher ernannt.
Filmposter von Armageddon
Nach dem High-School-Abschluss 1973 arbeitet Willis in einem Atomkraftwerk, später als Privatdetektiv. Danach widmet er sich voll und ganz seiner Schauspielkarriere und wir wissen, was daraus wurde. Filme wie Stirb langsam (1988), Pulp Fiction (1994), Armageddon (1998) und The Sixth Sense (1999) verhalfen Bruce Willis zu internationaler Berühmtheit, viele der Streifen sind heute Klassiker. Er kann aber auch anders.
Bruce und der Blues
Viele wissen es nicht: Willis hat auch zwei Musikalben veröffentlicht und zwar noch vor seinem Durchbruch als Schauspieler. Sein Debüt The Return Of Bruno bringt die legendäre Plattenschmiede Motown am 20. Januar 1987 auf den Markt. Darauf singt er einerseits Blues-Stücke von Ry Cooder, Jerry Leiber/Mike Stoller und Allen Toussaint; für Jackpot (Bruno’s Bop) betätigt er sich aber auch als Komponist. Under The Boardwalk, ein Drifters-Cover, erreicht sogar Platz zwei der britischen Single-Charts. Die Kritiken fallen allerdings durchwachsen aus.
Das Album gehört zu einem großen Special des US-Fernsehsenders HBO, das kurz nach der Veröffentlichung der Platte ausgestrahlt wird. Nicht zuletzt wegen dieser Größenordnung werden Willis hochkarätige Musikerinnen und Musiker zur Seite gestellt, wie Booker T. Jones, die Pointer Sisters und die Temptations. Mit If It Don’t Kill You, It Just Makes You Stronger erscheint 1989 noch ein zweites Album.
Bruce Willis heute
Heute lebt Willis mit seiner Frau Emma Heming und seinen beiden Töchtern in Los Angeles. Ob wir nochmal auf ein Album hoffen dürfen? Wir wissen es nicht. Vielleicht singt Willis nur noch unter der Dusche. Es wäre schade, denn seine beiden bisherigen Veröffentlichungen sind gar nicht schlecht. Seine Schauspielkarriere musste er zudem beenden, da Anfang 2022 bei ihm Aphasie diagnostiziert wurde, eine Störung der Sprache. Ein Jahr wurde zudem Demenz festgestellt. Willis zog sich deshalb aus der Öffentlichkeit zurück. Wir wünschen nichtsdestotrotz alles Gute zum Geburtstag!
Zeitsprung: Am 27.2.2015 stirbt der Schauspieler – und Musiker – Leonard Nimoy.
Popkultur
Zeitsprung: Am 18.3.1965 pinkeln die Rolling Stones an eine Tankstelle.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 18.3.1965.
von Tom Küppers und Christof Leim
Seien wir ehrlich: Mehr oder weniger ungehöriges Benehmen gehört einfach zum Rock’n’Roll. Die Rolling Stones könnte man vielleicht sogar die ersten Rebellen der modernen Rockgeschichte nennen. Am 18. März 1965 jedenfalls produzieren sie einen kleinen Skandal, der mit unverhandelbarer Dringlichkeit und anatomischen Besonderheiten zu tun hat…
Hier könnt ihr euch die frühen Stones anhören:
Wer in einer Band spielt, egal ob als Hobbyist oder Profi, kennt die Situation. Nachts, Rückweg vom Gig, die Blase drückt. Damals wie heute gilt: ran an die nächste Tankstelle. So geht es auch den Rolling Stones am 18. März 1965. Die Band und ihre Crew fahren also vor, Bassist Bill Wyman (gilt als einer der ruhigen Vertreter in der Gruppe) fragt Charles Keeley, einen 41-jährigen Angestellten wo man denn „mal kurz Wasser lassen könnte“. Keeley, der Wyman später als „zotteliges Monster mit dunkler Brille“ beschreiben wird, entgegnet, dieses Etablissement verfüge nicht über Sanitäranlagen.
Blasendruck & Schreihals-Modus
Mit dieser unglaubwürdigen Antwort hat keiner gerechnet, wie sich Wyman in seiner Biografie erinnert. „Ich musste inzwischen wirklich dringend, ging zum Auto zurück und erklärte, was eben passiert war.“ Sänger Mick Jagger will der Sache auf den Grund gehen und betritt mit Gitarrist Brian Jones sowie Wyman im Schlepptau nochmal die Tankstelle. Er fragt noch mal nach dem Abort, doch der Mitarbeiter ist inzwischen im Schreihals-Modus angelangt.
Ein zotteliges Monster ohne Brille, aber mit Artgenossen: Bill Wyman (2.v.r.) und die Rolling Stones
„Na gut“, denkt sich Jagger und erklärt, das man sch eben woanders erleichtern würde. Die Stones (minus Schlagzeiger Charlie Watts, der später zu Protokoll gibt: „Ich habe im Auto geschlafen, Mann!“) steuern eine nahegelegene Mauer an, reihen sich auf und lassen der Natur ihren freien Lauf. Gitarrist Keith Richards erinnert sich in seinen lesenswerten Memoiren namens Life daran, das als nächstes – wie aus dem Nichts – die Polizei auftaucht. „Wir stehen da, lassen laufen, und auf einmal zückt ein Polizist seine Taschenlampe und beleuchtet Bills Genital.“ Unangenehm. Am nächsten Tag wird gegen Jagger, Wyman und Jones Anzeige erstattet.
Anatomische Besonderheiten
Als Zeuge dient ein an diesem Abend ebenfalls anwesender Kunde, der sich persönlich von den Musikern auf den Schlips getreten fühlt und ihnen „ekelhaftes Benehmen“ unterstellt. Als das ganz dann im Juli 1965 vor Gericht landet, stehen die Stones mit (I Can’t Get No) Satisfaction auf der Nummer eins der Charts. Die Verhandlung selbst verläuft ohne größere Zwischenfälle, es gibt ein kleine Geldstrafe und eine Standpauke von Richter Morey. „Bloss weil sie die höchsten Weihen ihrer Profession erreicht haben, gibt ihnen das nicht das Recht sich so aufzuführen.“
Richards lüftet dann in seinem Buch Jahrzehnte später den mutmaßlichen Grund dafür, warum die Band überhaupt erwischt wurde. „Die Sache mit Bill ist die, und das ist wahrscheinlich eine der am besten gehüteten Geheimnisse der Rolling Stones: Er besitzt eine der größten Blasen in der Geschichte der Menschheit.“ Bitte was? Der Stones-Gitarrist führt gerne aus: „Wenn der aussteigt um zu pinkeln, dann weißt du genau, das du erstmal die nächste Viertelstunde festhängst. Meines Wissens nach hat Bill es noch nie unter fünf Minuten geschafft.“ Mit anderen Worten: Die Rock-Helden wurden erwischt, weil sie zu lange gebraucht haben. Trotzdem: Verglichen mit dem, was Popstars heute abziehen, um in den Schlagzeilen zu gelangen, wirkt dieser kleine Ausrutscher vom 18. März 1965 doch geradezu niedlich, oder?
Zeitsprung: Am 8.8.2004 ist bei der Dave Matthews Band die K**ke am Dampfen.
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