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Popkultur

Zeitsprung: Am 6.5.1945 erblickt Sänger & Songschreiber Bob Seger das Licht der Welt.

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Foto: Tom Hill/WireImage/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 6.5.1945.

von Frank Thießies und Christof Leim

Zunächst ein Lokalmatador in Detroit und Umgebung, gelingt dem Sänger und Songschreiber Bob Seger Mitte der Siebziger schließlich der Durchbruch. Die Songs des Mannes aus Michigan verhelfen nicht nur Thin Lizzy und Metallica zu Erfolgen, sondern prägen auch so unterschiedliche Künstler wie Kid Rock und Prince. Am 6. Mai 1945 erblickt der Heartland-Rockstar das Licht der Welt.

Hier könnt ihr euch die größten Hits von Bob Seger anhören:

Als Sohn von Charlotte und Stewart Seger kommt Robert Clark Seger am 6. Mai 1945 in Detroit, Michigan zur Welt. Segers Vater, ein Angestellter der Ford-Autobetriebe, sorgt zwar für die musikalische Früherziehung seines Sohnes, lässt ihn im Alter von zehn Jahren jedoch mit dem Rest der Familie sitzen, was den jungen Bob plötzlich in deutlich ärmlicheren Verhältnissen aufwachsen lässt. 

Detroit Rock City

Noch vor seinem High-School-Abschluss 1963 sammelt Seger mit 16 erste Banderfahrungen im Ballungsraum Detroit. In Bands die auf Namen wie The Decibels, The Town Criers oder Doug Brown & The Omens hören, verdient er sich seine ersten Sporen. Die Eigenkomposition East Side Story, die er 1966 mit der Formation The Last Heard veröffentlicht, beschert Seger alsbald seinen ersten lokalen Hit: 50.000 Exemplare der Single finden in Detroit und Umgebung Absatz. Die ein Jahr später veröffentlichte Nummer Heavy Music schafft es gar, diesen ersten Erfolg noch zu übertrumpfen. Doch die plötzliche Pleite von Segers Plattenfirma Cameo-Parkway schafft es, einen größeren Durchbruch des Sängers zu vereiteln. Zunächst zumindest.

Ladehemmungen

So landet Seger sukzessive bei Capital Records, wo er nun unter dem Namen The Bob Seger System mehr Musik veröffentlicht. Bereits die zweite Single, Ramblin’ Gamblin’ Man, auf der übrigens kein geringerer als Seger-Freund und späteres Eagles-Mitglied Glenn Frey die Akustische spielt und im Background singt, schlägt in Michigan erneut wie eine Bombe ein. Mit Platz 17 in den US-Billboard-Charts kann man hier zumindest auch von einem ersten nationalen Achtungserfolg sprechen. Eine Vorlage, die die Folgealben Noah (1969) und Mongrel (1970) allerdings nicht ausbauen können. Frustriert versucht sich Seger kurzzeitig sogar am College sowie darauf an dem Akustikalbum Brand New Morning (1971). 

Erst mit dem zwei Jahre später veröffentlichten Back In ’72 geht es – zumindest künstlerisch – wieder bergauf. Die Platte begeistert nicht nur mit partieller Beteiligung und Aufnahmen im Hauptquartier der legendären Muscle Shoals Rhythm Section, sondern kann auch zwei Kompositionen aufweisen, die andere später bekannter gemacht haben: Sowohl das von Thin Lizzy ein paar Jahre darauf popularisierte Rosalie, als auch Turn The Page, mit dem Metallica 1998 einen Hit landen, finden sich hierauf. Was Seger zum damaligen Zeitpunkt jedoch nicht viel nützt, erreicht die Platte doch in den Charts lediglich Platz 188 und verschwindet schnell wieder in der Versenkung. 

Treffer ins Schwarze

Unterdessen lässt der Sänger nicht davon ab, eine neue Begleitkapelle, die Silver Bullet Band, zu rekrutieren, welche 1974 vervollständigt ist. Mit ihr veröffentlicht er 1976 den Konzertmitschnitt Live Bullet. Aufgenommen an zwei Abenden in der Detroit Cobo Arena, wird die Platte zum gefeierten Heimspiel-Hit, der Segers Songs vermehrt – aber immer noch vergleichsweise zaghaft – über die Bundesstaatsgrenzen von Michigan hinaus zu tragen beginnt. Erst das im Herbst selben Jahres veröffentliche Studioalbum Night Moves und sein epischer Titelsong verstehen es vollständig, Seger und seine Silver Bullet Band landesweit zu Stars zu machen. Seine von den Fünfzigern bis zum Funk inspirierten Rocker und vor allem die bodenständigen Balladen treffen einen amerikanischen Nerv. 

Balladen-Bewunderung

Fortan befinden sich Seger und seine ihm kongenial Rückendeckung verschaffende Silver Bullet Band auf Siegeskurs. Das Folgealbum, Stranger In Town, ist ebenfalls ein Hit, das 1980 erscheinende Against The Wind wird sogar zu Segers erstem und einzigen Nummer-Eins-Album in den Staaten. Nach diesem Heartland-Rock-Hattrick wird es um Seger, zumindest was Platten angeht, etwas stiller. Gegenüber acht allesamt in den Siebzigern veröffentlichten Studioscheiben bringt es der Mann in den Achtzigern nur noch auf drei, in den Neunzigern auf zwei. 

Dagegen mausert sich das 1994 auf den Markt gebrachte Greatest Hits mit seinen über zehn Millionen allein in den USA abgesetzten Exemplaren allerdings zum absoluten Verkaufsschlager von Segers bis heute andauernder Karriere. Genau zehn Jahre darauf wird Michigans Blaumann-Balladenmeister am 15. März 2004 schließlich in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. Die Laudatio hält ein weiterer berühmter Sohn Detroits, Kid Rock, mit dem Seger später auf dessen Album Born Free (2010) auch musikalisch kollaborieren wird. Dass Prince im selben Jahr wie Seger die Aufnahmeehre in die Rock And Roll Hall Of Fame zu Teil wird, ist indes vielleicht noch bezeichnender. Fasziniert von der Anziehungskraft, die Segers prächtige wie prominente Powerballaden auf dessen Publikum ausüben, hatte Prince sich einst zu seinem hymnischen Herzschmerz-Epos Purple Rain inspirieren lassen. So besagt es zumindest die Legende. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Zeitsprung: Am 7.5.2011 wird Bob Seger Teil eines kleinen Medizinwunders.

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