------------

Popkultur

Als aus Robert Allen Zimmerman der große Bob Dylan wurde

Published on

Bob Dylan
Foto: Steve Morley/Getty Images

Noch vor seinem Durchbruch mit „Blowin’ In The Wind“ ändert Robert Allen Zimmerman seinen Geburtsnamen ganz offiziell in Bob Dylan. Die Verwandlung in den größten Singer/Songwriter aller Zeiten kann beginnen.

von Björn Springorum

Der 2. August 1962 ist ein Donnerstag. New York schwitzt unter der typischen Hitzeglocke. Durch die Straßen läuft ein junger Mann, gerade erst 21 geworden. Robert Allen Zimmerman ist seit eineinhalb Jahren in der Stadt, hat sich in der blühenden Folk-Szene im Greenwich Village nach zahlreichen Auftritten mittlerweile einen Namen gemacht. Nur eine Sache, die passt ihm noch nicht: Sein Name. Also lässt er ihn an diesem Tag offiziell von Robert Allen Zimmerman in Bob Dylan ändern.

Gestatten, Elston Gunn

Es ist nicht das erste Mal, dass er sich hinter einem Alias versteckt. Doch diesmal ist es rechtskräftig. Erste Aufmerksamkeit erlangte er schon 1959 in Minnesota, als er unter dem Namen Elston Gunn auftritt, bei anderen Anlässen stellt er sich mit Variationen seines Namens vor. Robert Allen zum Beispiel. Am dem 2. August 1962 ist er dann aber eben Bob Dylan. Und hat den Namen seit 60 Jahren auch in seinem Pass stehen.

Warum er seinen Namen überhaupt ändert ließ, hat gute Gründe. Drehen wir die Zeit ein wenig zurück: Nachdem Robert Allen Zimmerman am 24. Mai 1941 in Duluth, Minnesota zur Welt kommt (Fargo-Fans wissen Bescheid), wird er schon in jungen Jahren zu einem Rock’n’Roll-Fan. Bei einem frühen Schulkonzert spielen der junge Robert und seine Kumpels so laut, dass ihnen der Direktor den Strom abdreht, in seinem Jahrbuch steht unter seinem Foto: „Robert Zimmerman: wird bald mit Little Richard spielen.“

Mehr Verzweiflung, mehr Trauer, mehr Triumph

Doch der Rock’n’Roll-Virus, er hält ihn nicht allzu lang in Schach. Schon Ende 1959, Zimmerman ist 18 und frisch an der University Of Minnesota eingeschrieben, entdeckt er Americana, Folklore, Roots. „Rock’n’Roll war mir einfach nicht mehr genug“, sagte er mal in einem Interview mit Cameron Crowe. „Sie waren eingängig und die Rhythmen hatten Schmackes, aber die Songs waren nicht ernst genug und reflektierten das Leben nicht angemessen. Folk war da ganz anders. Da sind die Songs gefüllt mit Verzweiflung, Trauer, Triumph. Sie haben mehr Vertrauen in das Übernatürliche und drücken viel tiefere Gefühle aus.“

Rück’ beiseite, Dylan Thomas

Er lässt den Rock’n’Roll links liegen und spielt ab sofort Folk im Café Ten O’Clock Scholar beim Campus. Hier stellt er sich erstmals auf Bob Dylan vor – allerdings nicht als Verbeugung vor dem Poeten Dylan Thomas, wie oft betont wird. „Ich habe mehr für Dylan Thomas getan als er jemals für mich“, so lautete mal ein typisches Statement von ihm. „Manche werden mit den falschen Namen oder den falschen Eltern geboren“, sagte er auch mal. „Das passiert. Aber du kannst dich nennen, wie du willst. Das ist das Land der Freien.“

Das mit der Freiheit nimmt er sehr ernst: Er schmeißt die Uni schon nach einem Jahr, geht nach New York, wo er an besagtem 2. August 1962 durch das heiße Greenwich Village taumelt, jetzt ganz offiziell Bob Dylan, der rollende Stein. Der neue Name erlaubt ihm einen Neustart, eine Maske, hinter der er sich verstecken kann. Dylan ist jetzt ganz offiziell ein Charakter, ein Alter Ego, mit dem Zimmermann machen kann, was er will.

Als Dylan schwingt er sich schon bald zu einer festen Größe im Village auf, und bald darauf auch darüber hinaus. 1963 erscheint sein zweites Album The Freewheelin’  Bob Dylan, das erste nach seiner offiziellen Namensänderung. Es enthält gewisse Songs wie Blowin’ In The Wind, Masters Of War oder A Hard Rain’s A-Gonna Fall. Der Rest ist Musikgeschichte.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Zeitsprung: Am 9.7.1962 nimmt Bob Dylan das poetische „Blowin’ In The Wind“ auf.

Don't Miss