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Popkultur

„The Marshall Mathers LP“ von Eminem: Wie ein weißer Junge aus Detroit Hip-Hop zur wichtigsten Musik der Welt machte

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Eminem

Ein weißer Junge aus den Suburbs von Detroit wird im Jahr 2000 der erfolgreichste Rapper aller Zeiten. Eminem, diese ewig polarisierende Figur der Popwelt, sicherte sich mit seinem zweiten ordentlichen Album die Gunst eines Massenpublikums und den Respekt der Rap-Szene. Es muss eine überwältigende Zahl von Kids geben, die genau deswegen mit dem Rappen angefangen haben. Wie war das eigentlich möglich?

von Michael Döringer

Ein Rapper im Pop-Olymp

The Marshall Mathers LP ist gar nicht so einfach zu fassen. Gesellschaftssatire und pubertäre Blödeleien, Hardcore-Rap mit Horrorcore-Einschlag, dazwischen die engelsgleiche Stimme von Dido im Superhit Stan, die den manisch wütenden Marshall Mathers mal ein bisschen über den Kopf streichelt. Dass dieser fast wirre Mix stimmig zusammengehen konnte, ist eine der großen künstlerischen Leistungen von Eminem. Sein markanter Stil fand großen Anklang: Als The Marshall Mathers LP im Mai 2000 erschien, wurde es in den USA zum sich am schnellsten verkaufenden Album aller Zeiten: 1,78 Millionen Tonträger in der ersten Woche. Nur *NSYNC und Adele konnten das seither überbieten. Eminem ist der einzige Hip-Hop-Act, der mit seinen Alben in Sachen Verkaufszahlen ganz oben in den ewigen Bestenlisten mitmischt.

Skills und Respekt

Ein offensichtlicher Grund für dieses Wunder: Eminem ist tatsächlich auch einer der besten Rapper ever, mindestens was das technische Können betrifft. Das behaupteten nicht etwa nur 13-jährige Mittelstandskids, die durch MTV und Eminem Hip-Hop entdeckt hatten. Es ist schlicht Konsens in der Rap-Szene, damals wie heute. Kaum ein Rapstar, der nicht von Eminems Skills schwärmt: „Eminem ist einer der Größten überhaupt“, sagte Kendrick Lamar. „Niemand kann ihm diese Position streitig machen.“ Auch MC-Legende Rakim respektiert Ems Genie und spricht eine wichtige Erkenntnis aus: „Hautfarbe spielt keine Rolle. Wahre Künstler*innen respektieren andere wahre Künstler*innen.“

Hip-Hop für alle

Der Gegensatz des erfolgreichen weißen Künstlers in einer ursprünglich schwarzen Musikszene wird nichtsdestotrotz immer wieder diskutiert. Kulturelle Aneignung ist kein Thema von heute, sondern in der Black Music ein alter Hut. Doch Eminems Kunst wird schließlich von allen Seiten respektiert. Und gerade er hat entscheidend dazu beigetragen, dass Hip-Hop heute die weltweit vorherrschende Musikkultur ist. Wiz Khalifa bringt es in einem Interview auf den Punkt: „Dank Eminem können heute alle an Hip-Hop teilhaben.“ Er habe diese Sphäre für die ganze Welt geöffnet. Früher war dieser Lifestyle voraussetzungsreich, man musste ein bestimmtes Leben führen, bestimmte Dinge tun und wissen, wollte man dazugehören. Jetzt war Hip-Hop für alle da.

10 Songs, die jeder Eminem-Fan kennen muss

Die Evolution des Slim Shady

Doch technisch versierte Rapper gibt es viele, und Eminems Rap-Skills waren nicht der entscheidende Grund, wieso gerade er so erfolgreich wurde, auch wenn sie die Basis dafür bilden. Hätte er es in dieser Hinsicht nicht draufgehabt, wäre er wohl kaum über seine lokale Szene hinausgekommen. Der Unterschied ist: Eminem entfaltete ein völlig eigenes, im Hip-Hop nie dagewesenes künstlerisches Universum. Er profitierte natürlich auch enorm von Dr. Dre, der Produzentenlegende und Schlüsselfigur im Rap-Business, die den jungen Eminem unter ihre Fittiche nahm und schon sein Major-Debüt The Slim Shady LP (1999) produzierte.

Witz und Wahrheit

Was Eminem auf diesem bereits sehr erfolgreichen Album zeigte, konnte er auf dem Nachfolger noch ausführlicher, noch pointierter, noch besser wiederholen: The Marshall Mathers LP ist zugleich witziger und düsterer, Eminem spitzt seine Songwriting-Kunst dermaßen zu, dass man endgültig die Orientierung verliert: Wo hören die Jokes auf, wo fangen die Wahrheiten an? Könnten seine satirischen Tiraden gegen alles und jeden beides zugleich sein? Wie soll man umgehen mit den vulgären Scherzen, den Beleidigungen unter der Gürtellinie, den Gewaltfantasien und verbalen Angriffen auf Frauen und Homosexuelle? Die Antworten kann jeder selbst in der Musik suchen. Eminem muss sich dieser Kritik natürlich stellen. Gleichzeitig kann man die ausgeprägte Welt bewundern, die er für seine Kunstfigur erschuf. The Marshall Mathers LP war ein Rap-Blockbuster, der auch die nüchternsten Betrachter*innen überwältigen konnte.

Fette Beats für Popfans

Zwischen der balladesken Einfühlsamkeit von Stan und der Aggression von The Way I Am schöpft er auf dieser Platte das größtmögliche Crossover-Potenzial von Hip-Hop aus, ohne sich bei einem anderen Genre anzubiedern oder grobe Kompromisse einzugehen. Und diese Tatsache wertschätzen alle möglichen Hörer*innen: Rockfans, Pophörer*innen, Hip-Hop-Heads. Eminem sprach sie alle an, begeisterte selbst ein Hip-Hop-fernes Publikum für einen fetten Beat und klassischen Westcoast-Sound wie in Bitch Please 2. Neben Executive Producer Dr. Dre ist Eminem selbst für die musikalische Regie und viele Instrumentals verantwortlich, auch die zweite Single The Way I Am gehört dazu. Diesen und einen weiteren Track hätte es fast nicht gegeben, sie verdanken sich letztendlich dem unerbittlichen Druck seiner Plattenfirma.

I’m not Mr. *NSYNC

Große Erfolgserwartungen lasteten nach seinem Hit-Debüt auf Eminem, das auf Platz zwei der Billboard-Charts stieg. Innerhalb von zwei Monaten wurde das nächste Projekt in schlaflosen Studiosessions durchgepeitscht. Bei Interscope Records nahm man die erste Fassung des neuen Albums allerdings eher unzufrieden auf: Keine eindeutige Leadsingle war für die Musikmanager darauf auszumachen. Angepisst und angespornt zog sich Em zurück und schrieb die trotzige Reaktion The Way I Am, das textlich mit Kritiker*innen, Fans und Label abrechnet: „And no, I don’t owe you a motherfuckin’ thing / I’m not Mr. N’Sync / I’m not what your friends think / I’m not Mr. Friendly, I can be a prick if you tempt me“. Mit diesem Track schrieb er sich derart Frust von der Seele, dass da wohl ein Knoten platzte. Er arbeitete die Hookline für einen weiteren Track aus und schickte sie an Dre, der einen Beat dazu bauen sollte. Daraus entstand die erste Single der LP namens The Real Slim Shady. Em schaffte so doch noch, was viele von ihm wollten: einen Song, der sogar seinen ersten Hit My Name Is in jeder Hinsicht übertraf.

Ist das noch Rap?

The Real Slim Shady und sein grotesk-komödiantisches Musikvideo legten den Grundstein dafür, dass The Marshall Mathers LP auf der ganzen Welt durch die Decke ging und in vielen Ländern zu einem Nummer-eins-Album wurde: Australien, Österreich, Dänemark, Griechenland, Großbritannien, Südafrika, oder natürlich in den Staaten selbst: Diese allumfassende Präsenz machte nicht nur Eminem zum Superstar, sondern leistete auch der Verbreitung von Hip-Hop einen Bärendienst. Dieser Hip-Hop war nun zwar nicht mehr dezidiert schwarz, aber trotz vieler Pop-Flirts noch weitgehend authentisch. Man kann prächtig darüber streiten, ob der Großteil des heutigen Rap-Mainstreams qualitativ an die goldene Ära um das Jahr 2000 herankommt. „Ist das überhaupt noch Rap?“, fragen sich viele Hip-Hop-Fans im Jahr 2020. Falls irgendjemand ein Referenzwerk braucht: Einfach The Marshall Mathers LP auflegen.

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Zeitsprung: Am 1.4.2008 feuern Velvet Revolver ihren Sänger Scott Weiland.

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Header-Bild Credit: Kreepin Deth/Wiki Commons

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.4.2008.

von Christof Leim

Das sah schon nach „Supergroup“ aus, was sich da 2002 zusammenbraute: Drei Musiker von Guns N’ Roses und der Sänger von den Stone Temple Pilots gründen Velvet Revolver. Doch sechs Jahre später ist der Ofen aus und Scott Weiland raus. Vorher gab es noch eine lahme Platte, Streit im Internet und die ganz kalte Schulter.

Hört euch hier das Velvet-Revolver-Debüt Contraband an:

Natürlich hat die ganze Welt mit Spannung zugehört, als Slash, Duff McKagan und Matt Sorum zusammen mit dem Gitarristen Dave Kushner und dem Frontmann der Stone Temple Pilots, Scott Weiland, eine Band gründen. Beim Debüt Contraband von 2004 kommen nicht ganz unerwartet zwei musikalisch benachbarte Welten zusammen: Classic Rock und alternative-lastiger Grunge-Sound. Die Scheibe wird zum Erfolg, doch der Nachfolger Libertad bleibt 2007 weit hinter den Erwartungen zurück.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Velvet Revolver live 2007. Foto: Kreepin Deth/Wiki Commons.

Den weltweiten Touren der Band tut das keinen Abbruch, diverse Aufenthalte in Entzugskliniken, Visa-Probleme und kurzzeitige Verhaftungen durchkreuzen einige Pläne allerdings schon. Als Velvet Revolver im Januar 2008 ihre Rock’n’Roll As It Should Be-Tour durch Europa starten, hängt der Haussegen bereits schief. Am 20. März 2008 verkündet Weiland sogar auf offener Bühne in Glasgow: „Ihr seht hier etwas Besonderes: Die letzte Tour von Velvet Revolver.“

Längt beschlossene Sache

Was er nicht weiß: Seine Kollegen haben da längst beschlossen, ohne ihn weiterzumachen, wie Slash später in einem Interview eröffnet. Das liegt unter anderem daran, dass Weiland ständig die Fans ewig lang warten lässt, und das können die Guns N’ Roses-Jungs nach dem Dauerdrama mit dem notorisch verspäteten Axl Rose nicht mehr akzeptieren. Slash, der zottelhaarige Gitarrengott, berichtet auch, dass die Bandmitglieder während der UK-Shows so gut wie kein Wort mit ihrem Sänger wechseln. „Wir haben ihm die kalte Schulter gezeigt, dass es nur so eine Art hatte.“

Kein einfacher Zeitgenosse: Scott Weiland. Credit: CRL.

Nach dem Debakel von Glasgow, das in einer halbherzigen Performance gipfelte, tragen die Musiker zudem ihren Zank in die Öffentlichkeit: Drummer Matt Sorum veröffentlicht ein Statement, das ohne Namen zu nennen deutlich mit dem Finger auf Weiland zeigt. Der wird in seiner Antwort ein gutes Stück bissiger und ziemlich persönlich. Dass das alles nicht weitergehen kann, liegt auf der Hand. Am 1. April 2008 schließlich verkünden Velvet Revolver offiziell, dass Scott Weiland nicht mehr zur Band gehört.

Wie sich rausstellt, endet damit auch die Geschichte dieser Supergroup, sieht man von einer einmaligen Live-Reunion am 12. Januar 2012 bei einem Benefizkonzert ab. Denn leider können die Herren jahrelang keinen geeigneten Nachfolger finden, obwohl Könner wie Myles Kennedy von Slashs Soloband und Alter Bridge, Sebastian Bach (ehemals Skid Row), Lenny Kravitz und Chester Bennington (Linkin Park) als Kandidaten gehandelt werden. Slash und McKagan kehren schließlich zu Guns N’ Roses zurück, während Weiland bis 2013 bei den Stone Temple Pilots singt und anschließend mit seiner eigenen Band The Wildabouts unterwegs ist. Am 3. Dezember 2015 wird er tot in deren Tourbus gefunden. Rest in peace.

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Zeitsprung: Am 15.5.1995 klicken bei Scott Weiland zum ersten Mal die Handschellen.

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Popkultur

„The Record“: Was kann das Debüt der Supergroup Boygenius?

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Boygenius HEADER
Foto: Noam Galai/Getty Images

Supergroups kennt man ja eher von Männern. Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus, die drei prominenten Damen hinter Boygenius, ändern das. Ihr Debüt The Record klingt zumeist sanft, verträumt, melancholisch, bricht aber manchmal wie entfesselt los. Indie-Album des Jahres? Gut möglich.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr euch The Record anhören:

Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus sind jede für sich Ikonen, einflussreiche Künstlerinnen, die es mit unter 30 zu prominenten Figuren gebracht haben. Bei Boygenius bündeln die drei ihr kreatives Genie in einem Trio, das es in der Indie-Welt so noch nicht gegeben hat – und das ist angenehmerweise mal keine hohle PR-Übertreibung. Jede von ihnen kann als Stimme ihrer Generation gewertet werden, jede von ihnen gehört zu einer neuen Ära von selbstbestimmten Künstlerinnen, die auf ihre Weise den Boys-Club der Rockmusik unterwandern, aushöhlen, obsolet machen wollen.

Wie einst Nirvana

Das tun Boygenius auf ihrem Debüt The Record nicht etwa laut, schrill, wütend. Sondern mit Sanftmut, melancholischer Ruhe und bockstarken Songs. Ist doch eh cleverer und nachhaltiger, das geballte Talent sprechen zu lassen, das die drei Künstlerinnen auch im Verbund auf wundersame Weise zu kanalisieren wissen. Und dann sind da eben noch die subtilen kleinen Spitzen, die Hinweise: Auf dem Cover ihrer ersten EP, die bereits 2018 erschien und ein langes Schweigen einläutete, sitzen sie genau so da wie Crosby, Stills & Nash auf ihrem Debüt. Und auf dem Rolling-Stones-Cover Anfang des Jahres stellen sie die Pose des Nirvana-Covershoots von 1994 nach. Kurt Cobain hätte das gefallen.

Warum wir eine reine Girl-Supergroup gebracht haben, wird schnell klar: Wo männliche Supergroups dann eben doch irgendwann an den exorbitanten Alpha-Male-Egos zerschellen wie Hagelkörner auf Asphalt, gehen Bridgers, Baker und Dacus die Sache beeindruckend egalitär und basisdemokratisch an. Niemand drängt sich in den Vordergrund, weil alle gleichberechtigt sind. Keine Frontfrau, keine Divaallüren. „Wir ziehen uns gegenseitig hoch“, so sagte Bridgers damals dem Rolling Stone. „Wir sind alle Leadsängerinnen und feiern uns gegenseitig dafür.“ Männer bekommen das eben irgendwie deutlich schlechter hin, ist einfach so.

Die Avengers der Indie-Welt

Das alles wäre natürlich nicht viel wert, wenn The Record nicht alle hohen Erwartungen spielend überflügeln würde. Es ist ein Album, um es kurz zu machen, das einem den Glauben an die Zukunft der Gitarrenmusik zurückbringt. Es ist mal laut, mal ahnungsvoll, mal zart, mal ruppig. Vor allem aber ist es ein homogenes, reifes Werk, das in seiner Lässigkeit die Jahrzehnte transzendiert. Offenkundig sind die Einflüsse der „Avegners der Indie-Welt“, wie eine enge Freundin der Band das mal auf den Punkt brachte: Classic Rock, die Laurel-Canyon-Szene, Grunge, der Folk von Crosby, Stills & Nash, von denen sie gleich auch die verschiedenen Gesangsharmonien haben.

Eins der ganz großen Highlights ist $20, ein furioser Rocker mit schroffer Lo-Fi-Gitarre, der sich plötzlich öffnet und von allen drei Stimmen ins Ziel getragen wird. Die Mehrheit des Materials ist ruhig, verträumt, am ehesten trifft es wohl lakonisch. Emily I’m Sorry etwa oder das kurze Leonard Cohen, inspiriert von einer unfreiwilligen Geisterfahrt der Drei auf einer kalifornischen Interstate. Die Ausbrüche wie Anti-Curse, in denen Baker von einer Nahtoderffahrung im Pazifik singt, läuten deswegen umso lauter, dringlicher. Dynamik ist König, das wissen die drei. Oder besser Königin.

Musste Rick Rubin draußen bleiben?

Sie wissen eh sehr viel. Wie schwer sie es haben würden, zum Beispiel. So kamen sie überhaupt erst auf ihren Namen Boygenius: Nach zahlreichen schlechten Erfahrungen mit vor Selbstbewusstsein nur so strotzenden männlichen Kollaborateuren, die von der ganzen Welt gefeiert werden, nannten sie sich selbst so, um sich Mut zuzusprechen. Ob das auch für Rick Rubin gilt? Aufgenommen haben sie zumindest in dessen Shangri-La Studio in Malibu. Aber er hat keinen Recording Credit und durfte vielleicht nur kiffend im Garten sitzen. Vorstellbar.

The Record ist ein geniales Debüt. Es ist aber mehr, ein Instant-Klassiker, ein Album, das sich einreiht in die großen Singer/Songwriter-Momente der letzten 50 Jahre. Es ist radikal ehrlich, direkt, ungefiltert, unaufgesetzt und das Testament großen Willens. Alle Songs hätten auch auf den jeweiligen nächsten Alben der drei Solitärinnen auftauchen können. Aber dann würde ihnen etwas fehlen. The Record ist ein Album voller Risse, durch die das Licht hineingelangt, um bei Leonard Cohen zu bleiben. Ein heilsames Stück Musik, durchwirkt von Insider-Jokes, kleinen Hieben geben das Patriarchat und jeder Menge Beweise für diese besondere Freundschaft. Das wird Grammys hageln.

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boygenius: Wer steckt hinter der Indie-Supergroup?

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Zeitsprung: Am 31.3.1958 veröffentlicht Chuck Berry „Johnny B. Goode“.

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Chuck Berry Johnny B Goode Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.3.1958.

von Christof Leim

Das sind die Grundlagen des Rock’n’Roll, liebe Brüder und Schwestern. Hier kommt viel der großartigen Krachmusik her, die wir im Zeitsprung feiern: Am 31. März 1958 veröffentlicht Chuck Berry den Klassiker Johnny B. Goode. Keine drei Minuten lang ist das Ding, Bluesschema in A, dazu ein flotter Backbeat und eine heiße Leadgitarre, und ab geht die Revolution. Bei Songs wie diesem haben sie alle zugehört, die Beatles, die Stones und AC/DC.

Geschrieben hatte Chuck Berry die Nummer bereits 1955 über einen „country boy“, einen Jungen vom Lande, der nicht richtig lesen und schreiben kann, aber so mühelos Gitarre spielt, als müsse er nur eine Glocke läuten. Und eines Tages wird sein Name auf allen Plakaten stehen… Wie sich später herausstellt, singt Berry hier über sich selbst. Darauf weist alleine schon der Titel hin, denn der Musiker wurde in der Goode Avenue in St. Louis geboren. Nur anfangs diente sein Pianist Johnnie Johnson als Namenspate für den Song. Der spielt jedoch nicht mal mit; bei den Aufnahmen am 6. Januar 1958 in den Chess Studios in Chicago haut Lafayette Leake in die Tasten. Den Bass bedient der nicht ganz unbekannte Blueser Willie Dixon. Das markante Eingangslick leiht sich Chuck Berry vermutlich bei Ain’t That Just Like A Woman, einer Nummer von Louis Jordan aus dem Jahr 1946, und zwar Note für Note, wie man hier hören kann. Die Originalversion der Single samt Text findet ihr hier.

Urvater des Rock’n’Roll: Chuck Berry

Aus dem Stand ein Hit

Johnny B. Goode wird zum Hit beim Publikum, und zwar unabhängig von der Hautfarbe, was Ende der Fünfziger keinesfalls als selbstverständlich gesehen werden kann. Der Track erreicht Platz zwei in den Billboard Hot R&B Sides Charts und Platz acht in den Hot 100 Charts. Wo der Unterschied zwischen diesen Hitparaden liegt, wissen wir nicht, aber fest steht: Mit der Nummer ging was. Um das zu erreichen, muss Berry eine kleine Änderung im Text vornehmen: Ursprünglich singt er von einem „little coloured boy“, ändert das aber in „little country boy“, um auch im Radio gespielt zu werden. Keine einfachen Zeiten für einen Schwarzen als Rockstar.

Die Goldene Schallplatte an Bord der Raumsonde Voyager. Johnny fliegt mit.

Heute gilt Johnny B. Goode als der wichtigste Chuck-Berry-Song. Er wird mit Preisen geehrt und in Bestenlisten aufgenommen, nicht zuletzt wird er 1977 mit der Voyager in den Weltraum geschossen. An Bord dieser Raumsonde befindet sich nämlich eine goldene Schallplatte mit Audioaufnahmen von der Erde, etwa der Stimme eines Kindes, Klassik von Johann Sebastian Bach – und eben Rock’n’Roll von Chuck Berry.

Da kommt noch mehr

Vier weitere Stück schreibt der Sänger und Gitarrist im Laufe der Jahre über den Charakter Johnny B. Goode: Bye Bye Johnny, Go Go Go, Johnny B. Blues und Lady B. Goode. Außerdem nennt er ein Album und dessen 19-minütiges instrumentales Titelstück danach: Concerto In B. Goode. Einen weiteren Popularitätsschub erhält das Lied 1985 durch Film Zurück in die Zukunft mit Michael J. Fox.

Die Liste der Coverversionen ist endlos und streift alle möglichen Genres, sie reicht von Jimi Hendrix, AC/DC und Judas Priest über NOFX und LL Cool J bis zu Motörhead und Peter Tosh. Und vermutlich fetzt noch heute irgendwo eine halbstarke Nachwuchskapelle bei ihrer dritten Probe durch das Bluesschema in A.

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Zeitsprung: Am 7.9.1955 macht Chuck Berry den „Duck Walk“. Später freut sich Angus.

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