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Popkultur

What’s New In Nashville #5

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+++ Auf Überflug: Luke Bryan +++

LukeBryan

Luke Bryan

Seit seinem Debütalbum I’ll Stay Me im Jahr 2007 kennt seine Karriere nur eine Richtung: nach oben. Steil noch dazu. Deshalb kann der smarte Sänger mit der Quarterback-Figur mit seinem neuen Album Kill The Lights den Mega-Erfolg seines Vorgänger-Albums Crash My Party toppen: Platz ein in den US-Country- und Pop-Charts. Auch hierzulande wächst die Fangemeinde des charismatischen Sängers rasant. Seine ausverkaufte Frühjahrstour durch Deutschland war dafür der beste Beleg.

 

+++ Country-Stars sorgen für volle Häuser +++

Die Country-Rock-Pioniere von den Doobie Brothers sind permanent auf Tour – und immer ausverkauft. Ihr zeitloses Songmaterial begeistert seit Jahrzehnten die Menschen. Vor allem, wenn sie – wie bei einer Show kürzlich in Georgia, Eagles-Mitbegründer Don Felder als ‘Special Guest’ begrüßen können. Der Ur-Adler bot ein fantastisches Set aus Eagles-Songs und aktuellem Solo-Material. Ein Abend, bei dem man gerne dabei gewesen wäre …

Das dürfte auch für die Tour von Kenny Chesney und Jason Aldean zutreffen. Vom 2. Mai bis 29. August waren die Country-Superstars gemeinsam auf Achse. Allerorts: sold out. Wohl auch, weil die beiden mit Brantley Gilbert und Cole Swindell zwei weitere Schwergewichte im Show-Paket bieten konnten.

+++ Kacey Musgraves über die Katy Perry-Tour +++

Kacey Musgraves

Kacey Musgraves

Über ihre musikalischen Vorlieben macht die schöne Texanerin keinen Hehl: Country und Folk aus den 60er und 70er Jahren sind ihr Ding, und Songwriter-Legende John Prine ihr persönlicher Heroe. Doch die mit ihrem zweiten Album Pageant Material weiter auf Erfolgskurs kreuzende Singer/Songwriterin blickt auch gerne mal über den Genre-Tellerrand. So genoss sie die Tour im Vorprogramm von Katy Perry sehr, wie sie jetzt in einem Interview verriet: „Gut, da ging natürlich die Post ab, aber es war ein tolles Erlebnis.“ Nicht nur wegen der umfangreichen Pyrotechnik war die Tour auch eine Art Feuertaufe: „Da waren zum Teil 60.000 Kids, die auf die Hits von Katy Perry warteten, und dann komme ich mit meinen ruhigen Folk- und Country-Songs. Ich war gespannt wie das ausgehen würde.“ Es ging gut aus: „Sie mochten diese Musik, es war eine klasse Erfahrung.“

+++ Lady Gaga steht auf The Band Perry +++

Wer hätte das gedacht: Pop-Superstar Lady Gaga steht auf The Band Perry. Über Twitter teilte sie mit „I love The Band Perry. Thank you fort he ammaazzzzing new single!“#Live Forever. Klar, dass sich The Band Perry über so viel Lob aus berufenem Munde überschwänglich bedankten. Kimberly Perry sagte überdies, dass es schon seit einigen Jahren Gerüchten gebe, dass Lady Gaga nach Nashville kommen wolle, um ein Country-Album aufzunehmen. Ein Duett von Lady Gaga und Kimberly wäre amaazzzzing. Mindestens!

+++ Little Big Town sind abgetaucht … +++

… und das scheinbar in der Karibik. Das lässt zumindest das sonnige, mit viel weißem Sand und

türkisem Meerwasser gefilmte Video von Painkiller vermuten. Bei der filmischen Umsetzung des Little Big Town-Hits geben die vier auch eine launige Gesangseinlage unter Wasser – in voller Montur. Wer mehr über die Abbas der Countrymusik wissen möchte, sollte auf deren Website schauen: www.littlebigtown.com hält die Fans der Band erstklassig auf dem Laufenden.

Little Big Town

Little Big Town

+++ Jennifer Nettles: neue Heimat, neues Album, neue Tour +++

Neues Pferd aus dem Big Machine-Stall: Jennifer Nettles. Die blonde, stimmgewaltige Sugarland-Sängerin präsentiert im Oktober ihre neue Single. Anfang 2016 soll das Solo-Album folgen. Die Erwartungen sind hoch, wie Big Machine Label-Präsident Scott Borchetta sagt: „Sie ist einfach eine der besten Country-Sängerinnen aller Zeiten. Ich kann es nicht erwarten, ihre neuen Songs zu hören.“ Auch Nettles ist über die neue Partnerschaft glücklich: „Sie sind einfach die besten im Business.“ Am 23. Oktober startet sie in Atlanta ihre Playing With Fire-Tour – gemeinsam mit Brandy Clark und Ryan Kinder.

+++ Darius Rucker rockt „Instant Jam“+++

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Darius Rucker auf seinem Cover zu Southern Style.

Ende August gab Darius Rucker im Rahmen der CMT’s „Instant Jam“-Serie ein Überraschungskonzert in Charleston, South Carolina. Bei der kostenlosen Show präsentierte Rucker – neben Songs aus seinem Solo-Repertoire – einige Hits seiner Band Hootie & The Blowfish sowie Coverversionen von Blackstreet und John Mellencamp. Emotionaler Höhepunkt war seine A-Capella-Version von Amazing Grace, die er den Opfern des Kirchen-Massakers in Charleston im Juni widmete. CMT’s Instant Jam bietet exklusive Shows und begleitet die Künstler während der letzten Stunden vor dem Auftritt. Neben Darius Rucker präsentierte der TV-Sender Shows von u.a. Florida Georgia Line und Kenny Chesney.

+++ Der gelebte Traum von Rascal Flatts +++

Vor 15 Jahren starteten die Rascal Flatts ihren imposanten Siegeszug – mit ihrer Debüt-Single Prayin’ For Daylight. Einer Tageszeitung in Cleveland gestand Sänger Jay DeMarcus kürzlich, dass sie damals inständig hofften, dass die Single nicht ein Flop würde. „Unser Ziel war, dass wir eine zweite Single veröffentlichen dürfen. Dass wir aber eine Million Tonträger verkaufen würden, kam nicht einmal in unseren wildesten Träumen vor.“ Eineinhalb Jahre und drei Single-Veröffentlichungen später dämmerte es ihm. „Da wurde mir bewusst, was wir mit dieser Band haben, und dass es tatsächlich funktionieren könnte.“

+++ Produzent Bob Johnston gestorben +++

Produzent Bob Johnston ist am 14. August in Gallatin, Texas, im Alter von 83 an Herzversagen gestorben. Während seiner 50-jährigen Karriere produzierte er einige der wichtigsten Alben seiner Generation – darunter die legendären Live-Alben At Folsom Prison und At San Quentin von Johnny Cash. Auch Willie Nelson, Marty Robbins und Flatt & Scruggs vertrauten auf die Produktionskünste des Texaners.

+++ Deutschland-Konzerte von Brantley Gilbert und Jason Isbell +++

Nach zwei Konzerten Anfang 2015 kommt Brantley Gilbert für drei weitere Konzerte nach Deutschland: genau gesagt nach Hamburg, München und Stuttgart. Auch Singer-Songwriter Jason Isbell hat Termine für Deutschland bekannt gegeben. Die Club-Konzerte in Hamburg, Berlin und Köln finden im Januar 2016 statt.

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Brantley Gilbert

 

+++ Americanafest mit Top-Line-Up +++

Vom 15. Bis 20. September findet in Nashville das Americana Music Festival 2015 statt. Bei der Veranstaltung gibt es tagsüber spannende Diskussionen mit Musik-Experten – abends ein hochkarätiges Musikprogramm in den verschiedenen Clubs der Stadt. Insgesamt rund 165 Acts werden im Rahmen des Events zu sehen sein. Den Höhepunkt bildet Americanafest im ehrwürdigen Ascend Amphitheater. Mit u.a. dabei: Steve Earle, Gillian Welch, Eric Heywood, Honeyhoney, Lera Lynn, Horsefeathers, Mary Gauthier, Tift Merritt und die Country-Ikone Loretta Lynn.

+++ Im himmlischen Rosengarten: Lynn Anderson gestorben +++

Lynn Anderson ist tot: Am 31. Juli starb die Alte Dame des Country an einem Infarkt. Weltweit bekannt wurde die Sängerin mit ihrem Hit (I Never Promised You A) Rose Garden für den sie 1970 den Grammy erhielt. Kein Sänger oder Sängerin trat öfter vor US-Präsidenten auf als die 1947 in Grand Forks, North Dakota geborene Anderson. Als erster lud Richard Nixon sie in den Rosengarten des Weißen Hauses in Washington ein, jeder weitere Präsident setzte diese Tradition fort – auch Barack Obama.

+++ Ausstellung über Produzenten-Legende Sam Phillips +++

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Von Philipps produziert: Johnny Cash.

Die Country Music Hall of Fame in Nashville ehrt Produzenten-Legende Sam Phillips mit einer Ausstellung. Bis zum 12. Juni 2016 können die Besucher des Museums Phillips’ Karriere nachvollziehen. Der 2003 gestorbene Produzent gilt als Visionär und als eine der innovativsten Figuren des Country- und Rock-Business. Nicht ohne Grund ist er sowohl in die Rock and Roll Hall of Fame ebenso aufgenommen worden wie in die Country Music Hall of Fame. Als Gründer von Sun Records in Memphis hat er Karrieren wie die von Elvis Presley, Johnny Cash, Jerry Lee Lewis, Roy Orbison, Carl Perkins und vielen anderen angeschoben oder gar erst möglich gemacht.

+++ Aus der Gerüchteküche: Kehrt Shania Twain nach Las Vegas zurück? +++

Es brodelt mächtig in der Gerüchteküche. Kehrt Shania Twain nach Las Vegas zurück? Schon im kommenden Frühjahr oder spätestens 2017 könnte das der Fall sein. Über ihr Engagement in Las Vegas und die Zeit im Cesars Palace sagte sie: „Die Zeit in Las Vegas war überraschend. Alle waren so liebenswürdig und es gab immer jede Menge zu tun. Wir haben uns dort wahnsinnig wohl gefühlt.“ Bis Ende Oktober ist die Country-Lady in Nordamerika auf Tour, anschließend geht es in Europa weiter.

Text: Gunther Matejka
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Popkultur

Zeitsprung: Am 7.6.1993 ändert Prince seinen Namen in ein unaussprechliches Symbol.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 7.6.1993.

von Christof Leim

An seinem 35. Geburtstag ändert Prince seinen Namen in ein unaussprechliches Symbol. Damit will er gegen seine Plattenfirma protestieren, von der er sich künstlerisch eingeschränkt fühlt. Der Rest der Welt wundert sich…

Hört hier in die besten Prince-Songs rein:

Seinen ersten Plattenvertrag unterschreibt Prince Rogers Nelson 1977. Darin einigt sich der 18-Jährige mit Warner Bros. Records darauf, die völlige kreative Freiheit zu behalten und sämtliche Alben selbst zu produzieren. Das funktioniert für alle Beteiligten gut, macht Prince zum Star und bringt Warner Millionenseller wie Purple Rain (1984) und Sign O’ The Times (1987). Deshalb stört es auch niemanden, wenn der Mann zwischendurch zum Beispiel ein fertiges Album in die Tonne kloppt und schnell mal eben ein neues aufnimmt (siehe Lovesexy, 1988). 1992 wird der Deal sogar verlängert.

Grundlegende Meinungsverschiedenheit

Dem unglaublich produktiven Künstler liegt Anfang der Neunziger viel daran, seine unzähligen unveröffentlichten Songs – angeblich über 500 – so schnell wie möglich unter die Leute zu bringen. Verständlich, denn dafür hat er das Zeug ja geschrieben. Die Plattenfirma lehnt das jedoch ab, denn sie legt (nicht weniger verständlich) Wert darauf, nur das beste Material in die Läden zu stellen und vor allem den Markt nicht zu überschwemmen. Prince macht keinen Hehl daraus, dass ihm das so gar nicht gefällt und malt sich für öffentliche Auftritte das Wort „Slave“ (dt.: Sklave) ins Gesicht. Nur nützt ihm das nichts, denn Warner Bros. besitzen die Rechte an Princes Künstlernamen und kreativem Output, wie es für Plattenverträge völlig üblich ist. Kurz gesagt: Warner wollen nicht einfach Hunderte an Liedern raushauen, Prince will nicht nur eine Marke sein, mit der die Firma Geld verdient.

Also lässt sich unser Mann etwas einfallen: Er verkündet am 7. Juni 1993, seinem 35. Geburtstag, dass er von nun an nicht mehr den Namen Prince nutze, sondern ein Symbol, das aussieht wie ein Mashup aus den astrologischen Zeichen für Mann und Frau. „Es ist ein unaussprechliches Symbol, dessen Bedeutung nicht erklärt wurde“, heißt es in einer kryptischen Erklärung des Künstlers. „Es geht darum, in neuen Wegen zu denken.“ Prince lässt sich das Ding als „Love Symbol #2“ schützen, packt es auf das Cover seines 1992er-Albums und nutzt es fortan als Bezeichnung für sich selbst.

Ändert aber nix…

Das ist natürlich alles ein bisschen unpraktisch. Zum einen kann man das „Symbol“ nicht schreiben, weshalb Warner Floppy Disks mit einer Grafikdatei an die Medien verschickt. Außerdem weiß niemand, wie man dass denn nun jetzt aussprechen soll. MTV lösen das Problem angeblich, indem sie in ihren Sendungen immer ein metallisches „Klonk!“ einspielen, wenn das „Symbol“ genannt werden müsste. Doch es hilft alles nichts, ein Name muss her. Irgendwann einigt man sich auf „The Artist formerly known as Prince“ oder „TAFKAP“. Das ist offensichtlich ziemlich bescheuert, und für die Fans bleibt ihr Held ohnehin Prince. Vor allem aber: Der Vertrag mit Warner gilt natürlich trotzdem weiter, und juristisch, also „in echt“, heißt der Mann weiterhin Prince Rogers Nelson. Und beides weiß er auch.

Viele in der Musikindustrie halten die Aktion für verrückt, die Fans wundern sich, aber immerhin bringt „TAFKAP“ seinen Standpunkt deutlich zum Ausdruck. Die folgenden Alben und Singles gelten allerdings nicht als Höhepunkte seines Schaffens, die Verkaufszahlen gehen deutlich zurück.

Erst im Jahr 2000, als der Vertrag mit Warner ausläuft, nutzt Prince wieder seinen alten Namen. Statt sich erneut an eine Firma zu binden und die herkömmlichen Wege für Vertrieb und Vermarktung zu wählen, agiert er als sein eigener Herr, setzt auf das Internet und baut eigene Strukturen auf. In einem Interview mit Larry King erklärt sich Prince beziehungsweise „TAFKAP“ beziehungsweise „Klonk!“.

2014 jedoch setzt sich der Künstler wieder mit Warner an einen Tisch, weil sein Erfolgsalbum Purple Rain zum 30. Jubiläum neu aufgelegt wird. Das Einlenken lohnt sich, denn Prince gewinnt die Rechte an all seinen alten Platten zurück. Leider stirbt der Ausnahmemusiker am 21. April 2016 mit nur 57 Jahren.

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Zeitsprung: Am 10.5.1988 veröffentlicht Prince das kurzfristig aufgenommene „Lovesexy“.

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Popkultur

Von Woodstock bis zum Fyre Festival: Die größten, besten und schlimmsten Festivals aller Zeiten

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Woodstock 1999 Header
Foto: Frank Micelotta Archive/Getty Images

Die Sonne knallt, die ersten Mega-Festivals sind schon über die Bühne gegangen. Zum Start der Freiluftsaison stellen wir Open-Air-Festivals vor, die in die Geschichtsbücher eingegangen sind – positiv wie negativ.

von Björn Springorum

Sommer, Sonne, Bier in der Hand und eine Band unter freiem Himmel sehen: Seit über 50 Jahren sind Musikgfestivals ein integraler Bestandteil des Sommers und ein Übergangsritus für unzählige Generationen. Manche Festivals sind bis heute unvergessen, manche würde man lieber sofort wieder vergessen – Bühne frei für unsere Top 10 der denkwürdigsten Festivals aller Zeiten.

Der Pionier: Monterey Pop Festival (1967)

Bei der Mutter aller Festivals denken alle immer gleich an Woodstock, und das aufgrund der Symbolkraft auch nicht zu Unrecht. Der eigentliche Pionier der Gegenkulturfestivals findet aber im Juni 1967 statt – also rund zwei Jahre vor Woodstock. In Nordkalifornien wird Musikgeschichte geschrieben, als Jimi Hendrix sein US-Debüt gibt (nur echt mit brennender Gitarre), als The mamas And The Papas, Eric Burdon And The Animals, The Who, The Byrds oder Big Brother And The Holding Company das Zeitalter von Aquarius herufbeschwören. Sogar der offizielle Werbesong San Francisco (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair) von Scott McKenzie wird zur Legende.

Der Mythos: Woodstock (1969)

Vieles ging schief bei Woodstock. Die Organisatoren waren nicht auf die Massen vorbereitet, statt der geschätzten 50.000 kamen 400.000 überwiegend junge Menschen. Es regnete, alles versank im Schlamm, der Zaum ums Gelände wurde nicht rechtzeitig fertig, die PA war schwach und das Essen ging aus. Alles egal: Woodstock ist dennoch die Urmutter aller Festivals, der Aufschrei des jungen Amerikas gegen den Vietnamkrieg. Fast schon nebensächlich, wer da auf der Bühne spielte (unter anderem Jimi Hendrix, Santana, Jefferson Airplane, The Who, Sly & The Family Stone, Crosby, Stills, Nash & Young, Mountain, The Grateful Dead, Creedence Clearwater Revival und Janis Joplin). Als Jimi Hendrix die Nationalhymne verzerrt besessen spielte, waren nur noch 40.000 Menschen da. Der Hippietraum war bald darauf vorbei, auch Woodstock konnte ihn nicht retten. Der Mythos, der wird aber für immer derselbe bleiben.

Der Riese: Isle Of Wight Festival (1970)

Ein Jahr nach Woodstock ist der Vietnamkrieg immer noch nicht zu Ende. Also kommen auf der Isle Of Wight bei bestem englischen Sommerwetter (nasskalt, windig, grau) 600.000 Besucher zusammen – die bis dato größte Menschenansammlung in Europa. Jimi Hendrix und Joan Baez verbreiten auch in Europa ihre Botschaft des Friedens, außerdem spielen Miles Davis, The Doors, The Who, Lighthouse, Ten Years After, Emerson, Lake & Palmer, Joni Mitchell, The Moody Blues, Leonard Cohen oder Jethro Tull. Ausgerechnet nach dem Event 1970 ist erst mal Schluss mit dem Isle of Wight Festival – bis 2002.

Der Anarchist: Love-And-Peace-Festival

Die Ostseeinsel Fehmarn geht im September 1970 in die Geschichtsbücher ein: Hier spielt Jimi Hendrix sein letztes Konzert vor seinem Tod am 18. September. Der Auftritt ist allerdings lustlos, unmotiviert, überhaupt läuft auf dem Festival nichts wirklich rund: Das Wetter ist schlecht, die Organisation mangelhaft, zudem zwingen 180 Rocker der Bloody Devils die Veranstalter dazu, als Security eingesetzt zu werden. Ganz miese Idee. Procol Harum und Ten Years After sagten ab, die Besucher bauten sich aus den Türen der Latrinen Windschutz. Am Ende spielen Ton Steine Scherben (damals noch als Rote Steine). Während sich die veranstalter mit der Tageskasse aus dem Staub machten, spielte die Band Macht kaputt, was euch kaputt macht – und die Besucher nahmen das sehr ernst. Man kann also sagen, dass das desaströse Festival nicht gerade seinem Namen gerecht wurde.

Der Millionenflop: US Festival (1983)

Schon das erste US Festival 1982 von Apple-Gründer Steve Wozniak wird trotz Fleetwood Mac, The Grateful Dead, The Police oder Tom Petty zum Mega-Flop, der den Veranstalter zwölf Millionen US-Dollar kostet. Hält Wozniak nicht ab, es im nächsten Jahr gleich noch mal zu versuchen. Diesmal kamen Stevie Nicks, David Bowie oder Van Halen (die allein 1,5 Millionen US-Dollar kosteten), doch selbst die 670.000 Besucher können einen weiteren katastrophalen Flop nicht verhindern. Am Ende bricht Chaos aus, es wird randaliert, zwei Menschen sterben. Zu einer dritten Auflage kommt es nicht.

Der Hipster: Coachella (1999)

Die erste Ausgabe von Coachella ist 1999 ein massiver Flop: Die Veranstalter hofften auf 70.000 Besucher, bekamen gerade mal die Hälfte und verloren eine knappe Million US-Dollar. Am Line-Up mit unter anderem Beck, Tool, Rage Against The Machine, The Chemical Brothers und Morrissey kann es zumindest nicht gelegen haben, so oder so sah alles danach aus, dass das erste Coachella gleich auch das letzte Coachella bleiben würde. Nach zwei Jahren Pause war Coachella wieder da – und wurde dann sehr schnell das beliebteste Festival der USA. Nur Rage Against The Machine treten hier mittlerweile wahrscheinlich nicht mehr auf.

Der Gewalttätige: Woodstock 1999 (1999)

30 Jahre nach Woodstock wird das zweite Sequel des Hippe-Jahrhundertereignisses zur Katastrophe: Über 200.000 Leute kommen in den Bundesstaat New York, doch statt love, peace and music wird das Festival zum Kriegsgebiet: Essen und Getränke sind extrem teuer, die sanitären Anlagen in schlechtem Zustand, es kommt zu zahlreichen Vergewaltigen, sexueller Nötigung, Diebstahl, Plündereien, Brandstiftung und brutaler Gewalt. Der Name Woodstock wurde 1999 für immer beschmutzt

Der Kriminelle: Fyre Festival (2017)

Auch dank der Netflix-Doku ging das Fyre Festival als größter Betrug in die Festivalgeschichte ein. Gepusht von Influencern als paradiesisches Glamour-Event auf den Bahamas, fanden die Festivalbesucher Notzelte und verpackte Sandwiches statt Strandvillen und Gourmetküche vor. Das Festival wurde angesagt, Veranstalter Billy McFarland musste für sechs Jahre ins Gefängnis und wurde zu 26 Millionen US-Dollar Schadenersatz verklagt. Im April 2023 verkündete er dann tatsächlich, dass es Fyre Festival II geben soll. Das kann ja was werden.

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Zeitsprung: Am 28.5.1983 bringt das 2. US Festival tolle Bands und verheerende Kosten.

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Popkultur

45 Jahre „The Cars“: Wie eine Bostoner Band die Zukunft der Rockmusik erfand

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Foto: Ron Pownall Photography/Getty Images

Das selbstbetitelte The-Cars-Debüt klingt ein bisschen so wie David Bowie und Queen auf einem Roadtrip durch die USA. Auch 45 Jahre nach der Veröffentlichung hat das visionäre The Cars nichts von seinem melodischen Zauber verloren.

von Björn Springorum

Die späten Siebziger sind für die klassische Rockmusik keine einfache Zeit. Links wird sie von räudigem, schnoddrigen Punk überholt, rechts scheren schon die Synthesizer aus, um Wave und Synth-Pop in Position zu bringen. Mittendrin: The Cars aus Boston, die mit ihrem wegweisenden Debüt The Cars den Verlauf der Musik ändern sollen.

Aller Anfang ist schwer

Die Bandgründer Ric Ocasek und Benjamin Orr sind damals alles andere als Greenhorns. Beide über 30, beide schon in diversen Bands in Ohio oder Michigan gewesen. Auf die synthetische Zukunft der Rockmusik haben sie aber erst mal keinen Bock: Sie spielen in der Folk-Band Milkwood, die nach Crosby, Stills And Nash duftet und 1972das Album How’s The Weather hervorbringt. Die Musikwelt interessiert sich damals dafür nicht – und das eigentlich zu Unrecht, wie man hier hören kann:

Mit Folk wird es anscheinend nichts, also versuchen sie es erst mit der Band Richard And The Rabbits und dann mit dem Akustikduo Ocasek And Orr. Man kann also auch sagen, dass sie einfach so lang alle Genres abgrasen, bis mal irgendwas auf offene Ohren stößt. Nächste Station: Cap’n Swing, ebenfalls eine weitgehend vergessene Band, in der aber immerhin auch der spätere The-Cars-Gitarrist Elliot Easton spielt. Irgendwann hat Ocasek genug vom ganzen Misserfolg und den ganzen vergeblichen Anstrengungen. Kostet ja auch Zeit und Kraft. Also holt er sich den Keyboarder Greg Hawkes in die Band und entwickelt ein neues Konzept.

Mit Rockabilly und Punk in die Zukunft

Unter den Namen The Cars gründet sich 1976 eine Band, die aus dem Rockabilly der Fünfziger, dem Minimalismus des Punk und den ungeahnten Möglichkeiten der neuen Synthesizer einen neuen Sound macht. The Cars klingen in ihren frühen Tagen stark nach David Bowie oder Queen, aber eben hinter dem Steuer eines US-amerikanischen Cabrios auf einem Roadtrip durch die Harmonien des Great American Songbook. Hier entsteht Musik, die so klingt wie die Vergangenheit und die Zukunft der Rockmusik.-

Und irgendwie funktioniert alles plötzlich ganz schnell. Am Silvesterabend 1976 spielen sie ihre erste Show auf einer Air Force Base, bei einer ausgedehnten Frühjahrstour 1977 durch New England entwickeln sie im Pink-Floyd-Stil die Songs ihres Debüts. Und die erzeugen schnell einen ordentlichen Buzz um diese neue Band: Ein Demotape wird von Bostoner Radiosendern praktisch im Loop gespielt, schnell ist auch das Interesse großer Plattenfirmen da. Hier war etwas Neues im Busch, da will niemand zu spät auf den Zug aufspringen. Aus Businesssicht sind The Cars damals schon recht clever: Sie entscheiden sich für einen Deal mit Elektra Records (damals auch die Heimat der übermächtigen Eagles), weil das Label im Vergleich zum Mitbewerber Arista Records keine New-Wave-Acts unter Vertrag hat. Man würde, so schlussfolgert die Band, folglich mehr herausstechen.

Aufgenommen wird in London

Und der Plan geht so was von auf: Nach den Aufnahmen in London mit Queen-Hitmaker Roy Thomas Baker erscheint am 6. Juni 1978 The Cars und kann bis auf Rang 18 der erbittert umkämpften US-Charts klettern. Alle Singles charten ebenfalls, aus Radios im ganzen Land dröhnen sehr bald Good Times Roll oder Just What I Needed. Aber warum eigentlich? Warum verkauft sich The Cars über sechs Millionen Mal und bekommt sechsfach Platin? Weil die Rockmusik im Wandel ist. Und The Cars als einer der Zukunftsboten auf den Plan treten.

Das Album erscheint in einer Übergangsphase, in einer Zäsur. Zwar haben AC/DC gerade erst Powerage veröffentlicht, aber zur selben Zeit kommen eben auch Kraftwerk mit ihrem Maschinenmanifest Die Mensch-Maschine und die Rolling Stones mit dem wavigen Some Girls um die Ecke. Es passiert was in der Rockmusik, das klassische Line-Up aus Gitarre, Bass, Drums wird zunehmend weniger nachgefragt. Da passen The Cars mit ihrem eklektischen Sound perfekt.

Jeder Song sitzt

Die Harmonien des Pop, die Melodien des Radio-Rock, die Extravaganz des New Wave und der Simplizismus des Punk erschaffen einen originellen, frischen, eingängigen Sound, der der Band endlich die erhoffte Aufmerksamkeit bringt. Auch nicht unwichtig: Die Songs sind allesamt grandios geschrieben und arrangiert. Und funktionieren bis heute. „Wir scherzten früher, dass wir unser erstes Album eigentlich The Cars Greatest Hits nennen sollen, so meinte Gitarrist Elliot Easton mal.

Das Spannende ist aber auch, wie brückenbauend The Cars damals sind: Die übliche Kluft zwischen Rockern und Poppern wird von ihnen mühelos überbrückt. Für Rocker ist The Cars gerade noch hart und gitarrenlastig genug, für New-Waver sind die Songs in Sachen rockiger Härte gerade noch erträglich.

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