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Popkultur

Zeitsprung: Am 23.1.1990 verstirbt Lynyrd-Skynyrd-Gitarrist Allen Collins.

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Foto: Larry Hulst/Michael Ochs Archives/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 23.1.1990.

von Frank Thießies und Christof Leim

Den Flugzeugabsturz von Lynyrd Skynyrd überlebt Allen Collins 1977 nur knapp. Doch das vorläufige Ende seiner Band und der Tod seiner Frau spielen dem Gitarristen und Songschreiber in den Folgejahren übel mit. Nach einem Autounfall gelähmt, stirbt der Gitarrist am 23. Januar 1990 mit nur 37 Jahren.

Hier könnt ihr euch die besten Songs von Lynyrd Skynyrd anhören:

Am 19. Juni 1952 in Jacksonville, Florida geboren, erlernt Larkin Allen Collins Jr. das Gitarrenspiel mit zwölf Jahren. Bereits im Sommer 1964 schließt er sich einer von Sänger Ronnie Van Zant, Schlagzeuger Bob Burns und Gitarrist Gary Rossington nur wenige Wochen zuvor gegründeten Band an, die nach diversen Namensänderungen ab 1970 als Lynyrd Skynyrd in die Rockgeschichte eingehen wird. Noch im selben Jahr heiratet Collins seine Freundin Kathy Johns. Der Legende nach ist ausgerechnet ihre Hochzeitsfeier der Ort und Zeitpunkt, an dem Lynyrd Skynyrd das erste Mal ihr Freiheitsepos Free Bird in voller Länge intonieren. Neben anderen Klassiker wie Gimme Three Steps, Tuesday’s Gone, All I Can Do Is Write About It oder That Smell erweist sich besagtes Free Bird als frühes Paradebeispiel für Collins kompositorische Partnerschaft mit Sänger Ronnie Van Zant. 

Der Aufstieg 

Mit der Veröffentlichung von Lynyrd Skynyrds Debüt Pronounced ‘Lĕh-‘nérd ‘Skin-‘nérd (alles dazu hier) 1973 beginnt der Siegeszug der Band als neue Superstars des Southern Rock. Im Gegensatz zu den Fusion-Jam-verrückten Allman Brothers fühlen sich Lynyrd Skynyrd eher dem Arbeiterethos zwischen Blaumann und Bier verpflichtet, ihr Sound leben neben herzzerreißenden Road-Romantik-Balladen von handfestem und hartgesottenen Boogie-Rock, welcher so gut in die Kneipen und Bars passt, in denen die Gruppe bis dato ihre Brötchen verdient hatte. In schöner Regelmäßigkeit veröffentlichen Lynyrd Skynyrd von 1973 an bis einschließlich 1977 jedes Jahr ein neues Album, angefangen mit Second Helping (1974). Inklusive der Liveplatte One More For The Road (1976) bringt es die Originalbesetzung bis zu dem nahenden Schicksalstag somit auf sechs starke Scheiben. 

Ladies & gentlemen: Lynyrd Skynyrd. Hinten links: Allen Collins

Das Unglück

Am 20. Oktober 1977 stürzt – nur drei Tage nach der Veröffentlichung ihres fünften Albums Street Survivors – über Gillsburg, Mississippi das Bandflugzeug ab. Während Collins mit zwei gebrochenen Nackenwirbeln und Verletzungen am rechten Arm davonkommt, verlieren unter anderem Ronnie Van Zant, der neue dritte Gitarrist Steve Gaines sowie Background-Sängerin Cassie Gaines dabei ihr Leben. Das Ende der Band scheint für immer besiegelt. Die gesamte Geschichte der Katastrophe könnt ihr hier nachlesen.

Im Falle von Collins verletztem Arm legen die Ärzte sogar eine Amputation nahe, doch sein Vater weigert sich vehement dagegen. Zum Glück, denn Collins‘ körperliches Kapital in Form seiner Schlaghand heilt schließlich doch noch von allein. Aus Skynyrds Asche gründet der Gitarrist zusammen mit seinem Klampfenkollegen im Anschluss die The Rossington-Collins Band – allerdings mit mäßigem Erfolg. 

Tragische Ereignisse

Privat schlägt das Schicksal 1980 erneut zu, als Collins Frau Kathy bei der Fehlgeburt ihres dritten Kindes aufgrund von Blutungen ums Leben kommt. Collins flüchtet sich  zunehmend in Alkohol und Drogen.. Die Auflösung der Rossington-Collins Band 1982 tut ihr Übriges; seine neu gegründete Sologruppe, die Allen Collins Band, bringt es auch nur auf ein Album (Here, There, And Back, 1983). Am 29. Januar 1986 kommt es für den Gitarristen dann richtig dicke: Betrunken am Steuer seines Ford Thunderbirds verursacht Collins einen schweren Autounfall, der das Leben seiner damaligen Gefährtin Debra Jean Watts einfordert und den Gitarristen von der Hüfte an abwärts gelähmt hinterlässt. Seine aktive Musikerkarriere ist damit beendet. 

Reue und letzte Ruhe

Das Timing hätte schlechter nicht ausfallen können, stehen die Weichen doch schon etwas länger in Richtung Lynyrd Skynyrd-Reunion. Die passiert dann 1987 mit Ronnies jüngerem Bruder Johnny Van Zant als neuem Frontmann, doch beim Comeback der Kultcombo kann Collins nur noch eine beratene Rolle als eine Art musikalischer Leiter einnehmen. Seinen Gitarrenposten bei Lynyrd Skynyrd übernimmt Randall Hall aus der Allen Collins Band. Bei jeder Show dieser großen Reuniontour zeigt sich Collins dennoch  reumütig auf der Bühne, um dem Publikum zu erklären, warum er nicht mehr auftreten kann. Zudem warnt der Gitarrist allabendlich vor den bösen Folgen von Alkohol, Drogen und Trunkenheit am Steuer. 1988 gründet Collins die Organisation „Roll For Rock Wheelchair Events And Benefit Concerts“, die es sich zur Aufgabe macht, Bewusstsein und Betätigungsmöglichkeiten für Menschen mit Rückenmarksverletzungen und anderen körperlichen Einschränkungen zu schaffen. 

1989 erkrankt der Gitarrist an einer Lungenentzündung, welche sich für seine durch den Unfall begrenzte Lungenkapazität als fatal erweist: Am 23. Januar 1990 verstirbt er im Alter von nur 37 Jahren und wird schließlich in Jacksonville neben seiner Frau Kathy beigesetzt. Ruhe in Frieden. Und Danke für einige der besten Songs des Classic Rock.

Zeitsprung: Am 28.1.2009 stirbt Billy Powell von Lynyrd Skynyrd.

 

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