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Popkultur

Rock’n’Fail: R.E.M. veröffentlichen „Shiny Happy People“

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Bei Rock’n’Fail blicken wir auf die größten Fehler, Patzer und Missverständnisse der Rock’n’Roll-Geschichte zurück. Heute trifft es: R.E.M.

von Timon Menge

Große Hits können für Bands Fluch und Segen zugleich sein. Mit Shiny Happy People von ihrem Album Out Of Time landen R.E.M. zwar einen ihrer größten Charterfolge, weigern sich allerdings auch jahrelang ihn live zu spielen. Werfen wir einen Blick auf den vielleicht meistgehassten R.E.M.-Song.


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Als R.E.M. am 6. Mai 1991 einen ihrer größten Hits Shiny Happy People veröffentlichen, wissen sie noch nicht, dass das Stück sie ein Leben lang verfolgen wird. Der Song öffnet der Gruppe viele Türen und verhilft ihr weltweit zu Bekanntheit. In den USA erreicht die Single Platz zehn der Billboard-Charts, in England reicht es zu Platz sechs, in Irland sogar zu Platz zwei. Nichtsdestotrotz verbinden die Musiker bis heute ambivalente Gefühle mit dem Lied.

Hier könnt ihr euch Out Of Time anhören:

„Das ist ein bescheuerter Popsong, geschrieben für Kinder. Er ist, was er ist“, gibt Sänger Michael Stipe 2016 in einem Interview mit der BBC zu Protokoll. „Wenn es ein Lied gäbe, das ins Weltall geschickt würde, um R.E.M. dort bis in alle Ewigkeit zu vertreten, würde ich nicht wollen, dass dieses Lied Shiny Happy People ist.“ Für den Frontmann, der gemeinsam mit seiner Band zu den Pionieren des Alternative Rock zählt, fehlt es dem Stück schlicht an inhaltlicher Relevanz.

1995 tritt Michael Stipe in der Cartoonserie Space Ghost Coast To Coast auf. Darauf angesprochen, ob er nicht Shiny Happy People singen könne, antwortet Stipes Zeichentrick-Alter-Ego: „Ich hasse diesen Song, Space Ghost.“ Die Abneigung der Band gegenüber ihrem größten Hit zeigt sich auch im Jahr 2003, als sie davon absieht, das Stück auf dem Greatest-Hits-Album In Time unterzubringen.

R.E.M. zu Zeiten von Out Of Time

Zumindest im Nachhinein zeigt sich auch die Presse wenig begeistert. Auf der 2006 von AOL veröffentlichten Liste „Die 111 größten Weicheier-Songs aller Zeiten“ belegt Shiny Happy People die Pole Position. Das Magazin Blender setzt das Stück auf Platz 35 der „50 schlimmsten Songs aller Zeiten“. Auch das Q Magazine verleiht der Nummer einen zweifelhaften Preis und nimmt sie 2005 in die Liste „Zehn schreckliche Platten von großartigen Künstlern“ auf.

Von richtigem Hass kann allerdings auch keine Rede sein, wie Stipe und Bassist Mike Mills im Interview mit The Sun zu Protokoll geben: „Der Song sollte so poppig sein, wie nur irgendwie möglich“, erklärt Stipe. „So richtig absurd und lächerlich poppig.“ Mills verbindet sogar ein positives Verhältnis mit dem Stück: „Ich liebe es“, räumt er ein. „Wenn ich das Lied höre, was nicht so häufig vorkommt, genieße ich das sehr. Einen nicht ironischen, fröhlichen Song zu schreiben, ist echt schwer.“

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