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Popkultur

„Hi, How Are You?“ — Daniel Johnstons Indie-Perle wird 40 Jahre alt

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Daniel Johnston HEADER
Foto: Simone Cecchetti - Corbis/Getty Images

Vor 40 Jahren erschien Daniel Johnstons Album „Hi, How Are You“ – ein Album, dessen Coverartwork bekannter ist als die darauf enthaltene Musik. Wie es dazu kam und was Kurt Cobain damit zu tun hatte?

von Markus Brandstetter

 

Hier könnt ihr euch Hi, How Are You? anhören:

Kurt Cobain bei den MTV Video Awards im Jahr 1992 mit einem weißen T-Shirt mit gekritzeltem Frosch und dem Logo „Hi, How are you? – The unfinished Album“ trug, sorgte er (nicht nur) dafür, dass dieses Albumcover in die Geschichte einging. Auch für den Macher dieses Werks bedeutete dies natürlich einen Boost in Sachen Ruhm. Die Rede ist freilich vom besonders in Indiekreisen sehr verehrten, 2019 verstorbenen US-amerikanischen Songwriter Daniel Johnston. Besagtes Album, dessen Cover Cobain zur Schau trug, war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre alt.

Die Geschichte des Albums

Hi, How Are You war das sechste Album, das Johnston auf Kassette veröffentlichte und im Eigenvertrieb veröffentlichte. Wobei das Wort Eigenvertrieb hier etwas umfassender verstanden werden kann: Während seiner Zeit als Tischabräumer einer weltweit bekannten Fastfood-Kette legte er ihm sympathischen Gästen ohne deren Wissen ein Tape in die Essenstüte, Plattenläden gaben seine Tapes als Gratisbeilage mit. Johnston, der Zeit seines Lebens an einer bipolaren Störung litt, die ihm eine größere Karriere unmöglich machte und die für das eine oder andere Desaster sorgen sollte, wurde zur Lokalgröße.

Eigentlich war die Zeit, in der das Album entstand, keine einfache: Johnston wurde von seinem Bruder aus dessen Haus im texanischen  Houston rausgeschmissen,wo er über den Sommer über gewohnt hatte. Seine Schwester Margie nahm ihn bei sich auf. Sie hatte kein Extrabett übrig, also kauften sie ihm eine Matratze. Johnston schlief wochenlang auf dem Boden — und fand das aber großartig, wie Margie einmal erzählte: Schließlich konnte er hier so chaotisch sein, wie er wollte. Hier entstand das Albu,

Fünfzehn Songs fanden Platz auf Hi, How Are You. Johnston selbst erzählte, dass er während der Aufnahmen einen Nervenzusammenbruch erlitt.

Der Cobain-Effekt

Hi, How Are You erntete gute Kritiken, Johnston wurde von MTV in einer Dokumentation über Singer/Songwriter vorgestellt. Der größere Ruhm sollte aber eben bis zu jenen MTV Music Awards dauern, an dem ihn Cobain (der Johnston als „den größten Songwriter der Welt“ bezeichnete und in seinen Tagebüchern Johnstons „Yip/Jump“ als sein Lieblingsalbum bezeichnete) ihn bekannt machte.

Johnston selbst schwärmte von Cobains Aktion. „Jemand gab mir eine Kopie des Bildes und ich hatte es an der Wand hängen. Es war eine große Sache, weil es die MTV Awards waren“, erzählte er einmal. Es war aber längst nicht nur Cobain, der Johnston Tribut zollte. Pearl Jam (später auch Eddie Vedder solo) covern den Song Walking The Cow regelmäßig, später widmeten sich auch Tom Waits, Beck, Eels, Death Cab For Cutie, Sparklehorse und TV on the Radio seinen Songs. Johnston selbst konnte dies nicht glauben: „Es ist toll, dass ich all diese Bänder bekomme, und sie klingen alle wirklich cool. Ich hoffe, dass eines Tages jemand einen Song so populär macht, dass ich auf Platz eins landen kann. Oh Mann, das wäre toll.”

Der Hype, den Johnston durch Cobain erfuhr, verhalf ihm zu einem Plattendeal. Labels rissen sich um Johnston, der sich zu der Zeit in einer Nervenheilanstalt befand. Elektra Records bekundete Interesse, allerdings verweigerte Johnston die Zusammenarbeit aus einem obskuren Grund: Metallica waren am selben Label — und die empfand er als satanisch, bekundete Angst, dass sie ihm etwas tun würden. Schlussendlich kam es zu einem Plattenvertrag mit Atlantic Records, die ihn nach einem Album — dem kommerziell erfolglosen Fun, aber wieder fallen ließen.

Der große Ruhm, den er eigentlich laut eigenen Angaben immer finden wollte, war Daniel Johnston leider nie gegönnt. Er blieb ein Songwriter für die wenigen – von denen wurde er aber regelrecht verehrt. Johnston starb am 11. September 2019, vermutlich an einem Herzinfarkt.

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