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Popkultur

Zum 15. Todestag von Manager Don Arden: Der Al Capone des Rock’n’Roll

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Don Arden
Foto: Harold Clements/Getty Images

Ein angenehmer Mensch war Manager Don Arden nicht: Bei seinen Geschäften schreckte er nicht vor Gewalt zurück, er hetzte Hunde auf seine Tochter Sharon Osbourne und entführte Konkurrenten. Sein Erfolg spricht dennoch für sich: Electric Light Orchestra, The Small Faces oder Black Sabbath verdanken ihm ihren Erfolg.

von Björn Springorum

Manager sind eine Spezies für sich. Viele von ihnen sind ähnlich schillernde Exponate wie ihre Klienten, andere sind skrupellose, mafiöse Mistkerle, die vor nichts zurückschrecken. Colonel Parker ist direkt mit Elvis Presley verbunden, Brian Epstein mit den Beatles. Ein besonders haifischiger Vertreter dieser besonderen Gattung Mensch ist Don Arden, Vater von Sharon Osbourne und Urheber vieler unglaublicher, haarsträubender, verstörender Geschichten.

Dabei geht eigentlich alles ganz harmlos los. Geboren wird Don Arden als Harry Levy am 4. Januar 1926 als Sohn einer jüdischen Familie in Manchester. Schon mit 13 geht er ins Showbusiness, arbeitet als Sänger und Comedian, 1944 ändert er seinen Namen in Don Arden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wechselt er langsam ins Agentenfach und versucht sich in den frühen Sechzigern erstmals als Manager. Alles noch ganz harmlos.

„Angst wurde meine Waffe“

1960 nimmt er Gene Vincent (Be-Bop-A-Lula) unter Vertrag, kommt aber mit dessen Alkoholsucht nicht klar. Als Vincent ihn mit einem Messer bedroht, schmeißt Arden hin, ändert aber gleichzeitig seine Taktik. Wenn hier schon jemand einschüchtert, denkt er sich, dann macht er das am besten gleich selbst. Seinem nächsten Act, der Beat-Band The Nashville Teans, droht er 1964 schon damit, sie aus dem Fenster zu werfen, sollten sie nicht spuren. Angenehmer Typ.

Ab da geht es es nur noch bergab, mit seiner Karriere aber paradoxerweise bergauf. Er bringt seine nächste Entdeckung The Small Faces 1965 mit unlauteren Methoden in die Charts und setzt sich dann ziemlich rigoros gegen den konkurrierenden Manager Robert Stigwood zur Wehr: Als Arden Wind davon bekommt, dass Stigwood ihm die Small Faces wegschnappen will, lässt er ihn von einem seiner Handlanger mit dem Kopf voran von einem Balkon im vierten Stock baumeln. Und genießt die Reaktionen darauf sogar: „Angst wurde meine Waffe“, so schrieb er 2007 stolz in seiner Autobiografie Mr. Big. „Das machte ich mir zunutze.“

Alle wollen ausgebeutet werden

Der Plan scheint aufzugehen: Mit Electric Light Orchestra und Wizzard stößt Don Arden gleich zweimal auf Gold, zu seinen größten Erfolgen als Manager gehören natürlich auch Black Sabbath. Trotz seines Erfolges steht er ständig unter dem Verdacht, seinen Künstler*innen nicht die Tantiemen zu zahlen, die ihnen zustehen. Arden dazu: „Alle wollen doch nur ausgebeutet werden. Ich habe noch niemanden ausgebeutet, der das nicht ausdrücklich herausgefordert hat.“ So kann man es natürlich auch sehen.

Wirklich ekelhaft wird es 1979, als seine Tochter Sharon aus dem Manager-Imperium ihres Vaters aussteigt und mit dem auf Ardens Wunsch bei Black Sabbath gefeuerten Ozzy Osbourne privat wie geschäftlich eine Beziehung eingeht. Arden fühlt sich in seinem patriarchalischen Stolz gekränkt und hetzt seine Hunde auf seine schwangere Tochter. Sharon verliert das Kind und bricht für 20 Jahre den Kontakt zu ihrem Vater ab. Seine knallharten Methoden färben dennoch auf den Managementstil seiner Tochter ab.

Der Pate des Pop

Ab den späten Sechzigern wird Arden endgültig zum Al Capone des Rock’n’Roll, zum Rockstar-Manager, der in ausschweifendem Luxus lebt und sich für unbesiegbar hält. Er bedroht, er lässt verprügeln, er drückt Zigaretten auf Stirnen aus, wird von niemandem aufgehalten – bis er 1986 einen Angestellten seines Labels Jet Records mit dem Namen Harshad Patel entführt und foltert, weil er angeblich Gelder veruntreut hat. Zwar kommt Arden irgendwie aus der Sache raus; die Gerichtskosten zwingen sein Laben aber in die Knie.

Es ist der Anfang vom Ende: Don Ardens Stern sinkt, und zugleich verliert der toughe Kerl seinen Schrecken. 2001 versöhnt er sich mit seiner Tochter, 2004 wird seine Alzheimer-Erkrankung bekannt. Am 21. Juli 2022 stirbt der Pate des Pop in Los Angeles. Einschüchtern konnte er am Ende niemanden mehr. Bereut hat er allerdings keine seiner Taten. Und das gibt einem schon zu denken.

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Zeitsprung: Am 27.4.1979 fliegt Ozzy Osbourne bei Black Sabbath raus.

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