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Popkultur

50 Jahre „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust“: David Bowies kreativer Meilenstein

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David Bowie
Titelfoto: Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images

Mit der außerirdischen Kunstfigur Ziggy Stardust feierte David Bowie Mitte der Siebziger einige seiner größten Erfolge. Vor allem sein fünftes Album The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars schlug auf der Erde ein wie ein Meteorit. Jahrelang legte Bowie wichtige Grundsteine für die Entwicklung des Glam Rock — bis er bei einem Gig in London überraschend Ziggys Karriereende verkündete.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars anhören:

Als David Bowie am 16. Juni 1972 sein fünftes Album The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars veröffentlicht, tourt er bereits seit Monaten als Ziggy Stardust durch Großbritannien. Die Hintergrundgeschichte zu der Kunstfigur: Stardust ist ein außerirdischer Rockstar, der angesichts einer drohenden apokalyptischen Katastrophe zur Erde reist und eine Botschaft der Hoffnung überbringt. Als „das Alter Ego, das die Musik für immer veränderte“ bezeichnet Rolling-Stone-Redakteur Alan Light den erfunden Charakter. Damit meint er einerseits, dass Bowie mit der Figur in kürzester Zeit den Rockolymp erklimmt und seine jahrzehntelange Karriere in Gang bringt. Andererseits trägt Bowie als Ziggy Stardust maßgeblich zur rasanten Evolution des Glam Rock bei. Doch wie kam es eigentlich dazu?

The Rise And Fall Of Ziggy Stardust: Bowies großer Durchbruch

Der Startschuss für The Rise And Fall Of Ziggy Stardust fällt bereits im Februar 1971. Bowie hat gerade eine Promo-Tour durch die USA hinter sich. Im Anschluss an die Konzertreise zieht sich der Brite in das englische Landhaus Huddon Hall zurück, um neue Stücke zu schreiben. Das Ergebnis: mehr als drei Dutzend Songs, die sich an der vielfältigen Musiklandschaft der Vereinigten Staaten orientieren. Manche davon veröffentlicht Bowie bereits auf seinem vierten Album Hunky Dory (1971). Doch in seinen Sessions trägt Bowie so viel Material zusammen, dass die Songs gleich für mehrere Platten reichen. Noch bevor Hunky Dory erscheint, beginnt Bowie mit der Arbeit an The Rise And Fall Of Ziggy Stardust und erschafft die gleichnamige Kunstfigur — nicht wissend, dass er damit in die Rockgeschichte eingehen wird.

Der androgyne Alien-Rockstar Ziggy Stardust

Roter Vokuhila, geschminktes Gesicht und Avantgarde-Kostüme: Was wir aus der knallbunten Ära des Glam Rock kennen, lässt sich nicht zuletzt auf Bowies Bühnenpräsenz Anfang der Siebziger zurückführen. (Marc Bolan) spielt dabei natürlich ebenfalls eine große Rolle, doch ihn würdigen wir an anderer Stelle.) Als androgyner Alien-Rockstar Ziggy Stardust gibt Bowie der schillernden Glam-Welt zu Beginn des Jahrzehnts ein neues Gesicht. „Ziggy war mein marsianischer Messias, der Gitarre spielte“, erklärt Bowie Ende der Neunziger in einem Interview. „Er war ein simpler Charakter. Ich sah ihn als sehr einfach an, ähnlich wie die Figur Newton, die ich später in Der Mann, der vom Himmel fiel gespielt habe. Jemand, der zu uns runtergefallen ist, unsere Denkweise kennenlernt und schließlich sein eigenes Selbst zerstört. Das ist eine ziemlich archetypische Storyline.“

Als The Rise And Fall Of Ziggy Stardust am 16. Juni 1972 erscheint, hat Bowie der Welt mit seinem Über-Hit Starman bereits einen Vorgeschmack auf die Platte geliefert. (Am 6. Juli 1972 gibt er den Song im Rahmen der TV-Sendung Top Of The Pops zum Besten und löst damit einen Skandal aus, doch das ist wie so oft eine andere Geschichte.) Die Single trägt massiv zum Erfolg des Albums bei, heute zählt die Platte in vielen Auflistungen zu den 50 wichtigsten Rock-Werken aller Zeiten. Kaum ein Musikliebhaber kommt an Ziggy Stardust vorbei, kaum eine Kunstfigur ist ikonischer. Am 3. Juli 1973 verkündet Bowie bei einem Konzert in London: „Das ist die letzte Show, die wir je spielen werden.“ Zum Glück meint er damit nur den erfundenen Ziggy Stardust. Doch Bowie ist bereits zu tief in seine Rolle eingetaucht …

Eine Kunstfigur mit Folgen

Der schnelle Abschied von seinem Alter Ego gelingt dem Sänger nicht. „Ziggy hat mich jahrelang nicht in Ruhe gelassen“, verrät der Brite in einem Interview. „Das war der Punkt, ab dem alles schief ging. Meine ganze Persönlichkeit war davon betroffen. Es wurde sehr gefährlich und ich habe wirklich an meinem Verstand gezweifelt.“ Warum er sich so gerne verkleidet, erklärt Bowie folgendermaßen: „Abseits der Bühne bin ich ein Roboter. Doch auf der Bühne empfinde ich Emotionen. Wahrscheinlich verkleide ich mich deshalb lieber als Ziggy, statt einfach David zu sein.“ Auch im weiteren Verlauf seiner Karriere wird Bowie nicht immer als Bowie die Bühne betreten. Zu den Nachfolgern von Ziggy Stardust zählen Aladdin Sane, Halloween Jack und der Thin White Duke. Mehr dazu könnt ihr unter anderem hier nachlesen:

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