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Die Rolling Stones gehen On Air – wie wir sie noch nie gehört haben!

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The Rolling Stones On Air

Eine Sache ist bei den Briten glasklar: Mit ihrer Hoheit der Majestät sollte man stets ein gutes Verhältnis in gesitteter Schwiegersöhnchen-Manier pflegen. Alles andere endet nur in unnötigem Stress. Und nein, wir reden hier nicht von Queen Elisabeth, sondern von einer ganz anderen royalen Institution: Der British Broadcasting Corporation.


Hört euch hier Sticky Fingers Live At The Fonda Theatre an und lest weiter:


Allerdings war das Verhältnis zwischen den Rolling Stones und der BBC von Anfang an etwas, nun ja, durchwachsen. Wie auch sonst, bei den Frisuren? Gleichzeitig wurde der Sender Zeuge von den Anfängen einer der größten Rockbands unserer Zeit und bannte zahlreiche Stücke und Studio-Sessions auf seine Magnetbänder, die wir sonst nie zu hören bekommen würden. Würden? Konjunktiv? Ganz richtig – denn genau diese einzigartigen Mitschnitte gibt es jetzt auf CD und Vinyl. The Rolling Stones: On Air wird am 1. Dezember veröffentlicht!

Blicken wir mal zurück: Ein junger Mick Jagger und seine Kompagnons verweilen Anfang der 60er in London, als ihre Eminenz ein Gesuch veröffentlicht: „Frische Talente gesucht!“ – und zwar für ein Spätprogramm bestehend aus Live-Sessions mit dem innovativen Namen „Jazz Club“. Klar, heute verbuchen wir die Stones nicht mehr direkt unter dem Vermerk „Jazz“, aber mit Einflüssen von Muddy Waters, über Howlin’ Wolf bis hin zu Jimmy Reed waren Mick, Keith, Bill und Brian (und kurz darauf auch Charlie) ziemlich jazzy unterwegs. Also, auch wenn das Line-Up noch nicht ganz saß, bewarben sich die Jungs natürlich. Als es einige Wochen später dann zum heiß ersehnten Vorspielen in den royalen Studios kam – und sie kurz darauf eine ähnlich royal formulierte Absage bekamen – hatten sich die Stones schon eine eigene Homebase herangezüchtet.



Die Absage traf sie entsprechend weniger hart, denn sie traten regelmäßig im The Crawdaddy auf (eine damals heiß angesagte Clubadresse) und ihr neues Management nahm mit ihnen die erste Single auf. Kurz gesagt: Sie waren noch keine Superstars, aber es regte sich etwas im Stones-Kosmos. Und es sollte sich weiterbewegen, denn wenige Monate später landeten die Jungs gleich zwei TV Auftritte. Und das alles mit frechem Rowdy-Haarschnitt – eine Tatsache, die den Sendern damals einen ordentlichen Beschwerdeschwall der anständigen Bevölkerung einbrockte, über den wir heute amüsiert hinwegblicken können. Denn auf einmal hagelte es Airplays für die Stones, die immer bekannter wurden – auch wenn noch kein Song in den Charts landete.

Das änderte sich, als nun doch die BBC wieder Wind von der Sache bekam. Im Rahmen des beliebten Saturday Clubs spielten sie ihre Single „Come On“ und Coversongs von Chuck Berry. Nun (Verzeihung für den Wortwitz) kam der Stein richtig ins Rollen: Die Stones traten in der Top Of The Pops! Premiere auf, in einer weiteren BBC-Show namens Go Man Go und spielten etliche Saturday Club Sessions. Im folgenden Sommer gingen Mick und Co. auf US Tour und waren nach ihrer Rückkehr prompt die ersten Gäste im neuen Show-Format Top Gear. Alles lief blendend zwischen ihrer Hoheit und den Rittern der Tafelrunde – bis diese sich weigerten, einen Auftritt im Saturday Club zu spielen, den ihr Manager ohne voriges Zustimmen der Band gebucht hatte. Ab da herrschte knapp ein Jahr Eiszeit. Die Songs wurden aus der Rotation genommen und Auftritte – gut, reden wir nicht drüber.



Die Wogen glätteten sich später zwar wieder, aber entscheidend ist Folgendes: Während all dieser Live-Sessions für die BBC, in denen sich die fünf Struwwelpeter so langsam zu handfesten Rockstars mauserten, spielten die Stones nicht nur jeweils ihre aktuelle Single. Sie hatten bei jedem Auftritt zusätzlich Zeit, weitere Songs aus ihrem damaligen Repertoire einzustreuen. In den 60ern war das klassischer Chicago Blues, R&B und sogar Country. Eben das, was sie sonst im Crawdaddy spielen würden. Und genau diese 32 zwischen 1963 und 1965 aufgenommenen Songs gibt es jetzt auf CD und Vinyl: The Rolling Stones: On Air. Es kommt aber noch besser: Acht der Lieder wurden bisher noch nie veröffentlicht!

Und ja, an dieser Stelle kann man – sofern man damals nicht selbst vorm Radio saß – mit Fug und Recht feststellen: So hat man die Stones tatsächlich noch nie gehört! Außerdem kann der ambitionierte Fan diesen Leckerbissen von einem Album noch mit dem Buch On Air von Richard Havers aufstocken: Ein Sammlerstück mit tiefen Einblicken in die zarten Anfänge einer Band, die mit ihrer besonderen Beziehung zu Jazz und Blues die Rock’n’Roll Welt noch bis heute ganz fest im Griff hat.

Die Vorbestellungen für entweder die Standard- oder die Deluxe-Ausgabe der Platte laufen bereits – also ranhalten!


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