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Popkultur

Zeitsprung: Am 14.7.1958 stehen drei Viertel der Beatles erstmals im Studio.

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Foto: YouTube-Screenshot "In Spite Of All The Danger"

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 14.7.1958.

von Christof Leim und Tom Küppers

Im Sommer 1958 nehmen The Quarrymen aus Liverpool zwei Songs für eine Single auf. Zu dieser Skiffle-Band aus Teenagern gehören John Lennon, Paul McCartney und George Harrison. Damit stehen drei Viertel der Beatles zum ersten Mal im Studio. Was das genaue Datum dieser historischen Aufnahmen angeht, sind sich allerdings sogar die Akteure selbst unsicher…

Hört hier die besten Songs der Fab Four:

Die Beatles haben Musikgeschichte geschrieben wie wenige andere Bands. Doch auch die wichtigste Popgruppe des letzten Jahrhunderts hat mal ganz klein angefangen: 1956 gründet der gerade mal 16-jährige John Lennon mit ein paar Freunden von der Quarry Bank High School seine erste Band The Quarrymen. Die jungen Kerle spielen Skiffle, eine Mischung aus Jazz, Blues und Folk, die sich mit akustischen Instrumenten wie Banjo oder Waschbrett und eingängigem Liedgut seinerzeit besonders bei der Arbeiterklasse großer Beliebtheit erfreut. Daneben interessieren sich Lennon und seine Mitmusiker für den frühen Rock’n’Roll von Elvis und Bill Haley, später vor allem für Chuck Berry.

Blutjung & hochtalentiert

Im Oktober 1957 steigt Paul McCartney als Gitarrist und Sänger ein und empfiehlt George Harrison als weiteren Gitarristen. Lennon, selbst noch im besten Teenageralter, bemängelt, dass Harrison mit seinen vierzehn Jahren viel zu jung sei. Nach einem Vorspielen in der oberen Etage eines Doppeldeckerbusses lässt er sich allerdings überzeugen. Damit haben sich drei Viertel der späteren Beatles zusammengefunden.

Auf der Bühne steht die Band ohnehin bereits regelmäßig. Irgendwann hören die Burschen von den Phillips Sound Recording Services, einem Studio, in dem sie für einen Spottpreis ihre eigenen Aufnahmen machen können. Paul McCartney erinnert sich im Buch The Beatles Recording Sessions: „Ich glaube, wir haben fünf Pfund bezahlt.“ Die Anreise verläuft genau so kostenbewusst mit dem Linienbus, komplett mit Verstärkern und Instrumenten im Gepäck. Zur Gruppe gehören damals noch Pianist John „Duff“ Lowe sowie Drummer Colin Hanton.

Die Instrumente der Quarrymen im Beatles-Museum in Liverpool. Credit: Roblespepe

Schnelles Ding

Das Studio entpuppt sich als ein Aufnahmeraum mit Mikro, der sich zwischen der Küche und dem Ladenlokal eines Elektronikhändlers namens Percy Phillips versteckt. Der wiederum hat leider nichts mit der gleichnamigen Plattenfirma zu tun. Die Band nimmt zunächst das Buddy-Holly-Cover That’ll Be The Day I Die, danach das von McCartney und Harrison geschriebene In Spite Of All The Danger auf. Dafür benutzen sie nur ein einziges Mikro in der Mitte des Raumes, Drummer Hanton muss einen Schal über die Snare-Drum legen, damit sie nicht zu laut klingt. „Nach einer Viertelstunde war alles vorbei“, erinnert sich Paul McCartney.

Um weiterhin kosteneffizient zu bleiben, werden die beiden Titel direkt auf eine Acetate-Platte gepresst, das Band wird gleich wieder gelöscht. Es existiert also genau ein Exemplar dieser Aufnahmen, das sich die beteiligten Musiker im Wochenturnus untereinander weiterreichen. Der Pianist John Lowe behält das gute Stück dann gleich 25 Jahre und will 1981, nachdem die Beatles längst wieder aufgelöst sind, den großen Reibach machen. Sein alter Bandkollege McCartney interveniert allerdings und öffnet selbst die Geldbörse. Er lässt ungefähr fünf Vinyl-Kopien anfertigen, die an enge Freunde und Verwandte gehen. Das Original wird vom Fachmagazin Record Collector 2004 übrigens auf 200.000 Pfund taxiert, die Handvoll von McCartney gepressten Singles immerhin noch auf 10.000 Pfund das Stück. Womit die ersten beiden Plätze in der Liste „Die teuersten Tonträger der Welt“ vergeben wären.

Wann war das denn nun?

Über das genaue Datum dieser historisch bedeutenden Session gehen die Meinungen auseinander, sogar unter den damals beteiligten Jungrockern. Eine 2005 angebrachte blaue Gedenktafel an dem Gebäude erinnert explizit an den 14. Juli 1958, einen Montag. Wir gehen davon aus, dass hier entsprechende Nachforschungen angestellt wurden. Ein Studio-Logbuch verzeichnet für diesen Tag jedoch keine Skiffle-Band, für den 12. Juli aber schon, jedoch ohne Namensnennung.

Nach diesen ersten gemeinsamen Aufnahmen wenden sich die Musiker noch stärker als bisher dem Rock’n’Roll zu, was den Puristen unter den Quarrymen sauer aufstößt. 1960 benennen sich die Reste der Quarrymen dann um in The Beatles. Offiziell erblicken beide Songs erst 1995 auf der Beatles-Zusammenstellung Anthology 1 das Licht der Welt. Auch wenn Aufnahmetechnik und musikalisches Können noch rudimentär wirken, zeigen diese beiden Lieder klar, wo die Wurzeln der Band liegen, die nur wenige Jahre nach diesen Anfängen die Musikwelt komplett auf den Kopf stellen sollte

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