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Popkultur

The Police – Die 5 größten, bemerkenswertesten und skurrilsten Live-Momente

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The Police haben zweifellos eine der fettesten und einflussreichsten Karrieren auf die Bühne gelegt und dabei eine ganze Reihe unvergesslicher Songs auf Platte gebannt. Und dabei ging die heiße The Police Phase nur ungefähr sechs Jahre. Ziemlich ereignisreiche Jahre! Grund genug, uns mal ein paar große, bemerkenswerte und ein bisschen skurrile Live-Momente vorzuknöpfen.

Auf flache The Police / Polizei Anspielungen haben wir hierbei schweren Herzens verzichtet. Ehrenwort!

 


1. Die letzte Show – vor der Reunion

„Nach fünf prägenden Jahren und fünf Alben lebt man sich auseinander“ Als Schlagzeuger Steward Copeland diese Worte 1983 dem Magazin Musician zu Protokoll gab, platzen bei den Fans die Hoffnungen. Das war’s. Aus und vorbei. Die Nachricht in der Flaschenpost wird niemals ankommen, Roxanne lässt das rote Licht brennen und Sting interessiert sich doch nicht mehr für jeden unserer Atemzüge oder Schritte.


Schaut euch hier den Live Mitschnitt von So Lonely der Synchronicity Tour an:


 

Heute wissen wir: War alles halb so wild und einige Jahre später gab’s ja auch die heiß ersehnte Reunion. Davor hieß es aber trotzdem erstmal Abschied nehmen – standesgemäß vor 50.000 Fans in den ausverkauften Melbourne Showgrounds. Und auch wenn The Police später hin und wieder mal zusammen auftreten würden, war dies die vorerst letzte Show. Die letzte richtige Show auf einer richtigen The Police Tour. Für jeden, der das ausgedehnte Live-Set erleben durfte, wahrscheinlich eine unvergessliche Sache. Das Konzert endete übrigens auf einer verlängerten Version von So Lonely. Das waren die Fans dann auch erstmal, so lonely…


2. Stewart Copeland und sein Hang zur Diplomatie

Ach ja, ohne handfeste Querelen wäre das Musikgeschäft doch völlig langweilig. Wo kämen denn sonst die ganzen tollen Headlines her? All die Skandale, Band-Auflösungen und Reunions? Was Noel und Liam heute noch par excellence vormachen, konnten damals auch schon Sting und Stewart. Übrigens auf dem gleichen Level der feinen Englischen Art – nämlich dem so ziemlich niedrigsten, das man sich vorstellen kann. Später, als die hitzigen Herren etwas älter und ruhiger wurden, erinnert sich Steward an seine Streitereien mit Sting und wünscht sich, er wäre damals etwas netter zu ihm gewesen. Und zu Andy übrigens auch!


Schaut euch hier Stewart in Aktion an:

https://youtu.be/fhZ5VPVWPwk


Was das ganze jetzt mit einer skurrilen Live-Situation zu tun hat? Nun, eine Strategie Stewarts, seine Haltung gegenüber Sting auf ganz subtile Weise auch während der Konzerte zum Ausdruck zu bringen, war seine Gewohnheit, stets freundliche Worte über seine Mit-Musiker auf seine Schlagzeug-Felle zu schreiben. Ganz oben in der Chartfolge waren da charmante Sprüche wie (Kinder, bitte kurz Augen und Ohren schließen): „Fuck Off You Cunt“ Herzerwärmend, wirklich! Immerhin hat es ihm geholfen, etwas heftiger reinzuhauen. Also in seine Trommeln natürlich.


Stewart Copeland Fuck


3. Die letzte Show – ernsthaft, diesmal!

Wir haben es ja eben schon richtig spannend gemacht. Gab’s nach der letzten Tour 1984 noch eine Zugabe? Aber natürlich doch! 23 Jahre später „The Police Encore“ sozusagen. Keine Sorge, so lange stand das Publikum nicht schreiend vor der Bühne in der Erwartung, ihre drei Helden würden gleich wieder aus dem Backstage hervor turnen. Nein, in 2007 und 2008 gab’s eine amtliche Reunion Tour, eine richtig fette sogar! Mit 151 Konzerten auf der ganzen Welt.


The-Police-Feature


Aber auch eine Reunion Tour hat irgendwann mal ein Ende. Und das erreichte The Police am siebten August in New York. Besonders in Erinnerung wird uns bei dieser Show wohl Stings Abgang bleiben. Der (Sting, nicht sein Abgang) ließ sich über die letzten Konzerte nämlich einen schicken Hipster-Bart stehen. Dann, zum Ende dieser letzten Show, verließ Sting die Bühne, Kameras folgten ihm und übertrugen das Bild auf große Leinwände. Das Publikum wurde Zeuge des monumentalen Ereignisses, wie ein paar hübsche Damen in Windeseile Sting von seiner Gesichtsbehaarung befreiten, seine Schuhe polierten und ihm eine Maniküre verpassten. Oben ohne und gestriegelt bis ins letzte Detail betrat Sting dann wieder die Bühne, um das Konzert mit Next To You, dem ersten Song auf dem The Police Debüt von 1978, abzuschließen. Der Mann weiß halt einfach, wie eine gute Show funktioniert!


4. The Police und U2 – Das Duett mit Geschichtsbuch-Potenzial

Diese kleine Anekdote spielt im Jahre 1986 – also nachdem sich Steward, Sting und Andy eigentlich entschlossen hatten, getrennte Wege zu gehen. Deshalb setzen wir mal bei einer anderen, nicht weniger bekannten Band an: U2

Bei Bono klingelt das Telefon und am anderen Ende fragt jemand von Amnesty International, ob er nicht eine Art All Star Band zusammenstellen könne. Es wäre ja bald das 25. Jubiläum der Menschenrechts-Organisation und da wolle man ein paar kleine Konzerte veranstalten. Keine große Sache also. Und obwohl Bono und Co. grade voll in den Aufnahmen für „The Joshua Tree“ steckten, konnte und wollte man diese Anfrage nicht ausschlagen. Nur mit wem kann man sich jetzt auf die Bühne stellen? Schauen wir doch mal ins Telefonbuch…


Schaut euch hier das Video an:


 

Long Story short: U2 ging mit Peter Gabriel, Joan Baez, Lou Reed und Sting auf Tour. Eine kurze Tour mit sechs Shows. Und jetzt wird’s interessant: Für die letzten drei Shows brachte Sting The Police wieder zusammen! Mehr noch, denn am letzten Abend holten The Police für ihren letzten Song „Invisible Sun“ Bono mit auf die Bühne und schlossen mit ihm diese bemerkenswerte Tour gemeinsam ab. Gänsehaut pur!


5. Der erste Gig in den US von A

Die letzen vier Live-Momente beschreiben große, ja fast monumentale Ereignisse, in denen The Police wild umjubelt auf den Sahnetorten-Bühnen dieser Welt steht. Gut, ist angesichts ihres Erfolgs jetzt auch nicht so unglaublich verwunderlich. Trotzdem ist es mal interessant zu hören, wie und wo dieser ganze Wahnsinn angefangen hat.

Im Herbst 1978 wagten The Police den Sprung über den großen Teich und wurden für eine kleine Show im berüchtigten CBGB Club in New York gebucht. Spitzen Sache, hätte der Flug in die Staaten nur nicht so eine Verspätung gehabt! Aber gut, unsere drei Welteroberer schafften es dann doch noch, pünktlich ihre Instrumente vor einem Publikum aufzubauen, das im Übrigen keinen blassen Schimmer hatte, wer da grade vor ihnen steht. Genauso wenig war den Leuten wohl klar, das sie gleich Zeugen des Auftakts einer der größten Karrieren der modernen Musikbranche sein werden.


Schaut euch hier ein kurzes Video des Gigs an:


 

Es gibt nur wenige Informationen über diesen einen, bedeutenden Gig. Fakt ist: The Police haben die Leute umgehauen, ihre Musik verbreitete sich in den USA wie ein Lauffeuer und nicht kurz darauf erreichten sie Weltruhm. Ein kleines Konzert kann also manchmal ein echt großer Moment sein. Hach, wie poetisch…

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Zeitsprung: Am 25.3.2015 fährt James Corden Mariah Carey zur Arbeit

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Foto: Emma McIntyre/Getty Images for Apple

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.03.2015

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

„Danke dir, dass du mir mit dem Weg zur Arbeit hilfst. Der Verkehr ist echt übel“, murmelt James Corden da beiläufig Richtung Beifahrersitz. „Ich weiß, es ist unerträglich“, erwidert keine Geringere als Mariah Carey. Am 25. März 2015 startet mit diesem Dialog Carpool Karaoke, die Kultsequenz aus Cordens Late Late Show. Sehen wir uns die Höhepunkte des Formats an.

Schaut euch hier alle Folgen von Carpool Karaoke an

Als James Corden am 23. März 2015 die Late Late Show von Brit-Kollege Craig Ferguson übernimmt, kennt ihn in Amerika kaum jemand. Der Schauspieler und Komödiant hatte sich zwar in Großbritannien einen Namen machen können, doch das Scheinwerferlicht in Kalifornien wirft größere Schatten. Corden weiß, dass er sich beweisen muss. So zieht er zwei Tage nach Amtsantritt ein Ass aus dem Ärmel.

Fahrgemeinschaft 2.0

Der junge Brite importiert ein Format, dass er erstmals für die britische Wohltätigkeitsveranstaltung Red Nose Day 2011 umgesetzt hatte: Da beorderte er George Michael in ein Auto, kurvte mit ihm durch London und trällerte gemeinsam mit dem Sänger dessen Hits. Michael entpuppte sich dabei als charmanter Partner, Corden als kompetenter Gastgeber. Zum Auftakt der US-Show muss also ein ähnlich hochkarätiger Gast her.

So kommt es, dass zwei Tage nach der „British Invasion“ des Abendprogramms Weltstar Mariah Carey in einen LA-typischen SUV steigt. Zunächst kokettiert sie noch, sie könne nach einer durchzechten Nacht nicht mitsingen, aber dann sprengt plötzlich ihr Schmettergesang die Autoscheiben. Dass Corden eine absolut passable zweite Stimme hinbekommt, sorgt bei Stücken wie Always Be My Baby, Fantasy, Thirsty und Vision Of Love mitunter für Ansätze von Gänsehaut. 

Erfolgsformel Menschlichkeit

Der Sympath erklärt den durchschlagenden Erfolg des Segments (und demzufolge auch der gesamten Show) recht einleuchtend: „Da schwingt eine Einfachheit und Intimität mit. Einen Star solchen Kalibers in der gleichen Umgebung zu sehen, in der du und ich sonst auf dem Weg zur Arbeit singen, macht ihn menschlich.“ 

Logisch, dass danach nicht nur Musiktreibende auf Promotour, sondern ganze Musical-Besetzungen mit Corden „zur Arbeit fahren“ möchten. Die Videos, die im Netz häufig viral gehen, bringen so ungewöhnliche Partnerschaften wie Rod Stewart und Rapper ASAP Rocky oder Michelle Obama und Missy Elliott hervor. Ob oberkörperfreie Red Hot Chili Peppers, die Foo Fighters, Paul McCartney oder den gefiederten Elton John: Auch die großen Namen des Rock holt sich Corden gern dazu. 

Bei so viel Prominenz lassen die Starallüren nicht zu wünschen übrig: Berufsprovokateur Kanye West sagt gleich mehrfach hintereinander kurzfristig ab und macht aus dem SUV mal eben eine Boeing; zwischen Corden und Dave Grohl gibt es nach der Ausstrahlung ein kleines Missverständnis. Immerhin rettet Anthony Kiedis laut eigenen Angaben während der Dreharbeiten einem Säugling das Leben. Das ist dann doch etwas mehr Aufruhr, als wir morgens auf dem Weg zur Arbeit ertragen könnten.

Zeitsprung: Am 2.3.2014 knipst eine YouTuberin David Gilmour – ohne es zu wissen.

 

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Popkultur

Review: „Das ist los“ von Herbert Grönemeyer ist genau das Album, das wir jetzt brauchen

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Herbert Grönemeyer
Foto: Victor Pattyn

Herbert Grönemeyer schenkt uns auf Das ist los sinnstiftende Lieder über die Liebe und den Zusammenhalt. Ob er die Gesellschaft damit kitten kann, ist fraglich. Doch alleine der Versuch verdient Hochachtung.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr Das ist los hören:

Herbert Grönemeyer veröffentlicht keine Alben. Herbert Grönemeyer veröffentlicht Bestandsaufnahmen. Seines Lebens, aber auch von unser aller Leben. Immer wenn eine neue Platte von Deutschlands größtem und erfolgreichsten Künstler erscheint, so wirkt es, kommt sie genau zur rechten Zeit. Seine Lieder sind Salben für die Wunden, die wir uns seit seinem letzten Album zugezogen haben, zumeist stille und zurückhaltende Gebäude, in denen wir Schutz suchen können.

„Hoffnung ist gerade so schwer zu finden“ lautet dann auch der erste Satz des Albums. Er stammt natürlich aus der Lead-Single Deine Hand, mit der Grönemeyer schon vor einigen Monaten begeistern konnte. Eine einfühlsame Ode an Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt – wie viele seiner Songs sowohl im Mikrokosmos als auch im Makrokosmos zu sehen. Es geht um tatsächliche Partnerschaft, aber auch um den universellen Zusammenhalt. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir das als Gesellschaft dringend nötig haben.

Nur ein Gutmensch?

Fünf Jahre nach Tumult ist die Welt noch viel tumultartiger geworden. Da braucht es große Künstler, die mit Ruhe, Reflexion und Besonnenheit aufarbeiten, was da eigentlich mit uns und der Welt passiert ist in diesen irren letzten Jahren. Sicher kann man das abtun, verunglimpfen als onkelnde Ratschläge vom alten weißen Mann, als Motivationscoach mit nasaler Stimme. Damit macht man es sich aber zu einfach. Grönemeyer polarisiert, und das schon sehr lange. Die einen echauffieren sich darüber, dass er ja gar nicht singen (geschweige denn tanzen) kann, die anderen halten ihn für einen aufdringlichen Gutmenschen mit Moralkomplex und biederen Thesen. Gutmensch – wie so ein Wort überhaupt zu einer Beleidigung werden konnte, sagt ja auch sehr viel.

Manchmal spielt er seinen Kritiker*innen in die Karten auf diesem Album. Der Titelsong zum Beispiel erinnert eher an Bierzelt oder Schlagerfestival – trotz seines cleveren, defragmentierten Textes, der den Informations-Overkill der heutigen Zeit versinnbildlichen soll. Doch die großen Momente gehören eh den Balladen, das ist bei Grönemeyer schon lange so. Tau zum Beispiel, ein Lied, umrankt von Trauerflor. Der Rest ist mal flott und tanzbar, mal umgarnt von Vintage-Elekronik, mal elegisch mit Streichern.

Songs, die Mut zuflüstern

Um Tod, Verlust und Trauer geht es auch auf Das ist los. Aber nicht als Fixpunkt, sondern als Unausweichlichkeiten des Lebens. Überwiegend möchte Grönemeyer uns stärken, uns Mut zuflüstern, uns als Ganzes wieder zusammenbringen. Man darf sich fragen, wieso ihm das so wichtig ist, warum er denkt, dass ausgerechnet er als Messias zu uns singt. Man darf sich aber auch fragen, warum es sonst niemand tut. Das ist los zeigt uns, dass wir nicht aufgeben sollten, nicht verzagen sollten, nicht den Ist-Zustand beibehalten sollten. Stattdessen sollen wir „Raus in den Sturm“, wie es im dringlichen Genie heißt, rein ins Leben, in die Verantwortung.

Diejenigen, die ihn bisher schon als Gutmenschen abkanzelten, werden sich darauf stürzen und ihn in der Luft zerreißen. Dabei sind es gerade diejenigen, die hier mal genau hinhören sollten. Das ist los ist nicht das beste Grönemeyer-Album, wahrscheinlich nicht mal Top fünf. Es ist aber mal wieder mal genau das Album, was wir jetzt brauchen. Und allein dafür gebührt im Hochachtung.

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Zeitsprung: Am 24.3.1986 triumphieren Van Halen mit neuem Sänger und „5150“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 24.3.1986.

von Christof Leim

Einen geborenen Frontmann wie David Lee Roth zu ersetzen, ist nicht einfach. Doch Van Halen machen aus der misslichen Lage Gold und Platin: Gleich das erste Album mit Sammy Hagar wird zum Nummer-Eins-Erfolg. Dabei eskalierte ein Streit im Studio so sehr, dass ein alter Kollege sogar die Bänder zerstören wollte. Dies ist die Geschichte von 5150. Und wir haben sogar einen unveröffentlichten Song ausgegraben.

Hier könnt ihr 5150 hören:

Nach dem sechsten Album 1984 geht es nicht mehr weiter: Van Halen haben sich mit David Lee Roth so zerstritten, dass sich der Sänger und überlebensgroße „Showman“ in Richtung Solokarriere verabschiedet. Einen Ersatz allerdings können Eddie Van Halen, sein Bruder Alex und Michael Anthony partout nicht finden. Die Sängerin Patty Smyth von der Band Scandal (nicht zu verwechseln mit der Punkikone Patti Smith) lehnt ab, mit der späteren Mr. Big-Stimme Eric Martin und dem australischen Musiker Jimmy Barnes kommen die Kalifornier ebensowenig zusammen. Irgendwann beginnt das Label, Druck zu machen, und fordert sogar eine Namensänderung, was Alex und Eddie Anfang 1986 in aller Form ablehnen. David Lee Roth feiert währenddessen Erfolge mit seiner Cover-EP Crazy From The Heat (1985). Keine schönen Zeiten im Van Halen-Lager also.

Tipp aus der Werkstatt

Doch dann hilft der Zufall: Als Eddie seinen Luxusschlitten – je nach Quelle ein Ferrari oder ein Lamborghini, aber wir wollen da nicht kleinlich sein – reparieren lässt, empfiehlt ihm der Automechaniker den ehemaligen Montrose-Sänger Sammy Hager, der sich mittlerweile mit Hits wie I Can’t Drive 55 und One Way To Rock als Solokünstler etabliert hat. Die Idee ist gut: Als Eddie und Sammy sich treffen, stimmt die Chemie sofort. Hagar verfügt klar über die bessere, vielseitigere Stimme im Vergleich zu „Diamond Dave“ und spielt hervorragend Gitarre, was neue Möglichkeiten für die Liveshow eröffnet. Schlagzeuger Alex Van Halen vergleicht das allgemeine Bandgefühl nach Hagars Eintritt damit, einen Porsche zu fahren nach jahrelanger Schleicherei in einem Volkswagen. Gitarrengott Eddie schlägt in die gleiche Kerbe: „Ich habe noch nie so eine Inspiration erlebt wie an diesem ersten Tag. Wir haben losgespielt, Sammy hat gesungen – und es hat einfach geklickt. Magisch.“

Im November 1985 startet das Quartett die Arbeit an einem neuen Album, im Februar 1986 ist das Ding im Kasten, nur einen Monat vor der Veröffentlichung. Weil Roth den Van-Halen-Stammproduzenten Ted Templeman bei seinem Abgang mitgenommen hatte, übernimmt der langjährige Toningenieur Donn Landee den Job. Doch Sammy fühlt sich damit unwohl: Er wünscht sich eine „richtige“ Besetzung für den Produktionsjob und vor allem eine neutrale Stimme, kein angestammtes Mitglied des inneren Zirkels. Also wird der platindekorierte Foreigner-Gitarrist Mick Jones angeheuert, um das Steuer zu übernehmen. 

Eine harte Drohung

Das geht Landee so dermaßen gegen den Strich, dass er sich – kein Witz – im Studio einschließt und damit droht, die bereits gemachten Aufnahmen zu zerstören. Plötzlich fühlt sich die Atmosphäre sehr, sehr angespannt an, doch kurz vor der Explosion kann die Zündschnur gekappt werden. Landee rückt die Bänder raus, alle Unklarheiten werden beseitigt, und tatsächlich verläuft der Rest der Aufnahmen zur Zufriedenheit aller. Das fertige Album mit neun Songs (ja, damals brauchte man nicht 15 Nummern und ein halbes Dutzend Bonustracks) taufen Van Halen auf den Namen 5150, ausgesprochen „fifty one fifty“. So heißt auch Eddies Studio, benannt nachdem dem kalifornischen Polizeicode für eine geistig gestörte Person.

Das Material klingt runder und musikalischer als die Songs mit „Diamond Dave“, auch mehr nach Mainstream und weniger gewagt, aber – und hier liegt der springende Punkt – ohne jeden Zweifel zu 100 Prozent nach Van Halen. Es finden sich ein paar mehr Love-Songs und Balladen als früher, dazu ein paar ganz dicke Ohrwürmer, allen voran natürlich Why Can’t This Be Love.

Ohrwurm und erste Single von 5150: Why Can’t This Be Love

Start-Ziel-Sieg

5150 marschiert nach der Veröffentlichung am 24. März 1986 ohne Umschweife auf Platz eins der US-Charts, was Van Halen bisher noch nie hinbekommen hatten. (1984 schaffte es bis auf Platz zwei.) Satte fünf Singles werden ausgekoppelt – von insgesamt neun Songs. Das ist schon nicht so richtig schlecht. Die Tracks kennen wir alle: Why Can’t This Be Love, Dreams, Love Walks InBest Of Both Worlds und Summer Nights . Der Rolling Stone kommentiert damals: „Die Welt gehört Van Halen, ob mit oder ohne David Lee Roth. 5150 gleicht einem bombastischen Feuerwerk einer Band auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten.“

Vier der fünf (!) Singleauskopplungen von 5150

Die nächsten zehn Jahre laufen bestens für Van Halen: Jedes (!) der folgenden Alben wird ebenfalls eine Nummer eins in den USA: OU812 (1988), For Unlawful Carnal Knowledge (1991) und Balance (1995). (Die ausführliche Geschichte der letzten Van Halen-Platte mit Sammy, findet ihr hier.)

Bonustrack!

Für die Van Halen-Freaks und Komplettisten haben wir noch ein Schätzchen: Ursprünglich sollte als fünfter Titel auf der zweiten Seite noch der Song I Want Some Action erscheinen, doch der wird nicht veröffentlicht, zumindest nicht offiziell. Zum 30. Geburtstag der Platte stellen Van Halen den Track dann ins Netz. Und hier ist er:

Vorher führte I Want Some Action ein lustiges Schattendasein: Eddie benutzt Teile der Komposition für das bluesige Instrumental Stompin’ 8H, das er 1987 bei Saturday Night Live spielt. Außerdem überlässt er die Nummer seinem Kumpel Steve Lukather, der sie 1989 auf seinem ersten Soloalbum Lukather unter dem Titel Twist The Knife verbrät, nachzuhören hier. Doch das Hauptriff gefällt Eddie so gut, dass er es selbst 1998 nochmal für den Song Dirty Water Dog auf dem Rohrkrepierer-Album Van Halen III (mit Extreme-Sänger Gary Cherone) wiederbelebt.

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Zeitsprung: Am 14.7.1984 steht Eddie Van Halen mit Michael Jackson auf der Bühne.

 

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