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Popkultur

5 Jahre „Alles nix Konkretes“: Die Erfolgsgeschichte von AnnenMayKantereit

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Annenmaykantereit
Foto: Martin Lamberty

Vor fünf Jahren veröffentlichten AnnenMayKantereit ihr Album Alles nix Konkretes – und feierten damit große Erfolge.

von Markus Brandstetter

Hier könnt ihr Alles nix Konkretes hören:

2016 war rein verkaufstechnisch kein schlechtes Jahr für die deutschsprachige Musik in den deutschen Albumcharts. Sarah Connor hielt mit ihrem Album Muttersprache den Jahresrekord, Schlager-Queen Andrea Berg musste sich in der Jahreswertung nur der zweitplatzierten Adele geschlagen geben und auch Udo Lindenberg sowie Helene Fischer (mit ihrem damals bereits drei Jahre alten, aber sich immer noch verkaufenden Album Farbenspiel) waren in der Jahresbestenliste dabei. Viel bemerkenswerter aber als alle anderen deutschsprachigen Kolleg*innen war der vierte Platz der Jahreswertung: Den belegte nämlich eine junge Band namens AnnenMayKantereit mit ihrem Longplayer Alles nix Konkretes.

AnnenMayKantereit mischen die Charts auf

Deutsche Popmusik in den Charts, das ist oft so ein dehnbarer Begriff, der leicht in den Schlager abdriftet (und zwar nicht in den guten Schlager, den es ja durchaus gibt). Oder in allzu befindlichkeitstrunkene, am Reißbrett konstruierte, als  Singer/Songwriter-Musik etikettierte Popmusik mit Wuschelkopf-Look. AnnenMayKantereit waren da etwas anders. Eingängig und zugänglich, jung und irgendwie für alle da, die Verkaufszahlen zeigen das. Aber auch irgendwie ein bisschen rauer, vielseitiger. Das liegt vor allem am Frontmann Henning May mit seiner charismatischen, kratzigen, rauen Stimme, die man in puncto Lebensjahren nicht richtig einordnen kann. Mays Nachname bildet mit jenen seiner Kollegen Christopher Annen und Severin Kantereit den auf den ersten Blick etwas sperrigen Bandnamen.

Von der Straßenmusik zum Erfolg

Als Alles nix Konkretes erschien, gab es AnnenMayKantereit bereits seit fünf Jahren. Annen, May und Kantereit hatten sich während ihrer Zeit an einem Kölner Gymnasium kennengelernt und angefreundet, begannen gemeinsam Musik zu machen, oft auf der Straße. Später stieß mit Lars Lötgering am Bass ein weiteres Mitglied dazu, der später durch den (mittlerweile ebenfalls ausgestiegenen) Malte Huck ersetzt wurde. Was folgte: ein Album in Eigenregie, viele Konzerte, YouTube-Videos und jede Menge Beharrlichkeit. Es ging stetig bergauf mit dem Bekanntheitsgrad der Band. Sie spielten im Vorprogramm von Clueso und den Beatsteaks, wurden zu Festivals eingeladen – und waren 2014 bei Circus HalliGalli zu Gast, was in Sachen Öffentlichkeitsarbeit nicht unbedingt ein Nachteil war.

2015 unterschrieb die Band einen Plattenvertrag mit Universal – und machte sich mit dem bekannten Produzenten Moses Schneider in den Berliner Hansa Studios an die Arbeit zu ihrer ersten EP Wird schon irgendwie gehen, die via Vertigo veröffentlicht wurde. 2016 erschien dann Alles nix Konkretes, als Vorbote wurde der Song Pocahontas ins Rennen geschickt.

Was Alles nix Konkretes besonders macht

AnnenMayKantereit schufen mit ihrem Album Alles nix Konkretes eine Art Pop-Konsens: Hier konnten Fans von junger, deutscher Liedermachermusik à la Philipp Poisel ebenso zugreifen wie Fans von deutschsprachigen Rockbands. Das Lebensgefühl von Leuten um die Zwanzig, auf Platte gepresst. Liebeslieder und Überlegungen über das Leben und das Feiern, über Altbauwohnungen mit Balkonen in der Stadt. „Und du wirst 21, 22, 23 / Du kannst noch gar nicht wissen, was du willst / Und du wirst 24, 25, 26 / Und du tanzt nicht mehr wie früher“, heißt es in einem Stück etwa. Und weiter: „Und wenn ich dich dann frage, was du werden willst / Sagst du immer nur ‘Ich weiß nicht. Hauptsache nicht Mitte dreißig / Hauptsache nicht Mitte 30’“.

Gefühl einer Generation

Alles nix Konkretes ist eine gelungene Pop/Rock-Platte, die die Lebensrealitäten einer Band zeigt, das Gefühl einer Generation trifft. Und zwar jener Mitglieder einer Generation, denen die deutsche Popmusik oft zu glatt gebügelt war, die sich für den Status Quo des deutschen Hip-Hop nicht begeistern konnte. Eine Generation, die Singer/Songwriter-Musik mochte, aber nicht die oft allzu flachen Protagonist*innen dieses Genres, die die vorderen Plätze der Charts belegten. AnnenMayKantereit machen gut gemachten Pop-Rock mit gut gemachten Texten. Sie besitzen durchaus Konsensfähigkeit, haben aber vor allem durch Mays Reibeisenstimme einen Faktor, der sie von anderen Pop-Acts deutlich abhebt. Und ebenfalls wichtig: Sie sind eine gute Live-Band.

Mit Alles nix Konkretes landeten AnnenMayKantereit einen Volltreffer und konnten sich in der ersten Liga der deutschsprachigen Popmusik etablieren – eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.

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