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Popkultur

„Heroes, just for one day“: Wie David Bowie seinen größten Hit landete

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David Bowie
Foto: Koh Hasebe/Shinko Music/Getty Images

Das Jahr 1977 markierte für David Bowie eine Zeit des Umbruchs. Der Umzug von Kalifornien nach Berlin, die Zusammenarbeit mit Brian Eno, ein Leben ohne Drogen (oder zumindest mit etwas weniger davon): Bowie erfand sich zu jener Zeit einmal mehr neu — und schrieb einen der größten Songs seiner Karriere.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Heroes von David Bowie anhören:

Im Juli 1977 lebt David Bowie schon seit mehreren Monaten in West-Berlin. Die Wohnung teilt er sich mit Iggy Pop, das Hansa Tonstudio mit Produzentenlegende Brian Eno. Indem er die USA verlässt, möchte Bowie seine Drogensucht hinter sich lassen und einen Neustart wagen. „Ich befand mich mitten in einem ernsthaften öffentlichen Untergang, sowohl emotional als auch gesellschaftlich“, erzählt der Musiker 1996 in einem Interview, als er von jener Zeit berichtet. „Ich glaube, dass ich auf dem besten Weg war, ein weiteres Opfer der Rockmusik zu werden. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich die Siebziger nicht überlebt hätte, wenn ich so weitergemacht hätte.“ Während seiner Zeit in der deutschen Hauptstadt soll Bowies legendäre Berlin-Trilogie entstehen, also die drei Alben Low (1977), „Heroes“ (1977) und Lodger (1979). Ein Song auf den drei Platten sticht besonders hervor: „Heroes“.

„Heroes“ von David Bowie: ein „großer und heroischer“ Song

Zuerst entsteht die Musik für den Song. Schon zu jener Zeit kommt Produzent Eno auf den Titel des Stücks, weil er findet, dass die neue Nummer „groß und heroisch“ klingt. Während der Produktion schrecken die Musiker vor nichts zurück, ob vor den klassischen Instrumenten wie Gitarre, Bass und Schlagzeug oder dem Synthesizer, zu dessen virtuosesten Nutzer*innen Brian Eno zählt. Mithilfe des Instruments erzeugt er laut eigener Aussage einen „schaudernden, rasselnden Effekt, der sich langsam aufbaut und gegen Ende immer deutlicher wird“. Auch Produzent Tony Visconti ist auf der Aufnahme zu hören. Seine Instrumente: ein Tamburin und ein Metallkanister. Ganz zum Schluss schalten die Musiker noch den King-Crimson-Gitarristen Robert Fripp hinzu, der einige Parts an der Leadgitarre zu dem Song beisteuert. Wochenlang arbeiten die Musiker an dem Stück. Was am Ende noch fehlt, ist ein Text.

Die Inspiration für den Text liefert Produzent Tony Visconti — mit einem Kuss

Dass Bowie nicht schon während der Produktion der Musik einen Text dazu schreibt, hat damals System. Schon bei der vorherigen Platte Low hatte er damit gewartet, bis nur noch er und Tony Visconti im Studio waren. Diesmal bat er sogar den Produzenten darum, ihn für das Schreiben des Textes alleine zu lassen. Dennoch liefert Visconti postwendend die Inspiration für den Text: Nachdem er das Studio verlassen hat, trifft er die Sängerin Antonia Maass und gibt ihr einen Kuss, gleich neben der Berliner Mauer. Bowie beobachtet das Ganze aus dem Fenster und ihm kommt eine Idee. So handelt der Text von „Heroes“ von einem Paar, bei dem die eine Hälfte aus West-Berlin stammt und die andere aus Ost-Berlin. Die Liebenden leben in ständiger Angst und möchten „schwimmen, genau wie Delfine schwimmen können“. Daraus entsteht eine Diskrepanz zwischen Text und Musik, weshalb Bowie den Titel „Heroes“ in Anführungszeichen setzt.

Fernsehauftritte und Verwendung in Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Was die Bewerbung seiner neuen Veröffentlichung betrifft, geht Bowie diesmal einen anderen Weg. Hatte er für Low quasi keinerlei Promo eingeplant, bewirbt er „Heroes“, dass es eine Art hat. So tritt er in mehreren Fernsehsendungen auf, wie zum Beispiel dem Format Marc von und mit Glam-Legende Marc Bolan. (Eine lustige Anekdote dazu, könnt ihr hier nachlesen.) Darüber hinaus gastiert Bowie in Bing Crosbys Merrie Olde Christmas-Special und spielt zum ersten Mal seit Jahren bei Top Of The Pops. Mit Erfolg: Als „Heroes“ am 23. September 1977 erscheint, kommt der Song mehr als gut an. So richtig soll das Stück sein Potenzial allerdings erst in der Zukunft entfalten, zum Beispiel durch unzählige Coverversionen und durch die Verwendung in der Verfilmung des Antidrogen-Romans Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, in der Bowie auch mitspielt und für die er große Teile des Soundtracks komponiert. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.

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