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Popkultur

10 Rocksongs aus den Sechzigern, die man nach den ersten Tönen erkennt

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Foto: Daily Mirror/Mirrorpix/Mirrorpix/Getty Images

Die bekanntesten Blitzohrwürmer aus den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern haben wir euch bereits vorgestellt. In unserem heutigen Artikel reisen wir noch weiter in die Vergangenheit zurück und beschäftigen uns mit dem Jahrzehnt, in dem alles so richtig losging: den Sechzigern.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch die 10 Rocksongs der Sechziger anhören, die man nach den ersten Tönen erkennt:

1. The Animals – The House Of The Rising Sun (1964)

The House Of The Rising Sun ist älter als die Popmusik selbst. Schon 1930 wird das Stück zum ersten Mal erfasst; die Komposition dürfte noch einige Jahrzehnte weiter zurückliegen. Ins kollektive Gedächtnis brennen das Lied allerdings The Animals, indem sie die Nummer im Sommer 1964 als Single veröffentlichen. Auf die Idee dazu kommt Animals-Frontmann Eric Burdon, als die Band mit Chuck Berry durch Großbritannien tourt. Während der Konzertreise besucht Burdon ein Konzert des nordenglischen Sängers Johnny Handle, der den Song auf der Bühne zum Besten gibt. Zu jener Zeit befinden sich die Animals ohnehin auf der Suche nach einem Stück, mit dem sie ihre Gigs beenden können, ohne standardmäßig einen wilden Rocksong zu spielen. Sie nehmen The House Of The Rising Sun in ihr Programm auf und landen damit einen riesigen Erfolg, der nicht nur bis heute nachhallt, sondern auch innerhalb weniger Sekunden zündet.

2. The Kinks – You Really Got Me (1964)

Die Kinks greifen 1964 tief in die Trickkiste des Blues, verpacken das Ganze in ein paar Powerchords und landen mit You Really Got Me einen ihrer größten Hits. Jahrzehntelang geht das Gerücht um, Jimmy Page habe das Solo für die Nummer eingespielt, doch das gilt inzwischen als widerlegt. So erklärt der Led-Zeppelin-Gitarrist 2014 in einem Interview mit SiriusXM (nicht zum ersten Mal): „Ach, Mensch! Für You Really Got Me habe ich nichts aufgenommen, aber für andere Kinks-Platten. Das ist alles, was ich dazu sage. Jedes Mal, wenn ich ein Interview gebe, fragen mich die Leute nach You Really Got Me. Vielleicht kann das bei Wikipedia mal jemand korrigieren, damit ich nicht mehr danach gefragt werde.“ Ob mit oder ohne Jimmy Page: Mit ihrer dritten Single landen die Kinks mehr weniger aus dem Stand auf Platz eins der britischen Charts. Den kalifornischen Hardrockern Van Halen gefällt You Really Got Me so gut, dass sie den Song fast 15 Jahre später auf ihrem Debütalbum covern.

3. The Rolling Stones – (I Cant Get No) Satisfaction (1965)

Mit (I Can’t Get No) Satisfaction landen die Rolling Stones im Jahr 1965 ihren allerersten Nummer-eins-Hit in den USA — und wenn man sich die Hook des Songs anhört, überrascht das kein bisschen. In Großbritannien läuft die Single zunächst nur auf den berühmt berüchtigten Piratensendern, weil die offiziellen Radiostationen Schwierigkeiten mit dem sexuellen Inhalt des Stücks haben. Geschrieben hat Stones-Gitarrist Keith Richards die Nummer buchstäblich im Schlaf: „Ich war in einem Hotel und hatte einen kleinen Kassettenrekorder neben mir stehen“, verrät er in dem Buch Keith Richards: In His Own Words. „Ich habe den Aufnahmeknopf gedrückt, meine Gitarre genommen und bin die Sequenz einmal durchgegangen. Man kann auf der Kassette hören, wie ich das Plektrum fallen lasse. Danach kommt nur noch mein Geschnarche.“ Keith Richards hat also genauso lange gebraucht, um den Song zu schreiben, wie man braucht, um ihn zu erkennen.

4. The Who – My Generation (1965)

Als die britische Jugend Mitte der Sechziger ihren Platz in der Gesellschaft sucht, liefern The Who den passenden Soundtrack dazu. Das äußert sich in My Generation nicht nur in der aggressiven, punkigen Musik, die einem gut dreiminütigen Wutausbruch gleicht, sondern auch im Text. So enthält der Song mit „I hope I die before I get old“ eine besonders legendäre Zeile der Rockgeschichte. Die Inspiration für das Stück liefert niemand Geringeres als Queen Mum, die Songschreiber Pete Townshend dazu zwingt, mit dem Zug zu fahren, wo er die Nummer komponiert. Die britische Adlige fühlt sich bei ihren täglichen Fahrten durch den Londoner Stadtteil Belgravia nämlich vom Anblick von Townshends altem Leichenwagen beleidigt und lässt das Auto abschleppen. Für das legendäre Stottern in My Generation stehen John Lee Hooker und sein Song Stuttering Blues Pate.

5. The Doors – Light My Fire (1967)

Mit Light My Fire landen die Doors Ende der Sechziger nicht nur einen Ohrwurm-Hit für die Ewigkeit, sondern zündeln kurz nach der Single-Veröffentlichung auch in der Ed Sullivan Show. Weil die Sponsoren der US-Fernsehsendung sich mit der Textzeile „Girl, we couldn’t get much higher“ nicht wohlfühlen, bittet das Produktionsteam die Band, den Text zu ändern. „Girl, we couldn’t get much better“, soll Frontmann Jim Morrison stattdessen singen. Die Doors stimmen zu, betreten die Bühne und alle sind glücklich — bis Morrison die Vereinbarung einfach außen vor lässt und trotzdem den Originaltext singt. Als der Sänger die Bühne verlässt, schüttelt Ed Sullivan ihm nicht die Hand. Autsch. Außerdem darf die Band nie wieder in der Sendung auftreten. Geschadet hat den Doors das nicht.

6. Jimi Hendrix Experience – All Along The Watchtower (1967)

Dieser Song stammt ja eigentlich aus der Feder von Bob Dylan, doch zum Hit wird All Along The Watchtower erst, als die Jimi Hendrix Experience das Stück aufnimmt. Völlig zurecht, denn Dylan liefert mit seinem Lied zwar die wichtige Blaupause für Hendrix — doch das Beste kitzelt nur uns aller liebster Gitarrengott aus dem Song heraus. Das merkt man zum Beispiel daran, dass man die Hendrix-Version nach nur wenigen Sekunden erkennt, während das Stück bei Dylan ein wenig mehr Zeit benötigt, um zu zünden.

7. Cream – Sunshine Of Your Love (1967)

Auch bei dieser Nummer hat Jimi Hendrix seine Finger im Spiel, wenn auch nicht direkt. Auf die Idee zu Sunshine Of Your Love kommt Cream-Bassist Jack Bruce nämlich nach dem Besuch eines Hendrix-Konzerts am 29. Januar 1967 in London. Cream-Gitarrist Eric Clapton erinnert sich in einem Interview mit dem Rolling Stone an den Abend: „Hendrix’ Auftritt war beeindruckend. Ich glaube nicht, dass Jack ihn vorher wirklich auf dem Schirm hatte … als er ihn an diesem Abend sah, ging er anschließend nach Hause und kam auf das Riff. Es war eine Widmung an Jimi. Dann haben wir einen Song darüber geschrieben.“ Und was für einen!

8. Steppenwolf – Born To Be Wild (1968)

Sonnenbrille auf, Motor an, Gaspedal runter: Bis heute denkt man bei den ersten Tönen von Born To Be Wild an Freiheit, Rebellion und einen sonnigen Highway in den USA. Außerdem sagt man dem Stück die Erfindung des Heavy Metal nach. Zwar meint Songschreiber Mars Bonfire mit dem Ausdruck „heavy metal thunder“ keine musikalische Richtung, sondern umschreibt damit ein Motorrad, doch eine der Theorien lautet, dass mit Born To Be Wild ein wichtiger Grundstein für das harte Genre gelegt wurde. So oder so: Diesen Song von Steppenwolf erkennt man nach wenigen Sekunden, ob auf Platte oder in dem legendären Film Easy Rider.

9. Creedence Clearwater Revival – Bad Moon Rising (1969)

Wo die meisten Bands der Sechziger nicht nur für großartige Songs, sondern auch für ihre wilden Exzesse bekannt sind, widmen sich Creedence Clearwater Revival lieber ausschließlich der Musik. Zum Glück, denn wir haben den Kaliforniern große Hits zu verdanken. Dazu gehört auch Bad Moon Rising, ein knapp zweieinhalbminütiger Ohrwurm, der nur wenige Sekunden braucht, um Country-Rock-Fans ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Auf die Idee zu dem Song kommt Creedence-Frontmann John Fogerty als er den Film Der Teufel und Daniel Webster schaut. In dem Streifen kommt eine Szene mit einem Hurrikan vor und Fogerty erzählt später in einem Interview mit dem Rolling Stone, dass es in seinem Lied um „die Apokalypse“ gehe, „die über uns hereinbrechen würde“.

10. The Beatles – Come Together (1969)

Die Beatles haben viele, viele Hits geschrieben, die man nach wenigen Sekunden erkennt, aber ein Beginn sticht ganz besonders hervor: der Bass im Intro von Come Together. Die Grundlage für das Stück liefert der Wahlslogan des US-amerikanischen Psychologen und Politikers Timothy Leary, der im Lauf der Sechziger großen Einfluss auf die Entwicklung der Gegenkultur in den USA nimmt und als Gouverneur von Kalifornien kandidieren möchte. „Come Together – Join the Party!“ lautet sein Wahlspruch. Leary bittet John Lennon 1967 um einen Song zu dem Slogan, doch der Beatle kommt nicht über eine Zeile hinaus. Erst 1969 nimmt Lennon die alte Idee wieder auf und komponiert daraus einen Song für das vorletzte Beatles-Album Abbey Road. Den Feinschliff übernimmt Kollege McCartney, der findet, dass Lennons Idee zu sehr an den Song You Can’t Catch Me von Chuck Berry erinnert. Die Lösung: starke Verlangsamung. Das Ergebnis: ein Song für die Ewigkeit.

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