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Popkultur

Schwarze Wucht: Das „Black Album“ von Metallica

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Metallica

Am 12. August 1991 kracht ein schwarzer Monolith auf Erde: Metallica veröffentlichen Metallica. „Die Schwarze“ oder auch The Black Album klingt zugänglicher, konzentrierter, mächtiger – und wird zum erfolgreichsten Metal-Album aller Zeiten. Hier seine Geschichte.

von Christof Leim

Hier könnt ihr Metallica anhören:

Im Sommer 1990 wollen es Metallica wissen: Sie gehören zu den größten Bands im Metal, an der Spitze der Thrash-Welle stehen sie sowieso. Mit dem komplexen Rifffeuerwerk …And Justice For All haben sie 1988 nicht nur die US-Top Ten und das Musikfernsehen geknackt, sondern sich weltweit als Headliner etabliert.

Doch der kompositorische Weg ist ausgereizt: Noch verschachtelter, noch thrashiger als auf Justice geht es nicht, zumindest nicht, wenn das nicht zum Selbstzweck verkommen soll. Das Format langer Metal-Songs mit siebenhundert Riffs und dauerdurchgedrücktem Gaspedal langweilt James Hetfield, Lars Ulrich, Kirk Hammett und Jason Newsted zusehends. „Auf sicher“ zu spielen und Justice II zu schreiben, ist keine Option. Metallica wollen den Erfolg, sie wollen ihre Musik noch größer, noch besser machen und sie auch besser klingen lassen.


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Neuer Fokus

Dazu brauchen sie einen neuen Ansatz, nicht zuletzt beim Produzenten: Der Kanadier Bob Rock hatte sie mit seiner Arbeit für Sonic Temple von The Cult und insbesondere Dr. Feelgood von Mötley Crüe mit seinem unglaublich wuchtigen Drumsound beeindruckt. Rock wiederum kannte die Thrash-Könige nur am Rande und stand eigentlich im Wort bei seinem Kumpel Richie Sambora von Bon Jovi für dessen erstes Soloalbum. Doch er entscheidet sich für Metallica und will das Album nicht nur wie angedacht abmischen, sondern komplett produzieren. Die Metal-Szene-Polizei heult natürlich sofort rum, aber Hetfield sagt zu Recht: „Klingen Bon Jovi plötzlich wie Metallica, wenn Flemming Rasmussen sie produziert?“

Metallica

Die Entscheidung erweist sich als goldrichtig: Rock bricht liebgewonnene Arbeitsweisen auf und richtet den Blick auf den Kern der Songs, auf den Vibe und auch auf Groove – Parameter, die der perfekten und mit Überschall getackerten Riffwelt bisher keine große Rolle einnahmen. Die Platte soll kein auf ein Raster genageltes Metal-Reißbrett werden, weswegen er die die Jungs die Basic Tracks (vor allem der Drums) auch zusammen einspielen lässt. Rock scheut sich auch nicht, Metallica in ihre Songs reinzureden, was zu ständigen, harten und nervtötenden Diskussionen und so viel Streit führt, dass die Parteien nach der Produktion tatsächlich erstmal eine ganze Weile nicht miteinander reden.

Rocks Ansatz passt zu dem Material, das Lars und James in zwei Monaten im Keller des Drummers zusammengesetzt haben. Die Songs sind langsamer und kürzer als früher, kommen mit wenigen Riffs aus und deshalb besser zum Punkt, doch als simpel und billig entpuppen sie sich bei genauerem Hinsehen nicht. Natürlich entfernen Metallica sich damit von der reinen Thrash-Lehre, doch von kindischen Underground-Werten lassen sich die Musiker seit 1984 nicht beeindrucken, und mit Nische und Untergrund hat es wenig tun, was da gerade entsteht. Die neue Musik klingt größer, zugänglicher und unbeschränkter als früher.

Nachtriffs & Monsterwalzen

Gleich der erste geschriebene Song gibt die Marschrichtung vor: Enter Sandman basiert auf einem Riff von Kirk, dass ihm nachts um zwei und inspiriert von Soundgardens Louder Than Love aus der Gitarre gefallen war. Nach einem kleinen Umbau durch Lars entsteht daraus ein Ohrwurm erster Güte, auf dem das gesamte Stück aufbaut. Enter Sandman erscheint zwei Wochen vor der Platte als erste Single und wird, ganz einfach gesagt, zum Megahit. Mehr Fakten zu der Nummer findet ihr hier.

Für das folgende Sad But True stimmen Metallica ihre Gitarren tiefer, lassen ihrem inneren Godzilla freien Lauf und konzentrieren sich auf Groove, Wucht und Heaviness. Alleine das Hauptriff ist so heavy, dass sich das Erdgravitationsfeld verbiegt. Ursprünglich spielen Metallica das Ding ein Stück schneller, aber Bob Rock regt an, sich zurückzulehnen. Sad But True genießt lange den Status eines Livestandards und erscheint als fünfte und letzte Single mehr als anderthalb Jahre nach dem Album – was zeigt, wie lange die Platte „heiß“ und die Band auf Tour bleibt. Bob Rock zieht bei diesem Lied sogar Vergleiche mit Kashmir von Led Zeppelin, und das darf er auch.

Der kann ja singen!

Holier Than Thou weist mit zackigem Tempo und gehackten Riffs noch am ehesten Spuren der alten Thrash-Zeiten auf und wird vielleicht deswegen als erste Single gehandelt. Doch Lars besitzt die richtige Vision und setzt die in langen Diskussion durch: Von Anfang an sieht er in Enter Sandman die Nummer, mit der Metallica das neue Jahrzehnt einläuten sollten. Offensichtlich zu Recht. Und tatsächlich verlieren Metallica an Holier irgendwann die Lust: In 30 Jahren spielen sie das Stück weniger als 100 mal live, was man von Enter Sandman nicht behaupten kann (bis zum Jubiläum: 1356 Einsätze).

Eine Tradition ziehen die Kalifornier aber durch: Die Ballade kommt an vierter Stelle. Üblicherweise hören wir dann eine ruhige Strophe und einen lauten Chorus, aber Metallica drehen das für The Unforgiven um. Das Horn zu Beginn soll aus einem Ennio-Morricone-Soundtrack gemopst worden sein, die fingergepickte Konzertgitarre als Intro gibt dem Ganzen einen Westerncharakter. Im Chorus wiederum nimmt die Band die Dynamik zurück und lässt viel Raum für Hetfield, der hier ungewohnt „richtig“ singt. Die melodramatische Stimmung, der düstere Clip und die Massentauglichkeit lassen The Unforgiven zu einem Schlüsselstück werden, das als zweite Single ausgekoppelt wird und in späteren Jahren zwei „Sequels“ bekommt. Vom Video existiert sogar eine zwölfminütige „theatrical version“.

Versteckte Perlen & schwierige Verbindungen

Metallica gelten schon immer als Straßenköter, für das Black Album werden sie sogar an die 300 Shows abreißen. Wherever I May Roam thematisiert dieses Leben und klingt auch so: weit, frei und zielstrebig. Die vierte Single. Don’t Tread On Me gehört zu den „Deep Tracks“ der Platte, dabei steht das Lied gewissermaßen sogar auf dem Albumcover – in Form der Schlange, die wie der Titel von der so genannten Gadsen-Flagge aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg stammt. Im Intro zitieren Metallica sogar Leonard Bernsteins America aus West Side Story.

Historisch stehen Flagge, Schlange und Zeile für Freiheit, Unabhängigkeit und die Unterstützung des Militär. Diese patriotischen Konnotationen kommen nicht überall gut an, zumal die Flagge im neuen Jahrtausend zusehends Verwendung in reaktionären oder gar extremistischen Kreisen findet (etwa bei der Capitol-Erstürmung am 6. Januar 2021), was allerdings nur lose auf ihrer Historie beruht. Stattdessen kann man die Titelzeile vor allem im Wortsinn und auf die Band selbst bezogen verstehen: „Legt euch nicht mit uns an.“ Das wiederum passt bestens zum Anti-Establishment-Charakter vieler Metallica-Songs und darf durchaus auch als Kommentar zu erwartbarem Fan-Geschimpfe über die gemäßigtere Gangart auf dem Black Album gelesen werden darf. Zum Bühneneinsatz kam die Nummer erst ein Dutzend Mal.

Etwas für’s Herz

Mit Through The Never zeigen die Burschen dann, dass sie es durchaus noch schnell können, doch dann wird es ungewöhnlich melodisch: Nothing Else Matters ist zweifelsfrei einer der wichtigsten Metallica-Songs – und einer der weichesten, weswegen Hetfield ihn ursprünglich gar nicht für die Band verwenden wollte. Auch hier schreitet Lars ein und beweist die richtige Vision. Den Startschuss gibt ein offener E-moll-Akkord, den James während eines Telefonats auf Tour mit der rechten Hand zupfte – die andere Hand braucht man dazu gar nicht. Daraus entstand eine Megaballade, die nur während des Solos mal laut wird. Das spielt ausnahmsweise James, und auch sonst hört man Kirk in der Albumversion nicht. Hetfield zeigt hier erstaunlich viel Gefühl in Gesang und Text, was vor allem Bob Rocks Zuspruch zu verdanken ist. Sogar eine Orchesterbegleitung wird komponiert von Soundtrack-Guru Michael Kamen, doch da treten die vier Headbanger dann doch auf die Bremse. Sie verbannen Celli und Geigen weit in den Hintergrund.

Nothing Else Matters erscheint als dritte Single, wird ein MTV- und Radiostandard und bringt Metallica einem ganz neuen Publikum nahe. Heute lässt sich das Lied aus keiner Setlist mehr wegdenken und ebensowenig bei Lagerfeuersessions, Hochzeitsfeiern, Balladenmixtapes, Heiratsanträgen, Geburten und sonstigen Liebesbezeugungen. Wenn Möbelhauseröffnungen romantischer werden, würde Nothing Else Matters sicher auch da laufen. Heute lässt sich das Lied aus keiner Setlist mehr wegdenken und läuft überall, wo es romantisch wird.

Wenige Motive, geschickt variiert

Für Of Wolf And Man geht es dann raus in die Wildnis: Hetfield singt über seine Jagdleidenschaft und Verbindung zur Natur. Im Text des stampfenden The God That Failed klagt er schließlich den strengen christlichen Glauben seiner Eltern an, der ihnen verbat, medizinische Hilfe anzunehmen – und die an Krebs erkrankte Cynthia Hetfield das Leben kostet, als der spätere Rockstar noch ein Teenager war.

My Friend Of Misery entspringt einer Idee von Jason, der hier seinen zweiten von drei „Writing Credits“ in 14 Jahren Bandzugehörigkeit einfährt. Eigentlich sollte daraus ein Instrumental werden, wie es sie auf den letzten drei Metallica-Platten gegeben hat, doch Hetfield und Ulrich machen aus Jasons Riff einen düsteren, melancholischen Rock-Song. Das schnellste Stück der Platte kommt zum Schluss. The Struggle Within ballert mit 200bpm und viel Start-Stop-Riffing durch die Botanik.

Was ein Sound!

Diesen zwölf Songs verpasst Bob Rock einen Sound, der noch 30 Jahre später als Goldstandard gilt. Metallica klingt nahezu perfekt – groß, schwarz, breit und stark. Die Drums wirken so groß wie Mount Rushmore, Hetfields Gitarrenwand steht unverrückbar, ertönt dabei lebendig und rund. Zum ersten Mal zeigt sogar Newsteds Bass eine Wirkung, weil Bob Rock die Frequenzen sortiert und die vier Saiten von den sechs Saiten klanglich trennt. Die Songs besitzen Vibe und Swing, vor allem aber einen laserscharfen Fokus auf das Wesentliche, und doch sind sie unbestreitbar: Metal. 

Acht Monate verschanzen sich Metallica für die Aufnahmen in einen Studio namens One On One in Los Angeles, in dem schon Justice entstanden war. (Diese Dauerbesetzung des Studio nervt den japanischen Superstar Yoshiki so sehr, dass er es später kurzerhand kauft, damit das nicht nicht nochmal passiert.) Die Produktion von Metallica verschlingt eine Million Dollar und trägt wesentlich zum Ende der Ehen von Jason, Kirk und Lars bei. Am Ende wird selbst diese lange Zeit knapp, parallel zu den letzten Mixen müssen die Musiker schon das Sandman-Video drehen und erste Interviews geben. Premiere feiern die zwölf Songs bei einer öffentlichen Hörprobe im legendären Madison Square Garden in New York am 3. August 1991 für 19.000 Fans.

Epilog

Schnell stellt sich heraus: Metallica haben es geschafft, sie haben den nächsten Schritt getan. Folgerichtig knallt die Platte auf Platz eins der Charts in den USA, ebenso in Deutschland und acht weiteren Ländern. Heute gehört Metallica zu den meistverkauften Alben aller Zeiten; seit 1991 (und Einführung des elektronischen Zählsystems) hat sich keine Platte in den USA häufiger verkauft. Insgesamt verbrachte das Werk bisher über 550 (!) Wochen in den amerikanischen Albumcharts Billboard Top 200. 1992 erhalten die vier Musiker den Grammy für „Best Metal Performance“.

Metallica

Mit der Schwarzen zu Superstars: Jason Newsted, Lars Ulrich, Kirk Hammett, James Hetfield

Der Rest der Metal-Welt horcht auf: Megadeth, Testament und Annihilator beispielsweise drosseln ebenfalls das Tempo, das Gros der Thrash-Blase zieht sich in den Untergrund zurück, zumal die Metal-Welt ohnehin von neuen Sounds aus Seattle durchgeschüttelt wird. Metallica können dem gelassen entgegenblicken. Sie begeben sich erstmal auf eine mehrjährige Tour mit fast 300 Shows, von der sie als platindekorierte und schwerreiche Superstars zurückkehren.

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„Enter Sandman“: 8 überraschende Fakten zum Metallica-Klassiker

Popkultur

Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.

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Alice Cooper Easy Action Cover

"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.

von Bolle Selke und Christof Leim

Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.

Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:

Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.

Psychedelische Scheißmusik

1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.

Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.

Unisex, roh und gewalttätig

Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.

Easy, Action!

Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“

Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…

Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.

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Popkultur

Der Beginn einer Weltkarriere: Das ABBA-Debüt „Ring Ring“

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ABBA
Foto: David Ashdown/Keystone/Getty Images

Auch wenn es 150 Millionen verkaufte Alben später kaum noch vorstellbar ist: ABBA waren nicht immer so erfolgreich wie heute. So landete die Gruppe mit ihrem Debüt Ring Ring im Jahr 1973 noch keinen allzu großen Hit. Ein Jahr später klingelten allerdings tatsächlich die Telefone — und bescherten ABBA den Durchbruch.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Ring Ring von ABBA anhören:

Als ABBA zu Beginn der Siebziger zusammenfinden, haben die vier Mitglieder der Gruppe schon einiges an musikalischer Erfahrung auf dem Buckel. Benny Andersson konnte bereits große Erfolge mit The Hep Stars feiern, Björn Ulvaeus verdiente sich seine Sporen bei den Hootenanny Singers. Anni-Frid „Frida“ Lyngstad singt damals schwedische Schlager, ebenso wie Agnetha Fältskog. Doch durch die Irrungen und Wirrungen des Musikgeschäfts finden die vier Talente Stück für Stück zusammen, zunächst als Paare, dann als Pop-Quartett. Im April 1970 treten ABBA zum ersten Mal gemeinsam auf, und zwar ganz spontan am Strand von Zypern. Die Chemie stimmt. Deshalb dauert es auch nicht lange, bis die ersten gemeinsamen Songs entstehen.

Ring Ring: Wie ABBA ihre Identität fanden

Es sind vor allem Benny und Björn, die für ABBA komponieren. Dabei entstehen zunächst schwedische Stücke wie Hej, gamle man und Det kan ingen doktor hjälpa. Polar-Music-Chef Stig Anderson glaubt fest an das kreative Doppel und prophezeit: „Eines Tages werdet ihr einen Song schreiben, der zum weltweiten Hit wird.“ Vermutlich ahnt damals noch niemand, wie sehr er recht behalten wird. Bereits im März 1972 landen Benny und Björn mit She’s My Kind Of Girl überraschend einen Top-Ten-Hit in Japan; nur ein Vorbote auf die Erfolge der nächsten Jahrzehnte. Ab Mitte 1972 rücken ABBA ihre Frauenstimmen stärker in den Vordergrund. Im Juni erscheint die Single People Need Love — erstmals unter dem Namen Björn & Benny, Agnetha & Anni-Frid.

Mit der Single springen die Musiker*innen auf Platz 17 der schwedischen Charts und merken, dass sie zusammen funktionieren. In den USA landen sie immerhin auf Platz 114 und steigen zum ersten Mal in die Hitparade jenseits des großen Teichs ein. Nachdem sich Benny und Björn zuvor schon einmal beim schwedischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest beworben hatten, startet die Gruppe diesbezüglich einen neuen Versuch. 1973 reichen die Vier den Song Ring, Ring ein, in der Hoffnung, mit dem Stück für Schweden beim Wettbewerb antreten zu dürfen. Das klappt zwar noch nicht ganz, doch einmal mehr gelingt ABBA mit ihrer Musik ein voller Erfolg. Am 26. März 1973 erscheint ihr Debütalbum Ring Ring und legt viele wichtige Grundsteine.

Wie zahlreiche klingelnde Telefone ABBA zum Durchbruch verhalfen

Die ganz großen ABBA-Hits enthält Ring Ring noch nicht. Auch die Performance in den Charts und die Verkaufszahlen lösen noch keine Begeisterungsstürme aus. Zwar erreicht das Quartett in Schweden den zweiten Platz der Hitparade und in Norwegen einen soliden zehnten Platz, ebenso wie in Australien. Doch woanders auf der Welt interessiert man sich noch nicht so sehr für die vier Schwed*innen. Zu Unrecht: Mit dem Titeltrack, People Need Love und She’s My Kind Of Girl enthält das ABBA-Debüt einige echt starke Songs. Auch die unbekannteren Stücke Disillusion und Love Isn’t Easy (But It Sure Is Hard Enough) können sich mehr als nur hören lassen. Bis zum großen Erfolg von ABBA soll es trotzdem noch ein paar Monate dauern.


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Ab Oktober 1973 nimmt das schwedische Musikmärchen langsam Form an. Zum ersten Mal bezeichnet sich die Gruppe selbst als ABBA. Wenig später melden sich die Vier ein weiteres Mal zum schwedischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. Der Glam Rock erobert inzwischen die Welt und ABBA passen sich an. Mit der recht rockigen Nummer Waterloo können die Vier ihr Heimatland überzeugen. Am 6. April 1974 dürfen ABBA für Schweden antreten. Und nicht nur das: Sie gewinnen den Wettbewerb, weil die Telefone klingeln. „Ring, Ring“, quasi. Belgien, Dänemark, Großbritannien, Deutschland, Finnland, Irland, Niederlande, Südafrika, Schweiz: Überall landet Waterloo auf dem ersten Platz der Singlecharts. Doch das ist eine andere schwedische Erfolgsgeschichte.

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Ola Brunkert: Der langjährige ABBA-Schlagzeuger, den kaum jemand kennt

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Eins der letzten großen Rockalben: „Meteora“ von Linkin Park

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Linkin Park
Foto: Christina Radish/Redferns/Getty Images

Geht man nach den Verkaufszahlen, sind Linkin Park die bisher letzte große Rockband der Musikgeschichte. Besonders von 2000 bis 2003 führte kaum ein Weg an den Kaliforniern vorbei. Am 25. März 2003 veröffentlichte die Band ihr zweites Album Meteora — und schlug dafür einen anderen Weg ein als zuvor.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Meteora von Linkin Park anhören:

Der blitzartige Raketenstart gelingt Linkin Park schon mit ihrem Debütalbum Hybrid Theory (2000). Mehr als 30 Millionen verkaufte Exemplare, Top-5-Platzierungen in den USA, Großbritannien und Deutschland sowie 12-faches Platin: Es wirkt damals fast, als hätte die globale Musikwelt bloß auf die kalifornische Gruppe und ihre einzigartige Rock-Hip-Hop-Mischung gewartet. Doch mit ihrem Einstand legen Linkin Park nur den Grundstein für eine jahrelange Erfolgsgeschichte. Das zweite Kapitel der Story: Meteora. Als die Platte am 25. März 2003 erscheint, brechen einmal mehr alle Dämme. Diesmal gelingt sowohl in den USA als auch in Großbritannien und Deutschland der erste Platz der Albumcharts. Entstanden ist der Nachfolger ein wenig anders als das Debüt.

Meteora von Linkin Park: Mehr Einfluss am Mischpult

Um das zweite Linkin-Park-Album zu verstehen, müssen wir zunächst einen kleinen Haken schlagen. Zwischen Hybrid Theory und Meteora bringen Linkin Park im Jahr 2002 nämlich noch die Remix-Platte Reanimation raus. Darauf verpasst die Gruppe den Songs von ihrem Debüt eine Frischzellenkur und interpretiert das Material von Hybrid Theory noch einmal völlig neu. Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Veröffentlichungen: Während das erste Linkin-Park-Album vollständig von Produzent Don Gilmore betreut wird, legt für die Remixe vor allem Linkin-Park-Rapper und Multi-Instrumentalist Mike Shinoda Hand an das Mischpult. Linkin Park stellen fest, dass ihnen das Produzieren liegt — und machen deshalb genau so weiter.

Zwar setzen die Kalifornier auch für ihr zweites Album auf die Dienste von Gilmore. Doch diesmal möchten Linkin Park stärker mitreden und mehr experimentelle Ideen in ihren Sound einfließen lassen. „Wir wussten was wir wollten, und bis zu einem gewissen Grad wussten wir auch, wie wir das umsetzen konnten“, verrät Linkin-Park-Frontmann Chester Bennington in einem Interview. „Wir haben einfach losgelegt.“ Die Songs von Meteora entstehen sowohl im Heimstudio von Shinoda als auch während der finalen Produktion. Die Band arbeitet damals paarweise; lediglich Shinoda weiß jederzeit über alles Bescheid. Im Dezember 2002 stellen Linkin Park ihr zweites Album schließlich fertig — und damit auch einige ihrer größten Hits.

Das zweite Album von Linkin Park: Die letzten großen Rock-Hits?

Ob Somewhere I Belong, Faint, Numb oder Breaking The Habit: Meteora strotzt nur so vor einigen der größten Linkin-Park-Songs, genau wie zuvor Hybrid Theory. Inhaltlich beschäftigen sich die Stücke auf Album zwei mit Themen wie Depressionen und Wut, aber auch mit Besserung und Hoffnung. „Wir sprechen in unseren Texten nicht über Situationen, sondern über die Gefühle hinter Situationen“, erklärt Sänger Bennington in einem Interview mit MTV. „Mike und ich sind zwei verschiedene Menschen und können deshalb nicht über dieselben Dinge singen, aber wir kennen beide Frustration und Wut und Einsamkeit und Liebe und Glück. Auf diesen Ebenen können wir uns aufeinander beziehen.“

Im Nachhinein muss man sagen: Mit Meteora legen Linkin Park im Jahr 2002 eins der bisher letzten großen Rockalben vor. Bloß American Idiot  (2004) von Green Day und A Rush Of Blood To The Head (2002) von Coldplay gehen ähnlich häufig über die Ladentheke; in ihrer eigenen Diskografie fahren Linkin Park nur mit ihrem Debüt Hybrid Theory noch größere Erfolge ein. Nicht nur das: Ihren Aufstieg verdanken Chester Bennington und Co. nicht zuletzt der Tatsache, dass sie eben keinen lupenreinen Rock spielen, sondern das Genre organisch mit den Hip-Hop-Sounds des 21. Jahrhunderts vermischen. Ob es noch einmal Alben dieser Größenordnung geben wird? Vermutlich schon. Ob es Rockalben sein werden, darf allerdings angezweifelt werden.

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Linkin Park: Verschollener Song aus „Meteora“-Phase aufgetaucht!

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