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Popkultur

40 Jahre „Welcome To Hell“: Wie Venom selbst Metallica und Slayer beeinflussten

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Foto: Fin Costello/Getty Images

Es war einmal eine Band, die härter, extremer und radikaler sein wollte als alle anderen. Dies ist die Geschichte von Venom und ihrem unheilvollen, rumpelnden, anstrengenden und dennoch unmessbar einflussreichen Debüt Welcome To Hell.

 von Björn Springorum

Hier könnt ihr Welcome To Hell von Venom anhören:

In der Geschichte der unheiligen Rockmusik hat man vielen Bands einen Pakt mit dem Teufel unterstellt. Led Zeppelin, Black Sabbath, AC/DC, sie alle schienen doch irgendwie mit dem Leibhaftigen im Bunde zu sein, schienen am Scheideweg ihre Seelen für den Rock’n’Roll verkauft zu haben. Kann man alles getrost vergessen. Im Grunde gibt es eigentlich nur eine Band, die im Bund mit dem Teufel zu sein scheint und direkt aus der Hölle (oder aus einem billigen Studio, je nachdem) zu uns spricht. Und diese Band heißt Venom.

Satanischer als Sabbath, lauter als Motörhead

Ziele braucht der Mensch. Ein junger Typ namens Conrad Lant macht da keine Ausnahme. Er wächst in Nordengland auf, ist sieben Jahre alt als die erste Black Sabbath erscheint. Als Schüler spielt er in diversen Bands, nennt sich bald nur noch Cronos und formt bei seiner Arbeit in den eher für Folk genutzten Impulse Studios einen ehrgeizigen Plan: Eine Band, härter, skandalöser, lauter und schockierender als alles, was es davor gab. Satanischer als Black Sabbath, lauter als Motörhead (viel Glück!), mehr Pyro und Drama als KISS und mehr Leder als Judas Priest.

Kann man machen. Wie schon gesagt: Ziele braucht der Mensch. Cronos, der Mann für Gesang und Bass, meint es aber tatsächlich ernst, hat irgendwann mit Gitarrist Mantas und Drummer Abaddon eine Truppe zusammen, die als ultimative Besetzung in die Metal-Geschichte eingehen wird. Er überredet den Studiobesitzer von Impulse, seine Band zum Schmalhalstarif ein Demo aufnehmen zu lassen, dessen Lead-Track In League With Satan durchaus auf Beachtung stößt. Im Sommer 1981 nehmen Venom deswegen alles auf, was sie haben – in nur drei Tagen. Das Resultat ist Welcome To Hell, ein sagenhaft rohes und ungeschminktes Debüt, das der einem ersten Höhepunkt entgegenpreschenden NWOBHM-Manie  das Fürchten lehrt.

Türöffner für okkulten Lärm

Im Dezember 1981 schält sich Welcome To Hell aus der diabolischen Dunkelheit. Und läutet eine neue Ära ein. Die Produktion, die Attitüde und das blasphemische Image nehmen viel von dem vorweg, was sich später als Trademark in Speed, Thrash oder Black Metal etablieren wird. Insbesondere der Song Witching Hour darf als Blaupause für den extremen Metal gelten, als Türöffner in eine unheilvolle Welt des okkulten Lärms – anstrengend, gesanglich eigentlich nicht mehr feierlich, chaotisch und dennoch historisch relevanter als vieles andere. Selbst die rigorose, scheppernde Lo-Fi-Produktion und das übergroße Pentagramm auf dem Cover gehen in die Ursuppe des Black-Metal-Genres ein.

Keine Metallica ohne Venom

Das ist ja auch das seltsam Schöne an Welcome To Hell: Die Platte ist unerträglich, unstrukturiert und unausgegoren. Aber musikgeschichtlich von derart seltener Pionierleistung, dass man vor einem Großmaul wie Cronos trotzdem nur den Hut ziehen kann. Denn irgendwie hat er seine großen Pläne ja sogar wahrgemacht. Und den Metal mit pechschwarzer Farbe, Chaos und Höllenfeuer überzogen.

Für Venom war Welcome To Hell aber natürlich nur der Anfang. Insbesondere der Nachfolger Black Metal (1982) ist bis heute ein vielzitierter Einfluss unzähliger Bands und nicht zuletzt der Namensgeber dieses notorischen Genres, das in den frühen Neunzigern in Norwegen zu zweifelhaftem Ruhm gelangt. Mal ganz zu schweigen davon, dass es ohne Venom wahrscheinlich weder Metallica noch Slayer oder Megadeth geben würde. Und das ist ja irgendwie auch keine schöne Vorstellung.

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