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Popkultur

„In Times New Roman…“: So klingt das neue Album von Queens Of The Stone Age

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Queens Of The Stone Age HEADER
Foto: Andreas Neumann/Getty Images

Auf In Times New Roman… lassen uns Queens Of The Stone Age an ihrem Unwohlsein teilhaben — und liefern ein grandioses Album ab.

 von Markus Brandstetter

Hier könnt ihr euch In Times New Roman… anhören:

Es sind harte, verworrene und undurchsichtige Zeiten. Für Queens-Of-The-Stone-Age-Bandchef Josh Homme persönlich, aber auch für die Welt. Fangen wir aber erstmal bei Homme an: Hinter dem Wüstenrocker liegen schwierige Zeiten. Da wäre zum einen die Scheidung von seiner Ex-Frau Brody Dalle, Sängerin von The Distillers. Dass diese nicht unbedingt – formulieren wir es mal sehr vorsichtig – freundschaftlich ablief, konnte man in den letzten Monaten und Jahren in der Presse ja mitverfolgen. Wie vor kurzem bekannt wurde, kämpfte Homme in den letzten Jahren auch gegen eine Krebserkrankung – etwas, das er im Stillen tat und erst jetzt öffentlich machte. Außerdem musste Homme den Tod von einigen Freunden beklagen, darunter jenem von seinem ehemaligen Bandkollegen Mark Lanegan. Lange Zeit habe er gar keine Musik machen wollen, erzählte er. Dann tat er es doch  — alleine aus therapeutischen Gründen. Ach ja, und jetzt zur Welt. Die liegt bekanntlich im Argen, Hass, Spaltung, Krieg, Fake, Klimakrise, Fake News, die ganze Palette eben.

Rein in die Dunkelheit

Es gilt also auf In Times New Roman… viel zu verarbeiten, wie Homme im Interview mit dem NME erklärte. „Du fängst an, den Panzer fallen zu lassen, der dich vor deinen Unsicherheiten schützt, und wenn du einmal ein Stück dieses Panzers fallen gelassen hast, kannst du ihn nicht wieder anziehen. Ich denke, auf dieser Reise der Queens Of The Stone Age gibt es keine Rüstung mehr. Es geht nur darum, tiefer in die Dunkelheit zu gehen. So sollte es auch sein. Vor meinen eigenen Unsicherheiten oder Ängsten in meinem Alter zu kuschen, ist kein guter Look. Ich sollte noch verletzlicher sein, nicht weniger“.

Gut, es geht also ums Eingemachte, das hätten wir jetzt geklärt. Dabei klingen Queens Of The Stone Age auf In Times New Roman… grandios. Deutlich rauer als zuletzt, wieder viel in die musikalische Richtung der alten Tage. Große Riffs, schleppende und fieberhafte Grooves, hypnotische Refrains, wiederkehrender Falsetto-Gesang, Wüstenblues.  Über allem steht natürlich Hommes Gitarrensound, diese Wand aus Fuzz und etwas Wüstenmagie, über deren genaue Bestandteile (Equipment) Homme in der Vergangenheit gerne etwas Geheimniskrämerei betreiben wollte. Dabei lässt Homme den besagten Panzer fallen: „They’re out to get you aren’t they? / The kids, the man, the chicks, the breaks / I don’t care what you think anymore / Doesn’t matter anyway / Joan of arc, victim, perpetrator / Just a paper machete“, singt er in Emotion Sickness etwa — und legt in der Bridge nach: „Now I know you’d use anything, anyone / To make yourself look clean / In sickness, no vows mean anything / So long cruelty / So long, too late/ So long, my love is dead“, singt Homme. Reinen Tisch machen, auch wenn das mal brutal ist. Das darf es auch: „Dieses Album klingt so brutal, wie es sich derzeit anfühlt, am Leben zu sein“, sagte er in einem Interview zur Platte.

Bei aller Brutalität des Lebens klingen Queens Of The Stone Age auf In Times New Roman… aber nicht verzweifelt, sondern gewohnt nonchalant. Und wütend, wütender als seit vielen Jahren. Durchaus auch mal mit einem Hauch Ironie, viel Sarkasmus und einer paradoxen Leichtigkeit in all der Schwere. Vom Opener Obscenery über das grandiose Carnovoyeur bis zum Closer Straight Jacket Fitting kommen Queens Of The Stone Age hier stets mit ihren Songs auf den Punkt. Homme zieht einen Straight Shooter nach dem anderen aus dem Hüftgurt. Wer also die Dance-Versuche des letzten Albums nicht zwingend mochte oder sich nach einem Album im Stile von Era Vulgaris zurücksehnte, findet auf In Times New Roman… QUOTSA in bester Oldschool-Form.

Persönliche und globale Probleme

Dass es aber nicht nur ums Persönliche, sondern auch ums Größere geht, erzählt Bassist Michael Shuman im Gespräch mit laut.de: „Abgesehen von persönlichen Angelegenheiten ist diese Platte auch ein Statement über die Welt, in der wir leben. Diese Welt ist seltsam, besonders hier in den Vereinigten Staaten. Wenn man sieht, wie viel Hass und Spaltung in den letzten Jahren aufgekommen ist. In so einer Welt möchte ich nicht leben. Es geht also um das Hier und Jetzt. Es ist Art Diskurs darüber, wie wir die Welt gestalten möchten“.

In Times New Roman… ist eine Punktladung, konzentriert sich aufs Wesentliche. Dafür haben Homme & Co. die Produktion selbst übernommen und keinen externen Produzenten ins Studio geholt.  „Der einzige Druck, den es gab, war jener, das Ding fertigzustellen. Ein Ende der jahrelangen Warterei. Der Druck, den ich spürte, war: Schaffen wir das? Kommen wir lebendig davon?“, erzählt Shuman. Spätestens bei den Schlussakkorden der Platte, die ausnahmsweise auf der Akustikgitarre gespielt werden, ist klar: Sie sind nochmal davongekommen. Aber wie sogar! Grandiose Platte.

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