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Popkultur

Hüftschwungverbot! Als Elvis Backstage-Besuch von der Polizei bekam

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Elvis
Titelfoto: Archive Photos/Getty Images

 Am 28. Oktober 1957 spielte Elvis Presley eine von zwei Shows im Pan Pacific Auditorium — einer mittlerweile nicht mehr existenten Venue im kalifornischen Los Angeles. Danach gab’s Rüffel von der lokalen Polize — und auch die Presse stellte ihn ordentlich an den Pranger. Woran es gelegen hat? Na, an Elvis’ Hünftschwung natürlich.

von Markus Brandstetter

„Elvis hat den Körper befreit, Dylan den Geist“, hat Bruce Springsteen einmal gesagt. Das mit dem Körper befreien sahen die Presse und weite Teile der Öffentlichkeit zu jener Zeit aber noch als nichts wirklich Positives an — das belegen die Reaktionen auf Elvis’ Auftritt im Pan Pacific Auditorium eindrucksvoll. „Elvis Presley will have to clean up his show — or else go to jail“ — auf Deutsch etwa: Elvis sollte sich bei seinen Konzerten besser benehmen, oder ins Gefängnis gehen: So lautete eine der Schlagzeilen einer lokalen Zeitung, die sich über das Konzert des Rock’n’Roll-Königs echauffierte.

Was war passiert? Nun, Elvis hat das getan, für das er eben bekannt und berüchtigt war: Er spielte ein umjubeltes Konzert, schwang dabei seine Hüften, brachte sein weibliches Publikum zum Kreischen — und im Fall der Shows in Kalifornien interagiere er auf der Bühne mit dem Maskottchen der Plattenfirma RCA, dem Hund Victor. Bilder zeigen, wie Presley der Hundestatue beim Singen den Arm um die Schultern legt, ihn quasi ansingt. Später wollen einige allerdings gesehen haben, dass Elvis die Statue regelrecht bestiegen habe und unzüchtige Dinge angedeutet habe — und überhaupt, Elvis’ Show sei höchst sexuell, verleite und verderbe die Jugend.

Elvis bekommt Besuch von der Polizei

Nachdem Elvis die Show, der zahlreiche Prominente samt ihren Familien beiwohnten, beendet hatte, bekam er backstage besonderen Besuch. Das Los Angeles Police Department erzwang sich sozusagen eine Audienz beim König — und erklärte ihm, dass es ihm nicht erlaubt sei, seine Hüfte auf der Bühne so kreisen zu lassen. Das Gesetz hatte gesprochen — und um sicherzugehen, dass das Gesetz auch nicht gebrochen werden würde, filmte die Polizei den Auftritt am Folgetag mit. Die Drohungen zeigten Wirkung: Die Show am Folgetag soll deutlich züchtiger gewesen sein, Elvis soll seinem Publikum per Handgesten auch immer wieder signalisiert haben, dass er von der Polizei gefilmt werde, berichtet ein Fan-Forum. „Einmal streckte er seine Hände gerade aus, die Handgelenke zusammen, was den Eindruck erweckte, dass er mit Handschellen gefesselt war. Er kündigte den Fans sogar an: ‚Ihr hättet gestern Abend hier

Es wird gerne berichtet, dass Elvis das Hüftkreisverbot lapidar mit den Worten „Wenn ich nicht tanzen kann, muss ich auch nicht duschen“ kommentierte. Das soll von Elvis’ Manager Colonel selbst berichtet worden sein. Dies soll Elvis selbst bestritten haben — mit der Begründung, er dusche auch dann, wenn er nicht tanze. Körperhygiene muss schließlich sein!

Das sagte die Presse: Elvis, der „Sexhibitionist“

Nicht nur Elvis’ Show hatte es in sich — auch die Zeitungsberichte sind aus heutiger Sicht erinnerungswürdig. Als „Sexhibitionisten“ und „reine Sexshow“ bezeichnete der Journalist Dick Williams in der Zeitung Mirror-News Elvis und sein Konzert. „Der Sexhibitionist Elvis Presley ist endlich persönlich in ein sichtlich bebendes, weibliches Los Angeles gekommen, um die Libido aller kleinen Mädchen auf Touren zu bringen“, hieß es in Williams’ Artikel. Und weiter: „Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass das, was Elvis bietet, im Grunde keine Musik ist, sondern eine Sexshow, dann wurde er gestern Abend geliefert. Pandemonium herrschte von dem Moment an, als er triumphierend auf die Bühne stolzierte wie ein antiker Cäsar, prächtig gekleidet in ein goldenes, lahmes Smokingjackett mit strassbesetztem Revers, bis er sich am Ende seines Auftritts davonmachte. Trotz einer aufgedrehten Lautsprecheranlage war es fast unmöglich, die Musik zu hören. Eine Wolke aus hämmernden Trommeln, wimmernden Gitarren und Elvis’ heiseren Rufen stieg wie ein lasziv dampfendes Gebräu von der kahlen Bühne auf (abgesehen von einem Banner, das für seinen nächsten Film, “Jailhouse Rock”, warb) und füllte den Zuschauerraum.“

Auch die Sache mit dem Hund ließ Williams, ganz offensichtlich kein Fan Presleys, nicht unerwähnt:  „Elvis wälzte sich in völliger Hingabe, die Haare hingen ihm über das Gesicht. Er legte sich mit einer riesigen Nachbildung des singenden RCA-Hundes auf den Boden und machte mit ihm Liebe, als wäre er ein Mädchen.“ Dem widersprach ein Kollege Presleys, Gordon Stoker von der Gruppe The Jordanaires, vehement: „Elvis hat mit Nipper auf der Bühne nichts getan, was anzüglich oder unanständig war. Wir standen sehr nahe bei ihm auf der Bühne, wie wir es immer taten. Wir hätten ihn sehen können“, so Stoker – der Dick Williams ganz andere Motive unterstellte: „Williams war einfach darauf aus, Elvis ‚dranzukriegen’“. Da war durchaus etwas dran — denn Williams war zu jener Zeit definitiv einer von Elvis’ verbittertsten Kritikern, wie auch andere Berichte belegen.

Den Hüftschwung konnte man dem King of Rock’n’Roll auf Dauer natürlich nicht verbieten — aber die Berichte aus jener Zeit zeugen davon, wie sehr Elvis die Gesellschaft aufgerüttelt hat.

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