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Popkultur

„Am Fenster“ und mehr: 10 unsterbliche Ostrock-Klassiker von City

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City
Foto: ullstein bild Dtl./Mambo Photo/Getty Images

Gerade erst haben City den Ehrenpreis Musik bei der Goldenen Henne verliehen bekommen. Vollkommen zurecht natürlich! Weshalb man die Ostrock-Giganten nicht auf Am Fenster reduzieren sollte, zeigt diese Liste.

von Björn Springorum

Die Puhdys, Karat und City gelten ganz allgemein als Dreifaltigkeit des Ostrock. Ist natürlich nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs, ebenso wenig sind Bon Jovi, Aerosmith und Guns N’Roses alles, was es in der Rockmusik der USA zu hören gibt. Dennoch tauchen immer wieder diese drei Bands auf, wenn man die rockmusikalische Geschichte der DDR erzählt. Und nicht zu Unrecht: City zum Beispiel gelten als erfolgreichste Band der neuen Bundesländer, über 15 Millionen Tonträger haben sie seit ihrer Gründung 1972 verkauft.

Das Besondere: City waren nicht nur in der DDR erfolgreich, sondern ein gesamtdeutsches Phänomen. Dazu trägt ihr größter Hit Am Fenster maßgeblich bei: Die Single verkauft sich allein über zehn Millionen Mal. Warum es dennoch ein Fehler ist, die Band auf diesen einen Song zu limitieren, zeigen die folgenden Stücke aus 50 Jahren City.

1. Unter der Haut (1983)

1983 sind auch City dem New Wave verfallen. Unter der Haut hat zwar einen deutschen Text, klingt aber gar nicht nach NDW und eher nach den auffällig gestylten New Romantics aus England. The Human League lassen grüßen. Ein schillernder, melodischer Beweis für die Wandlungsfähigkeit dieser Band. Und zweifellos ein Einfluss auf deutsche Projekte wie Levin Goes Lightly.

2. Casablanca (1987)

Casablanca ist eine Besonderheit. Einerseits weil der schwelgerische Song vom DDR-Schauspielstar Henry Hübchen geschrieben wurde; und andererseits, weil es sich bei der Nummer von 1987 um die wahrscheinlich cinematischste von City handelt: Schwelgerisch, sehnend, voller bittersüßem Fernweh und Melancholie, lose aufgehängt am Filmklassiker: „Spiel noch mal ‚As Time Goes By‘.“ Bei so einem Song nie in Kitsch abzudriften, das können nur wenige.

3. Wand an Wand (1987)

Ein wenig blitzt der alte Udo Lindenberg in dem ahnungsvollen Stück auf, ein wenig auch die Spider Murphy Gang: Verspielte Synthies, akzentuierende Gitarren und eine leichte Katerstimmung wabern durch das nachdenkliche Liebeslied, das man auch als Ost/West-Melodrama begreifen könnte.

4. Es ist unheimlich heiß (1977)

Der schwüle, schwitzende Bar-Blues mit Wüstenflair und jaulenden Gitarren zeigt im Erscheinungsjahr von Am Fenster, dass City eine extrem vielfältige Band sind. Die Gitarre sägt metallisch, der Beat ist schwer und schleppend, Toni Krahl passt seine kratzige Stimme an die kantige Aura des Songs an.

5. Der King vom Prenzlauer Berg (1978)

Klingt nach vielem, aber nicht deutsch: Mit metallisch wummernder Gitarre, akzentuierendem Bass, groovy Drums und besonderer Gesangsphrasierung liefern City eine fesselnde Großstadtmär um einen halbstarken Nobody mit Verlierer-Charakteristika, einen Abgehängten des Systems. Oder auch: Gewalt ist eben doch keine Lösung.

6. Amerika (1990)

Mit der Wende kommt das Fernweh: Amerika ist eine Ballade von Aufbruch und Euphorie, aber bei aller Hoffnung bittersüß. Mit Westernhagen-Flair erzählen City von neuen Zeiten und neuen Leben, die dann doch nur Träume bleiben. Dazu passen die flächigen Gitarren und die dezente Country-Stilistik. Das Gras ist eben immer grüner auf der anderen Seite.

7. Helden (2014)

Rock Legenden heißt das gemeinsame Album von City, den Puhdys (Link: https://www.udiscover-music.de/news/puhdys-schlagzeuger-klaus-scharfschwerdt-ist-tot) und Karat. Darauf covern die drei Ostrock-Größen munter Songs, wobei David Bowies Heroes in dieser einfühlsamen Gänsehautversion einer der klaren Höhepunkte ist. Das passt: Immerhin war die Nummer schon aus Bowies Sicht eine Liebesgeschichte im Schatten der Mauer.

8. Something To Tell You (1980)

City sind nicht nur in Gesamtdeutschland ein Phänomen. 1980 nehmen sie ihr erstes englischsprachiges Album Dreamland auf – produziert von Jack Rieley von den Beach Boys. Something To Tell You zeigt mit seinem ruhigen Akustikauftakt und seinem Rock-Chorus, dass City auch auf Englisch funktioniert.

9. Efkaristo (1981)

Vielleicht der härteste Song von City: Zackige Gitarren, pochender Bass, nervöse Drums, „Nanana“-Chöre und experimentelle Bridges machen das Instrumental zum furiosen Kopfkino.

10. Am Fenster (1977)

Am Fenster schreiben City schon 1974. Er landet erst mal in der Schublade, wird jahrelang vergessen. 1977 wird er dann endlich veröffentlicht – und im Nu zu ihrem größten Hit. Der ewige

Klassiker atmet wehmütige von bulgarische Folklore, zehrt von der stilprägenden Geige und der rauchigen, besonderen Stimme von Toni Krahl. Tiefer kann man Melancholie nicht in einem Song fühlbar machen. Der Erfolg treibt seltsame Blüten: Im griechischen Teil Zyperns wurde das Lied alle sechs Stunden als Hintergrundmusik der Kulturnachrichten im Radio gespielt.

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