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Popkultur

152 Zentimeter purer Rock‘n‘Roll: Suzi Quatro wird 70!

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Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Sie hat der männerdominierten Musikwelt gezeigt, dass auch Frauen auf der Bühne die Sau rauslassen können: Zum heutigen 70. Geburtstag von Suzi Quatro haben wir die fünf definierenden Momente einer beispiellosen Karriere zusammengestellt.

von Björn Springorum

Männer auf der Bühne, Frauen jubelnd davor: Dauerzustand in der Welt des Rock‘n‘Roll. Dann kommt Suzi Quatro. Und wirft das alles über den Haufen. Starrköpfig und entschlossen legt sie in den Siebzigern den Grundstein für die Rolle der Frau als Triebfeder einer Rock‘n‘Roll-Band. Was in den Sechzigern noch undenkbar scheint, ist plötzlich Realität: Suzi Quatro, diese 152 Zentimeter Dynamit und Besessenheit aus einem Detroiter Suburb, krempelt die vornehmliche Männerdomäne Rockmusik gründlich um.

Nicht allen in Detroit gefällt das, sogar der Vater und die Schwester lästern über sie, sind überzeugt davon, dass sie scheitert. Doch sie kämpft weiter, beißt sich durch, lässt nicht locker. Noch heute sind die meisten Mitglieder in Rock-Bands männlich. Noch heute werden Frauen in Bandkonstellationen eher mal nach ihren Aussehen als nach ihrem Können beurteilt. Ein Armutszeugnis, aber: Der Erfolg von Künstlerinnen wie Doro Pesch oder Joan Jett, von Bands wie L7, Blondie oder No Doubt geht auch auf ihr Konto. Mit 70 macht sie immer noch Musik, tritt immer noch auf. Und bekommt mit Suzi Q jetzt sogar ihre eigene Kino-Doku. Folgende Meilensteine haben sie zu diesem Punkt geführt.

1972: Portugal Calling

Gerade hat sich Suzi Quatros erste Band The Pleasure Seekers in Cradle umbenannt, da gastiert auch schon der Musikproduzent Mickie Most in Detroit. Eigentlich produziert er gerade ein Album für Jeff Beck, doch eines Abends hat er frei und sieht sich ein Konzert von Cradle an. Most fällt insbesondere Suzi Quatro auf (die sich damals noch Suzi Soul nennt), damals lediglich Bassistin der Band. Er lädt sie Ende 1971 nach England ein, um sie zum Solostar zu machen. Ihre erste Single Rolling Stone erscheint 1972. in Großbritannien floppt sie, doch aus irgendeinem Grund stürmt sie auf Platz eins der portugiesischen Charts.

1973: Der Durchbruch

Angestachelt durch diesen Achtungserfolg, macht Suzi Quatro weiter – selbst dann, als sich ein aufgeblasener Friseur in der Londoner Bond Street sich zunächst weigert, ihr diesen charakteristischen Vokuhila zu verpassen, der ihr Markenzeichen wird. 1973 schreiben ihr Nicky Chinn und Mike Chapman den Song Can The Can, der in Großbritannien, Australien und Deutschland ganz nach oben an die Charts springt und ihr den Durchbruch bringt. Wermutstropfen: Die meisten ihrer Songs werden von Männern geschrieben. Quatro nimmt es locker wie immer. Sie will singen und auftreten. Der Rest ist da nur Formsache.

1974: Korb für Elvis

Immer noch 1973, das Jahr, in dem für die 23-Jährige Quatro alles explodiert. Auf ihrem selbstbetitelten Debüt covert sich All Shook Up von Elvis Presley. Der King bekommt den Song zu hören, lädt sie im Jahr darauf sogar zu sich nach Graceland ein. Quatro gibt dem King einen Korb und bereut es schon bald darauf. „Ich war einfach nervös, meinem Helden zu begegnen“, sagt sie später dazu.

1977: Suzi im Fernsehen

1977 geht die US-amerikanische Sitcom Happy Days in Staffel fünf. Längst ist sie eine der erfolgreichsten und beliebtesten Serien des Landes. Für insgesamt sieben Episoden in den Staffeln  fünf und sechs übernimmt auch Suzi Quatro eine Rolle. Sie mimt die Bassistin Leather Tuscadero, die mit ihrer Band Leather And The Suedes für Aufsehen sorgt. Produzent Gary Marshall gibt ihr die Rolle ohne ein einziges Vorsprechen, nachdem er ein Poster von ihr an der Wand seiner Tochter gesehen hat. Sogar ein eigener Spin-Off ist im Gespräch, wird aber von Quatro abgelehnt.

1985: Die Show muss weitergehen

Mitte der Achtziger ist Andrew Lloyd Webber der Großmagnat der Musicalwelt. Cats und Starlight Express feiern phänomenale Erfolge, für sein nächstes Projekt Annie Get Your Gun will er Quatro als Hauptrolle. Das Western-Musical feiert 1986 Premiere, tourt dann durch England und wird für einige Monate ihr Zuhause sein. Es ist nicht ihr letzter Kontakt mit der Welt des Musiktheaters: 1991 schreibt sie ein Musical über die Schauspielerin Tallulah Bankhead und übernimmt gleich noch die Hauptrolle. Passt mal wieder perfekt: Auch Bankhead eckt in den Dreißigern mit ihren Aussagen und ihrem Lebensstil an, weil sie es wagt, sich so zu verhalten wie ein Mann.

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