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Popkultur

Satan, Hexen, schwarze Katzen: Die Geschichte des Covers von Black Sabbath

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Foto: Cover

Vor 50 Jahren erschien Black Sabbath, der Urknall des Heavy Metal. Einfach alles an diesem Album ist so sagenumwoben wie unheilvoll. Sogar das Cover-Artwork erzählt seine ganz eigene, rätselhafte Geschichte…

von Björn Springorum

Black Sabbath als ein Stück Quelle in der Musikgeschichte

Das erste Black-Sabbath-Album ist mehr Zeitdokument als Musik. Eine Wasserscheide, der Beginn einer neuen Ära. Von der zeitgenössischen Kritik auf unvergessene Weise zerrissen, von den Menschen zu gleichen Teilen bestaunt und gefürchtet: Black Sabbath klang wie kein auf die breite Masse losgelassenes Rock-Album vor ihm, ein leiernder, dissonanter, schleppender, gespenstischer und bedrohlicher Malstrom. Entfesselt am 13. Februar 1970, kroch dieser bösartige, okkulte, düstere Leibesfrucht von Blues, Hard Rock und Rock‘n‘Roll aus England in die Welt und vergiftete den Musikkanon mit seiner unvergleichlich giftigen Ausstrahlung.

In anderen, einfacheren Worten: Black Sabbath erfanden den Heavy Metal. Und präsentieren ihn 1970 erstmals der Welt. Dass sie wahrscheinlich nicht die ersten oder die einzigen waren, die den Hard Rock in den ausgehenden Sechzigern verschlangen und als etwas fieseres, härteres und gefährlicheres hervorwürgten, soll hier nicht diskutiert werden. Diesmal wollen wir uns auch nicht auf die sagenhaften Umstände der gerade mal eintägigen Aufnahmen stürzen. Sondern uns diesem beunruhigenden und in seiner verrauschten Qualität nur umso verstörenderen Cover-Artwork widmen.

Verwunschen, jenseitig, angsteinflößend

Dafür rufen wir uns zunächst mal Ozzys einleitende Worte im eröffnenden Black Sabbath vor Augen. Regen, Donner, Kirchenglocken, das erste Doom-Riff aller Zeiten – und dann:

What is this that stands before me?

Figure in black which points at me

Turn around quick, and start to run

Find out I’m the chosen one

Die Assoziation ist natürlich sofort da. Dort steht sie, diese unheimliche Gestalt, gehüllt in schwarz, die Augen erbarmungslos auf den unbedachten Betrachter gerichtet. Sicher, Geezer Butler schrieb diese legendären Zeilen, nachdem er eines Nachts in seinem vollkommen schwarz gestrichenen Zimmer aufwachte und der Präsenz einer in tiefstes Schwarz gehüllten Figur am Ende seines Bettes stehen gewahr wurde; es ist aber nicht viel Interpretation nötig, um dieses Wesen auf dem Cover mit jenem Vorfall in Verbindung zu bringen – umso mehr vor 50 Jahren, als es wenig mehr Visuelles rund um eine neue Platte gab als das Cover auf Vinyl-Größe.

Wie alle frühen Alben des damals relativ neuen Vertigo-Labels, zeichnete auch für Black Sabbath der damalige In-House-Designer verantwortlich: Keith MacMillan, genannt Marcus Keef. Mit gerade mal Anfang 20 prägte der ambitionierte Fotograf einen grobkörnigen, psychedelischen und dezent spukigen Stil. Ein Stil, der im Heavy Metal bis heute Hochkonjunktur hat und eine ganz besondere Qualität hat: Die visuelle Komponente passt nicht nur zur Musik, sie fügt ihr eine weitere Ebene hinzu. Jahrzehnte später würde Geezer Butler über das Motiv sagen: „Es ist verwunschen, jenseitig und auch ein bisschen angsteinflößend. Genau darum ging es uns auf dem Album. Ich denke nicht, dass du dieses Album kaufen und denken konntest, eine Auswahl an Weihnachtsliedern zu bekommen.“

Hexe oder Schauspielerin?

Wer die Figur auf dem Cover ist, scheint mittlerweile final geklärt. Manch einer weigert sich jedoch zugunsten der guten alten Rock‘n‘Roll-Mythen, die offizielle Fassung zu glauben. Die geht so: Sie war eine Schauspielerin namens Louise, angeheuert von Fotograf MacMillan für das Shooting. Für ein weltenveränderndes Spukmanifest wie Black Sabbath ist das aber anscheinend zu wenig, weshalb es über die Identität der geheimnisvollen Dame diverse Theorien gab und gibt.

Den wenigsten dürfte zum Beispiel auffallen, dass sie möglicherweise eine schwarze Katze hält. Manch einem reichte das, um sie als „echte Hexe“ zu identifizieren, wieder andere verfechten die These, dass auf dem Motiv ursprünglich gar keine Frau zu sehen war. Und somit nur die Mapledurham Watermill in Oxfordshire. Eine Mühle? Reichlich fragwürdig für das Cover der ersten Heavy-Metal-Platte!

Was aus der Dame geworden ist, weiß niemand. Irgendwann soll sie mal bei einem Sabbath-Konzert aufgetaucht und sich als Modell des Covers ausgegeben haben. Ob das stimmt oder ob sie es wirklich war, weiß niemand. Die Mühle hingegen, die steht immer noch. Gebaut irgendwann im 11. Jahrhundert, bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Gebrauch. Funktionstüchtig ist sie heute immer noch, allerdings aus rein touristischen Gründen. Wer also eines er ikonischsten Cover der Rock-Geschichte nachstellen möchte, braucht nur ein schwarzes Gewand. Und eventuell eine schwarze Katze.

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