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Popkultur

Zeitsprung: Am 7.11.1991 verlässt Izzy Stradlin Guns N’ Roses

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Izzy Stradlin
Foto: Paul Natkin/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 7.11.1991.

von Christof Leim

Größere Bands gibt es 1991 im harten Rock’n’Roll nicht: Guns N’ Roses sind internationale Superstars mit allem, was dazu gehört. Dauerrotation, Platinauszeichnungen, Stadionkonzerte, Drogen, Egos, Randale, Streit und Chaos. Irgendwann wird Rhythmusgitarrist Izzy Stradlin der ganze Wahnsinn zu viel…

Hier könnt ihr euch Izzys erstes Soloalbum anhören:

Izzy, der eigentlich Jeffrey Isbell heißt, ist von Anfang dabei, als Guns N’ Roses aus der Gosse Hollywoods zu einer der erfolgreichsten Kapellen der Welt aufsteigen. Das erste Album Appetite For Destruction von 1987 gehört wie wir alle wissen in jeden Plattenschrank, und nach den Verkaufszahlen zu urteilen, steht es da auch meistens schon.

Einer muss die coolen Songs schreiben

Sänger Axl Rose kennt der Gitarrist schon aus Schulzeiten in Lafayette, Indiana. Izzy Stradlin bildet in diesen frühen Jahren einen wichtigen Faktor für die besondere Chemie der Band. Er zaubert zwar nie so viel auf der Gitarre wie Slash oder beansprucht das Rampenlicht für sich wie Axl, aber als Songwriter spielt er für die klassischen Guns-N’-Roses-Zeiten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Von ihm stammen meistens die einfachen und effektiven Stücke, die den Rolling Stones und den Ramones näherstehen als epische Kompositionen wie November Rain. Izzy ist dabei, als Guns N’ Roses nach dem fulminanten Debüt 1988 mit dem Halb-Live-Halb-Akustik-Album GNR Lies nachlegen und natürlich den beiden ambitionierten Werken Use Your Illusion I und Use Your Illusion II 1991 an die Spitze marschieren.

Guns N' Roses

This is Rock’n’Roll: Guns N’ Roses Ende der Achtziger

Irgendwann läuft jedoch sein Lebenswandel aus dem Ruder: Hollywood hatte den Musiker nach eigenen Aussagen zum Junkie gemacht („Das passiert da eben“), Konflikte mit dem Gesetz folgen. Als er 1989 in ein Flugzeug pinkelt, verhaftet wird und mit einem Bein im Knast steht, zieht er die Notbremse. Der 27-Jährige zieht zurück nach Indiana, geht auf Heroinentzug und hört auf zu saufen. Das öffnet ihm anscheinend die Augen, was das Chaos in seiner Band, die Versuchungen auf Tour und insbesondere die Unzuverlässigkeit des notorisch zu spät kommenden Axl Rose angeht.

Nüchtern nicht auszuhalten

Dem Rolling Stone erzählt er später: „Als ich erstmal von den Drogen runter war, habe ich mich umgeguckt und musste mich fragen: Ist das alles? Ich war es echt leid, ich musste raus.“ Dass sich bei der Band alles von Fotosessions bis zu Albumaufnahmen als fürchterlich umständlich erweist und ewig dauert, geht dem Gitarristen insbesondere auf den Keks. „Ich mochte die Komplikationen nicht, die im täglichen Leben bei Guns N’ Roses so eine Rolle spielten“, erzählt er dem Magazin Musician. Dass ihm dann auch noch ein Vertrag vorgelegt wird, mutmaßlich von Anführer, Diktator und Chefdiva Axl, der die finanzielle Beteiligung von Izzy reduzieren soll, ist der Ofen aus. Seine Reaktion, damals zitiert in einem Artikel von Classic Rock: „Fick dich! Ich war von Tag Eins dabei. Warum sollte ich das akzeptieren? Fick dich, dann spiele ich eben im Whisky.“

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Am 7. November 1991 wird offiziell vermeldet, dass Izzy Stradlin’ Guns N’ Roses verlassen habe. Seine letzte Show hat er bereits am 31. August des Jahres in der Wembley Arena von London gespielt. Für ihn übernimmt Gilby Clarke die Rhythmusgitarre, dessen Band Kill For Thrills die gleichen L.A.-Clubs wie GNR beackert hatte.

Wie ein Gespenst

Izzy gründet eine eigene Band und bringt 1992 das Album Izzy Stradlin And The Ju Ju Hounds aus, das mit starken Einflüssen von Roots Rock, Americana, den Stones und Reggae viel ruhiger klingt. In den folgende Dekaden erscheinen etliche Platte unter eigenem Namen, bis 2019 sind es zehn Stück, manchmal spielt sogar Duff McKagan mit.

Aber große Wellen schlägt Izzy damit nicht. Und das soll wohl auch so sein: Der Gitarrist lebt völlig zurückgezogen, zieht sich aus der GNR-Nachfolgeband Velvet Revolver rasch wieder zurück und ist – von gelegentlichen Gastauftritten abgesehen – auch bei der großen Guns N’ Roses-Reunion dieser Tage nicht dabei.  Viel hat er dazu nicht gesagt bis auf den Hinweis, dass ihm die ungleichmäßige Aufteilung der Kohle nicht gefiel. Interviews gibt er fast keine, auf seinem offiziellen Twitter-Kanal passiert quasi nichts. Izzy Stradlin bleibt ein Mysterium.

 

Zeitsprung: Am 21.7.1985 spielen Guns N’ Roses auf einer Universitätsparty.

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