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Popkultur

Ein Fall von der Bühne, eine meckernde Mutter und ein verliehener Rolls-Royce: 5 Anekdoten, die nur aus dem Leben von Marc Bolan stammen können

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Marc Bolan
Titelfoto: Michael Putland/Getty Images

Marc Bolan war stets für eine Überraschung gut — nicht nur auf der Bühne, sondern auch dahinter. Diese fünf Anekdoten aus seiner viel zu kurzen Karriere finden wir besonders erzählenswert.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch einige der größten Hits von T. Rex anhören:

1. Mitte der Sechziger rauschte Marc Bolans Mutter Phyllis einmal in das Büro von Sohnemanns Manager und machte dem Herrn eine lautstarke Ansage.

Eigentlich hatte Bolan mit Allan Warren bereits einen Manager gefunden und war sogar bei ihm zuhause eingezogen. Mit Geld konnte Warren allerdings nicht besonders gut umgehen, weshalb er in einen Rückstand geriet, was seine Mietzahlungen betraf. Als bereits drei Monatsmieten überfällig waren, musste Warren handeln und verkaufte sowohl seinen Vertrag mit Bolan als auch einige von dessen Aufnahmen an Vermieter David Kirch. Der wiederum hatte viel zu viel mit der Verwaltung seiner Immobilien zu tun als dass er sich um die Karriere des aufstrebenden jungen Rockers hätte kümmern können. Ein ganzes Jahr lang schaute Bolans Mutter Phyllis dabei zu. Doch als es ihr zu bunt wurde, stürmte sie in Kirchs Büro, schrie ihn an und warf ihm vor, er habe bisher nichts für ihren Sohn getan. Den Vertrag wollte sie auflösen — und Kirch willigte ein. Mamas können halt sehr überzeugend sein.

2. 1966 klingelte Marc Bolan bei Musikmanager Simon Napier-Bell und sagte, er werde mal ein großer Star und brauche jemanden der die Modalitäten erledige.

Kurze Zeit später war es Bolan, der zu überzeugen wusste. Weil er einen neuen Manager brauchte, klingelte er bei Simon Napier-Bell, der zu jener Zeit die Yardbirds betreute. Er werde mal ein großer Star und benötige jemanden, der sich um den Papierkram kümmere, ließ Bolan den Manager wissen — und schon bald arbeiteten die zwei zusammen.

3. Am 25. März März 1971 trat Bolan mit Glitzer im Gesicht bei Top Of The Pops auf — und startete damit mutmaßlich die Begeisterung für Glam Rock.

In den seltensten Fällen lässt sich die Geburtsstunde eines Genres genau benennen. Doch als Marc Bolan am 25. März 1971 über Großbritanniens TV-Bildschirme flimmerte, veränderte sich was: Nicht nur, dass der Musiker für seinen Auftritt in der Musiksendung Top Of The Pops einen schimmernden Anzug aus Satin trug. Nein, unter Bolans Augen war auch deutlich goldfarbener Glitter zu sehen. Das hatte es bisher noch nicht gegeben und Bolan legte damit mindestens einen wichtigen Grundstein für das, was wir heute unter dem Namen Glam Rock kennen. Wie der Glitzer unter seine Augen gekommen ist, weiß man heute nicht mehr so genau. Schenkt man dem Buch Bolan – The Rise And Fall Of A 20th Century Superstar von Mark Paytress Glauben, kam Bolans Stylistin Chelita Secunda auf die Idee. Bolan selbst gab 1974 in einem Interview mit der BBC allerdings Folgendes zu Protokoll: „Der Glitter war von meiner Frau und ich habe ihn mit meiner Spucke unter meine Augen geklebt. Ich dachte, das sieht hübsch aus.“ Welche Geschichte stimmt, werden wir wohl nicht mehr herausfinden.

4. Am 7. September 1977 spielte Bolan in seiner Show Marc einen Song mit David Bowie — und fiel dabei fast von der Bühne.

Anfang 1977 waren Bolans Glanzzeiten längst vorbei. Doch kurz vor seinem viel zu frühen Tod rappelte sich der Musiker noch einmal auf, trommelte eine neue Band zusammen und veröffentlichte sein letztes Studioalbum Dandy In The Underworld. Anschließend tourte er mit den britischen Punks von The Damned durch Großbritannien und stellte sich einer neuen Generation von Musikhörer*innen vor. Das Comeback gelang. Noch im selben Jahr bekam Bolan seine eigene sechsteilige Fernsehsendung Marc, in die er unterschiedliche musikalische Gäste einludt. Die letzte Folge wurde am 7. September 1977 aufgezeichnet und Bolan empfing für das Finale seinen Kumpel und Rivalen David Bowie im Studio. Zum Abspann der Sendung wollten Bolan und Bowie einen gemeinsamen Song singen — doch Bolan stolperte über das Mikrokabel und fiel nach vorne. Das Beste an Bolans tollpatschigem Auftritt: das schadenfreudige Grinsen seines Kumpels Bowie.

5. Am 16. September 1977 starb Marc Bolan bei einem Autounfall. Seinen Rolls-Royce hatte er in jener Nacht verliehen.

„I drive a Rolls Royce ’cause it’s good for my voice“, singt Marc Bolan in Children Of The Revolution, einem seiner letzten großen Hits. Das mag ironisch klingen, doch tatsächlich nennt Bolan zu Lebzeiten einen weißen Rolls-Royce sein Eigen — obwohl er Angst vor dem Autofahren hat und deshalb gar keinen Führerschein besitzt. Als Marc Bolan am 16. September 1977 als Beifahrer bei einem Autounfall stirbt, hat er seinen Rolls-Royce gerade verliehen — an die Space-Rocker Hawkwind.

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