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Popkultur

„Back To Black“: So sehenswert ist das Amy-Winehouse-Biopic

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Marisa Abela als Amy Winehouse im Biopic "Back To Black"

Die Geschichte von Amy Winehouse bietet naturgemäß viele schöne und poetische, aber auch ausgesprochen hässliche Aspekte. Ausnahmetalent und britische Bodenhaftung, Leidenschaft und eine wirklich sehr große Stimme, die immer schon viel älter klang, und natürlich Erfolg und Weltkarriere auf der einen Seite. Ausgeschlagene Zähne, zerkratzte Gesichter, Bulimie und Heroin, Crack und Alkohol, Schlägereien, Selbstverletzung und Verzweiflung, gebrochene Herzen und Wutanfälle auf der anderen Seite – und natürlich der viel zu frühe, tragische Tod mit 27 Jahren.

 von Markus Brandstetter

Wie das in einer Dokumentation funktioniert, ist klar – aber geht das in einem Hollywood-Biopic? Regisseur Sam Taylor-Johnson gibt mit dem Film Back To Black die Antwort. Und die ist kurzweilig, gleichermaßen traurig und lustig, charmant, hat tolle Schauspiel-Performances, stellt Winehouse’ Begeisterung für Jazz und gelebten Anachronismus zur Schau, ist aber an der einen oder anderen Ecke ein wenig zu poliert.

Tolle Performance von Marisa Abela

Der Film zeichnet den Weg von Winehouse’ frühen Tagen bis hin zu ihrem Megaerfolg Back To Black aus dem Jahr 2006 relativ detailgetreu nach. Marisa Abela übernimmt im Film die Hauptrolle und liefert eine fabelhafte Performance – schauspielerisch wie musikalisch (denn die Schauspielerin sang alle Winehouse-Stücke ein). Sie zeichnet ein multidimensionales Bild der Sängerin. Winehouse, das 17-jährige Megatalent, Winehouse, die Romantikerin, Winehouse, die sich nichts mehr wünscht als Ehefrau und Mutter zu sein, Winehouse, die angehende Alkoholikerin. Man sieht sie im Ronnie Scotts Jazz Club singen, später Glastonbury headlinen. Man sieht sie in der Talkshow von Jonathan Ross (die Antworten auf Ross’ Fragen sind genau die, die Winehouse damals tatsächlich gegeben hat). Und man sieht sie natürlich im Pub, wo sie Blake Fielder-Civil kennenlernte, die unglückliche Liebe ihres Lebens, ihren späteren Ehemann, jene mittlerweile von allen verteufelte Person, die Winehouse zum ersten Mal Heroin gab.

Fielder-Civil: Im Film mehr OC California als Junkie

Apropos Fielder-Civil: Der wird von Jack O’Connell gespielt – und zwar vielleicht etwas zu polished-charmant. Hier ist Fielder-Civil optisch mehr ein junger Jimmy Cooper aus OC California als Junkie; ein Charmeur, der Winehouse ihre Zukunft im Bierglas liest und sogar beim Koksen (Amy findet dies zunächst alles andere als toll) einen recht geordneten Eindruck macht. Heroin kommt im Film nicht vor, Crack schon – und die Alkoholsucht der Sängerin, die sie schlussendlich das Leben kostet, wird durchaus als zentraler Punkt dargestellt. Wie die Geschichte weiter- und ausging, wissen wir: Die beiden heiraten, Fielder-Civil muss ins Gefängnis, Amy gibt kein Konzert, in dem sie ihn nicht mal kurz zu sehr in den Mittelpunkt stellt. Drogensucht, psychische Probleme, Trennung – und dann endlich die Rehab, zu der sie zuerst noch „no no no“ sagte.


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Schwächen und Stärken des Films

Viele Befürchtungen, die ein Hollywood-Biopic mit sich bringt, sind nicht eingetroffen. Winehouse’ Geschichte wurde nicht verkitscht – und auch nicht zu einseitig erzählt. Das wäre einer solchen tragischen Geschichte unwürdig gewesen, hätte aber durchaus passieren können. Auch stellt sie Fielder-Civil nicht als alleinigen Sündenbock dar. Sie zeigt, dass Winehouse auch ohne Fielder-Civil Probleme gehabt hätte, aber auch, dass die Liebe der beiden mehr war als ein permanenter Absturz. Merkwürdig ist allerdings die Darstellung von Winehouse’ Vater Mitch (gespielt von Eddie Marsan). Dass dieser einst Kamerateams ins Privatleben der Musikerin einlud und deren Genesung zur Doku My Daughter Amy machte, wird gänzlich verschwiegen; auch, dass Amy ihm vorgeworfen hatte, sich an ihr bereichern zu wollen. Auch, dass Amy Winehouse unglaublich viel Arbeit in ihre Karriere steckte, kommt nicht unbedingt klar raus – wie gnadenlos die britischen Paparazzi ihr auf die Pelle rückten und wie wenig Luft zum Atmen sie ihr ließen, wie sehr die Presse vom Unglück der beiden zehrte, sehr wohl.

Fazit

Back To Black ist ein kurzweiliger, durchaus gelungener Film. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug, was auch an der grandiosen Musik liegt. Am Ende verlässt man das Kino mit dem Gedanken, wie traurig die Geschichte von Amy Winehouse ist. Wie viel Talent, aber auch wie viel Tragik in ihr steckte. Natürlich, hundertprozentig wird ein Biopic einer so ambivalenten Lebensgeschichte wie der von Winehouse nicht gerecht werden können. Der Film behandelt Winehouse und alle anderen Charaktere aber liebe- und respektvoll und versucht dabei, nichts zu beschönigen.

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