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Popkultur

Mut zu Pop: „It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day“ von Thirty Seconds To Mars

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Thirty Seconds To Mars HEADER
Foto: Matthew Baker/Getty Images

Die Energie ist immer noch die einer Rockband, die Musik mittlerweile in anderen Sphären zuhause: Mit It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day legen die Leto-Brüder ein großes, schillerndes, episches Popalbum vor.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr euch It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day anhören:

Man muss die Band deswegen nicht gleich gut finden, aber: Die Kompromisslosigkeit, mit der Thirty Seconds To Mars ihrer Wege gehen, ringt Respekt ab. Jared Letos Vision einer Rock-Band würde über die Jahre zu einem Vehikel seiner künstlerischen und modischen Ambitionen, die Videos aufwändige Kurzfilme, der Sound fast schon auf einer Metaebene. Eben wie eine Band aus Hollywood zu klingen hat. Alles immer etwas größer, extravaganter und duchgestylter als anderswo.

Die Welt endet an einem schönen Tag

Mehr und mehr haben sich Thirty Seconds To Mars in den letzten Jahren und auf den letzten Releases wegbewegt von ihrem angstgetriebenen, hochemotionalen Rock-Sound, mit dem sie um 2005 groß wurden. Von Songs wie The Kill oder Attack könnten die Stücke des neuen Albums It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day nicht weiter entfernt sein. Das ist keine Überraschung: Bereits die letzten drei Alben waren für das Brüderpaar Jared und Shannon Leto eher Labor als klassischer Band-Ansatz, waren weite Studien in Musik. Das hat sie vor einigen Jahren dann auch ihr letztes Mitglied gekostet, mittlerweile operieren die beiden alleine in ihrem ganz eigenen, refrenzreichen Popkulturkosmos.

Wahrscheinlich muss man Thirty Seconds To Mars deswegen auch wie den verlängerten Arm von Jared Letos Schauspielkarriere begreifen. Der ist mittlerweile 51 und hat auch in Sachen Schauspielerei erkannt, dass Vielseitigkeit Trumpf ist. 2013 gibt es einen Oscar für seine Rolle in Dallas Byers Club, Suicide Squad und House Of Gucci zeigen danach seine Wandlungsfähigkeit. Seine größte Stärke wird aber auch zu seiner größten Herausforderung – gerade musikalisch. Ein wenig fehlt musikalisch bisweilen der rote Faden bei Thirty Seconds To Mars, weil Leto immer ein bisschen so wirkt, als würde er alle neuen Spielsachen haben wollen, aber dann doch immer nur sehr kurz mit ihnen spielen.

Apokalypse und Hoffnung auf Erlösung

Besonders deutlich wurde das auf der letzten Platte America von 2018. Bei It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day ist das deutlich besser. Die Evolution geht immer weiter, 2023 steht mehr denn je große, emotionale Popmusik auf dem Tableau. Textlich mittlerweile eher bei U2 als bei ihren früheren Themen, klingt die sechste Platte kohärent, aus einem Guss, nachvollziehbar. Durchdrungen von großen Gefühlen und noch größeren Sorgen, von Weltuntergangsstimmung und der Hoffnung auf Erlösung. Die Brüder Leto fühlen sich in ihrem neuen Sound offensichtlich sehr wohl. Der klingt unverblümt groß, nach Stadionshows und tausenden leuchtenden Handy-Displays. Aber das Schöne ist ja: Kommerzielle Absichten muss man einem millionenschweren Schauspieler gewiss nicht unterstellen; wir können also sicher sein, dass er wirklich auf genau diese Musik Bock hat.

Besonders groß: Der Opener Stuck, der als Gitarrenpop beginnt und unerwartet in ein heftiges Elektro-Break kippt; oder das treibende World On Fire, bei dem Ed Sheeran kurz die Gitarre zupft; oder der aufwühlende Abschluss Avalanche. Irgendwie siedeln Thirty Seconds To Mars 2023 allgemein zwischen der poppigen Seite von Bring Me The Horizon, Twenty One Pilots und dem Synth-Pop der Achtziger. Das wird nicht diejenigen zurückholen, die spätestens 2009 ausgestiegen sind. Als künstlerisches Statement ist It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day aber ein beeindruckendes, selbstbewusstes Popalbum, das die Letos auf einem kreativen Hoch zeigt. Das kann auch daran liegen, dass Jared Leto angeblich 200 Songs für diese Platte geschrieben hat, von denen sie dann elf Songs für das Album ausgewählt haben. Bei gerade mal 33 Minuten Laufzeit hätten es aus diesem Fundus dann aber auch zwei mehr sein dürfen.

Dennoch, und das liegt vielleicht gerade an der knappen Laufzeit: Das Album macht Spaß, hat wieder deutlich mehr Gitarren als zuvor und überzeugt mit einer leicht verträumten, entrückten Stimmung. Hollywood eben. Da liegt ja auch über allem ein leichter Schleier der Illusion.

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