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Popkultur

„Earthling“: Eddie Vedders Tribut an Pearl Jam

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Eddie Vedder
Foto: Danny Clinch

Pearl Jam und Eddie Vedders Einzelgänge waren stets zwei grundverschiedene Angelegenheiten. Mit Earthling legt der Sänger jetzt ein großes, stargespicktes Album vor, das sich freigiebig bei der Vita seiner Band bedient.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr Earthling hören:

Auch wenn Nikki Sixx von Mötley Crüe kürzlich etwas anderes behauptete: Eddie Vedders warmer, voller Bariton passte immer schon perfekt zur ausladenden, verwaschenen Musik seines Arbeitgebers Pearl Jam. Das ist in gewisser Weise Fluch und Segen zugleich: Während man die Grunge-Ikonen Pearl Jam spätestens dann erkennt, wenn Vedder in Aktion tritt, konnte er sich auch auf Solopfaden nie vom Nimbus seiner großen Band lösen – egal, ob beim Soundtrack zum Aussteigerdrama Into The Wild oder als Solitär mit der Ukulele. Sobald er den Mund aufmacht, ist man direkt da, ist man sofort drin in der elegischen, zerrissenen Welt des Eddie Vedder.

Mehr Pearl Jam als Pearl Jam

Aber jetzt kommt‘s: Sein neues Soloalbum Earthling – sein erstes seit den Ukulele Songs von 2011 – klingt über weite Strecken mehr nach Pearl Jam als es Pearl Jam auf ihren letzten Platten taten. Gut, alles hübsch gewürzt mit einer ordentlichen Prise Bruce Springsteen und Heartland Rock, aber tatsächlich auf so unschuldige Weise seinem eigenen Schaffen der letzten drei Dekaden verschrieben, dass das Hören eine wahre Freude ist.


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Vielleicht liegt es auch an Produzent Andrew Watt, dass Earthling so offen, so groß, so einladend klingt. Der kann bekanntlich sowohl Ozzy Osbourne als auch Miley Cyrus produzieren und versteht Rockmusik als facettenreiche Angelegenheit, in der man sich durchaus auch mal poppig ausleben kann und soll. Warum einer wie Vedder Hilfe vom ehemaligen Red-Hot-Chili-Peppers-Gitarristen beim Komponieren braucht, muss man zwar nicht verstehen; die Eingriffe in den originären Stil des  57-jährigen Sängers sind aber als minimalinvasiv zu bezeichnen.

Elton John setzt Akzente

Spannender ist a schon ein Gastauftritt von Elton John, durch den Picture zu einem klaren Höhepunkt der Platte wird. Was Eddie Vedder mit diesem Album versucht hat, ist ein Skizzenbuch der robusten, grundehrlichen, amerikanischen Rockmusik. Und es ist nicht bei einem Versuch geblieben: Vor ihm die Straße, im Rückspiegel die Geister seiner Grunge-Vergangenheit, im Radio Tom Petty. Seine Stimme war schon immer gut darin, sowohl verletzlich als auch stark zu klingen, und immer wenn er genau diese Stärke nutzt, wird aus einem guten ein großes Soloalbum. Brother The Cloud ist ein solches Beispiel: herzzerreißend schön, fast schon zu intim und voller Melancholie. Und Long Way ist schon jetzt einer seiner schönsten Solomomente.

Wenn das irgendwie möglich ist, dann ist der Eddie Vedder, der uns auf Earthling begegnet, noch offener, noch privater als in den nackten Seelenstriptease-Momenten von Pearl Jam. Ja, das geht. Und wie. Und was noch besser ist: Manchmal erinnert das Album sogar an helle Momente von Vs. oder Vitalogy, gesehen durch die Sonnenbrille der amerikanischen Rockgeschichte.

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Zeitsprung: Am 13.9.1990 schreibt Eddie Vedder nach dem Surfen mal eben drei Klassiker.

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