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Popkultur

15 Alben, die 2021 geprägt haben

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ABBA
Foto: Ludvig Andersson

2021 mag ein seltsames Jahr gewesen sein, in puncto Releases tat sich aber so einiges. Dabei standen einige Großereignisse auf dem Programm, die Fans und Plattenindustrie gleichermaßen freuten — von einem neuen ABBA-Album bis hin zu Verkaufsschlagern wie Adele. Wir werfen einen Blick darauf, was 2021 so passierte.

 von Markus Brandstetter

1. Lana Del Rey — Chemtrails Over The Country Club

Mit Chemtrails Over The Country Club perfektionierte Lana Del Rey im Grunde das, was bisher schon erfolgreich machte: Fieberhaft-hypnotische Pop-Songs über endlose Sommer mit einem stets düsteren Twist. Gegenüber der BBC erklärte die Musikerin, bei Chemtrails Over The Country Club habe sie zwar genau gewusst, wo sie hin wollte — sie war sich jedoch nicht sicher, ob sie dort auch tatsächlich hinkommen würde. Wo sie tatsächlich hinwollte, wissen wir nicht —  Chemtrails Over The Country Club ist jedenfalls ein tolles Album geworden.

2. Adele – 30

Die weibliche Pop-Elite krempelte 2021 das Business ordentlich um – gut so. Während Taylor Swift ihrem Ex-Manager Scooter Braun mit der Veröffentlichung von „Red — Taylors Version“ ordentlich eins auswischte und dafür Solidarität von überall erfuhr, schaffte Adele mal eben so nebenbei den Shuffle-Knopf auf Spotify ab. Bei Oprah war sie auch — und da war noch was, ach ja: ein neues Album namens 30. Wer Adele bis dahin nicht mochte, wird seine Meinung auch bei 30 nicht geändert haben, alle anderen bekamen großes Gefühl, große Balladen und die Plattenindustrie endlich mal wieder einen Megaseller.

3. ABBA – Voyage

Apropós Megaseller: Nach fast 40 Jahren veröffentlichten ABBA ein neues Album. In den Wochen davor herrschte überall ABBA-Mania — man konnte der Reunion von Benny, Frida, Agnetha und Björn gar nicht wirklich entkommen. Voyage ist ein sentimentales Wiedersehen mit alten Freunden — die Arrangements tragen dick auf, die Refrains sitzen. Das verkaufte sich weltweit wie geschnitten Brot — und sorgte auch in Deutschland für Rekorde. Unsere Rezension dazu gibt es hier.

4. Paul McCartney – McCartney III Imagined

Zum dritten Mal in seiner Karriere ging Paul McCartney ins Studio und spielte ein ganzes Album alleine ein. Nach McCartney und McCArtney II folgte nun also McCartney III — aufgenommen in seinem Homestudio. Man hörte der Platte den Spaß, den „Macca“ bei den Aufnahmen hatte, deutlich an. Der vielleicht lebende größte Songschreiber spielt sich locker durch verschiedene Stile, greift alte und neue Ideen auf — und versprüht dabei einen erfrischenden Optimismus. Das Album erschien im Dezember 2020 — 2021 legte er mit McCartney III Imagined nach, bei dem sich bekannte Künstler den Stücken des Albums annehmen, covern oder remixen. Die Gästeliste wurde von McCartney selbst kuratiert und umfasst unter anderem Phoebe Bridgers, Beck, Ed O’ Brien, St. Vincent oder Anderson .Paak.

5. Billie Eilish — Happier Than Ever

Sorry, Adele: Der größte Pop-Superstar war dieses Jahr aber wahrscheinlich Billie Eilish. Die schaffte zwar keinen armen Spotify-Button ab, veröffentlichte in Kollabo mit Bruder und Produzent Finneas O’ Connel ihr neues Werk Happier Than Ever. War wieder mal ein großer Coup und Billie Eilish völlig zurecht überall.

6. Helge Schneider – The Last Jazz, Vol. II

Mit dem zweiten Teil von The Last Jazz — der erste erschien 1987 — meldete sich  Helge Schneider aus dem Lockdown. Der nervte ihn zunehmend (wen nicht), also beschloss der Multiinstrumentalist mal wieder eine Platte zu machen, auf der er  alles selbst einspielt. Dass Schneider ein großartiger Instrumentalist ist, ist bekannt — auf diesem Album tobt er sich auch als Komponist ordentlich aus. Jazz, Filmmusik, nicht so viel Klamauk wie sonst: Großartig!

7. Marianne Faithfull (with Warren Ellis) – She Walks In Beauty

Marianne Faithfull rezitiert mit ihrer charismatischen Stimme romantische Poesie, Nick-Cave-Intimus Warren Ellis sorgt für die musikalische Umrahmung: She Walks In Beauty setzt dabei auf dichte Atmosphäre und sanfte Synths. Für Faithfull und Ellis hörbar ein Herzensprojekt.

8. Nick Cave – Carnage

Ellis war aber nicht nur mit Marianne Faithfull aktiv, auch mit seinem Freund Nick Cave gab es 2021 einen Release.  „Carnage ist eine brutale, aber schöne Platte, eingebettet in eine gemeinschaftliche Katastrophe“, beschrieb Cage auf eine Fan-Frage hin das Album. Carnage ist Caves Lockdown-Album, das diesen zwar nicht thematisiert — aber durchaus düster und apokalyptisch daherkommt.

9. Arlo Parks – Collapsed in Sunbeams

Collapsed in sunbeams / Stretched out open to beauty however brief or violent“:  mit einem gleichnamigen Gedicht beginnt Collapsed In Sunbeams. Auf dieses Album hat die Musikwelt gewartet — schließlich hatte die britische Musikerin mit zwei EPs die Erwartungen schon ordentlich angeheizt. Collapsed In Sunbeams löst das Versprechen definitiv ein: Musik zwischen Soul, Pop und Poesie — atmosphärisch, entspannt, eingängig. Sie selbst sieht sich zwischen der Poetin Sylvia Plath, Erykah Badu und Radiohead verortet — mit dieser Selbsteinschätzung kann man durchaus was anfangen.

10. Die Ärzte – Dunkel

Zuerst viele Jahre kein neues Album — und dann gleich zwei in Folge. Nachdem Die Ärzte 2020 mit Hell bei ihren Fans für Begeisterung sorgten, legten Bela, Farin und Rod im Folgejahr mit Dunkel noch einmal nach. Darauf zeigen sich die Berliner gewohnt experimentierfreudig und mit ihrem Signature-Humor. Besonders nach dem vielerorts als mittelmäßig empfundenen Longplayer auch und der, nennen wir es mal Bandflaute freuten sich Ärzte-Fans wie Bolle über Output der Band … auf die Live-Shows müssen wir aufgrund der aktuellen Covid-Situation allerdings noch warten.

11. Tori Amos – Ocean To Ocean

Die ersten zwei Lockdowns schaukelte Tori Amos noch ganz gut, aber beim dritten durchlebte sie eine Krise. Die resultierte nicht nur durch die Corona-Situation sondern auch durch den generellen Zustand der Welt. Normalerweise wäre sie gereist um die Dinge zu verarbeiten, aber das ging zu dieser Zeit eben nicht. Eine neue Situation für eine Arbeit mit dem eigenen Innenleben — daraus entstand ihr Album Ocean To Ocean, ein abwechslungsreiches Klavier-Singer/Songwriter-Album mit dichten, oft orchestralen Arrangements. Ein Album, das sich musikalisch nicht wirklich von ihrem sonstigen Schaffen abhebt — aber ein schöner nächster Schritt für Amos darstellt.

12. Paul Stanley’s Soul Station – Now And Then

Gott hat uns nicht nur den Rock’n’Roll gegeben, sondern auch den Soul — um mal einen Kiss-Klassiker zu bemühen. „Lange bevor ich jemals die großen britischen Bands hörte, wuchs ich mit Philly Soul, Motown und vielem mehr auf. Ich hatte das Glück, unter anderem Otis Redding und Solomon Burke zu erleben. Diese Musik und ihre Geschichten gaben mir Kraft und Hoffnung auch in schweren Tagen“, erzählte Stanley selbst über seine Leidenschaft für Soul-Musik. „Die großen Klassiker dieser Ära sind für die meisten eine magische Medizin, und ich fühlte mich zu dieser Ära zurückgezogen, weil ich glaube, dass wir sie alle gebrauchen können.“ Mit Now And Then veröffentlichte er im März 2021 sein lange erwartetes Solo-Album (bestehend aus Covers und Eigenkompositionen)— und das hatte es durchaus in sich. Imposant ist Stanley nicht nur bei KISS, sondern auch solo… aber eben anders imposant.

13. Kanye West – Donda

Auch an Donda von Kanye West kam man dieses Jahr nicht vorbei. Musikalisch vielleicht schon — aber die Hype-Maschinerie spielte Ye (wie er jetzt offiziell heißt) gekonnt wie immer. Verschobene Release-Dates, Listening-Parties in der Arena, Kim Kardashian im Brautkleid, Marilyn Manson auf der Bühne, Gottesdienste: Kanye West setzte uns mal wieder dem typischen Ye-Wahnsinn aus. Irgendwann erschien Donda dann tatsächlich — dabei handelt es sich wieder mal um ein größenwahnsinniges Werk, das wieder etwas weniger skizzenhaft und beiläufig wirkt als Kanyes letztes Album Jesus Is King.

14. The Killers – Pressure Machine

Am 13. August 2021 gab’s auch mal wieder was neues aus Las Vegas: The Killers veröffentlichten Pressure Machine. Darauf geht Brandon Flowers zurück zu seinen Anfängen. Der große Bombast-Rock bleibt aus, dafür gibt’s Balladen, Orchestrales, Akustikgitarren und tolle Songs. Auf Pressure Machine zeigt Flowers mal wieder seine Stärken als Songwriter — schade nur, dass das Duett Dustland mit Bruce Springsteen (eine Neuaufnahme von Dustland Fairytale) nur eine One-off-Single war und nicht auf Pressure Machine gepackt wurde. Schön dafür das Duett Runaway Horses mit Phoebe Bridgers!

15. Ringo Starr – Zoom In und Change The World

Gut, eigentlich veröffentlichte Ringo Starr dieses Jahr kein Album, sondern zwei EPs — aber wir wollen mal nicht so sein. Dabei machte Ringo einmal mehr mit namhaften Musikern gemeinsame Sache — auf Change The World unter anderem mit Linda Perry, Trombone Shorty und den Toto-Mitgliedern Steve Lukather und Joseph Williams. Wie auch sein Beatles-Kollege Paul auf McCartney III im Vorjahr tobte sich Ringo hier ordentlich aus — von Pop, Rock bis Reggae. Peace!

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