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Popkultur

Das Duett: 10 schlagkräftige Argumente für die Sonderform des Pop-Hits

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Foto: Patrick Ford/Redferns/Getty Images

Fast jede*r hat es schon mal getan, nicht alle sind heute stolz darauf. Nein, nicht, was ihr jetzt denkt. Die Rede ist natürlich von Duetten. Aerosmith mit Run DMC, Stevie Nicks mit Tom Petty oder Bob Dylan mit Johnny Cash: Hier kommt eine Revue der großartigsten Kollaborationen hinter dem Mikrofon.

von Björn Springorum

Duette gehören in der Popmusik zur Standardausführung. Plattenbosse sehen in der Kombination zweier Kassenschlager noch mehr Dollarzeichen aufleuchten, Künstler*innen wissen um die Chance, Menschen aus anderen Lagern auf sich aufmerksam zu machen, Fans erfreuen sich an einer neuen Facette ihrer Lieblingsprotagonist*innen. Meist ist so ein Duett deswegen auch eine große Pathos-Ballade, eine Springflut aus klebrigem Herzschmerz. Meist ist aber eben nicht immer, weshalb wir uns mal auf die Suche nach einigen der schönsten, besten und vielleicht auch überraschendsten Duette aller Zeiten gemacht haben. Hint: Sonny und Cher sind nicht dabei.

Bob Dylan und Johnny Cash

Dylan und Cash haben gemeinsam mehr Musik aufgenommen als auf eine Platte passen würde. Wirklich viel veröffentlicht wurde davon nicht – warum auch immer. Eine der wenigen Perlen, die uns bislang erreichte, ist Girl From The North Country. Aufgenommen 1969 in Nashville, hört man der Nummer durchaus an, dass es sich um eine sehr frühe, unpolierte, alles andere als perfekte Version des Tracks handelt. Mit Timing-Problemen, Versprechern und sehr rudimentären Vocals. Dennoch (oder gerade deswegen) ist der melancholische Song ein echtes Juwel und ein schönes Zeichen für die enge Freundschaft der beiden, die 1964 auf dem Newport Folk Festival erblühte.

Aretha Franklin und Annie Lennox

Zwei ganz ähnliche Ikonen, diesmal als geballte Ladung female empowerment, finden 1985 zusammen. Sisters Ain‘t Doing It For Themselves heißt die Nummer, die Eurythmics-Sängerin Annie Lennox mit Aretha Franklin zusammenführt. Geschrieben von den Eurythmics, bringt die Nummer England und Amerika in einer Aussage zusammen: Alle Macht den Frauen! Entsprechend kraftvoll, explosiv und entschlossen donnert die Hymne noch heute über unsere Köpfe hinweg. Eigentlich sollte Tina Turner den Franklin-Part übernehmen, konnte aber nicht. Ein echter Glücksfall!

Peter Gabriel und Kate Bush

Das erste klassische Duett aus Weiblein und Männlein ist ein ziemlicher Brocken. Sechseinhalb Minuten lang inszeniert Gabriel eine jenseitige, schwerelose, träumerische Klangwelt, zu der Bushs ätherische Stimme einfach perfekt passt. Kraftvoll, elegisch, geheimnisvoll – und trotz des Videos kein Liebeslied: Geschrieben für sein fünftes Soloalbum So (1986), skizziert er das Leben eines arbeitslosen Mannes in Thatchers England. Auch hier wollte er ursprünglich jemand anderen für den Part haben. Dolly Parton sollte es sein, konnte aber nicht. Schon wieder so ein Glücksfall!

Elton John und George Michael

Schon auf seinem 1974er Album Caribou zählt Don‘t Let The Sun Go Down On Me zu den besonders feinen Vertretern. Zusätzlichen Schub bekommt das Stück durch eine Neufassung, in der John mit George Michael zum Duett antritt. 1991 gibt es dafür die Nummer eins in den englischen und US-amerikanischen Charts. Für die beiden ist das Stück stets mehr als ein großer Hit gewesen: Es ist vor allem ein Manifest ihrer Freundschaft.

Stevie Nicks und Tom Petty

Stevie Nicks und Tom Petty, das sind nicht nur zwei begnadete und begabte Menschen. Es waren vor allem so ziemlich die engsten Freunde, die man sich vorstellen kann. Gut, es beginnt als etwas ungleiches Verhältnis mit Nicks als Superfan von Petty und Petty als Rocker, der sich das sicherlich gern gefallen ließ. Daraus entwächst jedoch eine enge freundschaftliche Beziehung, in der sie zusammen spielen, sich gegenseitig inspirieren, aushelfen – und manchmal auch einen Song zusammen singen. Stop Dragging My Heart Around ist ein besonders schönes Beispiel für die besondere Chemie der beiden.

Nick Cave und P.J. Harvey

In Sachen Duette würden die meisten bei Nick Cave wohl gleich Kylie Minogue zücken. Kann man natürlich, ist ja ein guter Song. Weitaus besser steht dem Meister des Morbiden aber das Duett mit seiner damaligen Flamme PJ Harvey zu Gesicht. Henry Lee hat alles, was man sich von Caves murder ballads wünscht: Dunkles Drama, unheilvolle Stimmung, fast schon antike Tragik. Harveys unersetzliche Stimme bringt zusätzliche Gravitas und genau das richtige Element sexueller Spannung. Gut ausgehen wird die Sache natürlich auch nicht. Aber tat sie das bei Nick Cave jemals?

Queen und David Bowie

Dieser Song hat das Wort „Klassiker“ in Großbuchstaben auf der Brust tätowiert: Queen und Bowie, da kann eigentlich nichts schiefgehen. Tut es natürlich auch nicht, Under Pressure knackt in mehr als zehn Ländern die Top Ten der Singlecharts. Nicht übel für eine Nummer, in der Bowie anfangs eigentlich gar nicht vorgesehen war.

Lana del Rey und Sean Lennon

Die Queen des nostalgisch-berauschten Hollywood-Pop fing erst relativ spät an, mit anderen Sängerinnen und Sängern zu kollaborieren. Als sie es tat, machte sie dieses Versäumnis gleich wieder wett. Auf Lust For Life von 2017 sang sie neben Stevie Nicks auch eine Nummer mit Sean Ono Lennon. Der ist in seiner spärlich-bittersüßen Instrumentierung nicht nur sehr gelungen, sondern auch voller popkultureller Referenzen: Sie singt vom Tiny Dancer und darüber, wie seltsam es ist, mit Sean über John Lennon und Yoko Ono zu singen. Meta, Baby!

Nancy Sinatra und Lee Hazlewood

Natürlich waren Franks Tochter Nancy und der ewig grummelnde Lee Hazlewood nicht die Begründer des Pop-Duetts. Sie haben diesem Sujet aber mehr Perlen geschenkt als die meisten anderen. Einer der schönsten Songs ihrer beider Karrieren ist mit Sicherheit Summer Wine – und einer der erfolgreichsten noch dazu. Wie so oft in der Geschichte des Duetts, steht am Anfang auch hier eine andere Version. Ursprünglich sang Hazlewood die Nummer mit Suzie Jane Hokom. Mit wem? Eben…

Aerosmith und Run DMC

Allein über diese Kollaboration könnte man Romane schreiben, Filme drehen, Doktorarbeiten schreiben. Bei Walk This Way haben wir es mit einer besonders frühen, gewagten und herrlichen Version des klassischen Crossovers zu tun: Aerosmith und Run DMC, Rock und Rap, das sind 1986 unvereinbare Welten. Das offizielle Video der Kollaboration zeigt das anfangs auf humorvolle Weise: Links die lärmenden Rocker, rechts die coolen Rapper. Später sehen und hören wir dann, dass es eben auch zusammen funktioniert. Und wie: Aerosmith beschert diese Version in den Achtzigern einen gehörigen Karriere-Boost!

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