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Popkultur

Der historische Verriss: „Out Of Time“ von R.E.M.

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Auch Expert*innen liegen manchmal mächtig daneben. In dieser Reihe stellen wir vernichtende Plattenkritiken von großen Alben der Musikgeschichte vor, fatale Fehlurteile, die aus heutiger Sicht mindestens merkwürdig wirken. Heute mit Out Of Time von R.E.M., an dem David Browne vom großen amerikanischen Kulturmagazin Entertainment Weekly in seiner Rezension aus dem Jahr 1991 kein gutes Haar ließ.

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David Browne, die beleidigte Leberwurst! Seine Alternative-Rock-Helden haben Mainstream-Terrain betreten und klingen nicht mehr ganz so wie in den 80ern. Die alten Fans sind loyal geblieben? Er nicht, spätestens jetzt nicht mehr. Man fragt sich: Was hätten R.E.M. denn machen sollen, um „hochzufrieden“ zu klingen? So weitermachen wie bisher und sich an das altbewährte Erfolgsrezept halten? Nichts wäre langweiliger! R.E.M. wollen eben was Neues versuchen, Kollege, etwas wagen! Aber für den Kritiker hört es sich anders an:

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Interessant! Diese Totalausfälle wie Losing My Religion oder Shiny Happy People gehören heute immerhin zu den absoluten Signature-Songs von R.E.M. Hymnen für die Ewigkeit erkennt man manchmal einfach nicht, wenn sie unvermittelt vor einem stehen, da müssen wir den Schreiber in Schutz nehmen. Das vermeintliche Chaos von Out Of Time hat sich auch für David Browne hoffentlich mit ein bisschen Abstand gelichtet: Da ist die großartige Experimentierfreudigkeit von Radio Song, das bewegende Low oder das herrliche Zusammenspiel von Streichern und Jangle-Gitarren in Texarkana. Welche Platte hast du damals eigentlich gehört, David?


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Natürlich, Geschmäcker sind verschieden. Aber wie kann einen diese Platte deprimieren? Ein paar Leute sahen das jedenfalls anders, sagen die Fakten: Das Album kassierte drei Grammy-Awards, war das erste Nummer-eins-Album der Band in den USA und Großbritannien und ist bis heute ihre am häufigsten verkaufte Platte in Deutschland. Nur mit dem letzten Satz hatte Browne irgendwie recht: Out Of Time markiert wirklich einen Wendepunkt, es war der absolute Durchbruch für R.E.M., von nun an spielten sie in der obersten Liga und veröffentlichten im Laufe der 90er noch viele weitere starke und erfolgreiche Alben, mit denen sie ein großes Publikum erreichten, ohne ihren Stil grundlegend zu ändern. Das ist der Stoff, aus dem große Bands gemacht sind.

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