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Popkultur

Von der Zigarrenbox zur Signature Guitar: Die Geschichte von Bo Diddleys Twang Machine

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Bo Diddley und seine Twang Machine 2006 (Foto: Nick Valinote/GettyImages)

1960 schuf Bo Diddley, gemeinsam mit der Gitarrenfirma Gretsch, jene rechteckige, rote Gitarre, die er „Twang Machine“ nannte. Mittlerweile ist das Instrument ein Stück Kulturgut und ist im Metropolitan Museum of Art in New York City ausgestellt.

von Markus Brandstetter

Am Anfang war die Zigarrenbox – und die hatte ihre Tradition in der US-amerikanischen Blues- und Folk-Musik. Ihren Namen hat die Cigar Box, da als Resonanzkörper tatsächlich Zigarrenkisten verwendet wurden, dazu montierte man meist einfache Holzstäbe als Hals und spannte Seiten drauf … fertig! Während der Great Depression war dies eine beliebte Lösung: Das Geld war schließlich knapp, die Musik wollte aber trotzdem gemacht werden – und man konnte Cigar Boxes ganz einfach selbst bauen. Ob man sie dann zupfte oder mit dem Bottleneck/Slide spielte, blieb einem selbst überlassen. Cigar-Box-Gitarren sind auch heute noch bei vielen Spieler*innen beliebt, da sie nicht nur eine sehr eigene Optik, sondern auch einen sehr eigenen Sound besitzen.

Selbstgebaute Gitarren

Bo Diddley baute sich schon lange vor der Geburt der legendären Twang Machine seine eigenen, rechteckigen Gitarren in Eigenregie zusammen. Der Legende nach griff er zu allen Materialien, die er in die Finger bekommen konnte – als Tonabnehmer nahm er für sein erstes Modell jenen eines alten Victoria-Plattenspielers. Die erste von Diddley gebaute Gitarre wurde übrigens gestohlen. 1958 – Diddley, seine Musik und seine Gitarren hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht – kontaktierte der Musiker die Fred Gretsch Company und schlug vor, gemeinsam ein Instrument zu bauen. Viele halten Bo Diddleys Twang Machine für die erste Signature-Gitarre.

Bo Diddleys Twangmachine: ein paar Details

Gretsch und Diddley orientierten sich beim Design der Twang Machine an Diddleys Cigar-Box-Gitarren. Nur, dass man natürlich in puncto Elektronik ganz anders und modern zur Sache ging. Als Tonabnehmer kamen zwei DeArmond Single-Coil-Pickups in die Gitarre, die man über einen Drei-Wege-Wahlschalter, zwei Lautstärkeregler und einen Tonregler kontrollieren konnte.  Die Twang Machine besitzt einen Semi-Hollow-Korpus. Für den Hals und die Decke entschied man sich für Ahorn, für den Rücken nahm man Mahagoni. Als Kontrast zum roten Finish sind sowohl die Tonabnehmerabdeckungen, die Brücke und die Knöpfe verchromt. Außerdem entschieden sich Diddley und Gretsch für ein schwarzes Schlagbrett. Die von Gretsch gebaute Twang Machine war auch weit weniger klobig als Diddleys selbstgebaute Modelle. Spätere offizielle Modelle wurden nochmal verschlankt.

Rhythmusmaschine

Wie die Twang Machine klingt? Genau so, wie es das Spiel von Bo Diddley erforderte. Diddleys Spiel ist extrem perkussiv. Bekannt wurde der Musiker mit dem Bo Diddley Beat – jenem synkopierten Rhythmus, den er zum ersten Mal im Jahr 1955 auf seiner Debütsingle Bo Diddley zeigte und der den Rock’n’Roll maßgeblich beeinflusste. Eine regelrechte Rhythmusmaschine, wie es der Spitzname der Gitarre schon sagt. Natürlich kann man prinzipiell mit den verschiedenen Tonabnehmer-Positionen aber auch ganz andere Sounds aus der Twang Machine rausholen.

Obwohl die Twang Machine eine der bekanntesten Signature-Gitarren der Welt ist, hält sich Gretsch mit Reissues bislang bemerkenswert zurück. Für den Massenmarkt dürfte die Gitarre aufgrund ihrer Form freilich nicht unbedingt gemacht sein. Diddley spielte bis zu seinem Tod 2008 seine ikonischen-rechteckigen Gitarren.

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Gitarrengott: Bo Diddley

 

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