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Popkultur

5 Orte in Deutschland, die Musikgeschichte geschrieben haben

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Haeder
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir: Auch Urlaub in Deutschland kann schön sein. Wie wäre es denn mit einer musikalischen Reise durch Deutschland? Wir stellen euch fünf Orte vor, die internationale Musikgeschichte geschrieben haben.

von Sina Buchwitz

Es müssen nicht immer gleich die Sun Studios, die Abbey Road oder die Blues-Clubs von Chicago sein: Auch in unseren heimischen Gefilden wurde Musikgeschichte geschrieben. Lasst euch also von uns auf einen kleinen Roadtrip entführen.

1.Die EMI-Studios in Köln

Wir starten unsere Reise im Herzen von Köln: Im Maarweg 149 erwarten uns die legendären EMI-Studios. 1925 zunächst als Electrola in der Nähe von Berlin gegründet, kam EMI nach dem Zweiten Weltkrieg in die Domstadt. 1959 wurde ein modernes Aufnahmestudio mit Platten- und später auch Kassettenproduktion in Betrieb genommen. Hier nahm Marlene Dietrich ihre letzten Aufnahmen auf, produzierte Herbert Grönemeyer mit Mensch das erfolgreichste deutschsprachige Album und traf Tina Turner ihren Mann (und EMI-Produzenten) Erwin Bach.

Heute zählt das Tonstudio in Braunsfeld, das mittlerweile maarwegstudio2 heißt, zu den letzten klassischen Studios mit analogem Equipment und Vintage-Instrumenten, kann aber natürlich auch mit aktueller Digitaltechnik aufwarten. Wer mag, kann das Aufnahmestudio mit dem bis heute erhaltenen, unvergleichlichen Siebziger-Charme auch für Fotoshootings oder Videodrehs mieten.

2. Die Dierks Studios in Stommeln

Mötley Crüe, Rolling Stones, ZZ Top, Deep Purple und natürlich die Scorpions: Was sich liest wie ein „Who’s Who“ der Rockgeschichte, ist nur ein kleiner Ausschnitt der Bands, die sich in Dieter Dierks Tonstudio die Klinke, pardon, das Mikrofon, in die Hand gegeben haben. Es geht für uns also ein paar Kilometer weiter nördlich nach Stommeln.

Dierks, der Mitte der Siebziger als Produzent der Scorpions bekannt wurde, baute sein erstes eigenes Studio schon früh im Dachgeschoss seiner Eltern auf. Als das nicht mehr ausreichte, erweiterte der Produzent seine Wirkstätte auf ein ganzes Gebäude im elterlichen Hof; das Wohnhaus wurde zum Hotel umgebaut. Mit dieser Idee, Künstler für die Zeit der Produktion am selben Ort leben zu lassen, galt Dierks in Deutschland als Pionier.

Dieter Dirks und Eric Burdon während der Aufnahmen zu Stop  (Foto: Dierks Studios/Facebook)

Die Erfolge sprechen für sich: Während die Dierks Studios von 1969 bis 1975 dem Krautrock eeine Heimat boten, bekam das beschauliche Stommeln, nordwestlich von Köln, ab da auch vermehrt internationalen Besuch. Dierks Musikverständnis und sein hochmodernes Equipment sorgten dafür, dass auch Künstler wie Michael Jackson, Tina Turner und Rory Gallagher ihre Musik hier aufnahmen. Im Laufe seiner Karriere produzierte er über 70 Alben mit Gold- oder Platinstatus.

3.David Bowies Spuren in Berlin

Als nächstes zieht es uns ins dicke B, das in diesem Fall gleichermaßen für Berlin als auch für Bowie steht. Zugegeben: Ein Geheimtipp ist Bowies Wohnung in der Schöneberger Hauptstraße 155 nicht gerade. Sogar eine weiße Gedenktafel ziert mittlerweile die Hausfassade. Trotzdem kann das Wandeln auf seinen Spuren in der Hauptstadt interessante Einblicke bieten. Von 1976 bis 1978 suchte der Musiker hier Zuflucht, Inspiration und vermutlich vor allem sich selbst.

David Bowie in den Hansa Studios (Foto: Instagram)

In den Hansa Studios entstanden zwei Platten: Heroes und Low. Obwohl der weit verbreitete Terminus „Berlin-Trilogie“ drei Alben andeutet, wurde der Nachfolger Lodger hauptsächlich in der Schweiz und in den USA aufgenommen. Inspirieren ließ sich Bowie dabei nicht nur von deutschen Bands wie Kraftwerk oder Cluster, sondern auch von seinen Ausflügen mit Mitbewohner Iggy Pop. Gemeinsam machten die beiden das, damals noch übersichtliche, Nachtleben von Schöneberg unsicher. Am liebsten verschlug es sie in die Bar Anderes Ufer, die heutzutage noch immer als Neues Ufer geöffnet ist.

4. Indra Club in Hamburg

Den nächsten Stopp legen wir in Hamburg ein. Genauer gesagt im Indra Club, einem damals verruchten Nachtclub, zu dessen Besucher*innen vor allem Prostituierte und ihre Freier zählten. Hier starten ein paar bestimmte Liverpooler Jungs 1960 eine Musikkarriere, die damals wohl niemand für möglich gehalten hätte. Die Kiezgröße Bruno Koschmider ist auf der Suche nach englischen Bands für seinen Indra Club, als er auf die Beatles trifft und bietet ihnen ein Engagement an. Die Band stimmt zu und so treten die Beatles am 17. August 1960 erstmals unter diesem Namen auf.

Insgesamt 48 Mal beglücken die Musiker ihr Publikum mit wilden und lauten Bühnenshows, bis die Anwohner am 3. Oktober 1960 endgültig genug haben und mit ihren Beschwerden für eine vorübergehende Schließung des Clubs sorgen. (Heute hat der Club wieder geöffnet.) Wem das noch nicht genug Pilzkopf-Feeling ist, der kann auch dem Kaiserkeller (Große Freiheit 36) einen Besuch abstatten. Hier spielt die Band insgesamt 58 Mal im Wechsel mit Rory Storm & The Hurricanes, für die damals niemand geringeres als Ringo Starr trommelt.

Quasi nebenan gibt es auch noch die Gedenktafel für den legendären Star-Club (Große Freiheit 39) zu besichtigen, wo neben den Beatles auch Größen wie Fats Domino, Little Richard und Bill Haley gastierten.

5. Jimi-Hendrix Denkmal auf Fehmarn

Für unser letztes Reiseziel reisen wir noch einmal rund 150 Kilometer weiter in den Norden. Obwohl die Ostseeinsel Fehmarn auf den ersten Blick nicht so wahnsinnig viel Rock’n’Roll-Charme versprüht, ist sie doch Herberge eines wichtigen Stücks Musikgeschichte: Anfang September 1970 ist nämlich Gitarrengott Jimi Hendrix dort zu Gast. Das Love-And-Peace-Festival lockt rund 25.000 Besucher auf die kleine Ostseeinsel und sorgt für Aufruhr. Nach zwei Festivaltagen, die von Sturm, Regen und Chaos geprägt sind, scheint am Sonntag, dem 6. September, endlich die Sonne. Um 12:56 Uhr betritt dann Jimi Hendrix die Bühne und begeistert seine Fans mit Songs wie Voodoo Child und Purple Haze.

Weder das Publikum noch seine Bandkollegen wissen zu dem Zeitpunkt, dass dies Hendrix‘ letzter Festivalauftritt sein würde. Am 18. September stirbt der US-Amerikaner in London an einer Überdosis Schlaftabletten. Mitte 1997 wird auf Fehmarn der 6,5 Tonnen schwere Gedenkstein aufgestellt, der neben einer Fender-Gitarre auch die Inschrift „Jimi Hendrix, Fehmarn, Love And Peace Festival, 4.-6. Sept. 1970“ trägt. Fans aus der ganzen Welt besuchen ihn jährlich.

Der Jimi Hendrix Gedenkstein auf der Ostseeinsel Fehmarn (Foto: Thomas Menge)

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