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Popkultur

Einsame Elefanten und Ärger mit der Navy: 5 Anekdoten, die nur aus Chers Leben stammen können

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Cher
Foto: Ron Tom/NBCU Photo Bank/NBCUniversal via Getty Images

Es gibt Musiker*innen, die verlassen den menschlichen Status im Laufe ihrer Karriere und mutieren zum Symbol. Dazu gehört auch Pop-Göttin Cher: Ihr Name gilt bis heute wie kein zweiter als Synonym für weibliche Selbstverwirklichung in der männerdominierten Musikwelt. Damals wie heute wird sie mit zustimmender Bewunderung für ihre kompromisslose Lebenseinstellung gefeiert. Packt die Cher-Memes aus: She’s here.

von Sina Buchwitz

Hört hier die größten Hits von Cher:

1. Cher ist die unangefochtene Twitter-Queen – trotz Legasthenie.

Wer diese Anspielung („I’m here“) nun nicht verstanden hat, sollte einen Blick auf Chers Twitter-Account werfen. Hier teilt die Queen höchstpersönlich ziemlich unverblümt ihre Gedanken und Wünsche, die – zugegebenermaßen – manchmal etwas konfus daherkommen. So wie im Oktober 2020, als sie nach kurzzeitiger Abstinenz nichts weiter twitterte als „Ich bin hier“. Für ihre Follower (und zahlreiche andere User) Grund genug, den Spaß mitzumachen, auf ihre Aussage in allen denkbar möglichen Arten zu reagieren und Chers Tweet so in ein Meme zu verwandeln.

Bewundernswert ist Chers Vorliebe für den Social-Media-Dienst vor allem deshalb, weil sie seit ihrer Kindheit unter einer Lese-Rechtschreibschwäche leidet. Doch anstatt ihren Assistent*innen das Twittern zu überlassen, steht die Sängerin zu ihrer Legasthenie und bleibt authentisch. „Ich wusste, dass ich nicht blöd war. Meine Mutter sagte immer: ‚Das macht nichts. Das wird für dich später nicht wichtig sein‘“, berichtet Cher in einem Interview über ihre Schulzeit. Und ihre Mutter sollte Recht behalten.

2. Cher ist die einzige Künstlerin mit Nummer-eins-Hits in sechs aufeinanderfolgenden Dekaden.

Am 19. Januar 2011 ist Cher 64 Jahre alt. In einem Alter, in dem andere Musiker*innen ihre Karriere getrost an den Nagel hängen, bricht die Künstlerin noch immer ihre eigenen Rekorde: An diesem Tag gelingt es ihr mit dem Song You Haven’t Seen the Last Of Me, als einzige Musikerin in sechs fortlaufenden Jahrzehnten einen Nummer-eins-Hit in den Billboard Charts zu landen. Kann man mal machen.

3. Sie bezeichnete David Letterman live im Fernsehen als Arschloch.

Bei der jüngeren Generation gilt vor allem Chers Interview mit Jane Pauley von 1996 als Sinnbild für ihr ungerührtes Selbstbewusstsein. (Auf die Aufforderung ihrer Mutter, sich einen reichen Ehemann zu suchen und sesshaft zu werden, antwortet Cher schlichtweg: „Mutter. Ich bin ein reicher Mann.“)

Mindestens genauso unverfroren zeigt sich die Künstlerin jedoch schon 1986, als sie zum ersten Mal bei David Lettermans Late Show auftritt. Der Talkmaster hatte die Sängerin bereits mehrfach zu sich in die Sendung eingeladen, doch diese sagte unerbittlich immer wieder ab. Erst, als sich Letterman bereit erklärt, Chers stolze Hotelrechnung von über 28.000 US-Dollar zu zahlen, willigt sie ein.

Im Gespräch muss Letterman der Sache dann selbstverständlich auf den Grund gehen und möchte wissen, warum Cher sich bisher so geziert hat. Anstatt sich eine diplomatische Anwort zurecht zu legen, nimmt die Künstlerin kein Blatt vor den Mund und sagt: „Weil du ein Arschloch bist!“ Live. Im Fernsehen. Für die prüden Amis ein handfester Skandal. Auch Jahrzehnte später, als Cher die Geschichte 2017 bei einem Konzert wieder aufgreift, bleibt diese Aussage bestehen.

„Die Produzenten fragten mich, warum ich vorher nie bei der Show dabei sein wollte und ich sagte: ‚Weil Letterman sehr clever und lustig ist, aber er kann grausam sein, wenn er jemanden nicht leiden kann‘“, erklärt sie ihren Zuschauer*innen. Zwischen der Sängerin und dem Moderator herrscht jedoch kein böses Blut: Bei seiner letzten TV-Show 2015 erinnert sie ihn zwar daran, dass er noch immer ein Arschloch sei, erwähnte jedoch auch, dass sie ihn liebhat und ihn vermissen wird. Zuckerbrot und Peitsche, eben.

4. Sie rettete den einzigen Elefanten in Pakistan vor der Einsamkeit.

Für diese Geschichte müssen wir noch einmal zurück zu Punkt 1: Cher regiert Twitter. Da, wo andere Stars und Sternchen recht konstruierte, vom Management abgenickte Statements posten, kommt sie immer ein wenig menschlicher daher. Und wenn man als millionenschwerer Celebrity wirklich höchstpersönlich durch den Twitter-Feed scrollt, kommt es häufiger vor, dass man über die dringenden Anliegen seiner Anhänger*innen stolpert.

„Ich hatte eigentlich nie vor, Teil dieser Sache zu werden. Ich wurde einfach hineingezogen, weil die Kids auf Twitter anfingen, mir diese Bilder zu schicken und es hieß ‚Befreit Kaavan, befreit Kaavan!‘“, erklärt Cher der Daily Mail. Kaavan, das ist der wohl einsamste Elefant der Welt. Der Dickhäuter verbringt sein Leben als einziger Elefant in Pakistan. Seit 35 Jahren in Gefangenschaft, unter schrecklichen Bedingungen. 2012 verliert er dann auch noch seinen Kumpel und fristet von dort an ein noch trostloseres Dasein.

Als Chers Bemühungen, auf die schreckliche Situation aufmerksam zu machen, scheitern, fährt sie stärkere Geschütze auf. Kurzerhand wird sie zur Mitgründerin der Organisation „Free The Wild“ und stellt ein Team zusammen. Gemeinsam mit einer Tierschutzorganisation und einem Tierarzt reist sie inmitten der Corona-Pandemie nach Asien, um das Tier quer über den Kontinent in eine geeignetere Umgebung zu schaffen. Begleitet wird sie dabei von einem Film-Team, das aus der Aktion eine Dokumentation macht. Und, Achtung Spoiler: Dank Chers Hilfe findet Kaavan ein neues Zuhause.

5. Ihre Outfits sind zu heiß für MTV.

1989 veröffentlicht Cher ihren Song If I Could Turn Back Time und landet damit ein gigantisches Comeback. Der Track klettert weltweit in die Top Ten der Charts und wird zum unvergesslichen Ohrwurm. Das dazu gehörige Musikvideo des Regisseurs Marty Callner zeigt die Sängerin an Bord des Schlachtschiffs USS Missouri, wo sie ein Konzert für die Schiffsbesatzung gibt. Sogar Chers Sohn Elijah Blue Allman hat einen Gastauftritt als Gitarrist der Band. So weit, so unspektakulär.

Wäre da nicht Chers Kleiderwahl gewesen: Anders als mit der Navy abgesprochen, für die die Künstlerin in dem Video die Werbetrommel rühren soll, taucht Cher zum Videodreh nicht in einem hochgeschlossenen Overall auf, sondern trägt unter der Lederjacke nicht mehr als Netzstrümpfe und einen knappen Badeanzug. Zu sexy fürs Fernsehen: Viele Sender weigern sich komplett, das Musikvideo zu zeigen. MTV verfrachtet den Song ins Nachtprogramm nach 21 Uhr.

Auch die Navy ist außer sich. Viele sehen den sexy Auftritt als Entweihung einer historischen Stätte. Später wird sogar eine zweite Version des Videos mit neuen Szenen gedreht, bei dem es züchtiger zugeht. Obwohl zunächst in Erwägung gezogen wird, einige Navy-Beamte für ihr Mitwirken am Video zu bestrafen, wird letztlich niemand diszipliniert. Glück gehabt.

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