Popkultur
5 Wahrheiten über Prince
Hier nehmen wir uns mal ein paar Minuten Zeit und prüfen gängige Klischees und Falschannahmen in der Musikwelt… Einfach, weil wir es können bzw. einfach, weil es so viel mehr Vorurteile gibt als alle Beatles, Rolling Stones und Queen-Singles zusammenaddiert (lies: sehr viele). Wir nehmen uns also ein Genre oder einen Künstler und schauen wie stichhaltig die gemeinhin als richtig wahrgenommenen Annahmen sind. Zieht eure Kugelsicheren Westen an, der Beschuss mit gängigen Klischees erfolgt diesmal zu einem Künstler, der zu früh von uns gehen musste: Prince.
Schau dir hier zur Einstimmung ein Live-Video von Kiss an:
Es ist nun schon gut eine Woche her, dass die Nachricht über den Tod einer weiteren Pop Ikone die Musikwelt erreichte. Nicht nur die Musikwelt – Prince prägte ganze Generationen von Menschen und ist mit Songs wie „Purple Rain“, „1999“ oder „Kiss“ lassen den Begriff des Musikers oder Sängers in Verbindung mit Prince seltsam lasch und profan erscheinen. Schon zu Lebzeiten ging er weit darüber hinaus, eine transzendente Persönlichkeit der Popkultur. Jetzt vielleicht mehr denn je. Feiern wir sein Schaffen und blicken auf fünf Wahrheiten des Ausnahmekünstlers.
1. Prince und Michael Jackson sind Goethe und Schiller des Pop
Eine Sache vorab: Versucht man Episoden aus dem Leben von Prince wiederzugeben, fühlt man sich ein bisschen, als säße man beim letzten Abendmal mit den großen Ikonen dessen, was wir heute als Pop kennen. Das kann alles ein bisschen surreal wirken – ist aber wahr. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Fehde zwischen Prince und Michael Jackson. Dabei hatten die beiden eine ganze Menge gemeinsam. Es fängt schon damit an, dass Prinz und König des Pop (ist nicht hierarchisch zu verstehen) im selben Jahr geboren wurden. Im Übrigen auch Madonna, aber das soll uns an der Stelle nicht weiter stören. Man bekommt jedoch den Verdacht, dass im Jahre 1958 die Sterne irgendwie günstig standen. Außerdem waren die beiden ihrer Zeit voraus, unantastbare Kunstfiguren mit ausuferndem Erfolg und großen Anwesen, denen sie lustige Namen gaben.
Prince, schon immer von kompetitiver Natur, ließ die Katze 1997 in einem Interview mit Chris Rock aus dem Sack. Als MJ ein paar Jahre zuvor sein Cast für das „Bad“ Musikvideo zusammenstellte, klingelte bei Prince das Telefon. Ob er nicht mitmachen wollte? Ja wollte er das? Nope, er wollte nicht. Erinnert ihr euch an den Anführer der gegnerischen Gang, seiner Zeit verkörpert von Wesley Snipes? Der Mann, der im Video mit den freundlichen Worten „Your butt is mine“ begrüßt wurde? Ganz genau der – das wäre Prince gewesen. Amüsantes Gedankenspiel, nicht aber für den exzentrischen Musiker, der das Angebot dankend ablehnte. Großes Drama im Hause Jackson!
Die Liste der (teilweise echt lustigen) Sticheleien könnte man noch eine ganze Weile so weiterführen, aber wir haben noch vier weitere Wahrheiten aufzudecken. Bleibt nur noch die Frage zu klären: Haben sich die beiden wirklich bis aufs Blut gehasst? Wohl eher nicht. Das bestätigen auch Menschen, die den beiden Ausnahmekünstlern nahe standen. Dass Prince nie ein Mann der großen Reden war, sollte im Laufe seiner Karriere auch so klar geworden sein. Da durften sich die Boulevard Blätter zu Jacksons Tod gerne die Münder zerreißen. Keine großen Beileids-Worte des Purple Rain Stars! Wo gibt‘s denn so etwas? Ganz einfach – in der Welt eines Künstlers, der seinen Weggefährten mit dem ehrt, in dem sein ganzes Herz steckt: Musik! Und damit offenbart er – ganz zum Schluss – die wahre Natur ihrer Beziehung.
2. Niemand weiß, um was es in seinem größten Hit wirklich ging
Richtig, wir sprechen von Purple Rain, dem gleichnamigen Soundtrack zu seinem halb-autobiographischen Filmstreifen. Also, der purpurne Regen, was hat es damit auf sich? Eine Frage, die Fans noch heute um den Schlaf bringt, im Grunde bestehen aber zwei (zugegebenermaßen recht polarisierende) Theorien. Fragte man Prince himself, bekam man eine leicht apokalyptische Aussage vorgelegt: „Wenn Blut im Himmel ist, ergibt das lila… rot und blau gleich lila! Beim lila Regen geht es um das Ende der Welt, darum, mit dem Menschen zusammen zu sein, den man liebt und sich von seinem Glauben durch den lila Regen führen zu lassen“ Ah ja… nun gut. Hört man auf seine damalige Keyboarderin Lisa Coleman, ist lila Regen ein Sinnbild für den Neuanfang. Lila ist die Farbe des Himmels am Morgen, der Regen der reinigende Faktor. Eine schöne Vorstellung, wenn auch meteorologisch nicht ganz korrekt.
Schau dir hier einen Live-Mitschnitt von Purple Rain an:
Also – Ende oder Anfang? Wenn man so darüber nachdenkt, liegen beide vielleicht gar nicht so weit auseinander. Und dann sind da noch die letzten, rückwärts gespielten Verse im Song Darling Nikki: „Hello, how are you? / I‘m fine ‘cause I know the Lord is coming soon / Coming, coming soon“. Und wie soll man das nun einordnen?
3. Paisley Park war kein größenwahnsinniger Selbst-Exzess
Genau genommen war Paisley Park, sein kubistisches Anwesen unweit von Minneapolis, eine Revolution kreativer und – so trocken der Begriff in diesem Kontext auch klingen mag – ökonomischer Arbeitsprozesse. Wer hier einen Vergnügungspark im Vorgarten gesucht hat, war eindeutig auf dem Holzweg. Und ja, Prince mochte seine Privatsphäre, aber die stark unterproportionierte Anzahl der Fenster hatte einen anderen Grund: Recording-Studios hatten nun mal keine, oder nur sehr wenige Fenster. Paisley Park war nämlich vor allem eins: Sein Arbeitsplatz.
Künstler bauten sich früher einfach nicht ihre eigenen Arbeitsplätze – wieder etwas, in dem Prince seiner Zeit voraus war. Klar, ein bisschen schicker als ein Bürostuhl am veralteten Windows-Rechner getaucht in Neonröhren-Romantik wird es schon gewesen sein. Der Punkt ist aber, dass es Prince hier um das volle Ausleben seiner Arbeit ging, ganz so wie er es wollte, und nicht um Prunk und Angeberei. Der Architekt des ganzes Spaßes war damals übrigens grade mal 23 Jahre alt. Und was habt ihr so nach dem Studium gemacht?
4. Prince lässt in „New Girl“ ein legendäres Ping Pong Match wieder aufleben
Kein Scherz, wir reden hier ja schließlich über knallharte Wahrheiten! Springen wir noch einmal auf den Kleinkrieg mit Jacko zurück – Mitte der 80er ließ Michael sich auf ein kleines Tischtennis Turnier ein. Nicht ahnend, dass Prince auch hier unbedingt den Schläger vorne haben wollte. Ein ungleiches Match, der King Of Pop wahr nämlich nicht unbedingt der King of Tischtennisplatte. Ganz anders die liebe CeCe (für alle Nicht-Netflix-Abonnenten: die toughe Freundin der zuckerwattesüßen Hauptdarstellerin), die unserem Prince ganz am Ende der Episode zeigt, wo der Schläger hängt. Prince hat übrigens selbst darum gebeten, in der Serie auftreten zu dürfen. Also bitte – Selbstironie ist auch bei den größten Legenden zu finden!
Schau dir hier Prince Auftritt an:
5. Er hieß wirklich Prince
Also so wirklich und richtig offiziell auf der Geburtsurkunde! Genau genommen kam er als Prince Rogers Nelson am 7. Juni 1958 auf die Welt. Auch wenn man das bei seinem extravaganten Auftreten gerne vorschnell annimmt – sein Name hat wirklich nichts mit einer größenwahnsinnig verschobenen Selbstwahrnehmung zu tun. Andererseits hat er seinen Künstlernamen zwischendurch auch mal in ein Symbol, ein Zusammenschluss der Geschlechter-Symbole zu einem „Symbol der Liebe“, geändert.
Und naja, ein Symbol kann man eben nicht so wirklich gut aussprechen (es funktioniert einfach nicht, auch wenn man sich richtig Mühe gibt), was darin endete, dass man ihn zu dieser Zeit unter dem eleganten Titel „Artist Formerly Known As Prince“ ansprechen musste. Das ärgerte auch seine Plattenfirma, was (und jetzt kommt der Twist) Prince, Entschuldigung – den Artist Formerly Known As Prince, durchaus freute. Die ganze Aktion war nämlich die pure Rebellion gegen seine damalige Plattenfirma, die sich dreister Weise die Rechte an seinem Geburtsnamen sicherte. Nicht grade die feine Englische Art… aber wieder erkennen wir den Vordenker, den Künstler, der sich seine Kunst nicht nehmen lässt und niemals nehmen lassen wird.

Popkultur
Zeitsprung: Am 1.4.2008 feuern Velvet Revolver ihren Sänger Scott Weiland.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.4.2008.
von Christof Leim
Das sah schon nach „Supergroup“ aus, was sich da 2002 zusammenbraute: Drei Musiker von Guns N’ Roses und der Sänger von den Stone Temple Pilots gründen Velvet Revolver. Doch sechs Jahre später ist der Ofen aus und Scott Weiland raus. Vorher gab es noch eine lahme Platte, Streit im Internet und die ganz kalte Schulter.
Hört euch hier das Velvet-Revolver-Debüt Contraband an:
Natürlich hat die ganze Welt mit Spannung zugehört, als Slash, Duff McKagan und Matt Sorum zusammen mit dem Gitarristen Dave Kushner und dem Frontmann der Stone Temple Pilots, Scott Weiland, eine Band gründen. Beim Debüt Contraband von 2004 kommen nicht ganz unerwartet zwei musikalisch benachbarte Welten zusammen: Classic Rock und alternative-lastiger Grunge-Sound. Die Scheibe wird zum Erfolg, doch der Nachfolger Libertad bleibt 2007 weit hinter den Erwartungen zurück.
Ein Bild aus besseren Zeiten: Velvet Revolver live 2007. Foto: Kreepin Deth/Wiki Commons.
Den weltweiten Touren der Band tut das keinen Abbruch, diverse Aufenthalte in Entzugskliniken, Visa-Probleme und kurzzeitige Verhaftungen durchkreuzen einige Pläne allerdings schon. Als Velvet Revolver im Januar 2008 ihre Rock’n’Roll As It Should Be-Tour durch Europa starten, hängt der Haussegen bereits schief. Am 20. März 2008 verkündet Weiland sogar auf offener Bühne in Glasgow: „Ihr seht hier etwas Besonderes: Die letzte Tour von Velvet Revolver.“
Längt beschlossene Sache
Was er nicht weiß: Seine Kollegen haben da längst beschlossen, ohne ihn weiterzumachen, wie Slash später in einem Interview eröffnet. Das liegt unter anderem daran, dass Weiland ständig die Fans ewig lang warten lässt, und das können die Guns N’ Roses-Jungs nach dem Dauerdrama mit dem notorisch verspäteten Axl Rose nicht mehr akzeptieren. Slash, der zottelhaarige Gitarrengott, berichtet auch, dass die Bandmitglieder während der UK-Shows so gut wie kein Wort mit ihrem Sänger wechseln. „Wir haben ihm die kalte Schulter gezeigt, dass es nur so eine Art hatte.“
Kein einfacher Zeitgenosse: Scott Weiland. Credit: CRL.
Nach dem Debakel von Glasgow, das in einer halbherzigen Performance gipfelte, tragen die Musiker zudem ihren Zank in die Öffentlichkeit: Drummer Matt Sorum veröffentlicht ein Statement, das ohne Namen zu nennen deutlich mit dem Finger auf Weiland zeigt. Der wird in seiner Antwort ein gutes Stück bissiger und ziemlich persönlich. Dass das alles nicht weitergehen kann, liegt auf der Hand. Am 1. April 2008 schließlich verkünden Velvet Revolver offiziell, dass Scott Weiland nicht mehr zur Band gehört.
Wie sich rausstellt, endet damit auch die Geschichte dieser Supergroup, sieht man von einer einmaligen Live-Reunion am 12. Januar 2012 bei einem Benefizkonzert ab. Denn leider können die Herren jahrelang keinen geeigneten Nachfolger finden, obwohl Könner wie Myles Kennedy von Slashs Soloband und Alter Bridge, Sebastian Bach (ehemals Skid Row), Lenny Kravitz und Chester Bennington (Linkin Park) als Kandidaten gehandelt werden. Slash und McKagan kehren schließlich zu Guns N’ Roses zurück, während Weiland bis 2013 bei den Stone Temple Pilots singt und anschließend mit seiner eigenen Band The Wildabouts unterwegs ist. Am 3. Dezember 2015 wird er tot in deren Tourbus gefunden. Rest in peace.
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Zeitsprung: Am 15.5.1995 klicken bei Scott Weiland zum ersten Mal die Handschellen.
Popkultur
„The Record“: Was kann das Debüt der Supergroup Boygenius?
Supergroups kennt man ja eher von Männern. Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus, die drei prominenten Damen hinter Boygenius, ändern das. Ihr Debüt The Record klingt zumeist sanft, verträumt, melancholisch, bricht aber manchmal wie entfesselt los. Indie-Album des Jahres? Gut möglich.
von Björn Springorum
Hier könnt ihr euch The Record anhören:
Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus sind jede für sich Ikonen, einflussreiche Künstlerinnen, die es mit unter 30 zu prominenten Figuren gebracht haben. Bei Boygenius bündeln die drei ihr kreatives Genie in einem Trio, das es in der Indie-Welt so noch nicht gegeben hat – und das ist angenehmerweise mal keine hohle PR-Übertreibung. Jede von ihnen kann als Stimme ihrer Generation gewertet werden, jede von ihnen gehört zu einer neuen Ära von selbstbestimmten Künstlerinnen, die auf ihre Weise den Boys-Club der Rockmusik unterwandern, aushöhlen, obsolet machen wollen.
Wie einst Nirvana
Das tun Boygenius auf ihrem Debüt The Record nicht etwa laut, schrill, wütend. Sondern mit Sanftmut, melancholischer Ruhe und bockstarken Songs. Ist doch eh cleverer und nachhaltiger, das geballte Talent sprechen zu lassen, das die drei Künstlerinnen auch im Verbund auf wundersame Weise zu kanalisieren wissen. Und dann sind da eben noch die subtilen kleinen Spitzen, die Hinweise: Auf dem Cover ihrer ersten EP, die bereits 2018 erschien und ein langes Schweigen einläutete, sitzen sie genau so da wie Crosby, Stills & Nash auf ihrem Debüt. Und auf dem Rolling-Stones-Cover Anfang des Jahres stellen sie die Pose des Nirvana-Covershoots von 1994 nach. Kurt Cobain hätte das gefallen.
Warum wir eine reine Girl-Supergroup gebracht haben, wird schnell klar: Wo männliche Supergroups dann eben doch irgendwann an den exorbitanten Alpha-Male-Egos zerschellen wie Hagelkörner auf Asphalt, gehen Bridgers, Baker und Dacus die Sache beeindruckend egalitär und basisdemokratisch an. Niemand drängt sich in den Vordergrund, weil alle gleichberechtigt sind. Keine Frontfrau, keine Divaallüren. „Wir ziehen uns gegenseitig hoch“, so sagte Bridgers damals dem Rolling Stone. „Wir sind alle Leadsängerinnen und feiern uns gegenseitig dafür.“ Männer bekommen das eben irgendwie deutlich schlechter hin, ist einfach so.
Die Avengers der Indie-Welt
Das alles wäre natürlich nicht viel wert, wenn The Record nicht alle hohen Erwartungen spielend überflügeln würde. Es ist ein Album, um es kurz zu machen, das einem den Glauben an die Zukunft der Gitarrenmusik zurückbringt. Es ist mal laut, mal ahnungsvoll, mal zart, mal ruppig. Vor allem aber ist es ein homogenes, reifes Werk, das in seiner Lässigkeit die Jahrzehnte transzendiert. Offenkundig sind die Einflüsse der „Avegners der Indie-Welt“, wie eine enge Freundin der Band das mal auf den Punkt brachte: Classic Rock, die Laurel-Canyon-Szene, Grunge, der Folk von Crosby, Stills & Nash, von denen sie gleich auch die verschiedenen Gesangsharmonien haben.
Eins der ganz großen Highlights ist $20, ein furioser Rocker mit schroffer Lo-Fi-Gitarre, der sich plötzlich öffnet und von allen drei Stimmen ins Ziel getragen wird. Die Mehrheit des Materials ist ruhig, verträumt, am ehesten trifft es wohl lakonisch. Emily I’m Sorry etwa oder das kurze Leonard Cohen, inspiriert von einer unfreiwilligen Geisterfahrt der Drei auf einer kalifornischen Interstate. Die Ausbrüche wie Anti-Curse, in denen Baker von einer Nahtoderffahrung im Pazifik singt, läuten deswegen umso lauter, dringlicher. Dynamik ist König, das wissen die drei. Oder besser Königin.
Musste Rick Rubin draußen bleiben?
Sie wissen eh sehr viel. Wie schwer sie es haben würden, zum Beispiel. So kamen sie überhaupt erst auf ihren Namen Boygenius: Nach zahlreichen schlechten Erfahrungen mit vor Selbstbewusstsein nur so strotzenden männlichen Kollaborateuren, die von der ganzen Welt gefeiert werden, nannten sie sich selbst so, um sich Mut zuzusprechen. Ob das auch für Rick Rubin gilt? Aufgenommen haben sie zumindest in dessen Shangri-La Studio in Malibu. Aber er hat keinen Recording Credit und durfte vielleicht nur kiffend im Garten sitzen. Vorstellbar.
The Record ist ein geniales Debüt. Es ist aber mehr, ein Instant-Klassiker, ein Album, das sich einreiht in die großen Singer/Songwriter-Momente der letzten 50 Jahre. Es ist radikal ehrlich, direkt, ungefiltert, unaufgesetzt und das Testament großen Willens. Alle Songs hätten auch auf den jeweiligen nächsten Alben der drei Solitärinnen auftauchen können. Aber dann würde ihnen etwas fehlen. The Record ist ein Album voller Risse, durch die das Licht hineingelangt, um bei Leonard Cohen zu bleiben. Ein heilsames Stück Musik, durchwirkt von Insider-Jokes, kleinen Hieben geben das Patriarchat und jeder Menge Beweise für diese besondere Freundschaft. Das wird Grammys hageln.
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Popkultur
Zeitsprung: Am 31.3.1958 veröffentlicht Chuck Berry „Johnny B. Goode“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.3.1958.
von Christof Leim
Das sind die Grundlagen des Rock’n’Roll, liebe Brüder und Schwestern. Hier kommt viel der großartigen Krachmusik her, die wir im Zeitsprung feiern: Am 31. März 1958 veröffentlicht Chuck Berry den Klassiker Johnny B. Goode. Keine drei Minuten lang ist das Ding, Bluesschema in A, dazu ein flotter Backbeat und eine heiße Leadgitarre, und ab geht die Revolution. Bei Songs wie diesem haben sie alle zugehört, die Beatles, die Stones und AC/DC.
Geschrieben hatte Chuck Berry die Nummer bereits 1955 über einen „country boy“, einen Jungen vom Lande, der nicht richtig lesen und schreiben kann, aber so mühelos Gitarre spielt, als müsse er nur eine Glocke läuten. Und eines Tages wird sein Name auf allen Plakaten stehen… Wie sich später herausstellt, singt Berry hier über sich selbst. Darauf weist alleine schon der Titel hin, denn der Musiker wurde in der Goode Avenue in St. Louis geboren. Nur anfangs diente sein Pianist Johnnie Johnson als Namenspate für den Song. Der spielt jedoch nicht mal mit; bei den Aufnahmen am 6. Januar 1958 in den Chess Studios in Chicago haut Lafayette Leake in die Tasten. Den Bass bedient der nicht ganz unbekannte Blueser Willie Dixon. Das markante Eingangslick leiht sich Chuck Berry vermutlich bei Ain’t That Just Like A Woman, einer Nummer von Louis Jordan aus dem Jahr 1946, und zwar Note für Note, wie man hier hören kann. Die Originalversion der Single samt Text findet ihr hier.
Urvater des Rock’n’Roll: Chuck Berry
Aus dem Stand ein Hit
Johnny B. Goode wird zum Hit beim Publikum, und zwar unabhängig von der Hautfarbe, was Ende der Fünfziger keinesfalls als selbstverständlich gesehen werden kann. Der Track erreicht Platz zwei in den Billboard Hot R&B Sides Charts und Platz acht in den Hot 100 Charts. Wo der Unterschied zwischen diesen Hitparaden liegt, wissen wir nicht, aber fest steht: Mit der Nummer ging was. Um das zu erreichen, muss Berry eine kleine Änderung im Text vornehmen: Ursprünglich singt er von einem „little coloured boy“, ändert das aber in „little country boy“, um auch im Radio gespielt zu werden. Keine einfachen Zeiten für einen Schwarzen als Rockstar.
Die Goldene Schallplatte an Bord der Raumsonde Voyager. Johnny fliegt mit.
Heute gilt Johnny B. Goode als der wichtigste Chuck-Berry-Song. Er wird mit Preisen geehrt und in Bestenlisten aufgenommen, nicht zuletzt wird er 1977 mit der Voyager in den Weltraum geschossen. An Bord dieser Raumsonde befindet sich nämlich eine goldene Schallplatte mit Audioaufnahmen von der Erde, etwa der Stimme eines Kindes, Klassik von Johann Sebastian Bach – und eben Rock’n’Roll von Chuck Berry.
Da kommt noch mehr
Vier weitere Stück schreibt der Sänger und Gitarrist im Laufe der Jahre über den Charakter Johnny B. Goode: Bye Bye Johnny, Go Go Go, Johnny B. Blues und Lady B. Goode. Außerdem nennt er ein Album und dessen 19-minütiges instrumentales Titelstück danach: Concerto In B. Goode. Einen weiteren Popularitätsschub erhält das Lied 1985 durch Film Zurück in die Zukunft mit Michael J. Fox.
Die Liste der Coverversionen ist endlos und streift alle möglichen Genres, sie reicht von Jimi Hendrix, AC/DC und Judas Priest über NOFX und LL Cool J bis zu Motörhead und Peter Tosh. Und vermutlich fetzt noch heute irgendwo eine halbstarke Nachwuchskapelle bei ihrer dritten Probe durch das Bluesschema in A.
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Zeitsprung: Am 7.9.1955 macht Chuck Berry den „Duck Walk“. Später freut sich Angus.
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