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Popkultur

Zum Tod Buddy Hollys – Präzedenzfall des popkulturellen Totenkults

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“Der Tag an dem die Musik starb”, singt der große Don McLean in American Pie – und meint damit den tragischen, tödlichen Flugzeugabsturz, der den erst 22-Jährigen Buddy Holly am 03. Februar 1959 das Leben kostete. Dieser war gerade mit einigen Musikerkollegen auf Tour durch den mittleren Westen der USA. Die Runde, die da gemeinsam durchs Land zog, wurde im Nachhinein oftmals als die Pioniere des Rock n‘ Roll bezeichnet:

Da war zum einen der 28-Jährige Jiles Perry Richardson Junior, genannt The Big Bopper, der als Radio DJ bekannt geworden und als Musik mit Chantilly Lace seinen ersten großen Hit landete. Außerdem gab es den 17-Jährigen Richard Steven Valenzuela, bekannt als Ritchie Valens, welcher mit seinem mexikanisch geprägten Chicano-Rock n‘ Roll für Furore sorgte und dessen Songs wie La Bamba und Donna in den Zimmern der amerikanischen Jugend rauf und runter liefen.



Im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand jedoch ganz klar Buddy Holly. Zusammen mit Produzent Norman Petty und seiner Begleitband The Crickets gelang ihm 1957 der Durchbruch.

Die Live-Besetzung Schlagzeug, Bass, Rhythmus- & Lead-Gitarre gilt seitdem als Blaupause für jede Rockband. Buddy Hollys Songs That’ll Be The Day und Peggy Sue machten es sich an der Spitze der Billboard Charts und im kollektiven Popgedächtnis bequem, durch seine zahlreichen Fernsehauftritte wurde seine Erscheinung – schlaksige Figur, wuchtige Hornbrille – schnell ikonisch und definiert bis heute die visuelle Erinnerung an ihn.

 

Auf der Bühne Hui, im Tour-Bus Pfui

Als die jungen Nachwuchs Stars nun im Winter 1959 zusammen unterwegs waren, war das Tour-Leben doch wesentlich weniger glamourös als man gemeinhin annehmen könnte. Die Musiker kämpften sich in einem Bus ohne Heizung über die Straßen des mittleren Westens, der fest von einer Kältewelle umklammert wurde. Eingewickelt in dicke Decken saßen die Musiker auf ihren Sitzen und mussten miterleben, wie aus ihrer The Winter Dance Party langsam eine gesundheitsgefährdende Angelegenheit wurde: Grippe und sogar Frostbeulen verbreiteten sich unter den Künstlern.

Abends auf der Bühne musste das freilich anders aussehen: In den Ballrooms der Provinz standen sie perfekt frisiert auf der Bühne, präsentierten jeden Abend ein energetisches Programm und versuchten so, auch den letzten Hinterwäldler in einen frenetischen Anhänger des Rock n‘ Roll zu verwandeln – nur um kurz darauf wieder für hunderte Meilen in einer fahrenden Tiefkühltruhe festzustecken. Ein Widerspruch, der sich im Backstage-Raum vermutlich nur mit viel Hochprozentigem in Wohlgefallen auflösen ließ.


 Buddy-Holly---UMG-News


Eine fatale Fehlentscheidung

Am 03. Februar 1959 reichte es Buddy Holly dann: Frustriert und entnervt charterte er ein vier-sitziges Flugzeug, dass ihn und die erwähnten Musiker zu dem nächsten, über 600 Km entfernten Auftrittsort bringen sollte, während der Rest der Truppe mit dem Bus weiter fährt.

Man verabschiedet sich (Buddy: „Ich hoffe, euer Bus friert ein!“, Bandmitglied Waylon Jennings gibt sarkastisch zurück: „Ich hoffe, euer Flugzeug stürzt ab!“ – Ein Witz, der ihn noch sehr lange verfolgen sollte). Es ist dunkel und stürmisch, schweres Schneegestöber. Der 21-Jährige Pilot ohne Nachtflugerfahrung entscheidet sich trotzdem zu starten. Die Maschine hebt ab und unterliegt schon nach wenigen Minuten den Naturkräften. Ein Rütteln, schwere Winde, der Boden, der sich rasant nähert. Dann Dunkelheit.

Eine Story, die sich ebenfalls um den Tod Hollys rankt ist folgende. Der Britische Musikproduzent Joe Meek will, während  einer Séance 1958, erfahren haben, dass Buddy Holly am 03. Februar sterben wird. Er unternahm alles ihm mögliche, um seinen angehimmelten Star davor zu warnen, aber schaffte es nicht. Fortan glaubte er mit Holly durch Tonbandaufnahmen kommunizieren zu können und hielt Séancen an seinem Grab ab. 1967, acht Jahre später, erschoss Meek seine Vermieterin Violet Shenton und anschließend sich selbst. Offenbar litt er an Paranoia und Schlafmangel.


 Der Beginn eines Totenkults

Am nächsten Morgen finden die alarmierten Rettungskräfte ein völlig zerfetztes Flugzeug-Wrack nebst übel zugerichteten Leichen. Alle drei jungen Musiker sind tot – eine Tragödie, wie sie die Popgeschichte bis dahin nicht kannte. Was folgt, ist ein Präzedenzfall für den Märtyrerkult, wie wir ihn seit dem viel zu oft erleben mussten: Buddy Holly und seine Begleiter werden zu den ersten Heiligen der Popkultur, denen große Künstler wie Keith Moon, Janis Joplin, Brian Jones, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Kurt Cobain oder Amy Winehouse folgten.

Der erste Rock n‘ Roller, der die Tragödie in Wort & Melodie festhielt, war – noch im Unglücksjahr – Eddi Cochran mit seinen Three Stars. Dem folgte, 1971, besagter McLean mit American Pie und noch zum 25. Todestag – 1984 – brachte der britische Glam-Rocker Alvin Stardust mit I Feel Like Buddy Holly seine Trauer zum Ausdruck.


Auf die Einflüsse von Buddy Holly & Co bezog sich in den 1960er Jahren eine ganze Generation von Rock-Musikern – allen voran Legenden wie The Beatles & The Rolling Stones. Höre hier alle Klassiker & Hits der 1060er Jahre:

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