------------

Popkultur

Von der Rauferei zur Hochzeit: Die wilde und tragische Liebesgeschichte von Kurt Cobain und Courtney Love

Published on

Kurt Cobain und Courtney Love
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Die Haare zerzaust vom hawaiianischen Wind, im karierten Pyjama und mit breitem Grinsen im Gesicht: So glücklich und vermeintlich unkompliziert zeigt sich der frisch vermählte Kurt Cobain am 24. Februar 1992 mit seiner Courtney auf einem Hochzeitsfoto. Einzig die dunklen Wolken im Hintergrund deuten das an, wofür das Paar später in die (popkulturelle) Geschichte eingeht: Eine Ehe voller Drogen, die letztlich mit Cobains Suizid ein tragisches Ende findet.

von Sina Buchwitz

Es ist Freitagabend, irgendwann im Januar 1990 in einem Club in Oregon: Auf den frechen Kommentar eines Gastes folgt eine wilde Rauferei auf dem vom Bier verklebten Boden, die Jukebox nebenan spielt etwas von Living Colour. Was wie ein typischer Abend in einer schäbigen Dorfkneipe klingt, markiert in unserem Fall den Beginn der vielleicht destruktivsten Beziehung der modernen Popkultur. Denn die, die da ringen, sind Courtney Love und Kurt Cobain.

Die Keilerei ist Cobains eigenwillige Antwort auf Loves neckischen Kommentar, Kurt sähe aus wie Dave Pirner. Die meisten Damen hätten bei diesem skurrilen Flirtversuch wohl das Weite gesucht. Doch nicht so Courtney Love: So gehen die beiden an diesem Abend zwar getrennte Wege, doch von nun an hat die Künstlerin Nirvana auf dem Schirm. Als sie Ende des Jahres dann Cobains Songs Sliver und Dive hört, ist es gänzlich um sie geschehen. „Es war so sexy, sexuell, seltsam und eindringlich. Ich fand es einfach genial“, erzählt Courtney später.

Hustensaft zum ersten Date

Es soll jedoch noch bis Mai 1991 dauern, bis sie sich wiedersehen. Backstage bei einem Konzert in Los Angeles trifft Courtney auf Kurt, die beiden kommen sich bei einem berauschenden Fläschchen Hustensaft näher. Von da an geht es mit allem rasant schnell: Mit Cobains Karriere, mit seiner Liebe zu Courtney und mit den Drogen. Die beiden Turteltauben sind sich ähnlich; vielleicht ein bisschen zu sehr. Er, dessen Eltern sich trennten, als er neun Jahre alt war; sie, deren Mutter sich vom Kindsvater scheiden ließ, nachdem er der kleinen Courtney angeblich LSD verabreicht hatte.

https://twitter.com/MickKennedy76/status/1495461005631102979

„Kurt Cobain wird dein Leben zerstören“, sollen Courtneys Freunde zu ihr gesagt haben. Doch das gilt vice versa: Den gemeinsamen Weltschmerz betäubt das Paar am liebsten mit Heroin, unzählige Tage verbringen die zwei zum Ausnüchtern in Hotelzimmern. Auch der schwindelerregend wachsende Erfolg und das mediale Interesse an dem Skandal-Duo setzt den beiden zu. So befindet sich Kurt mit dem Über-Album Nevermind auf der Überholspur, während Courtney von argwöhnischen Nirvana-Fans (trotz eigener erfolgreicher Band) zur ruhmgeilen Hexe degradiert wird. Yoko Ono lässt grüßen.

Im Karo-Pyjama zur Hochzeit

Kurt Cobain lässt sich von den Hasstiraden nicht beirren. Nach nur wenigen Monaten wird Courtney schwanger. Als der Sänger seine kleine Tochter auf einem Ultraschallbild zum ersten Mal sieht, ist es Liebe auf den ersten Blick: „Sieh dir die kleine Bohne an.“ Später gibt er seiner Tochter genau diesen Namen: Frances Bean Cobain. Courtneys Schwangerschaft scheint das destruktive Paar wachzurütteln. Die beiden wollen clean werden. Und es soll geheiratet werden.

Am 24. Februar 1992 ist es soweit: Kurt und Courtney geben sich das Ja-Wort. Kurz vorher laden die beiden noch jeden aus, der vermeintlich gegen ihre Ehe ist. Dadurch schrumpft die Gästeliste auf gerade einmal acht Personen zusammen, darunter zwar kein Familienmitglied, aber immerhin Bandkollege Dave Grohl. Kurts bester Freund Krist Novoselic fehlt ebenfalls, da er Courtney angeblich für schlechten Einfluss hält. So findet sich die kleine Gesellschaft zum Sonnenuntergang am Waikiki Beach auf Honolulu ein. Die Braut in einem von Frances Farmer geerbten Seidenkleid, der Bräutigam im blau-weiß karierten Schlafanzug.

Happy End? Nicht wirklich.

Frances Bean wird am 18. August 1992 in das Chaos ihrer Eltern geboren. Was zunächst nach Familienidylle aussieht, entpuppt sich schnell als Laientheater: Nur einen Monat nach der Geburt druckt die Zeitschrift Vanity Fair ein Portrait des Ehepaars, indem Courtney vorgeworfen wird, sie habe auch schwanger noch Heroin konsumiert. Obwohl sie das vehement abstreitet, verlieren die beiden das Sorgerecht für ihre Tochter. Kurts Drogen- und Depressionsspirale dreht sich unaufhörlich weiter. Im 2015 erschienenen Dokumentarfilm Montage Of Heck wird die Zerrissenheit Cobains noch deutlicher: So verschwindet er plötzlich vom ersten Geburtstag seiner Tochter oder nickt bei ihrem ersten Friseurbesuch einfach ein.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Frances Bean Cobain (@thespacewitch)

„Courtney ich schäme mich weder, dir zu sagen, dass ich dich liebe, noch wird mich je irgendwer so weit einschüchtern, überreden etc. können, etwas anderes zu empfinden. Ich trage dich auf der Zunge. Ich breite dich weit aus, mit der Flügelspannes eines Pfaus, wenn auch viel zu oft mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Kopfschusses“, lautet eine der vielen Notizen von Kurt an seine Liebste. Am 5. April 1994 entzweit genau dieser Kopfschuss das tragische Paar. Kurt Cobain nimmt sich nach einer Überdosis Heroin das Leben.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Verhaftungen, Coverbands und ein Lieblingsbuch: 5 Dinge, die ihr über Kurt Cobain noch nicht wusstet

Don't Miss