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Popkultur

Kopfkino deluxe: Brian Enos stärkste Soundtrack-Momente

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Foto: George Wilkes/Hulton Archive/Getty Images

Brian Enos wegweisende Soundtrack-Arbeiten erstrecken sich mittlerweile über fünf Jahrzehnte. Film Music 1976 – 2020 sammelt einige seiner ikonischsten Arbeiten auf einer überaus schönen Doppel-Vinyl.

von Björn Springorum

Was hat dieser Tausendsassa eigentlich nicht gemacht? Er stand in den frühen Siebzigern bei Roxy Music an den Synthesizern, erfand die Musik, die wir heute mit dem Begriff „Ambient“ verbinden, arbeitete mit David Bowie, Ultravox, Talking Heads und produzierte Alben für U2 oder Coldplay. Der 72-jährige Engländer aus Suffolk ist das Chamäleon der Avantgarde, einer, der sich nie festlegen lassen möchte.

Dennoch gibt es da eine Leidenschaft, der er treuer ergeben ist als jeder anderen: Seit ziemlich genau 50 Jahren schreibt Eno Musik für Filme. Das sind mal Scores, mal Soundtracks, mal ganz und gar experimentelle Beiträge. Immer aber ist es Musik für besondere Filme. Niemals Hollywood, niemals Stangenware, stets seinem eigenen Anspruch genügend. Klar, dass da seit 1970 einiges zusammengekommen ist. Die größten, unvergesslichsten und wegweisendsten Momente daraus gibt es ab dem 13. November 2020 in umfassend neu kompilierter Form: Film Music 1976 – 2020 nennt sich das Album, das als schmucke Doppel-LP ab sofort bei uns im Shop vorbestellt werden kann.


Jetzt in unserem Shop erhältlich:

Brian Eno - Film Music 1976 -2020
Brian Eno
Film Music 1976 -2020
2 LP

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Hier werfen wir schon mal einen Blick auf einige seiner größten musikalischen Filmmomente, die alle natürlich auch auf Film Music 1976 – 2020 vertreten sein werden.

Deep Blue Day (aus Trainspotting)

Mit Trainspotting gelingt Danny Bolye 1996 eine ebenso erschütternde wie grandiose Milieustudie einer Junkie-Gang im eigentlich so beschaulichen und pittoresken Edinburgh. Besonders ikonisch: Die Toilettenszene, in der Ewan McGregor in einen Abort hinabtaucht, unterlegt von der unverkennbar sphärischen, meditativen Musik Brian Enos.

Prophecy Theme (aus Dune)

Dune – Der Wüstenplanet ist das schier nicht zu greifende Meisterwerk eines entfesselten David Lynch. Klar, dass da auch die Musik ihren Teil zur Sogwirkung beitragen muss. Die stammt fast ausschließlich von Toto – mit Ausnahme des ahnungsvollen, jenseitigen Prophecy Theme, das in seiner sphärischen Wirkung perfekt zu Aura des Films von 1984 passt.

Final Sunset (aus Sebastiane)

In einem seiner frühen Soundtrack-Werke vertont Brian Eno 1976 das Leben des heiligen Sebastian, der um 300 n. Chr. als Märtyrer zu Tode kam. Während Regisseur Jarman die Homosexualität in den Bibelfilmen aus Hollywood thematisiert und damit einen Skandal provoziert, liefert Eno einen entrückten Klang für die letzten Tage im Leben eines Menschen. Betörend und berührend zugleich.

Ship In A Bottle (aus The Lovely Bones)

Zu Peter Jacksons surreal-tragischen Drama The Lovely Bones passt kaum eine Klangwelt besser als die eines Brian Eno. Klangtupfer, weite Flächen und kaleidoskopische Melodien schwirren umeinander und fassen das zu Tränen rührende Drama in Töne, die der im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Bildsprache ebenbürtig sind.

Late Evening In Jersey (aus Heat)

Michael Manns Epos Heat zählt zu den besten Gangsterfilmen der Welt. Für einen Beitrag zum Soundtrack tut sich Brian Eno 1995 mit U2 zusammen, um die nagende, klaustrophobische Spannung des düsteren Streifens auch musikalisch zu reproduzieren. Heraus kommt Always Forever Now, eine angespannte Hetzjagd durch nächtliche Straßen, sowie mit Late Evening In Jersey gleich noch eine Rarität, die es nicht mal auf den offiziellen Soundtrack geschafft hat und nur schwer zu bekommen ist.

An Ending (Ascent) (aus For All Mankind)

Ursprünglich schreibt Eno diese Musik für For All Mankind, Al Reinerts bahnbrechenden Dokumentarfilm über die Apollo-Mondmission. Das ist jedoch erst der Start für die ganz eigenen Raumfahrtmission dieses Songs: An Ending (Ascent) verpasst Steven Soderberghs Traffic ebenso wie aus Danny Boyles 28 Days Later eine unwirkliche, einzigartige Stimmung. Für Reinerts Bildern unserer Erde von oben eignen sich diese unvergesslichen Flächen dennoch am ehesten.

Insgesamt waren in den letzten Jahrzehnten Hunderte von Enos Arbeiten in Kino-, Dokumentarfilm und TV-Produktionen zu hören – allein gut 20 Scores für ein paar der größten Regisseure der Welt gehen auf sein Konto. Film Music 1976 – 2020 ist jetzt aber das erste Album, das die Höhepunkte aus diesem Teil seines Werks vereint, indem hier 17 seiner bekanntesten Film-/TV-Kompositionen zusammenkommen. Die perfekte Eintrittskarte in die sphärische Anderswelt der Eno-Soundtracks.

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