Neues Album: Steven Wilson vertont das Internetzeitalter
Wenn Prog-Magier Steven Wilson ein Thema in Klänge fasst, dann macht er es richtig. Für sein am 12. Juni erscheinendes neues Album The Future Bites hat er sich das allumfassendste von allen ausgesucht: das Internet. Einen ersten neuen Song gibt es schon jetzt!
von Björn Springorum
Prog-Oper auf den Zeitgeist
Nach den Fake News und gefühlten Wahrheiten des letzten Albums nimmt er sich diesmal gleich das denkbar größte aller Themen vor: das menschliche Verhalten im Internet. Wilson nimmt mit in die Welt der Süchte des 21. Jahrhunderts, an einen Ort, der mehr Auswirkungen auf uns alle hat als wir uns immer einreden. Kaufsucht, Geltungssucht, manipulative Medien und endlose Möglichkeiten – eine schöne neue Welt, die bei Steven Wilson dennoch nicht zur moralisierenden Dystopie verkommt. Dafür ist der englische Musiker eh viel zu clever. Stattdessen liefert er so etwas wie eine Prog-Oper auf den Zeitgeist, ein schillerndes Werk, das ihn mal wieder von einer ganz anderen Seite zeigt. Das macht schon der erste neue Song deutlich, den Wilson veröffentlicht hat – der zehnminütige Personal Shopper:
Die elektronischen Klänge erinnern an den Pionier Giorgio Moroder, die ganze Haptik des Songs lässt ein futuristisches Musical vor dem inneren Auge entstehen. Ist natürlich nur ein Einblick in neun Tracks, die mal elektronisch, mal sphärisch, mal krautig, akustisch und mal funkig (ja, wirklich!) daherkommen. Und weil Steven Wilson nicht nur so aussieht wie ein gewaltiger Nerd, hat er parallel zur Albumankündigung auch die zugehörige Webseite www.thefuturebites.com live geschaltet, sein ganz persönliches, durchdesigntes Tor in eine Welt des Konsums, in der man unter anderem Luft in Dosen kaufen kann. Wahrscheinlich ist die bald schon so beliebt wie Toilettenpapier…