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Popkultur

Das letzte Konzert der Beatles: Wie die Fab Four zur Studioband wurden

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The Beatles
Foto: Bettmann/Getty Images

Die Geschichte der Beatles lässt sich grob in zwei Epochen unterteilen: die Tourjahre und die Studiojahre. Am 29. August 1966 spielen John, Paul, George und Ringo ihr letztes Konzert vor zahlendem Publikum. Wir haben uns angeschaut, wie es dazu gekommen ist.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Revolver von den Beatles anhören:

Als die Beatles am 29. August 1966 im Candlestick Park in San Francisco auftreten, herrscht eine bedrückende Stimmung. Nicht nur, dass gerade einmal 25.000 von 42.000 Tickets verkauft wurden und die Beatles somit vor einem halbleeren Stadion spielen. Nein, es geht auch noch das Gerücht um, dass die Band ihrer Live-Karriere nach der Show ein Ende setzen möchte. Genau das geschieht dann auch. Um 21:27 Uhr betreten die Beatles zum letzten Mal die Bühnenbretter — aber wie konnte das passieren?

Die letzte Tour der Beatles verläuft alles andere als erfolgreich. In Japan erhält die Band Todesdrohungen; auf den Philippinen werden sie körperlich angegangen, weil sie einen Termin mit First Lady Imelda Marcos ausschlagen. Ihre Konzertreisen wachsen der Gruppe über den Kopf. Doch nach Europa und Asien stehen noch die USA auf dem Tourplan. „Wir werden ein paar Wochen Zeit haben, um uns zu erholen“, erzählt George Harrison nach dem Vorfall auf den Philippinen. „Danach können wir uns von den Amerikanern verprügeln lassen.“

Das Ende der „Beatlemania“

Tatsächlich steht die dritte US-Tour der Beatles bereits vor ihrem Beginn unter keinem guten Stern. John Lennon hat mit seiner „Populärer als Jesus“-Aussage das ganze Land verärgert und auch der immense Lautstärkepegel bei ihren Stadionkonzerten macht den Musikern immer stärker zu schaffen. Als wäre das noch nicht genug Furore, löst die Band mit ihren kritischen Aussagen zum Vietnamkrieg weitere Kontroversen aus. Die Tickets für die Konzertreise verkaufen sich dementsprechend schlecht. Die US-Presse beschwört sogar das Ende der „Beatlemania“ herauf. Doch die Beatles haben ohnehin schon eine Entscheidung getroffen.

John, Paul, George und Ringo wissen bereits im Vorfeld, dass sie am 29. August 1966 ihre letzte Show spielen. Jeder der vier Musiker bringt eine Kamera mit, um den historischen Moment zu verewigen. Tony Barrow, ein enger Mitarbeiter der Band und Erfinder der Beschreibung „Fab Four“, nimmt das Konzert auf Tonband auf. (Allerdings ohne die zweite Hälfte des letzten Songs Long Tall Sally, weil er vergisst, das Band während der Aufnahme zu wenden.) Die Zeichen stehen auf Abschied, zumindest von der Bühne.

Genug ist genug

Nach dem Konzert werden die Beatles in einem Panzerwagen zum Flughafen gefahren. Während des Flugs nach Los Angeles soll George Harrison gesagt haben: „Das war’s jetzt. Ich bin kein Beatle mehr.“ Im Buch George Harrison: Living In The Material World von seiner Witwe OIivia Harrison führt er den Frust weiter aus: „Wir haben alle Rassenunruhen mitgemacht und in jeder Stadt, in die wir kamen, gab es entweder Stau, Polizeikontrollen und Leute, die uns mit unterschiedlichen Dingen gedroht haben … und wir waren in einem kleinen Raum, einem Flugzeug oder einem Auto eingesperrt. Wir hatten einander, um den Stress zu verarbeiten und unser Sinn für Humor war dabei sehr wichtig … Aber es gab einem Punkt, an dem es einfach genug war.“

Nach ihren Tourjahren und einer dreimonatigen Pause ziehen die Beatles weiter durch, was sie mit Revolver begonnen haben, und verschanzen sich im Studio. Paul McCartney möchte, dass sich die Gruppe von allen Altlasten befreien kann und entwickelt mit der „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ eine Art Band-in-Band-Konzept, damit der Name „The Beatles“ nicht wie ein großer Schatten über der Produktion des nächsten Albums der „Fab Four“ hängt. Er selbst und John Lennon gehen in dieser Idee auf, doch Harrison und Schlagzeuger Ringo Starr können mit der Herangehensweise nicht so viel anfangen. Das ist aber wieder einmal eine andere Beatles-Geschichte

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Zeitsprung: Am 30.1.1969 spielen die Beatles ihre letzte Show — auf einem Dach.

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