Popkultur
Interview mit Volbeat: „Du musst mit der Straße verheiratet sein.“
Die Pandemie hat Volbeat nicht weichgekocht. Im Gegenteil: Auf ihrem achten Album Servant Of The Mind klingen die Dänen so aggressiv und durchgreifend wie noch nie. Im Interview begibt sich Bandchef Michael Poulsen auf Ursachensuche.
von Björn Springorum
Hier könnt ihr Servant Of The Mind von Volbeat anhören:
Vor rund 15 Jahren war die Kreuzung aus fettem Metal und Elvis eine mittelschwere Sensation. Insbesondere mit ihrer dritten Platte Guitar Gangsters & Cadillac Blood (2008) brillierten Volbeat mit hohem Wiedererkennungswert und einem letztlich einzigartigen Gemisch. In den letzten Jahren wurde das, vorsichtig ausgedrückt, ein kleines bisschen redundant. Für die Band offensichtlich auch: Auf Servant Of The Mind berufen sich Volbeat so ungestüm und hemmungslos auf ihre metallischen Wurzeln wie noch nie.
Michael, mit Servants Of The Mind dürftet ihr die meisten eurer Hörer überraschen und viele erfreuen. Woher kommt denn diese neue Lust an Heavy Metal? Steckt dahinter etwa euer 20. Geburtstag, den ihr dieses Jahr feiert?
Gut möglich. Jeder ist ja immer von allem beeinflusst, was er selbst gerne hört. Doch nach all den Jahren und Alben können Volbeat sich mittlerweile auch selbst beeinflussen. Und nach 20 Jahren tun wir das auch. Es macht mir Spaß, unsere alten Sachen zu hören und weiterzuentwickeln. Doch als Musiker reifen wir ebenso wie als Menschen. Wir werden besser, wir entwickeln uns weiter, wir finden neue Werte, wir sehen Dinge anders. Irgendwann passten wir uns mit Volbeat musikalisch also eher den großen Arenen an, die wir zu spielen begonnen hatten. Und diesmal ließen wir eben einfach die Pferde mit uns durchgehen. Es waren ja eh keine Arenen in Sicht. Man hört den neuen Songs deswegen sehr deutlich an, dass wir Black Sabbath, The Cramps oder Entombed immer noch sehr gerne hören. (lacht)
„Ich spielte automatisch hart und aggressiv, wenn ich eine Gitarre in die Hand nahm.“
Kam das denn ganz natürlich? Oder war es am Ende doch geplant?
Ich fing in den frühen Neunzigern mit Death Metal an. Diese Musik ist seither in meinem Songwriting verankert. Natürlich kamen bei Volbeat von Anfang an mit Rock’n’Roll, Psychobilly oder Punk sehr viele andere Inspirationen hinzu, aber nach sieben Alben verspürte ich plötzlich wieder große Lust, etwas härter zu werden. Die harte Seite von Volbeat war immer da, sie kam in letzter Zeit nur nicht so prägnant zum Vorschein. Diesmal war es aber einfach an der Zeit. Es geschah ganz natürlich, als ich während des Lockdowns zuhause saß, keine Konzerte spielen konnte und viele alte Platten hörte. Ich konnte nur in den Proberaum gehen, also tat ich das.
Entstanden dann auch gleich neue Songs? Oder ging es nur darum, Dampf abzulassen?
Ich hatte es gar nicht vor, aber genau das passierte. Auf einmal hatte ich all diese Ideen und fing an, sie aufzunehmen. Es fühlte sich an, als würden wir noch mal ganz von vorn anfangen. Und genau dieses Gefühl brachte mich noch näher an unsere Wurzeln zurück. Ich spielte automatisch hart und aggressiv, wenn ich eine Gitarre in die Hand nahm. Und was soll ich sagen? Es machte riesigen Spaß! (lacht)
„Es kam uns so vor, als wären wir wieder 17 Jahre alt und zum ersten Mal gemeinsam im Studio.“
Klingt, als hätte es bei den Sessions zu Servant Of The Mind keine größeren Hindernisse oder Stolpersteine gegeben…
Nach drei Monaten hatten wir plötzlich 13 neue Songs fertig. Dann gingen wir zu Jacob Hansen, um sie aufzunehmen. Zweieinhalb Wochen später war die Platte im Kasten. Wir sahen uns an und fragten uns: Und was machen wir jetzt? (lacht) Wir waren uns erst unsicher, ob wir das Album auch gleich veröffentlichen sollen, weil ja immer noch niemand weiß, wie alles genau weitergeht. Es fühlte sich aber alles so gut, so frisch an, dass wir die Songs so schnell wie möglich veröffentlichen wollten. Es kam uns so vor, als wären wir wieder 17 Jahre alt und zum ersten Mal gemeinsam im Studio.
Untypisch ist für euch nicht nur diese neue Härte, sondern auch der Albumtitel Servant Of The Mind. Worum geht’s denn auf der Platte?
Es ist doch so: Wir wachen auf, kommen irgendwie durch den Tag und schlafen. Dabei sind wir eigentlich immer unseren Gedanken oder unserem Mindset ausgesetzt. Unsere Gedanken können uns an sehr dunkle Orte führen – oder sie sorgen dafür, dass es uns richtig gut geht. Diese beiden Extreme spielten in der Musik von Volbeat immer schon eine Rolle. Hat wohl mit der Dualität des Lebens zu tun.
„Früher fuhren wir mit Volbeat mit einem klapprigen Van durch die Gegend. Heute sehe ich bei unseren Shows 60 Leute mit Volbeat-Shirts, die für uns arbeiten.“
Kommen wir noch mal auf eure frühen Tage zurück: Wie hast du die Anfangszeit der Band erlebt?
Dazu reicht eigentlich eine einzige Anekdote: Als wir mal ins Studio gehen wollten und uns die Kohle fehlte, meinte unserer früherer Bassist, ihm werde schon etwas einfallen. Wir standen gerade erst im Studio, da klingelte das Telefon klingelt und seine Frau brüllte ihn an, was er mit ihren Möbeln gemacht hat. (lacht)
Und? Was hat er gemacht?
Na ja, er hat sie verkauft, um die Studiomiete zu bezahlen.
Ihr habt also immer alles für die Band gegeben?
Ja. Bei wem das nicht so war, der ist nicht mehr dabei. Volbeat ist meine Band, mein Arbeitsplatz, mein Leben. Früher fuhren wir mit Volbeat mit einem klapprigen Van durch die Gegend. Heute sehe ich bei unseren Shows 60 Leute mit Volbeat-Shirts, die für uns arbeiten. Das ist unfassbar! Ich wusste zwar immer, dass ich Musik machen möchte. Aber so etwas zu erleben, ist schwer zu beschreiben.
Dennoch braucht eine Band auch Hierarchien. Jemanden, der alles im Blick hat.
Bei Volbeat war ich von Tag eins der, der sich um alles gekümmert hat. Booking, Merchandise, ich machte sogar die Steuer für meine Bandkollegen. (lacht) So einen braucht es in jeder Band. Doch auch alle anderen müssen 150 Prozent hinter der Band stehen. Sie müssen bereit sein, eine Menge aufzugeben. Und das sind nicht viele. Manche wollen nicht monatelang auf Tour sein, manche wollen mehr Regelmäßigkeit in ihrem Leben. Aber dann funktioniert es nicht. Du musst alles opfern, deine Sicherheit, deine Freunde, deine Partner, deine Kohle. Du musst mit der Straße verheiratet sein. Anders geht es nicht.
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Popkultur
Aqua-Sängerin Lene Nystrøm wird 50: Was wurde aus dem Barbie Girl?
Life in plastic, it’s fantastic: Das sind Songzeilen, denen seit 1997 niemand entgehen kann – so sehr er oder sie es auch versucht. Anlässlich ihres 50. Geburtstags haben wir uns das Leben der Barbie-Girl-Sängerin Lene Nystrøm einmal genauer angesehen!
von Sina Buchwitz
Als Lene Grawford Nystrøm am 2. Oktober 1973 im norwegischen Tønsberg geboren wird, hat von dem Wörtchen Eurodance noch nie jemand gehört. Dennoch entdeckt die Künstlerin früh ihre Leidenschaft fürs Performen und arbeitet zunächst als Model und Barkeeperin. Anfang der Neunziger ist sie außerdem regelmäßig in einer norwegischen TV-Quizshow zu sehen. Dann zieht es die spätere Aqua-Sängerin aufs Wasser.
Mit der Fähre zum Plattenvertrag
Wir schreiben das Jahr 1994. Nystrøm arbeitet als Sängerin auf der Fähre M/S Peter Wessel, die zwischen Norwegen und Dänemark hin und her schippert. Hier trifft sie auf den Musiker René Dif, der auf der Suche nach einer Leadsängerin für seine Band Joyspeed ist. Bisher besteht diese aus Rapper Dif sowie den Produzenten Søren Rasted und Claus Norreen. Um die zuckersüßen Vocals von Nystrøm reicher dauert es nicht lang, bis die Truppe ihren ersten Plattenvertrag eintütet. 1995 erscheint ihre Debütsingle Itsy Bitsy Spider, die sich jedoch nur eine Woche lang am unteren Ende der Charts festkrallen kann.
Es ist vor allem Lenes mädchenhaft anmutender Gesang, der den Bubblegum-Sound der Band komplettiert. So wundert es auch nicht, dass die kommenden Songs den Zuhörer*innen kaugummiartig in den Ohren kleben bleiben: Sowohl Roses Are Red als auch My Oh My fahren in Skandinavien große Erfolge ein. Letzterer wird in Dänemark nach nur sechs Tagen mit Gold zertifiziert. Ein Rekord.
Barbie Girl: Tiefgründige Message trotz Kleinmädchenstimme
Während der Aufnahme ihres später größten Hits kommt es zwischen den Bandmitgliedern zu Diskussionen: Nystrøm findet die Tonart ihres Gesangs deutlich zu hoch. Jahrzehnte später wird sie im Interview mit der skandinavischen Vogue sagen, sie „wurde dazu gezwungen, ihre Kleinmädchenstimme zu nutzen“. Den restlichen Aqua-Mitgliedern gelingt es, ihre Leadsängerin zu überreden.
Obwohl Barbie Girl nur allzu leicht als sarkastische Hasstirade gegen die weltbekannte Mattel-Puppe verstanden werden kann, sei die Intention des Tracks eine ganz andere. Im Interview mit dem Rolling Stone erklärt René Dif: „Die Message ist, dass es okay ist, die Person zu sein, die du bist, und so auszusehen, wie man aussieht, und damit selbstbewusst umzugehen. Man muss nicht unbedingt Schönheitsoperationen vornehmen lassen, um ein besserer Mensch zu sein.“
Goldblonde Barbie-Perücke? Nicht mit Lene Nystrøm!
Diese Philosophie nimmt sich Nystrøm auch beim Musikvideodreh zu Barbie Girl zu Herzen. Zunächst hegt Regisseur Peder Pedersen nämlich die Vision, die Leadsängerin für das Musikvideo zur Barbie zu transformieren. Ein für ihn völlig logischer Schritt. Nicht so für die Norwegerin: „Ich wollte nicht wie Barbie aussehen. Das ist komplett gegen den Sinn des Songs“, erklärt sie in einem Interview.
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Die blonde Perücke kommt nicht zum Einsatz. Dem Erfolg des Songs tut das keinen Abbruch. Er wird trotzdem unsterblich. Nach der Veröffentlichung 1997 gelingt der Band der internationale Durchbruch; in über 35 Ländern erreicht Barbie Girl eine Nummer-eins-Platzierung. Auch privat befindet sich die Künstlerin auf dem Höhenflug: Sie verliebt sich in ihren Bandkollegen Søren Rasted. Die beiden heiraten heimlich in Las Vegas und gründen eine Familie. Für Aqua bedeutet das zunächst das Ende: Im Jahr 2001 trennt sich die Band. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass eine fatale Dreiecksbeziehung zwischen Nystrøm, Dif und Rasted für das Zerwürfnis der Gruppe gesorgt habe.
Play With Me: Nystrøms Solokarriere
Lene Nystrøm konzentriert sich zunächst auf ihr Solodebüt. Das Album Play With Me schafft es 2002 in Dänemark jedoch nur für eine Woche auf Platz 30 der Charts. Erfolgreicher hingegen verläuft Nystrøms Karriere als Schauspielerin für verschiedene skandinavische Produktionen. Auch als Songwriterin fasst sie Fuß: So greift sie zum Beispiel der Girlband Girls Aloud unter die Arme und verhilft ihnen zu ihren ersten Charterfolgen. Und schon bald soll es auch für Aqua ein Comeback geben: 2008 startet die Gruppe eine Reunion-Tour.
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Auch über 25 Jahre nach der Veröffentlichung ihres Mammut-Songs ziehen Aqua noch immer Eurodance-Fans aus der ganzen Welt zu ihren Konzerten. Die einstigen Querelen scheinen der Vergangenheit anzugehören: In trauter Dreisamkeit stehen Dif, Nystrøm und Rasted bis heute auf der Bühne. Einzig Claus Norreen bleibt der Wiedervereinigung fern.
Neuerlichen Ruhm erreichen Aqua und ihr Barbie Girl 2023, als Greta Gerwigs Popcorn-Kinofilm Barbie die Welt im Sturm erobert. Und wieder einmal gilt: „Life in plastic, it’s fantastic!“
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Pinke Stromgitarren für den Weltfrieden: Barbie And The Rockers
Popkultur
Zeitsprung: Am 2.10.1995 macht „(What’s The Story) Morning Glory?“ aus Oasis Superstars.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 2.10.1995.
von Victoria Schaffrath und Christof Leim
Rund um die Veröffentlichung von Oasis’ zweitem Album (What’s The Story) Morning Glory? geht es bei den Britpop-Vorreitern hoch her: Kein verbales Handgemenge, keinen Rausch lässt die Band um die Gallagher-Brüder aus. Und trotzdem schaffen sie es, eine der erfolgreichsten britischen Platten hervorzubringen. Im heutigen Zeitsprung widmen wir uns der Entstehung dieses Klassikers.
Hier könnt ihr (What’s The Story) Morning Glory? hören:
Kennt man das Ego der Gebrüder Gallagher, dann weiß man, dass es im Vorfeld zum zweiten Album bei Oasis nicht gerade rosig aussieht. Zwar beschert der Erstling Definitely Maybe erste Chartplatzierungen, der besonders von Noel G. angepeilte Legendenstatus lässt aber auf sich warten. Global verkauft sich das Werk zwar nicht übel, der Erfolg stellt sich zunächst jedoch vor allem auf nationaler Ebene ein. Aber die dortige Konkurrenz schläft nicht.
„Battle of Britpop“: Oasis vs. Blur
Die Kollegen von Blur bereiten den Gallaghers und ihren Kollegen einiges an Kopfzerbrechen. Im „Battle of Britpop“ und im direkten Vergleich der Songs Country House (Blur) und Roll With It (der zweiten Vorabsingle aus Morning Glory), die beide am 14. August 1995 veröffentlicht werden, müssen sich Oasis zunächst geschlagen geben; finden dafür aber wie üblich kreative Gründe. Seitens des Managements heißt es mal, dass es am günstigeren Preis der Blur-Nummer liege, oder gern auch, dass der Strichcode aus rätselhaften Gründen versagt hätte.
Als Bandleader Noel dazu Stellung nehmen möchte, wählt er nicht die weisesten Worte: „Ich hoffe, Blur bekommen AIDS und sterben.“ Das muss er selbstverständlich zurücknehmen; 2011 stellt er klar: „Ich hätte ihnen besser eine üble Erkältung gewünscht.“ Aber das PR-Desaster lässt sich nicht mehr abwenden. Die Spannungen zwischen den Rivalen spiegeln sich zudem auch innerhalb der Band.
Besetzungswechsel & Drogeneskapaden
Schon während der ersten US-Tour zieht Liam Noel ein Tamburin über, Noel wiederum befindet sich auf direktem Weg in die Drogen-induzierte Psychose. Dass der Rest der Besetzung ungefähr so oft wechselt wie die Reiseroute, wundert also nicht. Zum Glück bleibt den Gallaghers aber dieses verdammte Talent.
Man ahnt: Es darf gerne noch kommerzieller sein. Zum Glück hat Songwriter Noel anderen Stücken etwas fettere Refrains und ein bisschen mehr Gefühl verpasst, von Produzent Owen Morris stammt außerdem erneut ein perfekter Neunziger-Sound. Gäste gibt es auch: So kann man den „Modfather“ Paul Weller beispielsweise am Sechssaiter und im Hintergrundgesang auf Champagne Supernova wahrnehmen. Innerhalb von 15 Tagen hatten Oasis die Platte im Kasten. Was die Arbeitsmoral angeht, kann man Kain und Abel 2.0 nichts nachsagen.
Geradewegs in die Pop-Stratosphäre
Als Oasis ihr Werk am 2. Oktober 1995 veröffentlichen, müssen sie noch eine kurze Schrecksekunde aushalten: Bei der Kritik kommt der Langspieler nämlich nicht wirklich an, man nennt ihn „banal“ und einen „Lückenfüller“. Zum Glück teilt die Öffentlichkeit diese Meinung nicht und macht (What’s The Story) Morning Glory? zum durchschlagenden Erfolg. Singles wie Wonderwall, Don’t Look Back In Anger und Champagne Supernova können auch heute noch wirklich alle mitsingen, die schon mal ein Radio benutzt haben. Im Vereinigten Königreich mausert sich das Album zum bestverkauften der Dekade und erhält unglaubliche 15 Platin-Auszeichnungen, während auch weltweit die Kassen klingeln. Wer waren noch gleich Blur?
Üblicherweise folgt zu diesem Zeitpunkt die Ehre eines MTV Unplugged, das Liam aber schwänzt und zu allem Überfluss auch noch sabotiert. Bei den MTV Video Music Awards 1996 kann man dann live beobachten, wie der singende Gallagher ordentlich abdreht: Rüde Gesten in Richtung seines Bruders, und feine Ohren meinen gar, die Supernova befinde sich nun „up your bum“. Es wundert also nicht, dass die Geschichte von Oasis 2009 mit einem Gerichtsverfahren endet.
Zeitsprung: Am 28.8.2009 steigt Noel Gallagher endgültig aus & Oasis lösen sich auf.
Popkultur
Zeitsprung: Am 1.10.1985 wird Madonnas Filmdebüt gegen ihren Willen veröffentlicht.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.10.1985.
von Sina Buchwitz und Christof Leim
Viele Popstars wagen im Laufe ihrer Karriere einen Ausflug in die „benachbarte“ Film- und Fernsehwelt. Pop-Urgestein Madonna bildet da keine Ausnahme: Sie spielt zwischen 1985 und 2002 in 18 Spielfilmen mal größere, mal kleinere Rollen mit ebenso variierendem Erfolg. Ihr Debüt in A Certain Sacrifice von 1979 bringt ihr 100 Dollar – und dem Regisseur ein „Fuck You“.
Hier könnt ihr das Album Like A Virgin anhören:
Mitte der Achtziger brennt sich Madonna für immer in die Netzhaut der Popkultur: In Brautkleid und Bustier singt die Meisterin der Provokation erst bei den MTV Awards Like A Virgin und schockt damit die konservativen USA, um wenig später im Musikvideo zu Material Girl im Marilyn Monroe-Look einmal mehr zu beweisen, dass Männer in ihrer Welt höchstens die zweite Geige spielen. Im Frühjahr 1985 geht Madonna mit dem Album Like A Virgin auf Tour und festigt ihren Status als neue Stil- und Musikikone. Die Platte verkauft sich weltweit über 14 Millionen Mal. Zur gleichen Zeit feiert sie ihr Debüt auf der Kinoleinwand mit Desperately Seeking Susan (hierzulande: Susan… verzweifelt gesucht).
Ein kleines Stück vom Glück
Nun möchte auch jemand anders ein Stück von Madonnas Ruhm abhaben und veröffentlicht am 1. Oktober 1985 Madonnas eigentliches Filmdebüt. Das hatte sie bereits 1979 gedreht, bis dato war es aber nie an die Öffentlichkeit gelangt. Und das unterscheidet sich deutlich vom Hochglanz-Hollywood-Streifen Desperately Seeking Susan: In der bizarren Low-Budget-Produktion A Certain Sacrifice spielt Madonna die Rolle der Bruna, einer New Yorkerin, die mit ihren drei „Liebessklaven“ auf der Lower East Side lebt. Als die Figur sich unerwartet in einen jungen Mann verliebt und mit ihrer Clique brechen will, wird sie vergewaltigt. Ein brutaler Ritualmord ist die Folge.
A Certain Sacrifice on Home Video! Madonna’s Dirty Laundry #1985 #Madonna Only $59.95 #RebelHeart #StephenLewicki pic.twitter.com/LRXwkLIUUg
— it’s all madonna’s fault (@madonnas_fault) August 8, 2015
Mit nur 20.000 Dollar produziert Regisseur Stephen Jon Lewicki die 60-minütige Geschichte und zeigt sich vom Einsatz seiner Hauptdarstellerin begeistert. Die hatte sich mit einem dreiseitigen, handgeschriebenen Brief beworben, obwohl nicht mal eine Gage ausgeschrieben war. Letztlich erhält sie als einzige Schauspielerin 100 Dollar, um ihre Miete zahlen zu können.
„Fuck You“, Lewicki!
Sechs Jahre später ist die ursprüngliche Begeisterung für den Film verflogen: Neben einer Vergewaltigungsszene sind es vor allem die Oben-Ohne-Sequenzen, die Pop-Ikone Madonna Sorge bereiten. Über die geplante Veröffentlichung zeigt sie sich entsprechend erbost und versucht, diese zu stoppen. Bei einer privaten Vorführung in Lewickis Apartment reagiert sie schockiert auf das Ergebnis, brüllt „Fick dich!“ und stürmt aus der Wohnung. Im Anschluss verklagt sie Lewicki.
Das Filmposter zu „A Certain Sacrifice
Am 2. August 1985 verliert Madonna den Rechtsstreit jedoch, und der Streifen darf veröffentlicht werden. Nach einigen Filmvorführungen in New York wird A Certain Sacrifice auf Videokassette vertrieben. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. So schreibt die New York Post: „Madonna ist sexy wie die Hölle.“ Erwartungsgemäß geistert er heute mit verschiedenen Coverartworks auch durch das Netz. Ihrer Karriere tut die Entblößung keinen Abbruch, im Gegenteil. Nur zwei Jahre später wird sie mit ihrer Who’s That Girl World Tour zur erfolgreichsten Popsängerin der Achtziger.
Zeitsprung: Am 21.10.1992 veröffentlicht Madonna ihr Buch „Sex“ — samt Skandal.
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