------------

Popkultur

George Michaels „Faith“: Von der Neon-Shorts zur Lederjacke

Published on

George Michael
Foto: Pete Still/Redferns/Getty Images

Manchmal kann ein Erfolgsrezept ganz simpel sein: Entledige dich deines Bandmitglieds, tausch die nerdigen Neon-Shorts gegen eine coole Bikerjacke, hab ein bisschen „Faith“ – und zack, fertig ist eines der erfolgreichsten Alben aller Zeiten. So einfach hatte es George Michael, als er am 30. Oktober 1987 sein erstes Solo-Album Faith veröffentlichte. Oder etwa nicht?

von Sina Buchwitz

Hör dir hier das Album Faith von George Michael an:

Die Achtziger sind das Jahrzehnt der Superstars: Michael Jackson veröffentlicht mit Thriller das bis heute meistverkaufte Album der Welt, Madonna manifestiert sich mit Like A Virgin zur Pop-Ikone und Purple Rain von Prince dominiert für 24 Wochen die US-Albumcharts. „Das kann ich auch“, denkt sich George Michael, veröffentlicht sein Solo-Debütalbum Faith – und behält Recht. Zwölf Wochen lang bleibt die Platte auf Platz eins der US-Albumcharts und verkauft sich bis heute 25 Millionen Mal.

Zum Zeitpunkt seines Solo-Debüts ist George Michael zwar erst 24 Jahre alt, doch ein Anfänger ist der Sänger nicht mehr. Bereits drei Jahre zuvor hatte er 1984 gemeinsam mit Wham!-Kollege Andrew Ridgeley sowohl den Über-Ohrwurm Wake Me Up Before You Go-Go als auch den Weihnachtssong Last Christmas veröffentlicht. Damit zählen Wham! sechs Nummer-eins-Hits, allesamt von Michael komponiert. Zwei Jahre später geht das Duo getrennte Wege; zum Abschied geben Wham! ein ausverkauftes Konzert im Londoner Wembley-Stadion. Trotzdem: Michael will mehr. Er hat es satt, von der Öffentlichkeit bestenfalls als Spaßmusiker für Teenies wahrgenommen zu werden.

Übermut als Erfolgsgarant?

Als der Brite in einem Interview auf Michael Jackson und Prince angesprochen wird, erzählt er: „Ich wollte unbedingt in der gleichen Liga spielen, ganz klar. Ein paar Jahre zuvor hatte ich mich noch vollkommen damit zufriedengegeben, bei Top Of The Pops dabei zu sein, und nun dachte ich: ‘Das, was Michael Jackson kann, kann ich auch.’ Ich meine, er hatte gerade Thriller gemacht, um Himmels willen! Heutzutage hätte ich diesen Mut nicht mehr. Ich wollte in diese Richtung gehen, aber vor allem wollte ich Musik machen, die so gut ist wie diese.“

Um dieses Ziel zu erreichen, ist George Michael kein Weg zu weit. Während I Want Your Sex und Look At Your Hands noch in seinem Heimatland England aufgenommen werden, flüchtet der Sänger für die restlichen Aufnahmen nach Dänemark in die PUK Studios. Im Gegensatz zu London, wo Michael täglich von unzähligen hysterischen Fans belagert wird, findet er in Skandinavien die Ruhe, die er für seine Arbeit benötigt. Und die ist, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, durchaus tiefgründig. In die wilde Mischung aus Pop, Funk, Gospel, R&B und Rockabilly, die Faith mit sich bringt, sind durchaus ernste gesellschaftliche Themen verwoben. So geht es in Monkey zum Beispiel um eine Beziehung mit einem drogenabhängigen Partner und in Look At Your Hands um häusliche Gewalt.

George Michael selbst erzählt viele Jahre später, dass er zum Produktionszeitpunkt seines Debütalbums enorm unglücklich war: „Die Leute erkennen, wenn jemand wirklich einsam ist und nicht nur eine düstere Textzeile verfasst hat. Ich werde mich vermutlich nie wieder mit so vielen Menschen verbunden fühlen wie damals, als ich einsam war.“ Obwohl der Künstler damals schon weiß, dass er schwul ist, muss er seine sexuelle Orientierung noch viele Jahre für sich behalten.

You Gotta Have Faith – auch, wenn was schief geht

Im Studio verwandelt Michael seinen Schmerz in Musik und beweist sein Ausnahmetalent: So schreibt und produziert er nicht nur neun der zehn Faith-Songs im Alleingang. Er spielt auf dem Album auch Keyboard, Bass und das Schlagzeug selbst. Einzig der Titel Look At Your Hands entsteht in Zusammenarbeit mit David Austin. Selbst kleine Pannen verwandelt George Michael in musikalische Schätze. So ertönt auf I Want Your Sex im Intro ein spaciger Bass- und Synthesizer-Sound, der durch einen Fehler mit der MIDI-Einheit im Studio entsteht. Tontechniker Chris Porter entschuldigt sich und will die Geräte zurücksetzen, doch Michael gefällt das seltsame Geräusch so gut, dass er es für das Intro des Songs verwendet.

Ein Album für die Ewigkeit

George Michaels Mut und Talent werden belohnt: Faith belegt nicht nur zwölf Wochen lang die Nummer eins der Albumcharts; die Platte macht Michael auch zum ersten weißen Künstler an der Spitze der Black Album Charts. Ganze vier Singles schaffen es auf Platz eins der Billboard Hot 100: Faith, Father Figure, One More Try und Monkey. Mit über 25 Millionen Verkäufen weltweit und einem Grammy Award beweist George Michael auf Faith das, was er schon immer wusste: Er spielt in der obersten Superstar-Liga mit.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

10 Songs von George Michael, die du kennen solltest

Don't Miss