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Popkultur

Zeitsprung: Am 18.9.1970 erscheint das zweite Black-Sabbath-Machtwerk „Paranoid“.

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Die Urväter des Metal, die Meister der Riffs: Black Sabbath 1970. Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 18.9.1970.

von Frank Thießies und Christof Leim

><noscript><img decoding=Paranoid, ein Metal-Meilenstein. Der gleichnamige Song ist auch nicht so schlecht…

Hier könnt ihr euch durch die das Album Paranoid anhören:

Es geht Schlag auf Schlag bei Black Sabbath: Nachdem die vier jungen Kerle aus Birmingham mit ihrem Albumeinstand die ersten Früchte des Erfolges genießen konnten, wird nicht lange gefackelt, sondern die Gunst der Stunde genutzt. Nur etwa vier Wochen nach dem Erscheinen von Black Sabbath verschlägt es Sänger Ozzy Osbourne, Gitarrist Tony Iommi, Bassist Terry „Geezer“ Butler und Schlagzeuger Bill Ward erneut mit dem Duo Rodger Bain (Produzent) und Tom Allom (Toningenieur) in die Londoner Regent Studios. Den Erstling hatten die Herren in Ermangelung besseren Wissens oder üppiger Finanzmittel in nur 24 Stunden eingetrümmert und abgemischt; diesmal gönnt man sich – vom 16. bis 21. Juni – ein paar Studiotage mehr sowie darüber hinaus den Luxus einer kleinen Vorproduktion in den Waliser Rockfield Studios.

Strukturiert

Entsprechend ausformulierter klingt das Ergebnis, das auf die Zuhilfenahme von Coverversionen und ausufernden Jams nahezu verzichtet. Zunächst soll die Platte den Titel ihres starken Openers, War Pigs, tragen. Das Stück trug ursprünglich den Namen Walpurgis, doch man hatte es auf Wunsch der Plattenfirma aufgrund seines zu satanistischen Titels nun also umbenannt. Also Albumtitel ist dem Label-Vorstand War Pigs aber ebenso nicht geheuer. So wird das zweite Black-Sabbath-Album schließlich nach seinem ersten und kommerziell vielversprechenden Single-Kandidaten benannt: Paranoid. Geschenkt, dass das auf War Pigs abgestimmte Cover-Artwork damit keinen Bezug mehr zum neuen Albumnamen aufweist.

Das Cover von “Paranoid”

Populäre Paranoia

Paranoid entpuppt sich als Glücksgriff  und erreicht Platz vier der UK-Charts – nicht schlecht für ein Schnellschuss-Stück, welches im Studio eher aus der Not und Sorge geboren worden war, nicht genügend Material zu haben. Schlagzeuger Bill Ward erinnert sich: „Tony hatte die Idee zum Riff während einer Mittagspause im Studio. Um 13:30 Uhr kam der Rest der Band dazu, wir sind auf das Riff eingestiegen, und um 14:00 Uhr hatten wir Paranoid exakt so im Kasten, wie man es vom Album kennt.“ 

Dass der Song für Black Sabbath zum Aushängeschild und zur Erkennungshymne wird, muss man heute wohl niemanden mehr erzählen. Die Nummer erfreut sogar so großer Beliebtheit, dass das deutsche Schlager-Paar Cindy & Bert ein Jahr später eine eingedeutschte Coverversion des Songs namens Der Hund von Baskerville anfertigt. „Ich habe das damals gehört als es rauskam“, erinnert sich Bassist Geezer Butler schmunzelnd an diese Fassung zurück. „Abgesehen davon, dass es mich amüsiert hat, war ich ziemlich stolz darauf, dass wir einen Song geschrieben hatten, den jemand anderes nachspielt! Der Titel ist auch ziemlich gut.“

Stark, Tony!

Dabei markiert Paranoid beileibe nicht den einzigen Höhepunkt der Platte. Neben dem erwähnten Schlachtschiff War Pigs findet sich auch eine weiterer künftige Black-Sabbath-Hymne auf der A-Seite des Albums. Die Rede ist selbstverständlich von Iron Man, dessen markantes Iommi-Riff sich höllenschlundtief ins kollektiven Headbanger-Bewusstsein graben wird. Inhaltlich handelt es sich übrigens keineswegs um einen Song über den 1963 zum ersten Mal in einem Comic veröffentlichten Marvel-Superhelden gleichen Namens, sondern ist von fast religiös-philosophischen Motiven bestimmt, wie Texter Geezer Butler verrät. „Das Lied basiert unterbewusst auf der Geschichte von Jesus Christus. Der war einst ein Held für seine Anhängerschaft, dann wandte man sich gegen ihn, verspottete und kreuzigte ihn. Doch anstelle die andere Wange hinzuhalten, vergibt der gefallene Iron Man nicht, sondern sucht Vergeltung.“

Unaufhaltsam

Womit auch Iron Man nicht den einzigen Beleg dafür liefert, dass Black Sabbath’ Zweitwerk auch lyrisch durchaus etwas ausgefeilter daherkommt. So adressieren sowohl War Pigs als auch Hand Of Doom kritisch den damals tobenden Vietnamkrieg und seine hässlichen Folgen. Stücke wie das apokalyptisch-schwarzmalerisch malmende Electric Funeral, der irre Stampfer Fairies Wear Boots, der hippiehafte Psychedelia-Exkurs Planet Caravan sowie das hibbelige Instrumental Rat Salad runden ein Album ab, welches in die Analen des Heavy Metal und der Musikgeschichtsschreibung im Allgemeinen eingeht. Von der zeitgenössischen Kritik weiterhin weitgehend verschmäht, kann die Band allein in den USA mit der Platte Paranoid vierfach Platin einheimsen und im Oktober 1970 ihre erste US-Tour anvisieren. In der Folge reiten die „Sabb Four“ auf der Erfolgswelle vier weiterer genialer Alben, darunter Master Of Reality (1971) und Vol. 4 (1972). Es scheint, als könnte niemand Black Sabbath aufhalten. Das schafft die Band Ende der Siebziger dann aber selbst…

Zeitsprung: Am 27.4.1979 fliegt Ozzy Osbourne bei Black Sabbath raus.

 

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