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Popkultur

20 Jahre „Ember To Inferno“: Wie Trivium aus einem Funken einen Flächenbrand machten

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Trivium
Foto: Naki/Redferns/Getty Images

Heute füllen Trivium große Hallen und stehen bei den Festivals ganz oben. Vor 20 Jahren begann ihre bemerkenswerte Geschichte – mit dem knallharten und weitgehend übersehenen Debüt Ember To Inferno.

von Björn Springorum

Hier könnt ihr Ember To Inferno hören:

Der US-Metal war immer schon eine Nummer für sich. Die Thrash-Szene aus der Bay Area um San Francisco oder die Death-Metal-Hardliner aus Florida kultivierten immer schon einen eigenen Sound und ein eigenes Lebensgefühl. Ebenfalls in Florida wachsen Trivium heran. Die Band aus Orlando soll schnell zu einem der großen Exportschlager der US-amerikanischen Metalzunft werden; die Anfänge, die sehen auch bei Trivium denkbar bescheiden aus.

Metallica sind Schuld

Los geht es, wie so oft, mit Metallica. Wir schreiben das Jahr 1999. Matt Heafy ist zwölf und besessen von Heavy Metal. Das ist für Jungs in seinem Alter zu dieser Zeit nicht gerade gewöhnlich. Nu Metal und Alternative sind die Big Player, der klassische Metal scheint erst mal Sendepause zu haben. Nicht für Heafy: Bei einer Talentshow an der Lake Brantley High School nördlich von Orlando reißt der einfach ein Cover von Metallicas No Leaf Clover an der Gitarre runter. Brad Lewter sitzt beeindruckt im Publikum und holt Heafy eine Probe später in seine neue Band Trivium. Obwohl der erst zwölf Jahre alt ist!

Lewter ist Frontmann bei Trivium, steigt aber wenig später aus. Kreative Differenzen gibt es eben auch schon unter Teenagern. Von Drummer Travis Smith wird Matt Heafy gegen seinen Willen dazu überredet, auch noch den Gesang zu übernehmen. Klassische Phil-Collins-Problematik. Heafy will zwar nicht, doch als sich kein anderer Sänger findet, übernimmt er den Posten dann halt doch fest. Das wird später Folgen haben: Weil er nie richtig lernt, wie man growlt und kreischt, wird er sich bis 2014 seine Stimmbänder vollkommen zerstört haben.

Die üblichen Gigs in der Gegend und bei Contests folgen, eh man Ende 2002 erstmals ins Studio geht: Das berühmte erste Demo will aufgenommen werden. Heafy ist damals gerade mal 15, macht aber an Gitarre und Mikro derart Eindruck, dass die deutsche Plattenfirma Lifeforce zuschlägt. Der Mix aus Metalcore, Thrash und melodischem Death Metal macht Eindruck, vermählt die schwedische Death- mit der US-amerikanischen Thrash-Gangart. Und einer kleinen Prise Metallica. Die kann ja bekanntlich nie schaden. Und wird eine gewisse Zeit auch dafür sorgen, dass Trivium als heißeste Metallica-Nachfolger gehandelt werden.

„Wir machten damals, was uns gefiel“

Aber das wird alles noch dauern. Produziert wird das Debüt Ember To Inferno vom Triptychon aus Matt Heafy (Gesang, Gitarre), Brent Young (Bass) und Travis Smith (Schlagzeug). Corey Beaulieu, bis heute Fixstern in der Band, steigt erst nach den Aufnahmen ein. Aufgenommen mit bescheidenem Budget in den Audiohammer Studios in Florida (das Morrisound des kleinen Mannes), entsteht ein Album, das man durchaus noch als frühreif bezeichnen kann. Mancher Part klingt hart nach In Flames’ Reroute To Remain, insbesondere Heafys klarer Gesang erinnert an Papa Het in seinen frühen Tagen.

Dennoch ist da ein beeindruckendes Selbstbewusstsein in einem Teenager, der bei Erscheinen des Albums gerade mal 17 Jahre jung ist. Die Band hat Bock, ist hungrig, man hört ihr in jedem Chord, in jedem Riff und in jedem Chorus an, dass sie die Welt erobern wollen. Das werden sie eines Tages auch. Doch zunächst mal bleibt da die eher maue Reaktion auf Ember To Inferno. Dabei gibt es schon auf diesem Album eine Menge elektrisierendes Potential: Pillars Of Serpents ist ein knallharter Kracher, der Titeltrack zwingt ähnlich in die Knie und When All Light Dies gehört eigentlich bis heute zu ihren feinsten Momenten.

„Wir machten damals, was uns gefiel“, so Heafy. „Wir dachten nie, dass uns diese Platte bekannt machen würde, wir wollten einfach nur ein großartiges Album herausbringen. Dieses Selbstvertrauen war damals für eine junge Band in Orlando etwas nahezu Unerhörtes, und genau das haben wir heute noch.“

Danach explodiert alles

Selbstbewusstsein ist also vorhanden. Der Schwung, der will aber eben noch nicht so richtig kommen. „Als Ember To Inferno erschien, war es unmöglich zu bekommen. Der Vertrieb war nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten, es gab keine Interviews, es wurden nur drei Shows in Europa gespielt – es ist ziemlich verrückt, wenn man heutzutage darüber nachdenkt“, so Heafy viele Jahre später. Wird dann ja aber doch besser: Eine Tour mit Machine Head bringt Bewegung in die Sache, plötzlich nimmt man von dieser Band mit ihrem blutjungen Frontmann Notiz. Roadrunner Records wittern das große Potential, holen die Band zu sich und lassen sie schon mit ihrem zweiten Album Ascendancy explodieren. Diese Explosion ist bis heute zu spüren.

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Zeitsprung: Am 3.9.2002 wagen In Flames etwas mit „Reroute To Remain“.

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