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Popkultur

In klangvollem Gedenken: 10 essentielle Prince-Songs

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Prince
Foto: Richard E. Aaron/Redferns/Getty Images

Am 21. April 2016 starb Prince. Die Wundertüte des Pop war laut, schrill, exzentrisch, aber vor allem eines: ein Jahrhundertkünstler. Diese zehn Songs unterstreichen sein außerirdisches Talent.

von Björn Springorum

Um Prince in den Achtzigern zu verstehen, reicht dieses Faktum: Seinetwegen wurde der Parental-Advisory-Sticker auf Platten erfunden. Mit anderen Worten: Prince war zu sexy, zu offen, zu explizit für die USA. „Am I black or white? Am I straight or gay?“ singt er schon 1981 in Controversial. Kontroversen, sie waren ihm wohl vertraut.

Aber reicht das, um ihn ganz zu erfassen? Welche Geschichten kann man noch bemühen, um Leben und Wirken des Pop-Giganten aus Minneapolis einzufassen? Sagt es genug aus, dass er über 100 Millionen Platten verkauft hat? Oder dass er ein Ausnahmespieler an der Gitarre war? Sänger mit einer Jahrhundertstimme? Eine enigmatische Kunstfigur zwischen Funk, R’n’B, Rock, Soul, Wave und Pop, ebenso schillernd wie exzentrisch? Bringt uns irgendwie alles nicht weiter.

Lassen wir also das Einzige sprechen, das wirklich zählt: seine Musik, mit der er das 20. Jahrhundert prägte, veränderte, bereicherte. Unter den Myriaden an Songs, die Prince geschrieben hat (verteilt auf nahezu 50 Alben), die besten auszuwählen, ist eine fast schon unmögliche Aufgabe. Einigen wir uns also darauf, dass diese zehn Songs – präsentiert in chronologischer Ordnung – sinnbildlich für das Genie Prince Rogers Nelson stehen.

1. When You Were Mine

Wie um jeden Klassiker, ranken sich auch um die Entstehung von When You Were Mine von seinem dritten Album Dirty Mind (1980) mehr als genügend Legenden. Eine besagt, dass ihm diese Nummer zuflog, als er in einem Hotel in Alabama John Lennon lauschte. Eine andere, dass er in einem Hotelzimmer in Florida war und der Band gerade einen Ausflug nach Disney Land verboten hatte. So oder so steht fest: Die Musen meinten es gut mit Prince, der hier eine bisexuelle Dreiecksbeziehung süffig und sinnlich vertont. Blondie lässt grüßen.

2. Controversy

Noch delikater wird es 1981. Controversy vom gleichnamigen Album macht den schwierigen Spagat des Prince deutlich: Längst ist er ein gefragter und erfolgreicher Künstler in den USA, zur selben Zeit jedoch gerät er mehr und mehr ins Fadenkreuz der religiösen Rechten. Denen ist Prince mit seiner offen gelebten Sexualität und seinem angeblich unzüchtigen Verhalten ein Dorn im Auge, zusätzlich befeuert von dieser saftig-funkigen Nummer, mit der er sichtlich genussvoll Öl ins Fegefeuer der Empörung gießt. Nimm das, prüde Welt!

3. Little Red Corvette

Prince will nicht immer provozieren. Manchmal will er der Welt auch einfach nur zeigen, wie sich aus banalsten Ereignissen pures Popmusik-Gold schmieden lässt. 1982 zum Beispiel, als er nach einer kräftezehrenden Aufnahmesession im pinken Mercury Montclair Marauder seiner Musikerin Lisa Coleman immer wieder kurz einschläft. Jedes Mal ist ein weiterer Teil der Lyrics fertig, der elegant-rockige Song vom 1999-Album wenig später.

4. Purple Rain

1984 zeigt Prince der Popwelt dann einfach mal kurz, wie man ein perfektes, technisch brillantes und kompositorisch umwerfendes Stück Musik schreibt. Princes bekanntester Song ist zweifellos auch einer seiner stärksten, ein neunminütiges Epos, das als Destillat seiner ersten Jahre gelten darf. Und jede*n andere*n zeitgenössische*n Pop-Künstler*in vor Ehrfurcht erstarren ließ.

5. The Beautiful Ones

Sein Album Purple Rain ist mehr als der längst heilig gesprochene Titeltrack. Das sinnlich-evokative The Beautiful Ones zählt zu seinen emotionalsten Stücken – und wird in der Folge unter anderem von Mariah Carey und Beyoncé gecovert.

6. Darling Nikki

Dieser stampfenden, steril-maschinellen, kühl-erotischen Nummer, ebenfalls von Purple Rain, haben wir die Parental-Advisory-Sticker zu verdanken, die noch jede*n Jugendliche*n heiß auf eine Platte gemacht haben. Wie nonchalant-lässig Prince die Zeile „I met her in a hotel lobby, masturbating with a magazine“ singt, war für die überaus prüde Mary Gore, die Frau des ehemaligen US-Präsidenten, zumindest Grund genug, gegen „Schmutz“ wie diesen zu Felde zu ziehen und die Jugend der Welt vor Sittenstrolchen wie Prince zu bewahren.

Zeitsprung: Ab 13.5.1985 will das PMRC vor schlimmen Songtexten warnen.

7. Kiss

Als Parade 1986 erscheint, liegt Purple Rain zwei Jahre zurück. Dennoch klingt Prince in Stücken wie dem unsterblichen Kiss schon wieder wie ein vollkommen anderer Künstler. Eigentlich als Song für die Band Mazarati gedacht, doktort Prince eine Nacht im Studio an der Nummer herum, um dann festzustellen: Nö, die behalte ich lieber selbst! Gute Entscheidung: Kiss schießt in den USA auf die Eins und berauscht noch heute mit dem straighten Beat, der kurz angespielten Funk-Gitarre, den punktgenauen Vocals und herrlichem Pop-Minimalismus.

8. Sign O’ The Times

Genau ein Jahr später veröffentlicht Prince Sign O’ The Times. AIDS, Heroin, Bandenkriminalität und das Raketenabwehrprogramm der USA finden Eingang in diese unterkühlt-elektronische Nummer, die für viele zu den ganz großen Glanzmomenten des Superstars zählt.

9. Diamonds And Pearls

Wieder so ein bockstarker Titelsong. Diamonds And Pearls trägt 1991 seinen Anteil zu Princes anhaltendem Erfolg in den Neunzigern bei – mit betont massivem Drumming, markanten Keys und jeder Menge schwelgerischem Groove. Es darf durchaus aus Vorläufer zum folgenden Song gesehen werden…

10. The Most Beautiful Girl In The World

…mit dem Prince zusätzlich R’n’B in seinem eklektischen Sound Willkommen heißt. 1994 gelingt ihm sein erster und einziger Nummer-eins-Hit in den UK-Charts, ein echter Schmachtfetzen, bei dem es allerdings ordentlich Plagiatsvorwürfe hagelt. Wie ein italienisches Gericht entscheidet, hat sich Prince hier etwas zu sehr bei einem Lied von Bruno Bergonzi und Michele Vicino bedient. Passiert offensichtlich selbst den Besten.

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